Strand Lighting zeigte mit dem 500ML, dass eine moderne und zeitgemäße Lichtsteuerung nicht teuer sein muss. Gut ein Jahr nach ihrer Premiere bekommt die 500ML eine neue Softwareversion: Wir haben uns die Neuerungen angesehen und waren vor allem von der völlig überarbeiteten Effekt-Engine angetan.
Die Fähigkeiten eines Lichtoperators werden heute oft nicht über sein Gespür für Licht und Musik gemessen, sondern daran, wie gut er die eine oder andere Konsole, sei sie aus Franken oder aus Texas, programmieren kann. Da freut man sich über jeden Hersteller, der trotzdem noch eine Eigenentwicklung finanziert und auf den Markt bringt, die nicht gleich alle erdenklichen Möglichkeiten bietet und für deren Bedienung man kein Informatiker sein muss. Strand Lighting, mittlerweile ein Geschäftszweig von Philips, stellt schon seit langem Lichtstellanlagen – vor allem für den Theater- und Musicalbedarf – her, kann auf eine sehr lange Tradition aufbauen und bringt dadurch einen gehörigen Erfahrungsschatz mit. Mit der 500ML führt Strand Lighting den Weg der „Hybridkonsolen“ konsequent weiter und bietet mit ihr ein Lichtpult an, das für die heutige Zeit optimiert wurde: Von komplexen Shows mit Moving Lights bis hin zu klassischen Theateranwendungen wird das Pult allen Anforderungen gerecht. Ihr Hauptaufgabengebiet ist in kleinen bis mittelgroßen Stadthallen zu sehen, genauso wie bei Laientheatergruppen, Schulen mit einer ambitionierten Theater AG oder Clubs und Discos, die nicht gerade eine Unmenge an Scheinwerfern und gleichzeitig noch eine LED-Wand von nur einer Konsole aus steuern wollen. Einzige Begrenzung der – in Deutschland entwickelten – Software sind die vier DMX-Universen mit insgesamt 2.048 Kanälen.
Hardware
Schauen wir uns die 500ML erst mal von außen an. Mit ihren 20 kg ist das Pult schwerer als man es von seiner Größe her erwarten würde. Das hohe Gewicht resultiert aber aus einer enorm soliden Verarbeitung. Alle Encoder und Fader sind sehr angenehm leichtgängig und so stabil verbaut, dass sie auch mal eine eher unsanfte Behandlung ohne Probleme wegstecken können, ohne gleich in ihrem Inneren oder auf der Platine zu brechen. Die 60-mm-Fader werden dem einen oder anderen Theaterstellwerker vielleicht zu kurz sein, haben uns aber durch ihre Solidität überzeugt. Die Tasten sind sehr leichtgängig, haben keinen spürbaren Druckpunkt und somit auch kein störendes Klickgeräusch. Auch sie sind so robust, dass sie ein wildes Herumflashen unbeschadet überstehen. Das Motherboard des eingebauten Linuxrechners ist stoßgedämpft eingebaut, so dass auch mal ein unsanfter Transport kein Problem darstellt. Auf der Rückseite finden wir alle relevanten Anschlüsse: Euronetzstecker, 4 × DMX out, SMPTE in, MIDI in, out, thru, 1 × DVI für externen (Touch)Screen, 3 × USB 2.0, zwei davon auf der Vorderseite, 1 × RJ45 für ArtNet und das Strand-eigene Protokoll shownet und natürlich ein 3-Pol-XLR für eine Pultleuchte.
Software 2.0
In der uns vorliegenden Betaversion 2.0 hat sich zu dem Vorgänger einiges getan. Ein großer Neuheitenkomplex sind die jetzt möglichen Cue-Timings. In jedem einzelnen Cue kann jede beliebige Zeit variabel eingestellt werden. Fade-In, Fade-Out und move in black – alles kein Problem. Innerhalb eines Cues kann man natürlich auch einzelne Parameter jedes einzelnen Fixtures frei einstellen. Mit der Fan-Funktion kann man so sehr schnell Farbverläufe oder Wellenbewegungen erzeugen. Erweitert wurde auch der Fixture Editor. Jetzt kann man bei manchen Funktionen wie Gobo oder Color den einzelnen Werten auch Gobo- oder Color-Thumbnails als Preview im entsprechenden Pool zuordnen. Neu in der Version 2.0 ist auch die Möglichkeit, eine Cue-Liste mittels Tastendruck in einen Chaser zu verwandeln. Das Herzstück eines jeden, heute modernen Lichtstellpultes ist wohl seine Effekt-Engine, die hier bei der Strand Lighting ML500 ein leistungsstarkes Kraftpaket ist. Auf den ersten Blick möchte man meinen, das alles schon mal irgendwo gesehen zu haben – oberflächlich betrachtet kann man Ähnlichkeiten zu einem Wettbewerbsprodukt nicht leugnen. Aber es handelt sich bei weitem nicht nur um einen Abklatsch. Sehr gefallen hat uns z. B., dass alle getätigten Einstellungen sofort und korrekt sichtbar sind. Man muss nicht den Effekt mit Blind kurz stoppen und starten, um das Ergebnis der neuen Einstellung begutachten zu können. Auch die Random-Funktion ist das, was sie sein soll: ein echter Zufallsgenerator.
