Die Software für Windows und MacOS verwertet Daten aus CAD-Dateien für die GrandMA2 und revolutioniert damit das Erstellen von Patch, Gruppen, Layouts und Presets.
(Bild: Prefocus)
Damit ein Lichtspektaktel auch tatsächlich zu einem Lichtspektakel wird, vergehen für einen Licht-Operator viele Stunden der Vorbereitung an einer Lichtkonsole. Je nach Größenordnung des Ereignisses sowie Anzahl, Anordnung und Komplexität der eingesetzten Geräte können auch schnell mal mehrere Tage dafür benötigt werden.
Und bevor mit der eigentlichen Passion – der Programmierung von Lichtstimmungen, Übergängen, Effekten, usw. – begonnen werden kann, steht zunächst die meist eher mühselige Vorbereitung der Konsole an. Getreu nach dem Motto: Erst die Pflicht, dann die Kür. Das Anlegen und das Patchen von Geräten sowie das Erstellen von Gruppen, Presets und Layouts kann jedoch je nach Aufwand bereits einen sehr zeitaufwändigen Faktor bedeuten. Viele Operator nutzen daher eigene „Start-Shows“ und können sich bei Konsolen einiger Hersteller beispielsweise mit Makros helfen, um sich ihre entsprechende Arbeitsgrundlage zu generieren, wobei die Befehlsketten dann aber auch schon mal einige hundert oder mehr Zeilen beinhalten können und die Konsole minutenlang mit der Ausführung beschäftigt ist.
Die in Berlin ansässige Prefocus GmbH, deren Kernkompetenzen eigentlich in den Bereichen Lichtgestaltung, Pre-Production und Licht-Operating angesiedelt sind, hat daher speziell für das Grandma2-System ein Software-Tool entwickelt, welches die Positions-Daten aus CAD-Dateien verwerten und damit ab einer gewissen Größenordnung für immense Zeitersparnis und deutlich weniger rauchende Köpfe sorgen kann.
Im Jahre 2013 von Tobias Heydthausen und Tilman Schumacher zunächst als Planungs- und Pre-Programming-Studio unter dem Namen Prefocus GbR in Berlin-Kreuzberg gegründet, sorgten eine anscheinend recht erfolgreiche Zusammenarbeit und wachsende Projektgrößen bereits drei Jahre später für die Umfirmierung zur Prefocus GmbH. Zudem wird das Team seit 2016 von Wolfgang Krämer unterstützt, der als passionierter Licht-Operator ebenfalls häufig komplizierte und umfangreiche Makros einsetzt, um sich das Setup komplexer Lichtsysteme mit der GrandMA2-Konsole zu erleichtern.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Form von plötzlichen Auftragsrückgängen und die damit unerwartet neu gewonnene Zeit brachte Krämer auf die Umsetzung einer Idee: Warum die für die Programmierung relevanten Werte noch per Hand in die Konsole übertragen, wenn die Positions-, Rotations-, und eventuell sogar noch Patch-Informationen doch bereits heutzutage für fast jede Veranstaltung in einer CAD-Datei vorhanden sind? Somit begann Krämer, sich mit Programmiersprachen auseinanderzusetzen. Mit dem Gedanken im Hinterkopf, die bereits vorhandenen Arbeitserleichterung in Form von Makros zukünftig vielleicht noch etwas einfacher gestalten zu können, übertrug er spaßeshalber die ersten Zeilen in ein kleines selbstgeschriebenes Programm. Im Grunde sollte dies bereits die Geburtsstunde der Prepare App gewesen sein, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte. Im Anfangsstadium kleinere Erfolge feiernd ist am Ende vorsichtig gesagt ein mächtiges Werkzeug dabei herausgekommen.
Jedoch möchte auch eine Prepare App ein wenig vorbereitet werden. Mit Hilfe von Template-Tabellen kann man direkt aus Vectorworks, Wysiwyg, depence2 oder Capture eine .csv- Datei erstellen lassen und importieren. Es besteht außerdem die Möglichkeit, Positions-Werte mit Hilfe einer Excel- Tabelle für einen späteren Import manuell einzupflegen. Hierfür müssen 13 Spalten (Fixture ID, DMX Universe, DMX Address, Fixture Name, x, y, z, xRot, yRot, zRot, Short Name, Function und Position) mit den zugehörigen Informationen gefüllt werden. Dabei gilt es die Reihenfolge der geforderten Daten einzuhalten, damit diese später auch richtig ausgelesen werden. Die beiden letzten Spalten unterscheiden dabei nochmals. Teilbereiche wie beispielsweise links oder rechts bzw. unterschiedliche Positionen wie Bühne oder Publikum o. ä. und sind für die spätere die Erstellung von Gruppen hilfreich.
