Kompakter Zwerg mit enormer Power – der Rogue R1 BeamWash des amerikanischen Herstellers Chauvet Professional präsentiert sich in unserem Praxistest als einfaches, aber kraftvolles Werkzeug der Lichtgestaltung.
Hoher Output – große Leuchte! Es ist doch immer wieder erstaunlich, wenn dieses Credo der konventionellen Zeit mit modernen LED-Scheinwerfern zwar nicht zwingend widerlegt, hinsichtlich Verhältnismäßigkeit aber doch immer wieder stark in Frage gestellt wird. Scheinwerfer wie der aktuelle Chauvet Professional Rogue R1 BeamWash sind hier ein klassisches Beispiel für solch eine gefühlte Diskrepanz zwischen Baugröße und Output – wie sich beim ersten Hands-On schnell herausstellte.
Die Aussage der Dame des Hauses, die den frisch gelieferten Testkandidaten mit den Worten „endlich mal ein handliches Paket“ auf den Tisch stellt, darf durchaus als erstes positives Merkmal des BeamWash gewertet werden. Lediglich knapp über 5 kg Gewicht und eine Bauhöhe von nur 33 cm bei eingefahrenem Zoom machen das Handling des kompakten Moving-Lights zu einer problemlos einhändig ausführbaren Performance.
Die Verarbeitung des Scheinwerfers ist auf den ersten Blick insgesamt gut, lediglich die Abdeckung des Displays hatte sich bei unserem Gerät gelöst und saß leicht versetzt in der Aussparung. Das Design ist durchaus ansprechend, wenn auch mit einigen etwas lieblos gestalteten Details, wie beispielsweise den nicht bündig eingelassenen Schrauben am Bügel, dem lediglich mit Gitter abgedeckten Lüfter auf der Rückseite des Kopfes oder den optisch wie haptisch sehr wackelig wirkenden Menütasten. Auch die großflächige, weiße Beschriftung auf der Basement-Seite hätte zu Gunsten einer wertigeren Erscheinung etwas dezenter und weniger auffällig sein dürfen, dies ist aber eher eine subjektive Bemerkung am Rande.
Aufgrund Größe und Gewichts des Scheinwerfers erfolgt die hängende Montage lediglich über einen einzigen Coupler – was der Bauform und Größe des Washlights sicherlich angemessen ist, in der Praxis aber gelegentlich zu unsauber und verdreht montierten Scheinwerfern führt. Eine Kennzeichnung der Default-Frontseite ist leider nicht vorhanden.
Auch wenn es wie ein Kampf gegen Windmühlen erscheint: Wir werden nicht müde, die leider immer wieder unzureichenden Ösen für die Sekundärsicherung zu kritisieren, die oft aufgrund Bauform oder Dimensionierung nur mittels umständlichem Fummeln und/oder Hilfslösungen mit normgerechten Safetys bestückt werden können – so leider auch beim Chauvet Professional Rogue R1 BeamWash.
Hinter der Frontlinse mit rund 14 cm Durchmesser und steglos miteinander verbundenen Optiken, ist der Kopf des BeamWash bestückt mit sieben RGBW-LEDs zu je 40 W. Die im Datenblatt angegebene, maximale Leistungsaufnahme von lediglich 157 W bei 230 V erschien uns für rechnerische 280 W LED-Gesamtleistung sehr niedrig und konnte von uns im Test so auch nicht bestätigt werden. Der gemessene Wert von rund 260 W bei 100 Prozent RGBW war hier schon realistischer, die Differenz zur theoretisch möglichen Leistung hängt dabei laut Vertrieb mit einem „gedrosselten“ Betrieb der LEDs bei hochenergetischen Farbmischungen in Richtung Weißlicht zusammen.
Diese insgesamt trotzdem geringe Leistungsaufnahme macht auch die Integration von PowerCon In und Out sinnvoll, da hier zahlreiche Einheiten mittels Hybridkabel einfach und schnell durchgeschliffen werden können.
Die Optik des Hauptmenüs wirkt mit vier bunten Icons auf den ersten Blick etwas verspielt, ist aber hinsichtlich seiner Struktur logisch aufgebaut und ermöglicht eine problemlose Navigation zu den benötigten Unterpunkten.
