Cameo oder Opus sind jetzt nicht unbedingt die bekanntesten Namen oder gängigsten Geräte in der Movinglight-Welt. Jedoch ist die Eigenmarke der Adam Hall Group auf dem besten Weg, durch qualitativ äußerst hochwertige Produkte auch mit den Großen Spur halten zu können.
Cameo als Marke und Hersteller Adam Hall sind bisher noch nicht die bekanntesten Namen, wenn es um professionelle Movinglights geht, die im Rental breit vertreten sind. Es gibt aber bereits einige Vertreter der Kategorie „High-Professional“ im Portfolio von Cameo. Womöglich gehen diese aber in der sehr großen Produktwelt, die verschiedene Zielgruppen adressiert, in der Wahrnehmung etwas verloren. Der Fluter Zenit W600 konnte z. B. bereits im Jahr 2019 im Test bei uns durchaus überzeugen. Ob der Opus X Profile dahingehend folgt und eine ernstzunehmende Alternative zu arrivierten Marken und Modellen ist, wissen wir und ihr am Ende dieses Tests.
Der Cameo Opus X Profile scheint auf den ersten Eindruck ein ganz schöner „Kaventsmann“ zu sein. Allein die Kartonage schlägt mit knapp einem Viertel Kubikmeter zu Buche. Das Gesamtpaket bringt mit reinem Verpackungsmaterial gut 46 Kilogramm auf die Waage. Ausgepackt sind es dann „nur“ noch gute 41 Kilogramm, jedoch wurden neben den beiden Basement-Tragegriffen zwei weitere Griffe nahezu unsichtbar in die Oberseiten der Bügel integriert, um trotz der Masse des Geräts ein sicheres Handling gewährleisten zu können.
Neues Erscheinungsbild für ein neues Selbstverständnis?
Vom äußeren Erscheinungsbild her weicht der Opus X Profile sichtbar vom Aussehen der bisherigen Geräte der Opus-Serie ab: sowohl die Optik des Basements, als auch des Bügels ist hier viel kantiger ausgeführt, während die Form des Kopfes hingegen deutlich abgerundeter wirkt.
Außerdem ist der Opus X Profile mit knapp 80 cm Höhe, guten 43 cm Breite und ca. 31 cm Tiefe auch ein ganzes Stück größer als die nahen Verwandten aus der Opus-Produktfamilie. Ein weiterer optisch markanter Unterschied ist, dass die deutlich größere Frontlinse mit einem Durchmesser von 17 cm nun direkt am Ende des Kopfes sitzt.
Das Basement ist mit einem batteriegepufferten monochromen Touch-Display ausgestattet, das über vier Touch-Zonen (oben = rauf; unten = runter; links = zurück; rechts = bestätigen) verfügt und dadurch intuitiv bedienbar ist. Zudem stehen noch ein haptisches Auswahlrad mit Klickfunktion und eine Zurück-Taste für die Bedienung ohne Touch-Display zur Verfügung.
Die Rückseite des Basements lässt anschlussseitig keine Wünsche offen, hier ist sozusagen alles vorhanden, denn DMX 5-Pin, DMX 3-Pin, EtherCon (sACN & Art-Net) und PowerCon True1 werden jeweils als Ein- und Ausgang inkl. RDM angeboten. Zudem ist der Opus X Profile serienmäßig mit einem W-DMX-Modul ausgestattet, sodass sich hier noch eine gut sechs Zentimeter lange Antenne dazugesellt. Diese kann für den Transport oder bei Nichtbenutzung am Gehäuse arretiert und für den Betrieb um 360° geschwenkt und bis zu 90° aufgestellt werden.
Hocheffiziente LED-Engine 750 W auf dem Level einer 1.000-Watt-Engine
Das Herzstück des neuen Cameo Opus X Profile bildet eine 750 W starke, kaltweiße LED-Engine mit einer Farbtemperatur von 6.100K. Für die PWM-Frequenz sind an dieser Stelle fünf Optionen wählbar: 650 Hz, 1.530 Hz, 3.600 Hz, 12.000 Hz und 25.000 Hz. Das extrem effiziente Hochleistungsleuchtmittel liefert in Zahlen laut Herstellerangaben einen beeindruckenden Output von 33.000 lm und 72.000 lux bei einem Messabstand von fünf Metern. Die Kühlung des Kopfes wird dabei mit Hilfe von sieben Lüftern erreicht, von denen allein sechs im direkten Bereich um das Leuchtmittel herum angeordnet sind. Somit liegt die tatsächliche aufgewendete Leistung inkl. Motoren bei ca. 1.200 W.
Besonders interessant für Theater- oder TV-Anwendungen ist die Option, den Opus X Profile über einen „Fan-Off“-Modus ganz ohne Lüfter betreiben zu können, wobei der Output des Leuchtmittels jedoch verständlicherweise drastisch reduziert wird.
