Der SGM Palco und sein Nachfolger P-5 definierten die Messlatte für professionelle LED-Fluter. Mit dem P10 kommt nicht nur eine größere und leistungsstärkere Variante, sondern ein laut Hersteller allroundtaugliches LED-Fixture mit den Funktionen eines Washlights, Strobelights, Floodlights und eines Pixelblinders auf den Markt. Was er zu leisten vermag, haben wir uns anhand der ersten Serienversion im Praxistest angesehen.
Noch vor den Zeiten von G-Spot & Co schuf der dänische Hersteller SGM mit statischen LED-Scheinwerfern, vor allem dem mittlerweile zum Standard gewordenen LED-Fluter P-5, die Basis für ein Comeback des ehemals italienischen Unternehmens in den professionellen europäischen Markt. Wo sich andere Unternehmen im aufstrebenden LED-Moving Light-Segment gnadenlose Marketing- und Produktschlachten lieferten, etablierte SGM lange Zeit fast ungestört hochwertige LED-Scheinwerfer im unbewegten Architektur- und Effektbereich wie Fluter oder Strobes mit unterschiedlichen Ausstattungen und Leistungsklassen. Immer solide und stets im Bereich dessen, was die LED-Technologie realistisch ermöglichte. Aus diesem Grund dauerte es auch bis zum Jahr 2017, bis mit dem P-10 nun ein Hochleistungsfluter auf den Markt kommt, der nicht nur „fucking heller“ ist, wie die Eigenwerbung von SGM betont, sondern auch einige zusätzliche Features bereithält.
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Out of the dark
Wenn Apple Scheinwerfer bauen würde … nein, so weit wollen wir nicht gehen – aber bezüglich ansprechendem Produktdesign und Verarbeitung liegt der dänische Hersteller im internationalen Vergleich sehr weit vorne! Auch wenn es sich über guten Geschmack genüsslich streiten lässt – der P-10 sieht wie seine Design-Brüder der P-, Q-, i- oder X-Serie einfach schick und hochwertig aus. Die Verarbeitung ist sehr sauber, die Spaltmaße präzise, die Farbgebung in schwarz und anthrazit sehr gelungen. Auf Wunsch kann der P-10 auch in weißem Gehäuse sowie mit entsprechendem Aufpreis in Custom-Farbe geliefert werden. Allerdings ist der P-10 ein wirklich mächtiger Scheinwerfer, mit gut 70 cm Breite, 40 cm Höhe und rund 20 kg Gewicht ist er kein lediglich etwas breiterer P-5, wie man vielleicht auf den ersten Bildern vermuten würde, sondern rund dreimal so groß und mehr als doppelt so schwer wie sein kleiner Bruder! Trotzdem ist das Handling des P-10 in allen Belangen hervorragend. Das Transportieren und Versetzen des Scheinwerfers geht dank eines großen Griffes direkt am Kopf problemlos vonstatten. Beim Rigging weiß neben den obligatorischen Camlock-Arretierungen eine erfreulich großzügig dimensionierte und praktikable Sicherungsöse in Form eines ausklappbaren Schäkels sehr zu gefallen! Hochwertige Bremsen und eingearbeitete Kreiswinkel-Markierungen erleichtern das Einrichten und fixieren den Kopf sicher in jeder Lage. Das Anschlussfeld auf der einen Seite des Basements bietet IP-geschützte 5pol-Buchsen für DMX sowie PowerCon True1-IN und OUT zum Anlegen und Durchschleifen der Stromversorgung. Das kleine OLED-Display und die vier Menütasten sind ebenso wie der Griff am Kopf angebracht, wodurch ein sehr praktikabler Zugriff im laufenden Betrieb ermöglicht wird. Die Menüführung ist dabei äußerst einfach und intuitiv, sehr positiv auch der übersichtliche Homescreen mit Angabe von Betriebsmodi sowie aktueller und nächster freier DMX-Adresse. Auch ein Shortcut, der einen schnellen Werks-Reset mittels gleichzeitigem Drücken der Tasten „ESC“ und „Enter“ ermöglicht, dürfte in der Praxis beim sauberen System-Setup hilfreich sein. Etwas schade ist lediglich eine fehlende Akkupufferung, um das Gerät bereits vorab und stromlos konfigurieren zu können. Wer auf das händische Setup am Gerät allerdings ganz verzichten möchte, kann dies selbstverständlich auch nachträglich per RDM ausführen.