Neben der obligatorischen Vergabe der DMX-Adresse lassen sich beim Rogue R1 BW vier verschiedene DMX-Modi wählen, die in unterschiedlicher Auflösung diverser Features zwischen 14 und 21 Kanälen beanspruchen. Darüber hinaus kommuniziert das Washlight lediglich noch per RDM mit seinem jeweiligen Vorgesetzten. Eine Ansteuerung per ArtNet oder mittels weiterer Protokolle ist nicht vorgesehen.
Für TV-Anwendungen unabdingbar ist eine möglichst variable Einstellung der LED-Refreshing-Rate, die hier von 600‑Hz bis 15.000‑Hz wählbar ist und somit keinerlei Probleme im Kamerabild erzeugen dürfte.
Die Steuerung der Lüfterdrehzahl und die damit verbundene Geräuschemission lässt sich zwischen Low, Auto und High wählen, wobei Low zwar leise, aber nicht geräuschlos bedeutet und der Auto-Mode wohl in der Regel die beste Wahl darstellen dürfte. Insgesamt läuft der Wash mit einer durchaus üblichen Geräuschkulisse, die mit seinen primären Anwendungsgebieten wohl absolut im Einklang stehen dürfte.
Ein Großteil der Einstellungen lässt sich wie üblich auch per DMX über einen Control-Channel auswählen bzw. verändern.
Wie beginnt man einen Praxistest, wenn man ein kleines, einhändig zu tragendes Moving-Light auf dem Tisch stehen hat? Details ansehen? Aufschrauben und Innenleben begutachten? Nein, @Full ist das Gebot der Stunde und „Sehen was geht“ – und da geht einiges!
Wie eingangs bereits erwähnt, ist die Helligkeit solcher LED-Kraftzwerge immer wieder erstaunlich. Noch vor einigen Jahren waren Scheinwerfer dieser Größe reine Spielzeuge – heute sind es ernstzunehmende Maschinen mit großer Reichweite!
Der Hersteller gibt für seinen Rogue R1 BW bei kleinstem Zoomwinkel in 5 m Abstand eine Beleuchtungsstärke von knapp 14.000 Lux im Datenblatt an – ein Wert, der in der Praxis für ein Gerät dieser Größe und Leistungsklasse schlicht einen enormen Punch erzeugt!
Ein Öffnen des Abstrahlwinkels reduziert diesen Wert naturgemäß enorm auf rund 380 Lux, bietet dabei allerdings auch einen Zoombereich von 5° bis 58,2° und ist somit namensgebend für den Zusatz „BeamWash“.
Der Beam selbst ist bei minimalem Abstrahlwinkel sehr schön definiert und eher hart auslaufend, was dem optischen Mid-Air-Effekt sehr zu Gute kommt. Bei maximalem Zoom und eingefahrener Linse begrenzt das Gehäuse den Beam, wodurch auch hier der Randbereich tendenziell „hard-edged“ wirkt.
Aber um hier ehrlich zu sein: als Washlight zur Illumination größerer Flächen wird der Kleine wohl nicht die erste Wahl sein. Als Beamlight aber überzeugt der Output und kann daher als Effektleuchte mit eingeschränkt flexibler Ausgestaltung seiner Tätigkeiten punkten.
Bild: Stefan Junker
Überzeugende Farbmischung durch äußerst homogene Farben direkt ab Linsenaustritt, egal ob bei 50 % Zoom oder maximalem Abstrahl-winkel
Bild: Stefan Junker
Überzeugende Farbmischung durch äußerst homogene Farben direkt ab Linsenaustritt, egal ob bei 50 % Zoom oder maximalem Abstrahl-winkel
Das Dimming reagiert per default eher weich und etwas träge – ein Verhalten, dass sich allerdings durch das Umschalten von „Smooth“ auf „Fast“ im Menü oder per DMX ändern lässt und dann auch auf schnelle Flash-Befehle und Dimmer-Effekte mit hoher Frequenz sehr direkt anspricht. Lange Fadezeiten verarbeitet die Leuchte insgesamt sehr weich und gleichmäßig bis in die untersten Bereiche, auch wenn beim „Aus- und Anglühen“ der LEDs dann doch ein merklicher Sprung sichtbar ist.
Per default legt der BeamWash mit maximaler Helligkeit vor, das so erzeugte Weiß entspricht dabei allerdings dem „dreckigen“ Farbton des unkalibrierten LED-Outputs. Wer hier hinsichtlich Weißlicht qualitativ hochwertiger arbeiten möchte, kann mittels „White-Mode“ ein auf 7.500 K abgeglichenes Weiß erzeugen. Zusätzlich können über einen „Calibration-Mode“ die RGB-Farbtöne mehrerer Geräte – vor allem beim Dimming – aufeinander abgeglichen werden.