Im Inneren des Cameo Opus X Profile sind die verschiedenen Komponenten in insgesamt fünf voneinander unabhängigen Segmenten aufgeteilt. Davon sind die ersten drei Segmente in der hinteren Hälfte des Kopfes als Module ausgeführt, die mit nur zwei Schrauben fixiert sind und zu Servicezwecken einzeln entnommen werden können. An die beiden anderen Segmente im vorderen Bereich kommt man im Servicefall nicht mal eben so einfach ran, dafür sind hier aber auch die weniger filigranen Komponenten untergebracht.
Das erste Modul beherbergt die CMY-Farbmischeinheit und den stufenlosen CTO-Filter, der die Farbtemperatur bis zu einem Wert von ca. 2.600 K herunter korrigieren kann.
Alle vier dieser Funktionen werden mit Hilfe von jeweils zwei entsprechenden Farb-Flaggen gelöst, die sich gegenüberliegend auf jeder Seite des Strahlenganges befinden. Die Pärchen sind leicht versetzt zueinander angeordnet und liegen bei einhundertprozentigem Ansteuerungswert vollständig übereinander. In diesem Modul geht es jedoch wirklich sehr eng zu, und so hat es zumindest bei dem Testgerät akustisch den Anschein, als würden einige Flaggen-Pärchen teilweise aneinander reiben. Optisch und funktional ist an dieser Stelle jedoch keine Beeinträchtigung festzustellen.
Das zweite Modul ist mit einem Farbrad (sechs Farben + weiß) und einem rotierbaren Animationsrad, sowie einem festen Goborad (sieben austauschbare Glasgobos + offene Position) und einem rotierbaren Goborad (sechs austauschbare Glasgobos + offene Position) bestückt. Das feste Farbrad beinhaltet beim Opus X Profile unter anderem satte Vollfarben, die mit der CMY-Farbmischeinheit so nicht in dieser Intensität herstellbar sind. Genau gesagt stehen ein tiefes Rot, ein Medium-Blau, ein sattes Grün, ein pastellfarbenes Lavendel, ein tiefes Amber und als Klassiker ein Congo-Blue zur Verfügung. Die farbigen Glasscheiben sind in sinnvoller Reihenfolge hintereinander angeordnet und nur durch einen schmalen Steg voneinander getrennt. So ist auch die Möglichkeit der Mischung von Halbfarben gegeben.
Die Standard-Bestückung der beiden Goboräder ist ebenfalls sehr sinnvoll gewählt, an diesen Positionen ist sowohl für Projektions- als auch für Beam-Show-Anwendungen auf jeden Fall das Richtige dabei.
Bild: Torben Lehmann
Bild: Torben Lehmann
Auf dem dritten Modul sind eine Blendenschiebereinheit mit vier vollständig schließenden Blendenschiebern, sowie eine nicht völlig schließende Irisblende untergebracht. Wie zu erwarten verfügt jeder einzelne Blendenschieber über zwei voneinander unabhängige Motoren, und die Blendenschiebereinheit kann in beide Richtungen um bis zu 45° rotieren. Zudem sind die einzelnen Shutter sehr filigran ausgeführt und sehr nah aneinander positioniert, was sich wirklich positiv auf die Schärfe auswirkt.
Über die Funktion und insbesondere über den Nutzen der Irisblende lässt sich in diesem Gerät vielleicht ein wenig streiten. Zumindest ist der erzielte Effekt im Hinblick auf den vorhandenen Zoombereich von sechs bis 48 Grad nicht wirklich ein Wow-Effekt, zumal die Iris dafür nicht weit genug zu macht. Zumindest sind auf dem zugehörigen DMX-Kanal ein paar klassische Iris-Effekte vorgefertigt hinterlegt, die dann teilweise über das Ausblenden der LEDs unterstützt werden, da die Irisblende ja nicht vollständig schließt.
Das vierte Segment ist mit einer elf Zentimeter messenden Focus-Linse, sowie jeweils zwei Prismen und zwei Frostfiltern ausgestattet. Letztere Komponenten sitzen direkt hinter der Focus-Linse und werden daher beim Einsatz der Focus-Funktion zusammen mit durch den Gerätekopf gefahren. Da hier eine ganz ordentliche Masse bewegt wird, kommt es, je nach Stellung des Kopfes, schon einmal zu ganz leichten Vibrationen des gesamten Segments während der Bewegung, was jedoch optisch nicht ins Gewicht fällt.
Die beiden Prismen, ein sechsfach Lineares und ein fünffach Zirkulares, sind gegenüber voneinander angeordnet und werden mit zwei voneinander unabhängigen Motoren, aber dennoch über den gleichen Steuerkanal angesprochen. Leider befinden sie sich von der Einbautiefe her wirklich exakt auf der gleichen Ebene und können daher nicht miteinander kombiniert werden.
Die beiden unterschiedlich intensiven Frostfilter liegen sich eine Ebene dahinter ebenfalls gegenüber, sind jedoch im Gegensatz zu den beiden Prismen in der Tiefe leicht versetzt zueinander angeordnet. Somit ist es hier möglich, die beiden Filter auch gleichzeitig miteinander zu nutzen. „Stufenlos“ ist an dieser Stelle bei beiden Frostfiltern übrigens nicht übertrieben und wirklich hervorragend umgesetzt. Mit Hilfe beider Frostfilter eignet sich der Cameo Opus X Profile dann auch noch bestens als Washlight-Ersatz und wird damit sozusagen zum Hybrid-Movinglight.
