Die Übertragung von Videobildern in Form eines Streams ist seit Jahren Normalität bei Events, Messen, Digital Signage und Festinstallationen. Die Anforderungen sind dabei allerdings unterschiedlich, denn nicht jeder Encoder ist perfekt für jedes Projekt geeignet. In diesem Test befassen wir uns mit dem Matrox Maevex 6150 und werfen einen Blick auf die Matrox-eigene Steuerungssoftware „PowerStream Plus“.
Die Maevex-Serie wurde 2013 ins Leben gerufen und diente vorrangig als Lösung für das Streaming in lokalen Netzwerken. Die ersten Geräte waren der Encoder Maevex 5150 und der Decoder 5150. 2018 folgte die Serie 6100 mit kräftigerer Hardware, welche durch Firmwareupdates kontinuierlich mit neuen Funktionen beseelt wird. Mit dem 6150 haben wir das Flaggschiff der Serie auf dem Tisch und wollen prüfen, ob der Encoder auch für die Anforderungen der Live-Event-Branche gerüstet ist.
Wir testen mit ProRES-4444- und DXV-codierten Testvideos (2160p@60 und 1080p@60 Hz), welche wir aus MITTI und Resolume per HDMI zuspielen. Zusätzlich nutzen wir Full-HD- und UHD-Signale einer Panasonic DVX-200. Die generierten Streams greifen wir wahlweise mit VLC, einem Decoder Maevex 5150 und mit Google Chrome ab (Online-Streams). PowerStream Plus läuft auf Windows 10 (v2004) in Parallels. Die Firmware zum Zeitpunkt des Tests war Version 2.04.00.016 vom April 2020.
Der 6150 ist nicht nur ganz hübsch anzusehen, sondern auch hochwertig verarbeitet. Das Gehäuse ist verwindungssteif, die Knöpfe und Anschlüsse machen allesamt einen sehr anständigen Eindruck. Der Stromanschluss erfolgt mit einem DIN-4Pol-Stecker, dieser verriegelt per Push/Pull-Bajonett. Das Gerät ist 1 HE hoch und ein halbes Rack breit. Der vermutlich häufigste Platz für den 6150 ist ein Rackschrank im Serverraum einer Installation. Es sind an jeder Seite des Gehäuses Lüftungslöcher zu finden, beim Einbau in ein Rack sollte das Beachtung finden. Trotzdem hat der 6150 auch vier Gummifüße, um als Tischgerät zu dienen. Unser Modell kippelt ein klein wenig, hat aber einen festen Stand auf unserem Tisch.
An der Gerätefront erfahren wir über ein LCD u. a. den Gerätenamen, IP- und MAC-Adressen, Input Status, Temperatur und Firmwareversion. Die vier Tasten unter dem Display lassen sich über die Software mit unterschiedlichen und mehreren Funktionen gleichzeitig belegen. Der ON/OFF-Taster lässt sich bei Bedarf über die Software deaktivieren. Der Reset-Knopf versteckt sich hinter einem Nadelöhr. Darüber kann man zwei unterschiedliche Resets ausführen: Ein kurzer Tastendruck startet einen Software-Reboot (gedacht für einen Fehlerfall), ein langer Druck bis zum schnellen Blinken der Status-LED löscht zudem auch alle Einstellungen und kommt einem Factoryreset gleich. An der Front sind dann noch ein Kopfhörer- und ein Mikrofon-Anschluss, jeweils als 3,5 mm Klinke ausgeführt. Zwei USB-2.0-Anschlüsse sind für Datenträger für Aufzeichnungen vorgesehen.
An der Rückseite des Geräts gibt es vier HDMI-Anschlüsse mit Durchschliff, vier zusätzliche Tonanschlüsse (jeweils 3,5 mm Stereo-Klinke), einen USB-3.0-Anschluss, ebenfalls für Recordings, einen DisplayPort-Ausgang, einen RS232-Anschluss und zwei LAN-Buchsen zum Streamen in unterschiedliche Netzwerke.
Die zusätzlichen Toneingänge wünscht sich wohl jeder in einer XLR-Ausführung, allerdings wäre der Formfaktor dann auch ein gänzlich anderer. Der 6150 muss aktiv gekühlt werden, die Lüfter sind leise und stören in einer Eventumgebung nicht. Im Leerlauf berichtet der Maevex 67° C, im Betrieb mit sechs Streams und einem Recording parallel blieben wir noch immer unter 70°C – kritisch soll es ab 100°C werden. Das Gehäuse wird in unserem Test zwar sehr warm, aber nicht bedenklich heiß.