Kommen wir von weiß zu bunt: Die Farbmischung überzeugt durch satte und äußerst homogene Farben, vor allem auch durch eine sehr zufriedenstellende Farbstabilität beim Dimmen – gerade Mischfarben mit unterschiedlichen Anteilen tendieren hier oft zu einem mehr oder weniger deutlichen Farbdrift, der beim BeamWash jedoch nicht festzustellen war. Allerdings ist auch die Farbmischung – wie schon das Dimming – sehr weich und mit einer gewissen Trägheit behaftet, was einen zielgerichteten und punktgenauen Farbwechsel erschwert.
Durch den bereits erwähnten Wechsel des Dimmverhaltens von „Smooth“ auf „Fast“ verliert auch die Farbmischung diesen Fade-Effekt. Aus unserer Sicht eine eher unglückliche Kombination und auch bereits Kritikpunkt beim Test des Chauvet Professional Maverick Storm 1 Wash – das Verhalten von Dimming und Farbmischung sollte unbedingt getrennt behandelt und editiert werden können.
Bild: Stefan Junker
Homogener Lichtaustritt erzeugt von sieben Optiken der Frontlinse mit rund 14 cm Durchmesser, die steglos miteinander verbunden sind
Bild: Stefan Junker
Homogener Lichtaustritt erzeugt von sieben Optiken der Frontlinse mit rund 14 cm Durchmesser, die steglos miteinander verbunden sind
Einen linearen CTO besitzt der Rogue R1 BW nicht, dafür aber ein simuliertes „Farbrad“ mit diversen Farb- und Weißlicht-Presets unterschiedlicher Farbtemperaturen sowie Rainbow- und Randomeffekten.
Noch gar nicht betrachtet – und dabei ein echter Hingucker – ist das Tempo des kleinen Moving-Lights. In nur 1,2 Sekunden rotiert der Kopf um ganze 540° Pan, für 230° Tilt benötigt er tatsächlich nur rund 0,5 Sekunden! Der Kopf bewegt sich so schnell, dass er dabei gelegentlich den Wettkampf „Masseträgheit gegen Motorkraft“ an die Masse verliert, was sich anschließend mit einem kurzen „Durchrutschen“ der Stepper um ein bis zwei Schritte bemerkbar macht.
Der Mittelpunkt eines schnell laufenden Circle-Effektes weicht so beispielsweise im Laufe der Zeit um einige Grad vom ursprünglichen Ziel ab, findet aber nach Beendigung des Effektes seinen Ursprung dank ausreichend genauer Positionsrückführung schnell wieder. Zugegeben – dazu muss man die Leuchte allerdings einige Zeit mit einem flotten Effekt malträtieren, bei dem andere Scheinwerfer oft nur noch spastisch zucken würden!
Beim Einrichten und Fokussieren der Leuchte reagiert der Kopf aufgrund seines geringen Gewichtes absolut direkt, ohne Nachlaufen oder Verzögerung.
Man fühlt sich etwas an den Scheinriesen aus der Geschichte von Michael Ende erinnert: Aus der Distanz vermutet man hinter dem kräftigen Output eine mächtige Maschine – doch je näher man kommt, umso kleiner wird der Lichterzeuger, bis man letztlich diesem kompakten Kraftzwerg gegenübersteht. Nicht einmal 5,5 kg Gewicht bringt er auf die Waage, lässt sich problemlos einhändig verarbeiten und ist ohne viel Tamtam zu konfigurieren.
Zugegeben, der Chauvet Professional Rogue R1 BeamWash ist keine superflexible Hyper-Hybrid-Kombination verschiedenster Scheinwerfertypen. Er ist in erster Linie ein kraftvolles, praktikables und kostengünstiges LED-Beamlight mit der Option auf Wash – aber das ziemlich gut!
Hoher Output, saubere Farbmischung und schnelles Tempo ermöglichen kraftvolle, statische Looks genauso wie schnelle, effektvolle Bewegungen sowie bei Bedarf auch eingeschränkt Anwendungen als klassisches Washlight.
Der Rogue R1 BW ist zu einem Listenpreis von 1.650,– € netto bei Chauvet Deutschland erhältlich.