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Der P-10 lässt sich sowohl per kabelgebundenem DMX, wireless mittels serienmäßig implementiertem LumenRadio CRMX-System sowie selbstverständlich auch Stand-Alone betreiben, wobei dem User hier alternativ eine selbsterklärende „Quick-Color“-Funktion oder bis zu drei Programme mit jeweils maximal 24 Szenen und individuellen Wait- und Fadezeiten zur Verfügung stehen. Leider lässt der P-10 keine Priorisierung des jeweiligen Inputs zu, weshalb kabelgebunden zwar wireless sticht, ein Stand-Alone-Mode allerdings auch erst wieder manuell gestoppt werden muss, um zum Datenempfang zurückzukehren. Per DMX stehen dem User einige Betriebsmodi zur Verfügung, die in diesem Fall interessanterweise nicht nur die 16- Bit-Auflösung diverser Kanäle und/oder die Segmentierung des LED-Arrays beeinflussen, sondern tatsächlich auch den Fokus von Wash- zu Strobelight verschieben. So bietet beispielsweise der 6-Channel-RAW-Mode neben RGBW lediglich einen Shutter- und einen Dimmerkanal, wohingegen der umfangreiche 30-Kanal-Strobe-Mode neben einer individuellen Ansteuerung der acht LED-Segmente rein über RGB auch Kanäle wie Dimmer, Duration, Rate, Effekt sowie einen Farbmakro- und einen CTC-Kanal aufweist. Im Kopf selbst sind 48 HighPower 24 W RGBW-LEDs mit großzügig ausgelegten Kollimatorlinsen in vier Reihen zu je zwölf Stück verbaut, durch eine mittige Teilung der Reihen wird die angesprochene Segmentierung in acht individuelle LED-Stränge erreicht. Der physikalische Abstrahlwinkel des LED-Arrays liegt per default bei leistungsstarken 10 Grad, größere Winkel erreicht man durch optional erhältliche, symmetrisch mit 19° oder 45° sowie asymmetrisch mit 63° × 12° oder 12° × 63° zeichnende Filterrahmen. Diese Rahmen werden lediglich magnetisch auf die Frontseite „aufgeklebt“ und mittels Safety gesichert. Torblenden mit vier oder acht Flügeln, die auch in Kombination mit den Filtern verwendet werden können, runden das Zubehörpaket ab. Der komplette Scheinwerfer ist selbstverständlich wieder nach IP65 zertifiziert, also sowohl staubdicht als auch geschützt gegen Strahlwasser aus beliebigem Winkel – alles andere wäre auch ein eklatanter Bruch mit den Erwartungen der Kunden und nebenbei auch tendenziell suboptimal für einen Architektur-Scheinwerfer! Erwähnenswert ist hierbei, dass SGM seine IP-Klassifizierung nicht nur durch Gummidichtungen und Abdeckungen erreicht, sondern zusätzlich einen sogenannten, zum Patent angemeldeten „Dehumidifier“ einsetzt. Das Bauteil, welches auch in anderen SGM-Geräten eingesetzt wird, spaltet im Inneren des Gerätes die Wasserstoff-Ionen von der Luft ab und führt diese hinaus. Eine spezielle Membran – ähnlich einer GoreTex-Membran – sorgt dafür, dass der Weg nach außen offen ist, aber nach innen für Feuchtigkeit geschlossen.