Da es möglich ist, mehrere Effektzeilen pro Parameter anzulegen, die sich dann mit verschiedenen Größen und Zeiten überlagern, können sehr spannende Looks realisiert werden. Schön fanden wir auch, dass man im Effekt schon Fade-In- und Fade-Out-Zeiten festlegen kann. Interessant ist auch die Spalte „Duty cycle“: Mit diesem Wert legt man die Verweildauer des Effekts pro Fixture fest. Das heißt, dass eine Lampe den Effekt erst komplett durchläuft, bevor die nächste Lampe an der Reihe ist. Effektgeneratoren der gehobenen Leistungsklasse wie bei der ML500 stellen natürlich auch alle Grouping- und Wing-Möglichkeiten zur Verfügung, die man braucht, um größere Lampeninstallationen komfortabel und schnell ansteuern zu können. Interessant ist auch der „Colorpicker“. Zu den Standardfunktionen reihen sich drei weitere Schaltflächen, die für LED-Scheinwerfer von Bedeutung sind: „Best color“ steuert, ob bei einem gemischten Weiß die weiße LED mit dazu genommen werden soll oder nicht. Bei „Max output“ wird die weiße LED auf jeden Fall mit gemischt, um noch mehr Helligkeit zu erhalten. „Use primary only“ arbeitet nur mit den drei Grundfarben RGB bzw. CMY und lässt weitere Farb-LEDs wie zum Beispiel Amber außen vor.
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Interessantes
Ein neues Lichtpult wird man automatisch mit den bekannten Marktführern vergleichen. Bei der Hardware sind die Alleinstellungsmerkmale am offensichtlichsten zu finden, bei der Software ist das schon aufwändiger herauszufinden, zudem man als Anwender nicht unbedingt sofort ein klares Bild davon hat, was die Lichtstellanlage alles können muss. Deshalb ein Blick auf einige Details, die sich bei anderen Pulten sehr bewährt haben – und die somit mit Fug und Recht in die ML500 Einzug gefunden haben. Da ist zum Beispiel die Clear-Taste mit ihren drei Schritten – wenn man länger darauf drückt, wird der Programmer-Inhalt sofort gelöscht. Das Fadermangement ist auch state of the art: Jeder Faderzug hat zwei Tasten über und eine Taste unter sich. Jedem Fader kann ganz einfach eine Sequence zugeordnet werden. Legt man zum Beispiel eine Gruppe auf einen Fader, wird daraus ein Groupmaster. Die dazugehörigen Tasten sind natürlich auch komplett frei konfigurierbar. Alle gängigen Funktionen stehen hier zu Verfügung. Ein tolles Feature ist die Möglichkeit, das Maximallevel der Flashfunktion einstellen zu können. Wenn man einen Knopf zum Flashbutton konfiguriert, muss man bedenken, dass bei der ML500 das Cue-Timing nicht automatisch auf 0 s gesetzt wird (das kennt man aber von anderen Mitbewerbern auch). Man kann natürlich auch dieselbe Sequence mehrmals auf verschiedene Fader legen. So erhält man ganz schnell noch mehr Steuermöglichkeiten. Der im Gehäuse verbaute 8″-Touchmonitor dient hauptsächlich der Menüführung im Setup oder für das Patch-Sheet. Alle Edit-Funktionen für Sequenzen werden ebenfalls darüber dargestellt. Die Touch-Funktion ist so sensitiv, wie man das heute von einem Touchscreen erwartet. Er scheint aber robust genug zu sein, um im harten Alltagsgeschäft in der Veranstaltungstechnik zu bestehen. Wem der kleine Monitor zu filigran ist, kann die Bedienung auch mittels einer USB-Maus bewerkstelligen. Um eine deutlich bessere Übersicht und somit einen schnelleren Programmierablauf zu gewährleisten, sollte man allerdings unbedingt den optional anzuschließenden externen Monitor benutzen. Praktischerweise kann das auch ein Touchscreen sein. Der externe Monitor bietet sechs fest vordefinierte Ansichten, die immer in jeweils vier Bereiche aufgeteilt sind.