Für den Einsatz im mobilen Eventalltag verdient der Maevex 6150 ein Flightcase mit vernünftiger Polsterung.
Die Maevex-Reihe ist auf umfangreiche Installationen ausgelegt. Für den ersten Betrieb benötigen wir ein Netzwerk mit DHCP-Server, um dem 6150 eine Adresse zu geben. Auch wenn wir dann die Adresse im Display ablesen können, erreichen wir über die IP kein Webinterface, sondern nur eine kurze Existenzbestätigung. Eingerichtet und bedient werden die Maevex-Geräte mit der Software PowerStream Plus – diese ist nur für Windows und Windows-Server-Versionen erhältlich.
Nach der Installation erfragt die Software, ob wir Administrator sind oder nur Nutzer in einem bereits existierenden System. Wir sind Administratoren und vergeben im nächsten Schritt einen Nutzernamen und ein zugehöriges „Environment“-Passwort. Anschließend findet PowerStream Plus entweder bereits von selbst unser Gerät, oder wir nutzen den integrierten Netzwerkscanner zum Auffinden des Gerätes. Anschließend müssen wir uns selbst die Administratorenrechte für das Gerät zuweisen. Die Software leitet selbst auf diesen Menüpunkt weiter, richtig intuitiv ist es nicht, aber auch nicht sonderlich kompliziert. PowerStream Plus bietet die Möglichkeit, mehrere Geräte einzubinden, zu steuern und zu überwachen. Für einen reibungslosen Ablauf und den Zugriff auf alle Funktionen müssen alle NetFramework-Features auf dem Rechner aktiviert und auf dem neuesten Stand sein. Für Firmware-Updates steht eine weitere Windowssoftware zum Download bereit.
Neben der eigenen Software bietet Matrox mehrere APIs an, u.a. auch eine REST-API. Eine Systemintegration ist also ohne weiteres möglich. In den gängigen Steuerungstools wie Companion oder Universe ist aktuell nur der Neffe aus der Monarch-Serie zu finden.
„Dashboard“
Auf der Startseite der Software erhalten wir einen Überblick über alle Geräte im System. Über einen Farbcode der Icons lässt sich der Zustand eines Gerätes beurteilen.
Geräte lassen sich zu Gruppen zusammenführen, das hilft bei der Übersichtlichkeit größerer Systeme. Mehrere Geräte gleichen Typs erlauben das gleichzeitige Bearbeiten von Einstellungen. Klickt man eines der Geräte an, so erhält man im unteren Bereich der Software einen detaillierten Überblick über die laufenden Prozesse. Ein guter Indikator sind die Frames pro Sekunde bei den einzelnen Streams. Erst wenn wir den Encoder an die Processing-Grenzen treiben, macht sich dies in Einbrüchen der FPS bemerkbar. Wir werden nicht daran gehindert, das Gerät zu überfordern, erkennen aber an den FPS, wann es Zeit wird, Ressourcen freizugeben – indem wir zum Beispiel einen Stream mit 30 statt 60 FPS anlegen oder die Auflösung eines Inputs reduzieren.
Im Processing-Tab der Einstellungen passiert die wesentliche Arbeit am 6150. Der Status der Inputs lässt sich auf Anhieb ablesen. Quellen lassen sich benennen und auf eine der vier programmierbaren Tasten am Gerät Routen. Die Taste aktiviert oder deaktiviert dann den Input, der Durchschlief bleibt davon unberührt.
Die Audio-Inputs verfügen über einen Gain, der Mikrofoneingang kann zusätzlich zwischen 44,1 kHz und 48 kHz umgeschaltet werden. Alle Inputs können deaktiviert werden. Für den Kopfhörerausgang lässt sich das Eingangssignal aus allen aktiven Quellen wählen und die Lautstärke festlegen. Hier wäre ein Poti am Gerät eine sinnvolle Ergänzung und die Option, das Signal über eine der programmierbaren Taster wählen zu können, hätte ebenfalls Charme. Eine Funktion zum Verzögern der Audiosignale gibt es leider nicht.
