Vom Liechtensteiner Hersteller Neutrik stammt das Dante- Interface NA2-IO-DLINE. Das äußerst kompakte und gleichzeitig solide Interface verfügt über je zwei analoge symmetrische Ein- und Ausgänge für Line-Pegel-Signale. Die Eingangsempfindlichkeit beträgt +22 dBu für Vollaussteuerung, der maximale Ausgangspegel liegt bei +16 dBu. Beide Werte sind fest definiert und können nicht variiert werden. Daher gibt es auch weder am Gerät selber noch per Software die Möglichkeit, etwas einzustellen.
Dieser Test gehört zu einer Testreihe für Dante Interfaces. Eine Einführung und eine Liste aller getesteten Geräte finden sich in unserem Übersichtsartikel zu Dante Interfaces.
Das Interface NA2 ist somit fast ein reines Plug-and-Play-Gerät mit einfachster Bedienung. Der Anwender muss lediglich in der Dante-Controller-Software noch definieren, von wo das Interface seine Signale bezieht bzw. hin verschickt. Als Dante-Modul ist ein UltimoX2 verbaut. Die unterstützten Abtastraten sind 44,1k, 48k, 88,2k und 96k. Die Stromversorgung erfolgt ausschließlich per PoE mit einer Leistungsaufnahme von maximal 2 W. Falls der verwendete Switch kein PoE bietet, kann auch ein einfacher PoE-Injector entsprechend der Standards IEEE 802.3at oder af verwendet werden. Mittlerweile gibt es auch eine PRO-Version des Dante-Systems mit der Bezeichnung NA2-IO-DPRO.
Alle Messungen am NA2 wurden bei einer Abtastrate von 96 kHz durchgeführt. Beginnend bei den analogen Eingängen wurden der Frequenzgang, der Störabstand und die Verzerrungswerte bzw. Klirrspektren gemessen. Letzteres beinhaltet auch eine Messung der transienten Intermodulationsverzerrungen (auch DIM oder TIM genannt), da dieser Messung eine gute Korrelation mit den klanglichen Eigenschaften eines Testobjektes nachgesagt wird.
Abb. 1 zeigt zunächst die Frequenzgänge der beiden Eingangskanäle, die bei 1 kHz auf 0 dB normiert sind. Mögliche Schwankungen im Frequenzgang in Abhängigkeit von der Verstärkung lassen sich so durch den direkten Vergleich besser erkennen. Das Argument trifft in diesem speziellen Fall des NA2 zwar nicht zu, da kein Input-Gain eingestellt werden kann, bei fast allen anderen Testgeräten besteht jedoch die Möglichkeit, so dass wir uns für diese Art der Darstellung entschieden haben.
Die Messgrafik zeigt einen Frequenzbereich von 5 Hz bis 45 kHz. Die Begrenzung am oberen Ende der Kurve erfolgt durch die bei der Messung verwendete Abtastrate von 96 kHz. Erwartungsgemäß ist der Verlauf im gesamten relevanten Frequenzbereich völlig glatt und bedarf daher keiner weiteren Erläuterung.
In der Praxis deutlich relevanter sind die Werte für den Störabstand. Die dazu in Abb. 2 gezeigten Störspektren entsprechen einem Summenpegel von −113 dBfs (Ch1, blau) bzw. −109 dBfs (Ch2, rot). Mit A-Bewertung verbessern sich die Werte um 3 bzw. 4 dB. Das NA2 befindet sich damit in guter Gesellschaft. S/N-Werte in einer Größenordnung von 110 dB auf der Eingangsseite bei Line-Pegel sind typisch für Geräte mit Standard-ADC-Schaltungen. Die dazu gemessenen FFT-Spektren zeigen primär ein gleich verteiltes weißes Rauschen mit nur wenigen monofrequenten Anteilen, die leicht aus dem Rauschen herausragen.
Bei den Verzerrungsmessungen wurden zunächst die harmonischen Verzerrungen als THD+N (harmonische Verzerrungen und Rauschen) gemessen. Abb. 3 zeigt dazu die Kurven in Abhängigkeit vom Eingangspegel gemessen für Frequenzen von 100 Hz, 1 kHz und 6,3 kHz. Dort, wo die Kurven sprunghaft nach oben gehen, liegt die Clipgrenze. Für das NA2-Interface ist das bei +22 dBu der Fall. Kurz vor der Clipgrenze liegt der THD+N je nach Frequenz bei sehr guten −100 bis −108 dB. Bei 6,3 kHz klirrt es erwartungsgemäß etwas mehr als bei 1 kHz oder 100 Hz. Der Anstieg zu kleinen Eingangspegeln hin entsteht durch den Rauschanteil (N) in der Messung, der immer konstant vorhanden ist und somit bei kleiner werdenden Signalpegeln immer dominanter wird. Den reinen Klirranteil, also nur THD, bei kleinen Pegeln aus dem Rauschen heraus zu extrahieren, ist messtechnisch kaum möglich.
