Netgear M4250-10G2XF-POE+

Netgear AV-Line: Switch-Generation für AV over IP im Test

Der Bedarf nach einfacher Netzwerkkonfiguration steigt. Um auch ohne Kommandozeile Bild und Ton durch den Switch zu senden, hat Netgear eine eigene Web-Oberfläche für AV in die Reihe M4250 integriert.

NETGEAR M4250-10G2XF-POE+(Bild: Netgear)

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Inhalt:

Hardware

Anpassbare Lüftersteuerung

Unterschiedliche Modelle je nach Anwendungsszenario

Schnelle Installation bei kleinem Setup

Neu entwickelte AV-Weboberfläche

Beispiel Dante: Anschlusskonfiguration

Benutzung von AVB-fähigen Geräten

Was ist mit IGMP?

Guter Start Richtung AV

Über Matthias Mücke


Ob Dante, NDI, oder ArtNet, immer mehr Signale werden über Netzwerk gesendet. Da die Konfiguration dieser teils komplexen Systeme nicht immer ganz einfach ist, haben es sich verschiedene Hersteller zur Aufgabe gemacht, die Administration ihrer Netzwerkgeräte so einfach wie möglich zu gestalten. Gerade wenn das Setup etwas größer wird, kann die Konfiguration des Netzwerkswitches kompliziert werden. Einer dieser Hersteller, der dem Veranstaltungstechniker die Arbeit vereinfachen möchte, ist Netgear. Mit der AV-Produktreihe entwickelte man eine Serie speziell für den professionellen Audio- und Videoeinsatz. Immer mehr Geräte in der Veranstaltungswelt werden mit Netzwerkanschlüssen ausgestattet. Während der Veranstaltungstechniker mit Begriffen wie ArtNet, Dante, NVX oder NDI (fast immer) etwas anfangen kann, spricht man der IT-Welt eine andere Sprache. Informatiker verstehen hier eher etwas unter Stichworten wie Multicast, IGMP oder mDNS. Um diesem Problem entgegenzuwirken, stattete Netgear einen Teil seiner Switch-Serie mit einer neuen Benutzeroberfläche aus, die sich speziell an der Sprache eines Veranstaltungstechnikers orientiert.

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Hardware

Das Gerät sieht von vorne sehr aufgeräumt und ästhetisch aus. Nur die Anschlussleuchten sind hier zu erkennen, womit das Gerät mit schwarzem Gehäuse schlicht und unauffällig in typische AV-Racks zu integrieren ist.

Da so ein Anwendungsfall jedoch für den Touring- und Eventeinsatz unpraktisch sein kann, besteht die Möglichkeit, den M4250 komplett gedreht mit der Rückseite in das Rack zu montieren. Hier befindet sich die gesamte Verkabelung plus zusätzlicher LED-Statusanzeige.

Auf der linken Seite befinden sich der Ethernet-Verwaltungs-Port (OOB) und der Consolen-Port. Ebenfalls findet man auf der linken Seite einen USB-C-Anschluss, der manchem vielleicht auch aus dem Cisco-Umfeld bekannt ist. Diesem folgt direkt der klassische RJ45-Consolen-Port, welcher ebenfalls zur Programmierung auf der Kommandozeile bedacht ist. In der Mitte befinden sich die Netzwerkanschlüsse sowie zwei Glasfaseranschlüsse. Letztendlich befindet sich auf der rechten Seite der Kaltgeräte-Anschluss, versehen mit einem Ein-/Ausschalter. Leider ist dieser nicht gegen versehentliches Ausschalten geschützt, auch ließe sich das Kaltgerätekabel unachtsam ziehen. Über den Anschlussdosen sind Status-LEDs vorhanden. Blau zeigt den PoE-Status an und Grün den Netzwerkverkehr. Sehr praktisch und gut bedacht sind auch die integrierten Gewindebohrungen an der Vorderseite des Switches (1 × M10 für Klemmen) und an der Unterseite (4 × M5 für VESA). Diese ermöglichen z.B. eine Montage an einer Traverse, falls kein Rack vorhanden ist.

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Anpassbare Lüftersteuerung

Manche Umgebungen erfordern ein leises Umfeld. Sollte der M4250 mal nicht auf einer Rock’n’roll-Bühne stehen, sondern im Konferenzbereich eingesetzt werden, bietet der Switch ein Feature zur Lüftersteuerung. Die Switche der Serie M4250 besitzen drei verschiedene Lüftereinstellungen. Je nach PoE-Auslastung können die Switche komplett ohne Lüfter oder leise betrieben werden. Die Softwaresteuerung übernimmt die Temperaturkontrolle automatisch und würde im Notfall die Lüftung wieder zuschalten. Diese Option kann z.B. für Besprechungsräume oder Konferenzveranstaltungen sehr angenehm sein.

Lüfter-Steuerung
Lüfter lassen sich für einen leisen Betrieb komplett ausschalten, wenn es die Last am Switch erlaubt.