Als nächster Schritt müssen die Symbolnamen der Zeichnung mit den später benutzten Lampen-Typen abgeglichen werden. Zum einen können die Gerätetypen aus der CAD- Datei mit denen der internen Prepare-Geräte-Datenbank, in welcher auch eigene Lampen-Typen hinterlegt werden können, zugewiesen werden. Zum anderen kann die Prepare App die Gerätetypen der CAD-Datei per LAN-Verbindung mit den Gerätetypen der GrandMA2 abstimmen. Dabei ist es allerdings nicht notwendig, bereits die korrekte Anzahl der Geräte in der Konsole angelegt zu haben, der Lampen- Typ reicht der Software an dieser Stelle bereits völlig aus, um eine Übereinstimmung zu erkennen.
Sind die Daten erst einmal in die Prepare App eingelesen, hält die Software auch gleich ihre vier mächtigen Werkzeuge bereit: Das sind die Bereiche Patch Setup, Groups, Layouts und Presets.
Wenn eine importierte .csv-Datei alle relevanten Werte für die einzelnen Geräte enthält und eine aktive LAN-Verbindung zwischen der Prepare App und der Konsole besteht, übernimmt die Software mit Hilfe der „Patch Setup“- Funktion in wenigen Schritten automatisch das Anlegen aller Geräte, führt das Patching durch und vergibt sowohl Geräte Name, 3D-Positionsdaten sowie die Geräte-ID. Dabei kann man wählen, ob man das Patch hinzufügen, also „mergen“, oder überschreiben möchte. Des Weiteren werden Multi-Instanzen-Geräte korrekt angelegt.Im Bereich „Groups“ liefert die Prepare App hilfreiche Unterstützung für das automatische Erstellen von Geräte-Gruppen. Je nach Auswahl, und wenn die entsprechenden Häkchen gesetzt sind, generiert die Software zum einen automatisch die Gruppierung der entsprechenden Gattungen, separiert jedoch auf Wunsch auch gleich die Haupt- von den Sub-Fixtures, sortiert Geräte auf Basis der Koordinaten entlang der drei Achsen oder gruppiert Geräte in die beiden bereits angesprochenen Teilbereiche (basierend auf den Werten von „Function“ oder „Position“). Hierbei können die mit der Prepare App erstellten Elemente auch gleich farblich markiert werden und heben sich je nach Priorität, beispielsweise Haupt- zu Sub-Fixture, in der Intensität der Färbung gut erkennbar voneinander ab.
Dies gilt auch für das dritte Werkzeug, die Layouts-Funktion, die ebenfalls äußerst gelungen ist. Hier können die Geräte aus drei verschiedenen Blickrichtungen (von oben, von vorne und von der Seite) anhand ihrer Positionsinformationen direkt als Layouts in die GrandMA2-Konsole eingepflegt werden. An dieser Stelle besteht unter anderem die Möglichkeit, durch diverse Auswahlmöglichkeiten beispielsweise die Anordnung von Sub-Fixtures auf allen drei Achsen zu modifizieren oder einzelne Rotationswerte für die Erstellung von Layouts zu deaktivieren. Darüber hinaus kann man auch Pläne zur besseren Übersicht unter ein Layout legen lassen. Diese Pläne können ebenfalls über die Prepare App direkt in das Pult geladen werden.
Das Vierte und vielleicht stärkste im Bunde ist das Preset-Werkzeug. Es lassen sich hier mit nur wenigen Maus-Klicks für alle verfügbaren Parameter pixelgenaue Delay-Timings, Verläufe und Effekt-Phasen generieren, die normalweise nur mit viel Aufwand und einem hohen Maß an Konzentration in dieser Genauigkeit hervorgebracht werden könnten. Die unterschiedlichen Presets werden dabei gleich mit Zeiten versehen in der Konsole angelegt. An dieser Stelle stehen seit der Version 1.4 zehn vorgefertigte Verläufe zur Verfügung. Hierzu zählen zwei Verläufe von A nach B (jeweils von links nach rechts und von unten nach oben), zwei weitere Verläufe von innen nach außen (jeweils horizontal und vertikal), sowie die Verläufe eines Kreises (vom Mittelpunkt nach außen), eines sich drehenden Uhrzeigers, eines rotierenden Kuchenstücks, eines Pfeils (von links nach rechts mit veränderbarem Winkel), eines Diamants/einer Raute und eines Kreuzes. Diese Verläufe haben jeweils die Koordinaten x=0, y=0 und z=0 als Ursprung, können für jedes Preset individuell auf allen drei Achsen im virtuellen Raum verschoben werden und lassen sich ebenfalls aus den drei bereits angesprochenen Blickrichtungen wahlweise mit Sub-IDs, Rotation oder Grouping, gespiegelt oder einem Path erstellen. Ebenso können auch Gruppen aus den jeweiligen Verläufen erstellt werden.