Neben dem Wert der harmonischen Verzerrungen insgesamt ist auch deren spektrale Zusammensetzung interessant. Den geradzahligen Oberwellen k2, k4, … wird eine eher positive Wirkung auf den Klang nachgesagt, im Gegensatz zu den ungeradzahligen k3, k5, …Wichtig für die klanglichen Eigenschaften ist auch die schnelle Abnahme der Oberwellen zu höheren Ordnungen hin. Inwieweit diese Aspekte in den hier anzutreffenden Größenordnung im Bereich um −100 dB (= 0,001%) und noch darunter aber überhaupt noch relevant sind, darf durchaus hinterfragt werden.
Abb. 4 zeigt dazu das Klirrspektrum der analogen Eingänge des Neutrik-Interfaces NA2 gemessen bei 1 kHz und +16 dBu Eingangspegel. Die Linien des FFT-Spektrums sind bezogen auf 0 dBfs dargestellt. Die Grundwelle bei 1 kHz liegt daher für einen Eingangspegel von +16 dBu bei −6 dBfs. Die größte Oberwelle k3 findet sich bei −125 dBfs entsprechend bei −119 dB. Verzerrungen in dieser Größenordnung darf man vermutlich guten Gewissen als nicht mehr relevant bezeichnen.
Die letzte Messung mit grafischer Darstellung für die Eingangssektion betrifft die transienten Intermodulationsverzerrungen (DIM), bei der ein 15-kHz-Sinus mit einem steilflankigen 3,15-kHz-Rechteck überlagert wird. Ausgewertet werden die dabei entstehenden Intermodulationsprodukte. Abb. 5 zeigt die Werte ebenfalls wieder in Abhängigkeit vom analogen Eingangspegel. Die Kurve erreicht extrem gute Werte von −100 dB, die zudem bis zur Clipgrenze ohne frühzeitigen Anstieg beibehalten werden.
Auf der Ausgangsseite übernehmen die DACs mit den nachfolgenden analogen Ausgangsstufen die Signalübertragung. Die maximale Ausgangsspannung des Interfaces Neutrik NA2 liegt bei +16 dBu. Der demgegenüber gemessene Störpegel an den analogen Ausgängen wurde zu −91 dBu (Ch1, blau) bzw. −95 dBu (Ch2, rot) bestimmt, woraus ein S/N von 107 bzw. 111 dB resultiert. Im FFT-Spektrum des Störpegels erkennt man primär weißes Rauschen. Lediglich bei 10,4 kHz tritt eine einzelne Linie deutlich hervor.
Beim Thema Verzerrungen gibt es für die DACs und die nachfolgenden Ausgangsstufen im Prinzip vergleichbare Messungen, wie sie auch für die ADCs gemacht wurden. Die Abbildungen 8 und 9 zeigen die THD+N-Kurve in Abhängigkeit vom Pegel und das FFT-Spektrum bei 1 kHz. Die Messung des FFT-Spektrums erfolgte 3 dB unter Vollaussteuerung und somit bei +13 dBu Ausgangspegel. Die Darstellung zeigt die Werte in dBu. Für die größte Oberwelle (k3) mit einem Pegel von −86 dBu bedeutet das somit einen Klirranteil von −99 dB.
Dieser Absatz entfällt für das Neutrik-Interface NA2-IO- DLINE, da Ein- und Ausgangspegel fest definiert sind und nicht eingestellt werden können. Weitere Funktionen wie Mixer, EQs oder ähnliches gibt es ebenfalls nicht. Das Gerät ist also ein reines Line-Pegel-Interface ohne weitere Funktionen.
Das NA2-IO-DLINE von Neutrik ist in seiner Funktion als Line-Pegel-Interface definiert. Weitergehende Funktion wie einstellbare Preamps oder Signalbearbeitung sind nicht vorgesehen, womit man sich von dem einen oder anderen schon fast überladen wirkenden Vergleichsprodukt durchaus positiv abhebt. Die klare Linie spiegelt sich auch im Äußeren wider. Das kleine Kästchen macht einen sehr soliden Eindruck und ist für den Bühnenbetrieb durch eine abnehmbare Gummihülle gut geschützt. Ohne den Überzug können auch Rackwinkel angeschraubt werden. Die Messwerte des NA2- IO-DLINE sind durchgängig makellos, wobei vor allem die Verzerrungsmessungen herausragend gute Werte liefern. Alles in allem ein gelungenes Produkt ohne Schnickschnack, dafür aber in Neutrik-typischer Qualität und zu einem äußerst attraktiven Preis.