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Unterschiedliche Modelle je nach Anwendungsszenario

Je nach Modellausführung besitzen die Switche zwischen acht bis zu 40 PoE-gespeiste Ports, welche auch den neuen Standard PoE++ 802.3bt unterstützen. Bei unserem Testmodell M4250-10G2XF-PoE+ (GSM4212PX) besitzen Port 9 und 10 kein PoE – sind aber auch dazu gedacht, um hier einen Controller, eine Verwaltungseinheit oder einen Knotenpunkt anzuschließen. Da bei Audio over IP i.d.R. Bandbreiten bis zu 1 Gbit ausreichen, wird die kleine Variante der Serie 4250 auch nur mit einem SFP-Port angeboten. Optional stehen weitere Gerätemodelle zur Verfügung, falls bei Videoinstallationen mehrere „SFP+“-Ports benötigt werden.

Zwei SFP+ Ports mit einem Datendurchsatz zu je 10 Gbits stehen zur Verfügung (Bild: Matthias Mücke)
Netgear M4250-10G2XF-PoE+
Netgear M4250-10G2XF-PoE+ (GSM4212PX) mit M10-Schraubanschluss

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Schnelle Installation bei kleinem Setup

Nachdem wir uns nun mit dem Gehäuse und der Hardware beschäftigt haben, wollen wir auf die Software schauen. Bei einem kleinen Setup ist die Anwendung sehr einfach gehalten. Die Serie M4250 ist standardmäßig für AV-over-IP vorkonfiguriert (wie der Netgear M4300 und M4500). Der M4250 bietet dazu noch die Möglichkeit, durch seine Vorkonfiguration Audio- oder Video-Encoder und Decoder ohne Konfiguration in Betrieb zu nehmen. Dies funktioniert jedoch nur Stand Alone und mit einem Gerätetyp. Somit ist diese Funktion für simple Installationen sehr technikerfreundlich. Bei einem größeren Setup wird man aber um das Aufrufen der Web-Oberfläche nicht herumkommen.

Weboberfläche
Zwei Konzepte: Nach Aufrufen der Weboberfläche besteht die Möglichkeit, das User-Interface auszuwählen.

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Neu entwickelte AV-Weboberfläche

Nach dem Aufrufen der Web-Oberfläche werden dem Techniker zwei Auswahlmöglichkeiten angeboten. Dieser bekommt nun die Option, das Gerät entweder mit der neuen, bedienerfreundlichen AV-Konfigurationsübersicht oder der ganz normalen Netgear-IT-Ansicht zu konfigurieren. Alternativ kann die AV-Ansicht direkt über die Auswahl http://GERÄTE.IP.ADRESSE:8080 (IP-Adresse und Port 8080) aufgerufen werden. Bei der AV-Oberfläche hat Netgear die Benutzeroberfläche grundlegend für Techniker überarbeitet. Über vordefinierte Profile wird festgelegt, welcher Anwendungsfall für welchen Anschluss konfiguriert werden soll. Die benötigten Punkte, um ein Netzwerk auf einer Veranstaltung aufzubauen, können sofort ausgewählt werden.

Übersichtsseite
Übersichtsseite der AV-Oberfläche mit Legenden

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Beispiel Dante: Anschlusskonfiguration

Im Folgenden stellen wir kurz die Beispiel-Konfiguration für ein Dante-Netzwerk vor. Über den Menüpunkt Network Profiles gelangen wir zu den verschiedenen Profile-Templates. Nun werden uns Profile wie Dante, Q-Sys oder AES67 vorgeschlagen. Hier wählen wir Audio Dante aus. Nach der Auswahl des Zahnrades für das Dante-Audio-Profil können nun die entsprechenden Einstellungen gesetzt werden. Hierbei werden dem Profil ein Name, eine Farbe und eine VLAN-ID zugewiesen. Mit einem Klick auf den Anschluss wählt man aus, für welchen Port das Profil gelten soll. Wir möchten diese Dante-Geräte im VLAN 2 platzieren. In unserem Beispiel schließen wir an Port 2 ein Dante-Steuergerät an. Der Anschluss Port 3 bekommt einen Dante-Zuspieler mit einem Dante AVIO-Adapter. Auf Port 4 wird ein Lautsprecher mit einem eingebautem Dante-Modul angeschlossen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, die VLAN-IP-Einstellungen zu ändern. Ist kein bestimmter IP-Adressbereich gewünscht, nimmt der Switch die Einstellungen selbst vor. Nach diesem Verfahren können nun alle Ports konfiguriert werden. Die Ports 5/6/7 konfigurieren wir für ArtNet. Auf Port 8/9/10 definieren wir ein Netzwerk für die Kontrolle von Shure-Geräten. Das sieht in der Weboberfläche am Ende übersichtlich und mit Farben gut geordnet aus.