Da man heutzutage gewöhnt ist, seine Bildschirmansichten in fast unendlicher Vielfalt anzulegen, kann man sich bei der ML500 eventuell etwas eingeschränkt fühlen. Da darf man dann aber nicht vergessen, dass dieses Pult eben nicht für den Mega-Event konzipiert wurde, und dass man für den Preis auch nicht immer alles verlangen kann. Um doch noch ein bisschen mehr Komfort zu bieten, gibt es in den Ansichten die Möglichkeit, mittels einer einblendbaren Toolbar zwischen verschiedenen Funktionen für die einzelnen Fenster zu wählen. Die kleinen LCD-Bildschirme über den Fadern sind leider nur mäßig übersichtlich, da sie zwar nicht durch übertrieben viele Informationen überfrachtet sind, allerdings auch nur sehr begrenzt Platz bieten. Man kann über sie nur sehen, welche Q-Liste dort abgelegt ist. Welche Funktionen die dazugehörigen Knöpfe haben, muss man entweder wissen – oder man schaut schnell im dazugehörigen Einstellungsmenü nach. Wie sich das für eine Lichtstellanlage unserer Zeit gehört, bietet die ML500 auch mehrere Möglichkeiten für die Benutzung von Timecode: Man kann ihn entweder per XLR als SMPTE einlesen oder via MIDI. Das Pult hat aber auch einen eingebauten Timecode-Generator. Egal wo der Timecode auch herkommt, er wird immer über MIDI-out ausgegeben, so dass man über eine MIDI-Kette mehrere Konsolen oder andere MIDI-Geräte ansteuern kann. So fungiert die ML500 auch als SMPTE-auf MIDI-Konverter.
Fazit
Mit der 500ML ist dem Traditionshersteller Strand Lighting ein Lichtpult gelungen, bei dem das Preis-Leistungs-Verhältnis eigentlich „nicht ganz stimmt“: Für ca. 4.000 € bekommt man deutlich mehr, als man erwarten kann. Es sind dabei nicht immer die offensichtlichen Merkmale, die begeistern. Die Vielzahl der Kleinigkeiten, die man erst im Laufe der Zeit feststellt und kennenlernt, schafft das Gefühl, ein hochwertiges Produkt vor sich zu haben. So arbeitet die Software zum Beispiel intern immer im 32-Bit-Modus synchron zum DMX-Output, was eine sehr saubere (ruckelfreie) Ausgabe der DMX-Werte zur Folge hat. Man hat nie den Eindruck, dass mal ein Wert „gesprungen“ ist. Das erzielt das Entwicklerteam auch durch ein sehr schlankes Softwarekonzept: Das Ausnutzen der Rechenleistung (und somit eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit der Daten) werden groß geschrieben. Gut sichtbar wird das auch mal wieder über die Flash-Taste, sie ist einfach die schnellste Funktion eines jeden Lichtpultes. Egal wie wild und schnell man bei der 500ML auf den Knopf einhämmert, das Ergebnis ist immer korrekt und sieht nicht aus, als ob der Operator Schluckauf hätte. Sehr schön ist auch die Möglichkeit, das Pult direkt ins Internet zu bringen und darüber ein Softwareupdate einzuspielen, das Erstellen von eigenen Bootsticks ist damit hinfällig. Beim Update wird auch immer alles neu aufgespielt, nicht nur die eigentliche Steuersoftware, sondern auch die Fixture Library und sogar das Linux-Betriebssystem. Dadurch ist das Pult immer auf dem neuesten Stand. Anwender, die schon mal mit einem anderen modernen Lichtpult gearbeitet haben, werden sich sehr schnell zurechtfinden. Alle Funktionen sind vorhanden und auch da zu finden wo man sie suchen würde. Die Menüführung ist übersichtlich und sehr leicht verständlich. Ebenso die Benennung der Tasten. Hier findet man bekannte Begriffe, die auch das machen, was man erwartet. Auf dem robusten Gehäuse sind alle Tasten und die 24 Fader gut erreichbar und sinnvoll angeordnet. Die Verarbeitung ist qualitativ hochwertig. Kurzum: das Strand Lighting 500ML ist eine durch und durch runde Sache, die ihr Geld auf jeden Fall wert ist.