Die Gleichung lautet also: Je detaillierter die CAD-Datei im Vorfeld angelegt worden ist, desto schneller kann es hinterher an der bzw. an die Konsole gehen. Die aus den verschiedenen ineinandergreifenden Bausteinen resultierende Zeitersparnis ist tatsächlich enorm. Zusätzlich wurde ein FTP-Server in die Prepare App integriert, der auf die gewohnte Ordnerstruktur der GrandMA2 zugreift und einen unkomplizierten Echtzeit-Datenaustausch mit der Konsole ermöglicht. In der direkten Kommunikation mit der GMA2 muss während der Erstellung jedoch die RDM-Fähigkeit der Geräte deaktiviert werden.
Soll oder muss RDM genutzt werden, müssen die entsprechenden Gerätetypen noch einmal in der Konsole aktualisiert werden. Darüber hinaus können die einzelnen Bausteine exportiert und mit Hilfe eines USB-Sticks auch offline an der Konsole aufgespielt werden. Für den Showbetrieb ist es nicht notwendig, die Prepare App in das Lichtsystem einzubinden, da alle Elemente direkt in der GrandMA2 Konsole abgelegt werden.
Die Prepare App wurde von ihren Machern zu Beginn der Entstehung noch überhaupt nicht als zu vermarktendes Produkt, sondern lediglich als intern nutzbare Erleichterung bei der eigenen Arbeit mit komplexen Lichtsystemen angesehen. „Es ist am Ende einfach so gut geworden, komplexe Startshowfiles sehr schnell auf den Weg zu bringen, wie uns die durchweg positive Resonanz von Kollegen gezeigt hat“, erklärt Tilman Schumacher im Rahmen einer Produktpräsentation in Frechen. Die sich ergebenden Vorteile und die Geschwindigkeit, wiederkehrende Vorgänge mit der App an die Konsole zu übermitteln, kann das Benutzerhandbuch in diesem Maße kaum darstellen. Schon jetzt ist das Programm derart ausgereift, dass sich erst bei direkter Anwendung die Möglichkeiten vollends erschließen lassen. Mit Hochdruck wird an neuen Onlinetutorials für aktuelle und zukünftige Bausteine der Prepare App gearbeitet. Die Liste an Ideen für neue Features wird täglich, auch im Austausch mit anderen Anwendern, länger. Man darf gespannt sein, was noch alles folgen wird. Auf die Frage, ob es auch eine Prepare-Version für das nachfolgende MA-System geben wird, entgegneten die Entwickler, dass dafür erst einmal die MA3- Software ausgereift sein müsse, und man sich so lange erst auf das Zusammenspiel mit dem aktuell von den Anwendern genutzten Produkt konzentriere. Es werde sich aber bereits umgeschaut, ob sich die Prepare App eventuell auch noch für Konsolen anderer Hersteller eignen könnte.
Zu diesem Zeitpunkt sind Versionen sowohl für die Mac-Systeme ab Catalina als auch für Windows10-Systeme erhältlich. Für einen überaus fairen Preis von aktuell 499,- € netto werden gleich zwei Lizenzen vergeben, die auf unterschiedlichen Rechnern je nach Bedarf aktiviert oder deaktiviert werden können. Hierfür ist eine Internetverbindung die Voraussetzung. Weitere Informationen zum Unternehmen stehen unter www.prefocus.de und weitere Informationen zum Produkt unter www.prepareapp.de zur Verfügung. Unter der zweiten Adresse gibt es auch eine kostenlose Testversion, mit der die Funktionen der Software mit einer Anzahl von bis zu 16 Geräten ausprobiert werden können. Diese können auch Geräte mit beliebig vielen Sub-Fixtures sein, an dieser Stelle gibt es keine Limitierung.