Profilübersicht der AV-Templates
Profilübersicht der AV-Templates: Derzeit sind ca. 50 verschiedene AV-Templates integriert.
Screenshot Anschlusskonfiguration
Anschlusskonfiguration: Durch Klicken auf den Anschluss wird dem Port das Template zugewiesen – in diesem Fall Dante.

Das gleiche ist für ein Videoprofil möglich. Hier stehen vorkonfigurierte Profile wie für NVX, SVSI, Q-Sys, NDI, Kra­mer KDS, Aurora Multimedia, Zeevee, Atlona, Dante-AV und SDVoE zur Verfügung.

Konfigurationsseitig wäre der Switch nun für seine Einsatzzwecke vorbereitet und die Veranstaltung kann be­ginnen.

Beispielhaft konfigurierter Switch mit eingesetzten AV-Profilen
Beispielhaft konfigurierter Switch mit eingesetzten AV-Profilen

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Benutzung von AVB-fähigen Geräten

Ein AVB-Profil ist ebenfalls verfügbar, hierbei ist jedoch zu beachten, dass eine AVB-Lizenz separat erworben werden muss, um die Funktion freizuschalten. Die Prozedur zur Lizenz-Aktivierung wurde im Gegensatz zu den vorherigen Versionen um einige Schritte vereinfacht. Früher musste diese offline per Datei mit dem Switch verknüpft werden. Dies funktioniert jetzt nach Buchung direkt über direkte Eingabe im Webinterface, sofern der Switch über eine Onlineverbindung verfügt.

Exemplarisches Aufbauszenario mit mehreren M4250 für Audio- und Videogeräte
Exemplarisches Aufbauszenario mit mehreren M4250 für Audio- und Videogeräte

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Was ist mit IGMP?

Das für Audio/Video-Multicasting verwendete Protokoll wird als Internet Group Management Protocol (IGMP) bezeichnet. IGMP enthält eine Reihe von Funktionen, einschließlich Snooping und Querier, die es einem Multicast-Audio/Videosignal ermögli­chen, seinen Weg zum vorgesehenen Empfän­ger zu finden.

Netgear beantwortet dieses Thema mit dem Begriff IGMP Plus. Alle AV-Line Switches von Netgear verfügen über IGMP Plus. Bei der Kon­figuration entfallen jegliche IGMP- oder Multi­cast-Einstellungen. Dies ist das Feature hinter der Oberfläche. Der Switch konfiguriert die Ports automa­tisch auf die benötigten Multicast-Einstellungen für IGMP, PTP sowie QoS. Somit wird ein Multicast Flooding der Ports verhindert.

Die im Hintergrund gesetzten Detaileinstellungen können jederzeit in der normalen IT-Weboberfläche eingesehen und angepasst werden. Hier finden wir auch Einstellungen, die man aus der M4300-Modellreihe kennt. Es gibt jedoch auch Features, welche unser Test-Switch nicht unterstützt. Beispielsweise ist eine Stacking-Option nicht Teil des Funk­tionsumfangs bei M4250-Modellen. Diese Funktion ist im AV-Bereich aber ohnehin nicht sehr verbreitet.

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Guter Start Richtung AV

Die AV-Switch-Serie von Netgear ist in Hinblick auf Bedie­nung und Einrichtung gut durchdacht. Zwar fehlen einige der in der Veranstaltungswelt bekannten Anschlüsse, im Vergleich zum Preis/Leistungsverhältnis wird man diesem aber gerecht. Das System bietet, gerade wenn es schnell gehen muss, mit seiner einfachen Konfiguration einen deutlichen Mehrwert.

CPU- sowie Speicherauslastung
CPU- sowie Speicherauslastung können über die Übersichtsseite der Weboberfläche beobachtet werden.

Ein wünschenswertes Add-On wäre, die Anschlussseite auch mit zusätzlichen LEDs am Port zu versehen, welche die Farbe des zugewiesenen VLANs aus der Profileinstellung er­kennen lassen. Damit könnte der mobile Workflow erleichtert werden, indem es z.B. einfach möglich wäre, ei­ner Hilfskraft zu sagen, das folgende Netzwerkkabel bitte an den rot leuchtenden oder blinkenden Port zu stecken.

Praktischer Pluspunkt wäre zudem, die verbauten Anschlussdosen durch die gängigen Standardstecker der Branche zu ersetzen, da PowerCon, EtherCon oder z.B. Fiberfox weit verbreitet sind und Abrisssicherheit bieten.

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Über Matthias Mücke

Matthias Mücke
Matthias Mücke

Event und IT sind das Fachgebiet und die Leidenschaft von Matthias Mücke. Nach seiner Ausbildung zum Fachinformatiker war er für verschiedene Rechenzentren tätig, bevor er zum Eventbusiness wechselte und sich entschloss, die Nebentätigkeit als Hauptgewerbe auszuüben. Seitdem ist er hier als Freelancer mit seiner Firma in der Video- sowie Netzwerktechnik tätig und hat u. a. Cashless Payment Solutions auf Großevents begleitet.

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