Das fünfte und letzte Segment ist die Zoom-Linse, die mit ca. zwölf Zentimetern Bewegungsfreiheit einen Bereich von sechs bis 48 Grad abdecken kann.
Der Cameo Opus X Profile ist auf Grund des äußerst effizienten Verhältnisses zwischen Leistung und Output sowie seiner Vielzahl von Funktionen schon mal ziemlich gut aufgestellt. Noch dazu macht jede der einzelnen Komponenten einen sauber verarbeiteten Eindruck und verrichtet ihre Aufgabe exakt so, wie es vorgesehen ist. Im Besonderen stechen dabei jedoch, wie bereits beschrieben, die hervorragend harmonierende Blendenschiebereinheit und die beiden stufenlos miteinander kombinierbaren Frostfilter hervor.
Noch dazu kann der Opus X Profile in anderen Bereichen, wie beispielsweise der großzügigen Ausführung der Anschlussmöglichkeiten, dem werksseitig integrierten W-DMX-Modul nebst Antenne und dem intuitiv bedienbaren Touch-Display punkten.
Aber auch softwareseitig gibt es einige kleine und feine Details. So lassen sich beispielsweise die Einstellung von vier unterschiedlichen Dimmer-Kurven, LED- oder Halogen-Leuchtmittelverhalten, Blackout-Moving-Optionen, Display-Einstellungen, das Lüfter-Management oder die PWM-Frequenz auch über den DMX-Control-Kanal vornehmen.
Ebenfalls mit Hilfe dieses Kanals kann der Pan-Bereich des Kopfes auf 540° oder 630° Bewegungsradius festgelegt werden. Die Ansteuerung des Opus X Profile kann in zwei Betriebsmodi erfolgen, die jeweils 37 oder 55 DMX-Kanäle beanspruchen.
Die meisten der im Opus X Profile zum Einsatz kommenden Motoren und ihre dazugehörigen Komponenten sind flüsterleise. Lediglich die Zahnriemen der größeren, beweglichen Bauteile wie Zoom- oder Focus-Einheit, geben während ihrer Bewegung auch eine entsprechende akustische Rückmeldung dazu. Hierfür und passend zum wählbaren Lüfter-Aus-Modus gibt es softwareseitig einen „Silent Movement“-Modus, der die Bewegung der Motoren automatisch verlangsamt und dadurch die Geräuschentwicklung kompensiert.
Doch wo so viel Licht ist, muss es ja auch ein bisschen Platz für einen Hauch von Schatten geben: So ist beispielsweise das über die CMY-Farbmischeinheit erreichte Rot ein wenig schwach auf der Brust. Als Workaround dafür kann jedoch auch ganz gut das satte Rot des festen Farbrads verwendet werden, das ja als erste Farbe auf dieser Komponente verfügbar ist.
Auch könnten der Kaltstart, für den der Opus X Profile knapp 90 Sekunden braucht, sowie der Soft-Reset, dessen Durchführung eine knappe Minute in Anspruch nimmt, zeitlich gesehen ein bisschen schneller vonstatten gehen, zumal das Gerät schon viel früher mit der Synchronisierung der einzelnen Motoren fertig zu sein scheint, und zudem – während beider Vorgänge – auch kein Zugriff auf die Menüstruktur des Gerätes besteht.
Eine weitere kleine Unstimmigkeit, die sicherlich auch softwareseitig zu lösen wäre, ist das Verhalten der Lüfter während des Soft-Reset-Vorgangs, wenn sich das Gerät im Lüfter-Aus- Modus befindet. Denn hier springen erst mal alle Lüfter wieder an, bis der Reset-Vorgang vollständig beendet ist, um danach wieder zu verstummen.
Die kleinen „Beanstandungen“ überschatten den Gesamteindruck des Opus X Profile bei weitem nicht: Bis auf die etwas zaghaft schließende Irisblende und das nicht so ganz satt mischbare CMY-Rot bewerkstelligen alle implementierten Funktionen ihre Aufgaben mit Bravour. Zudem glänzt das Gerät durch die Vielzahl von zeitgemäßen Anschlüssen, überaus benutzerfreundlich via Control-Kanal einstellbare Optionen, das werkseitig integrierte W-DMX inkl. Antenne, die intuitive Menüführung mit oder ohne Touch-Display und nicht zuletzt durch einen fairen Anschaffungspreis.
Vielleicht wäre es noch eine Überlegung wert gewesen, die beiden Prismen, ähnlich wie die Frostfilter, in der Einbautiefe ein wenig versetzt zueinander anzuordnen, um diese ebenfalls miteinander kombinieren zu können, zumal die beiden Prismen eh schon als zwei separate Komponenten verbaut worden sind. Der Opus X Profile ist für rund 5.000 Euro netto/Liste bei Adam Hall bzw. bei Cameo direkt erhältlich.