Die beiden kompakten Shure-Interfaces ANI4IN und ANI4OUT bieten vier analoge Ein- oder Ausgänge – und über eine Web-Applikation Mixer-Zusatzfunktionen.
Shure bietet in der Produktgruppe DSP, Mischer und Network Interfaces unter der Typenbezeichnung „ANI“ vier kleine Dante-Interfaces an, die als Schnittstellen zur Außenwelt entweder zwei analoge Ein- und Ausgänge oder je vier Eingänge oder Ausgänge zur Verfügung stellen. Die beiden letzt genannten Interfaces mit den Typenbezeichnung ANI4IN bzw. ANI4OUT wurden zum Test gestellt.
Das vierte Modell aus der ANI-Serie bietet eine USB-Verbindung zur Anbindung an PC-basierte Konferenzsysteme. Für die analogen Ein- und Ausgänge des ANI4IN und -OUT kann zwischen den Varianten mit XLR- oder Phoenix-Blockanschlüssen gewählt werden. Das ANI4IN mit Phoenix-Anschlüssen verfügt zusätzlich noch über Funktionen für eine Mute-Schaltung und LED an einer Mikrofonsprechstelle.
Die Stromversorgung mit einer Leistungsaufnahme von max. 10 W erfolgt ausschließlich über PoE. In beiden Geräten wird das Dante-Modul Ultimo4 von Audinate eingesetzt. Die Abtastrate liegt fest bei 48 kHz. Die Geräte befinden sich in soliden Gehäusen aus gebürstetem Aluminium und können entweder direkt mit Winkeln zur Montage versehen oder zur dritt nebeneinander in ein 19″-Rack eingebaut werden.
Alle Messungen am ANI4IN wurden bei der fest vorgegebenen Abtastrate von 48 kHz durchgeführt. Die vier Eingänge verfügen über eine einzeln schaltbare 48-V-Phantomspeisung und können im Gain zwischen 0 und 51 dB variiert werden. Die Einstellung dazu kann in einfacher Weise mit Hilfe eines Browsers über eine auf den Geräten laufende Web Application erfolgen.
Abhängig vom Gain liegt die Sensitivity der Eingänge für Vollaussteuerung zwischen +23 dBu und −28 dBu, womit von der Line-Pegel-Quelle bis zum Mikrofon alles angeschlossen werden kann. An den analogen Eingängen wurden der Frequenzgang, der Störabstand und die Verzerrungswerte bzw. Klirrspektren jeweils für Gain-Einstellungen von 0 dB und von +51 dB gemessen.
Abb. 1 zeigt dazu zunächst die Frequenzgänge der beiden Eingangskanäle, die bei 1 kHz auf 0 dB normiert sind. Die Messgrafik deckt einen Frequenzbereich von 5 Hz bis 45 kHz ab. Die Begrenzung am oberen Ende der Kurve knapp unterhalb von 23 kHz erfolgt durch die feste Abtastrate des ANI4IN von 48 kHz.
Von den vier vorhandenen Eingängen wurden jeweils Kanal 1 und 2 repräsentativ gemessen. Der Verlauf des Frequenzganges ist perfekt gerade und ändert sich auch bei maximalem Gain von 51 dB nur am untersten Ende geringfügig.
Die Messung des Störpegels liefert einen Störabstand von 111 dB bei 0 dB Gain und von 99 dB bei maximalem Gain von 51 dB. Daraus errechnet sich zusammen mit der Sensitivity von −28 dBu ein EIN (Equivalent Input Noise) von −127 dBu. Mit A-Bewertung sind es −129 dBu. Der Wert zeugt von einem exzellenten Preamp im AIN4IN.
Bei den Verzerrungsmessungen wurden zunächst die harmonischen Verzerrungen als THD+N (harmonische Verzerrungen und Rauschen) gemessen. Abb. 3 zeigt dazu die Kurven in Abhängigkeit vom Eingangspegel gemessen für Frequenzen von 100 Hz, 1 kHz und 6,3 kHz für die beiden Gain- Einstellungen von 0 und 51 dB. Die Clipgrenzen liegen dann bei +23 dBu bzw. bei −28 dBu.
Bei 0 dB Gain werden sehr gute Verzerrungswerte von unter −100 dB erreicht. Lediglich bei 6,3 kHz beginnt die Kurve schon ca. 15 dB unterhalb der Clipgrenze leicht anzusteigen. Ausgeprägter tritt dieser Effekt bei einem Gain von 51 dB auf, wo die Kurven für alle drei Frequenzen schon 15 dB unterhalb der Clipgrenze beginnen deutlich anzusteigen.