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Into the light
Im Betrieb überzeugt der herstellerseitig mit einem Output von 40.000 Lumen und 26.500 Lux in fünf Metern Abstand (im Vergleich dazu der P-5 mit 43° Optik und 19.300 Lumen) angegebene P-10 zwar mit enormer Helligkeit, verliert aber mit der Verwendung der wechselbaren Diffusoren an Leistung. Die Montage dieser Filter ist eine wahre Freude und geht dank der magnetischen Halterungen extrem schnell von der Hand. Unter Vollast nimmt der P-10 maximal 1.250 W Energie auf, die natürlich auch entsprechend in Wärme umgesetzt und abgeführt werden muss. Dies geschieht mittels temperaturgesteuerten Lüftern, die bei maximaler Umdrehung deutlich hörbar, im Durchschnitt aber im akzeptablen Bereich arbeiten. Das Dimming verläuft mit leichten Abstrichen weitestgehend linear und weich, dezente Dellen in der Dimmkurve kompensiert der P-10 durch ein extrem smartes „An- und Ausglühverhalten“ ohne erkennbare Sprünge – selbst bei einem zehnsekündigen Fade auf lediglich zehn Prozent Intensität. Die Farbmischung ist dank RGBW-Komponenten sowohl im gesättigten Bereich wie auch den Pastelltönen gleicher – maßen kräftig wie auch facettenreich, je nach gewählter Betriebsart hat man als User hier Zugriff auf alle Komponenten („RAW“) oder lediglich RGB, wobei die Maschine dann den jeweiligen Weißanteil selbstständig hinzufügt. Wer lieber ohne Farbmischung, dafür mit kalibrierten Farbwerten arbeitet, kann im 30-Kanal-Strobe-Mode über den Makro-Kanal verschiedene Grundfarben, Rainbow-Effekte sowie eine ganze Reihe an LEE-referenzierten Filterfarben wählen und nutzen. Außerdem finden sich hier auch Plus und Minus-Green-Filter in angenehm feinen Abstufungen, wie sie beim Einsatz von Kameras gern eingesetzt wer – den – allerdings waren bei unserem Testgerät die Bereiche von „Plus“ und „Minus“ im Vergleich zur Angabe im „Vorab-Manual“ vertauscht. Der P-10 soll im Kamerabetrieb absolut flickerfrei arbeiten, eine dementsprechende Möglichkeit zur individuellen Anpassung der „LED Refresh Rate“ analog zum P-5 soll in Kürze folgen, war bei unserem Testgerät jedoch noch nicht implementiert. Die Farbtreue beim Dimming ist in weiten Teilen stabil, lediglich in den unteren Intensitätsbereichen kommt es zu Verschiebungen in den jeweils stärkeren Farbanteil der Mischung – aber mal ehrlich: Wer einen Fluter dieser Größenordnung einsetzt, wird ihn wohl nicht mit drei Prozent Leistung fahren. In den DMX-Modi mit CTC-Kanal gleicht dieser per default die vorhandenen LED-Stränge auf einen kalibrierten Wert von 5.600 Kelvin ab, wahlweise lässt sich hier aber auch die Farbtemperatur stufenlos von 2.000 K bis 10.000 K verändern. Dies erfolgt dabei nicht nur bei reinem Weiß, sondern bei allen Mischungen abseits der hundertprozentigen Sättigung, also bei Kombinationen mit Weißanteil. Nutzt man den P-10 als Strobelight, so lassen sich im entsprechenden Modus neben allgemein zugänglichen Sync- oder Random-StrobeMakros auch weitere Effekte wie Flicker, Lightning, Spikes oder „Random Strobe Panels“, ein Random-Strobe über acht Segmente mit wechselnden Farben, erzeugen. Da wir für unseren Praxistest eines der ersten Seriengeräte zur Verfügung hatten, konnten hier nicht alle Makros überzeugen und bedürfen softwareseitig noch et – was Finetuning. Insgesamt erfüllt der P-10 seine Aufgabe als Strobe – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um einen Fluter-Strobe-Hybrid-Scheinwerfer handelt – ordentlich. Wie bei anderen Geräten mit direkt abstrahlenden Arrays, kann der typisch „punchige“ Blitz klassischer und neuer LED Strobes, die indirekt über einen Reflektor blitzen, nicht vollends hergestellt werden. Der Vorteil am engen Abstrahlwinkel von 10° ist dagegen, dass man sehr zielgerichtet Blind- und Strobeeffekte steuern kann.
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Fazit zum SGM P10
Der P-10 ist ein qualitativ hochwertiger, extrem leistungsfähiger LED-Fluter mit praxisgerechtem und durchdachtem Zubehör. Der Wechsel der magnetisch arretierbaren Diffusor-Rahmen ist gleicher maßen anwenderfreundlich und schnell, die damit formbaren Beams nützlich und vielseitig. In Kombination mit der soliden und nuancenreichen Farbmischung inklusive LEE-referenzierten Farbwerten und Plus/Minus Green-Funktion dürfte sich auch der P-10 als Referenz seiner Klasse etablieren. Nutzt man die Maschine als Effektscheinwerfer, so bietet der P-10 zahlreiche Strobe-Effekte sowie durch eine Segmentierung des LED-Clusters weitere kreative Möglichkeiten zur Verwendung in Traverse oder Gegenlicht. Nicht zuletzt ein umfangreicher Stand-Alone-Modus mit Quick-Color-Funktion sowie die Ansteuermöglichkeit per W-DMX machen aus dem eckigen Fluter eine runde Sache. Der P-10 ist zu einem Netto-Listenpreis von 6.395 € über die SGM Deutschland GmbH zu beziehen.