PTZ für Studio-/Live-Events

PTZ-Kameras von Canon im Hands-On

PTZ-Kameras erleben einen ungebremsten Boom und werden Herstellern aus den Händen gerissen. Die Modelle von Canon bieten lichtstarke Kameras mit schnellem Autofokus und langen Brennweiten. Wir werfen einen Blick auf zwei Modelle und den dazugehörigen Controller.

Canon 2(Bild: Canon)

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Übersicht:

Überzeugende Bildqualität

Nützliche Controlling Tools

Remote Controller mit Touchdisplay

Noch nicht auf voller Fahrt

Lohnende Kamera


Mit mehreren Kameramodellen und einem zugehörigen Control-Panel bedient Canon die nach wie vor starke Nachfrage im PTZ-Markt. Mit der CR-X500 gibt es ein wetterfestes UHD Modell mit 15-fach optischem Zoom, daneben die beiden Modelle in unserem Hands-On: Die CR-N500 und ihre etwa halb so große Schwester, die CR-N300, verfügen über einen 1″ bzw. 1/2,3″-Sensor und können Auflösungen bis UHD 30p bei 4:2:2 10-Bit ausgeben. Beide Kameras kommen dafür mit einer HDMI-Schnittstelle sowie den gängigen Netzwerkprotokollen RTMP/RTMPS, NDI|HX, RTP/RTSP daher – auf diesem Weg allerdings nur mit 4:2:0 8-Bit Ausspielung. Außerdem stellt Canon das eigene XC-Protokoll bereit, das einen optimierten Remote Workflow mit anderen Canon Produkten ermöglichen soll. Um ein Audiosignal einzuspeisen, verfügt die CR-N500 über einen 3,5mm Klinkenanschluss sowie zwei XLR-Inputs, während bei der kleinen Schwester auf XLR und auf den Genlock-Anschluss verzichtet wird. Dafür ist sie in der Lage, ein Full-HD-Signal mit 12 fps per USB auszuspielen. Diese Funktion fehlt dem größeren Modell, welches dafür wiederum Log 3 und Wide DR und somit HDR Bildverarbeitung ermöglicht.

Als jüngstes Modell (Stand Q1 2023) reiht sich eine weitere High-End-Kamera in das PTZ-Angebot von Canon: Die Canon CR-N700 bietet UHD bei 60 Bildern pro Sekunde, 12G-SDI Output, verbesserten Autofokus und Trackingfunktionen.

Überzeugende Bildqualität

Die CR-N500 verfügt über eine Zoom-Optik mit 15-fach optischem Zoom und einer maximalen Brennweite von F2.8-4.5 bei Äquivalent Kleinbild 24,5-382,5 mm, während die CR-N300 F1.8-2.8 bei 20-fachem Zoom über 29,3-601 mm Kleinbildäquivalent bietet. Die CR-N500 hat DualPixel AF und die CR-N300 einen hybriden Autofokus, der schnell und zuverlässig arbeitet, sowie einen optischen Bildstabilisator für ein ruhiges Kamerabild, die CR-N500 hat außerdem einen 1/4, 1/16, 1/64 ND-Filter spendiert bekommen.

Canon 1(Bild: Canon)

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Nützliche Controlling Tools

Wie mittlerweile üblich lassen sich beide Kameras vollständig über ein Webinterface konfigurieren, welches passwortgeschützt werden kann. Hilfreich ist, dass Canon ein Netzwerktool zur Verfügung stellt, mit dem Kameras auch im DHCP-Modus oder bei falscher IP-Adresse gefunden und angesprochen werden können. Darüber hinaus stellt Canon kostenlos die Camera Control Application zur Verfügung, mittels der man einen konfigurierbaren Multiviewer für seine PTZ-Kameras erhält und diese steuern kann. Aktuell sind die Programme nur für Windows 10 erhältlich.

Canon keyboard
Mit Shortcuts wird die Tastatur zum PTZ-Controller. Einstellungen lassen sich exportieren und importieren, das gilt auch für die Liste registrierter Kameras. Ein Rechnerwechsel ist kein Problem. (Bild: Alexander Heber)

Die Software zur Kamerasteuerung bietet die Möglichkeit, Keyboard Shortcuts zu erstellen, und eröffnet die Bedienung über angeschlossene Joysticks oder Controller. Einzelne Optionen lassen sich ein oder ausblenden und so hat man beim Showbetrieb nur noch die Funktionen, die man benötigt und trotzdem bleibt der Weißabgleich nur ein paar Klicks entfernt. Wer schon einmal mit Canon Kameras gearbeitet hat, findet dank der klassischen Canon-Icons, die man auch von Fotokameras kennt, schnell die gewünschte Option.

canon Icons
Gewohntes Design Canon bedient sich der etablierten Icons zum Navigieren der Einstellungen. Wer schon einmal mit Canon fotografiert oder gefilmt hat, findet sich auch hier schnell zurecht. (Bild: Alexander Heber)

Bei der Suche nach den UHD-Auflösungen für den HDMI-Ausgang und das Streaming kann man trotzdem kurz ins Stocken geraten. Wer auf die UHD-Auflösungen zugreifen möchte, muss im ersten Schritt die Systemfrequenz der Kamera anpassen und erst dann stehen die Auflösungen zur Verfügung. Das ist zwar für einige Kameramodelle üblich, aber in einer hektischen Aufbausituation kann man dies schon einmal vergessen und Zeit verlieren. UHD steht bei 25p und bei 30p zur Verfügung.