Neben dem Wert der harmonischen Verzerrungen in der Summe ist auch deren spektrale Zusammensetzung interessant. Den geradzahligen Oberwellen k2, k4, … wird eine eher positive Wirkung auf den Klang nachgesagt im Gegensatz zu den ungeradzahligen k3, k5, … Wichtig für die klanglichen Eigenschaften ist auch die schnelle Abnahme der Oberwellen zu höheren Ordnungen hin. Beides erfüllt das ANI4IN. Die höchste Oberwelle ist k2 und alle Klirrkomponenten höherer Ordnung fallen demgegenüber ab. Dabei wäre noch zu beachten, dass der k2 Anteil nur −105 dB beträgt und damit eigentlich schon vernachlässigbar ist.
Die letzte Messung für die Eingangssektion betrifft die transienten Intermodulationsverzerrungen (DIM), bei der ein 15- kHz-Sinus mit einem steilflankigen 3,15-kHz-Rechteck überlagert wird. Ausgewertet werden die dabei entstehenden Intermodulationsprodukte.
Abb. 5 zeigt dazu die Kurven, die hier auch wieder für Gain-Einstellungen von 0 dB und von +51 dB in Abhängigkeit vom analogen Eingangspegel gemessen wurden. Die Clipgrenzen sind entsprechend zu erkennen. Etwas überraschend sind die besseren Ergebnisse bei hoher Verstärkung von 51 dB mit einem Minimum von −90 dB gegenüber den −82 dB bei 0 dB Gain, wo dann auch noch der bereits früh einsetzende Anstieg der Kurven weit vor der Clipgrenze hinzukommt.
Auf der Ausgangsseite übernehmen die DACs mit den nachfolgenden analogen Ausgangsstufen die Signalübertragung. Die maximale Ausgangsspannung des Interfaces ANI4OUT liegt bei +22 dBu (Line Level) und kann via Software auf Aux-Level +2 dBu und Mic-Level von −24 dBu umgeschaltet werden. Der demgegenüber gemessen Störpegel an den analogen Ausgängen führte zu S/N-Werten von 114 dB in der Einstellung Line-Level, von 113 dB bei Aux-Level und von 96 dB bei Mic-Level.
Alle Werte sind für ihre jeweilige Anwendung sehr gut und bieten die wichtige Möglichkeit durch eine Anpassung an das nachfolgende Gerät den S/N über alles zu optimieren. Folgt dem ANI4OUT z. B. eine Endstufe, die bei 0 dBu am Eingang bereits voll ausgesteuert ist, dann würde man mit der +22 dBu Line-Level-Einstellung 22 dB im S/N verschenken. In der Aux-Level-Einstellung sind es dagegen nur 2 dB.
Am ANI4OUT mit vier analogen Ausgängen wurden vergleichbar zum ANI4IN Verzerrungsmessungen als THD+N bei 100 Hz, 1 kHz und 6,3 kHz sowie als Klirrspektrum bei 1 kHz ausgeführt.
Die Abbildungen 8 und 9 zeigen die THD+N-Kurven in Abhängigkeit vom Pegel und das FFT-Spektrum bei 1 kHz. Die Messung des FFT-Spektrums erfolgte 3 dB unter Vollaussteuerung und somit bei +19 dBu Ausgangspegel. Die Darstellung zeigt die Werte in dBu.
Für die größte Oberwelle (k2) mit einem Pegel von −63 dBu bedeutet das somit einen Klirranteil von −82 dB. Insgesamt betrachtet liegen die Verzerrungen auf der Ausgangsseite des ANI4-Systems damit zwar etwas höher als üblich, die Verteilung der Oberwellen mit k2 als höchste Linie und zügig fallender Tendenz zu den höheren Ordnungen hin relativiert das jedoch wieder.
Im FFT-Spektrum aus Abb. 9 fällt jedoch der relativ hoch liegende Rauschteppich im Vergleich zur reinen Störpegelmessung aus Abb. 7 auf. Dieser Effekt tritt beim ANI4OUT bereits für Aussteuerungen ab −40 dBfs aufwärts auf, wo der Rauschteppich beginnt zusammen mit dem Ausgangspegel anzusteigen.
In beiden Shure-Dante-Interfaces laufen Web-Applikationen, die über einen Browser direkt ohne weitere Software angesprochen werden können. Dabei kann man die Geräte entweder über ihren DNS-Namen, der sich aus der Typenbezeichnung und den letzten sechs Stellen der MAC-Adresse zusammensetzt, oder mit Hilfe der Shure-Discovery-App kontaktieren.
Für das ANI4IN stellt sich die Bedienoberfläche als kleines vierkanaliges Mischpult dar. Pro Kanal gibt es neben dem Fader und der Pegelanzeige noch die Gain-Einstellung, Phantom Power, Phase Reverse, Mute ein digitales Gain und pro Eingang einen EQ mit vier Filtern. Zusätzlich können die vier Eingänge auch noch in Mute- und Fader-Gruppen zusammengefasst werden. Für die vier Kanäle besteht die Möglichkeit, diese einzeln ins Dante-Netz einzuspielen oder als Summe der Kanäle 1+2 und 3+4 oder 1+2+3+4.