Das System erkennt, ob ein Audiokabel steckt, zum Signal selbst gibt es keine weiteren Informationen. Wer aus der Ferne operiert und noch einen Audio Input frei hat, kann diesen mit dem Kopfhörerausgang verbinden und sich einfach einen weiteren Stream zur Audioüberwachung anlegen.
Ein Processing besteht aus mehreren Einstellungen, die aufeinander aufbauen und von „links oben nach rechts unten“ abgearbeitet werden können (s. folgendes Bild). Im ersten Schritt legen wir eine Audioquelle fest und wählen ein Layout. Der 6150 bietet neben Vollbildmodi auch PIPs und Split-Screens. Den Modus wählt man aus vorgefertigten Presets.
Das grundlegende Design dieser Layouts lässt sich nicht individualisieren, aber die Quellen lassen sich einzeln noch bearbeiten. Zum Beispiel können wir mit der Rotationsfunktion die Designs auch für hochkant hängende Displays anpassen. Wer für eine Installation ein spezielles Layout benötigt, kann dies bei Matrox erfragen und bei Realisierbarkeit per Firmwareupdate erhalten.
Wenn das Design und die Quellen festgelegt sind, geht es an die eigentliche Codierung. Es können mehrere Codierungen pro Processing angelegt werden. Für neue Encodings bietet der 6150 eine Auswahl an gängigen CDN als Ziel, oder die „Custom“ Variante:
In den Encoding-Einstellungen definieren wir, ob Video, Audio oder beides codiert werden soll. Wir finden erneut Einstellungen zur Skalierung, Rotation und Flip. Die Farbabtastung lässt sich ändern und wir erhalten Zugriff auf grundlegende Encoding Funktionen. Wir haben die Wahl zwischen konstanter und variabler Bitrate, für die variable Bitrate können wir die Zielbitrate und eine maximale Bitrate festlegen. Die maximale Bitrate liegt bei 120 Mbps für Video und bei 576 kbps für Audio. Alle Streams und Recordings zusammen können sich auf 800 Mbps summieren. In dem kleinen Gerät steckt also einiges an Rechenleistung. Entropie, GOP-Abstand, P-Frame-Abstand runden die Funktionen ab und lassen uns die Streams genauer abstimmen.
Für die Presets gängiger CDN existieren an die Anforderungen der Dienste angepasste Codierungsvorgaben, aus denen man wählen kann aber nicht muss. Die Einstellungen zum Versenden des Streams an den entsprechenden Ingest-Point erfolgen je nach Dienst sogar per API und sind ebenfalls an die einzelnen Portale angepasst. So können wir für Youtube unseren Streamkey einsetzten, oder für Wowza direkt aus der Oberfläche heraus neue Streams in unserem Account erzeugen. Diese Preset-Funktionen sind jedoch noch deutlich verbesserungswürdig, wie wir später noch erörtern.
Die Einstellungen aus dem Encoding gelten nun für alle Streams und Recordings, die innerhalb dieses Encodings angelegt werden. Wir können pro Encoding theoretisch jedes mögliche Protokoll einmal hinzufügen. Zur Auswahl stehen RTMP, RTSP, RTP, SRT, MPEG2TS und HLS. Die Auswahl an Protokollen ist sehr gut. Für HLS steht uns zusätzlich eine Encoding-Leiter zur Verfügung, wir können also angeben, in wie vielen Abstufungen nach unten wir den Stream bereitstellen wollen. Die Streaming Adressen sind beim Klick auf das Geräte im Dashboard sichtbar und lassen sich von dort direkt in die Zwischenablage kopieren. Beim Einrichten ist das ganz praktisch.
Für Aufnahmen stehen einfache Optionen zur Verfügung: Wir können zwischen den Containern.MOV und.MP4 wählen und maximale Aufnahmelängen festlegen. Mit der Funktion „Use fragmented MP4“ entstehen MP4-Dateien, die sich auch bei einer Unterbrechung anschließend wiedergeben lassen. Das hat im Test gut funktioniert.
Die maximale Länge pro Datei lässt sich einstellen und beträgt maximal acht Stunden, danach wird eine neue Datei angefangen. Aufzeichnungen können auf einem freigegebenen Ordner im Netzwerk, z. B. auf einem NAS, oder auf einem USB-Medium, gespeichert werden. Für die unterstützten Dateiformate der USB-Medien muss man in der ReadMe-Datei von PowerStream suchen. Unterstützt sind extFS (ext2/3/4), NTFS und FAT32. ExFat ist leider nicht dabei. USB-Medien können nicht direkt am Gerät formatiert oder ausgelesen werden.