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Remote Controller mit Touchdisplay

Neben den beiden Kameras bringt Canon auch den RC-IP100 Controller frisch auf den Markt. Neben dem obligatorischen Joystick und Wippschalter für die eigentlichen PTZ-Funktionen bietet das Panel vier mehr oder weniger freibelegbare Drehregler sowie zwei ebenfalls belegbare Taster. Der Hauptfokus des 350 × 183 mm großen Steuerpanels liegt jedoch auf
dem 7″-Touchscreen, über den ein Großteil der Kamerafunktionen abgerufen wird.

Controller(Bild: Canon)

Mittels IP- und Login-Daten können bis zu 100 Kameras in bis zu zehn Gruppen zu je zehn Kameras ohne großen Aufwand hinzugefügt werden. Neben dem LAN-Anschluss verfügt das Panel außerdem über eine serielle Option via RJ45-Anschluss sowie eine Tally Möglichkeit für die Kameras 1 bis 5 der ersten Kameragruppe. Nachdem man sich einen ersten Überblick verschafft hat, lässt sich das Setup über den RC-IP100 intuitiv bedienen und das Touchinterface den eigenen Bedürfnissen anpassen.

RC-IP100
Der Fokus des RC-IP100 liegt auf dem übersichtlich gestalteten Touchscreen, über den Presets programmiert und aufgerufen, aber auch die Hardwaretaster und Drehregler einfach konfiguriert werden können. (Bild: Lukas J. Herbers)

So gibt Canon zwar sechs Funktionsgruppen vor, in denen alle wichtigen Kamerafunktionen sinnvoll auf die zur Verfügung stehenden Buttons und Drehregler gemappt werden, jedoch lassen sich die Funktionen in jedem der vorgeschlagenen Layouts anpassen oder austauschen. Neben jeweils 100 Prestore Slots für Kamerapositionen können jeder Kamera auch bis zu zehn aufgenommene Fahrten zugewiesen werden.

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Noch nicht auf voller Fahrt

Ein wenig bedauerlich ist, dass die Kamera zwar direkt auf Input anspricht, die Anzeigen des RC-IP100 geänderte Werte allerdings merklich verzögert übernehmen. Ein weiteres Manko im Test war der Versuch der Kameras, eine gleichzeitige Zoom- und Schwenkbewegung stabil zu halten, indem die Schwenkgeschwindigkeit sich an den Zoom anpasst. Praktisch resultiert diese, an sich sehr sinnvolle, Funktion aber in einem Sprung in der Schwenkgeschwindigkeit, nachdem die Zoombewegung abgeschlossen wurde. Dieses Problem soll laut Canon bereits per Firmware Patch behoben worden sein, der zum Testzeitpunkt jedoch noch nicht zur Verfügung stand. Da es die ersten Kameras sind, die Canon um die PTZ-Funktionen erweitert hat, lässt sich davon ausgehen, dass noch weitere Verbesserungen und Anpassungen folgen werden.

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Lohnende Kamera

Abschließend lässt sich sagen, dass Canon trotz der genannten Mankos zwei rundum taugliche Kameras mit gewohnt hervorragender Bildqualität bietet.

Canons CR-N500
Canons CR-N500 und ihr kleines Schwestermodell CR-N300 decken gemeinsam einen großen Teil der möglichen Einsatzgebiete moderner PTZ-Kameras ab. Die rechteckigen Kamerabodies sind ein auffälliges Designmerkmal. (Bild: Lukas J. Herbers)

Die CR-N500 mit ihrem größeren Sensor und HDR-Option dürfte im Studiobetrieb gute Dienste leisten, während die optisch unauffälligere CR-N300 zwar schwächere Bildparameter, dafür aber den besseren optischen Zoom und eine offenere Blende mitbringt und wohl eher für den Einsatz in Sport, Live-Event und Festinstallation gedacht ist.

Kameraanschlüsse
Anschlüsse Im Vergleich zur CR-N300 bietet die große CR-N500 unter anderem Genlock und XLR-Inputs, um externe Audiosignale einzuspeisen. (Bild: Lukas J. Herbers)

Die Canon CR-N300 schlägt mit etwa 2.500 Euro und die CR-N500 mit 5.000 Euro zu Buche. Das Topmodell CR-N700 kostet ca. 9.000 Euro. Aktuell heben sich die Geräte zusätzlich durch tatsächliche Verfügbarkeit und entsprechend kurze Lieferzeiten positiv hervor.

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