Auf dem Gerät können zehn Konfigurationen als Presets abgespeichert, die sich auch über den Browser exportieren und importieren lassen. Alles in allem hat man damit nicht nur ein Dante-Interface, sondern ein komplettes gut ausgestattetes vierkanaliges Mischpult. Für einige Anwendungen in kleinen Anlagen ist das ein schöner Mehrwert. Unabhängig von der Darstellung im Browser gibt es zur Kontrolle der Pegelverhältnisse auch noch LEDs pro Kanal an den Geräten, die über Ihre Farbe die aktuelle Aussteuerung für die Ein- oder Ausgänge grob anzeigen.
Für die analogen Ausgänge im ANI4OUT gestaltet sich die Bedienoberfläche ähnlich. Auch hier gibt es den 4-Band-EQ sowie Fader- und Mute-Gruppen. Unter der Bezeichnung Analog Gain befindet sich die Einstellung des maximalen Ausgangspegels, wo Line-, Aux- oder Mic-Level ausgewählt werden kann, je nachdem welches Gerät an den Ausgängen angeschlossen ist.
Shure hat mit den beiden Dante-Interfaces ANI4IN und ANI4OUT zwei kompakte Geräte im Angebot, die weit mehr als nur vier analoge Ein- oder Ausgänge zu bieten haben. Die über die praktische Web-Applikation über jeden Browser erreichbaren Zusatzfunktionen bieten ein komplettes gut ausgestattetes vierkanaliges Mischpult, mit dessen Hilfe sich kleine Anlagen oder lokale Funktionen elegant und einfach umsetzen lassen.
Da die Geräte sowohl mit XLR-Anschlüssen wie auch mit Phoenix-Buchsen angeboten werden, eignen sie sich gleichermaßen für mobile oder feste Installationen. Das äußere Erscheinungsbild und die Verarbeitung machen einen wertigen Eindruck. Die im ANI4IN verbauten Preamps erreichen mit einem EIN von −127 dBu (-129 mit A-Bewertung) sehr gute Werte und brauchen keinen Vergleich zu scheuen.
UVP incl.MwSt.: ca. 952 € (IN), ca. 833 € (OUT)
Samplerate: 48 kHz
Dante Modul: Ultimo4
Anzahl der analogen Eingänge: 4
Input Sensitivity: +23 bis −28 dBu
S/N* @ min. Gain: 111 dB
S/N* @ max. Gain: 99 dB
EIN* @ max. Gain: -127 dBu
CMRR @ 1 kHz: 53 dB
CTC @ 1 kHz: >100 dB
Anzahl der analogen Ausgänge: 4
Max. Output: +22/+2/-23 dBu
S/N* rel. zum max. Output: 114/113/96 dB
CTC @ 1 kHz: >100 dB
Innenwiderstand: 2 × 150 Ohm (symmetrisch)
Bei unterschiedlichen Werten der Kanäle wird der jeweils schlechtere Wert in
der Zusammenfassung angegeben
* alle Störpegelwerte 20 Hz bis 20 kHz unbewertet.
Mich wundert ein bisschen die max. Ausgangssspannung von (nur) 2dBV im “Aux-Level”-Ausgangsmodus. Wenn 2dBV = 0dBFS entsprechen und wir davon ausgehen, dass wir die üblichen 14dB Headroom erhalten möchten, dann liegt der maximale Nominalpegel bei -12dBV. Das entspricht einer Spannung von 250mV. Consumerpegel wäre aber -10dBV = 316mV. Ob sogar Shure hier auf die häufige Verwechslung von -10dBV (316mV) und -10dBu (250mV) hereingefallen ist? Korrekterweise sollte ein Consumerpegel-Ausgang eine unverzerrte maximale Ausgangsspannung von (-10dBV + 14dB Headroom =) 4dBV (oder 6dBu) ermöglichen.
Mich wundert ein bisschen die max. Ausgangssspannung von (nur) 2dBV im “Aux-Level”-Ausgangsmodus. Wenn 2dBV = 0dBFS entsprechen und wir davon ausgehen, dass wir die üblichen 14dB Headroom erhalten möchten, dann liegt der maximale Nominalpegel bei -12dBV. Das entspricht einer Spannung von 250mV. Consumerpegel wäre aber -10dBV = 316mV. Ob sogar Shure hier auf die häufige Verwechslung von -10dBV (316mV) und -10dBu (250mV) hereingefallen ist? Korrekterweise sollte ein Consumerpegel-Ausgang eine unverzerrte maximale Ausgangsspannung von (-10dBV + 14dB Headroom =) 4dBV (oder 6dBu) ermöglichen.