PowerStream ermöglicht auch die Planung von Aufzeichnungen, pro Recording ist jedoch nur eine einzige Aufzeichnung planbar.
Selbstverständlich können wir Netzwerkeinstellungen am 6150 vornehmen. Ein tolles Feature ist der zweite LAN-Anschluss, der das Streaming und Recording in einem weiteren Netzwerk ermöglicht. PowerStream Plus erhält ausschließlich über LAN 1 Zugriff auf das Gerät.
Die interne Uhrzeit lässt sich entweder manuell einstellen oder von einem NTP Server beziehen.
Die RS232-Schnittstelle am Encoder ist ein weiteres Feature, welches auf den Installationsbereich abzielt. Der Encoder kann u. a. über TCP-Befehle empfangen und an die RS232-Schnittstelle übergeben.
Weitere Optionen befassen sich mit dem Bootverhalten bei Stromverlust, dem Deaktivieren des Power-Knopfes oder definieren den Modus des Multiview. Die Möglichkeit zur Aufzeichnung lässt sich global deaktivieren.
Wenn die Processings angelegt sind und das Setup steht, ist ein Speichern der Konfiguration sinnvoll. Die Versionen werden innerhalb von PowerStream Plus verwaltet und lassen sich auch exportieren und importieren. Damit kann man sich gut vor möglichen Fehlern und Ausfällen schützen.
Die Qualität der Aufnahmen und Streams ist besonders in den höheren Bitraten sehr gut. Die Funktionen zum Anpassen der Farbabtastung zusammen mit den unterschiedlichen Modi für geringe Latenz, beste Bildqualität, oder Optimierung für Desktop (statische Bilder) machen eine genaue Abstimmung auf die eigenen Anforderungen möglich. Wer größere Farbflächen oder Graustufen im Content hat, der sollte den „optimized for Desktop“-Modus benutzen. In dieser Einstellung erreichen wir eine bessere Farbtreue bei statischen Inhalten.
Die höheren Bitraten 20 Mbps+ können je nach Anwendung auch für eine Weiterverarbeitung herhalten. Auffällig ist die geringe Varianz bei variabler Bitrate. Selbst bei sehr einfachen Standbildern bleibt der Maevex immer recht nah an der Zielbitrate. Auch wenn der Maevex hohe Auflösungen unterstützt, so kommt er natürlich bei Multi-Screen-Setups mit UHD-Signalen viel schneller an die Grenzen als bei der Verarbeitung von Full-HD-Signalen. Ein balanciertes und performantes System zu schaffen, liegt in der Verantwortung des Technikers. Der 6150 versucht erst einmal allen Wünschen gerecht zu werden und limitiert uns nicht in unserem Spieltrieb. Wer komplizierte Wünsche erfüllen möchte, sollte also vorher testen.
Es ist eindeutig: die Maevex-Serie ist für den Betrieb in lokalen Netzwerken konzipiert. Zusammen mit den eigenen Receivern und anderer PowerStream kompatibler Hardware, lassen sich relativ schnell komplexe, aber übersichtliche Strukturen schaffen. Streamings über Messegelände, Digital Signage, Aufzeichnungen von Vorträgen, Übertragung von Desktops in hoher Auflösung – all das sind Bereiche, in denen sich das System heimisch fühlt und glänzen kann. Die Möglichkeit, die Signale zu unterschiedlichen Kompositionen zusammenzuführen, eröffnet gestalterische Möglichkeiten, ohne gleich zusätzliche Daten- oder Videomischer in Anspruch nehmen zu müssen. Sei es ein Multiview für einen Backstagebereich, oder eine Infotafel in der Hotellobby – für die meisten Sonderwünsche findet sich noch eine Lösung.
Laut Handbuch gelten folgende Encoder Limits: 2× 3840 × 2160 @ 60 Hz, 4× 3840 × 2160 @ 30 Hz, 8× 1920 × 1080 @ 60 Hz, oder 16× 1280 × 720 @ 60 Hz. Das hängt natürlich auch von den gewählten Processings ab, aber schafft alles in allem eine gute Flexibilität.
Die Presets zum Streamen auf Online Portale sind ein guter Ansatz und bekannt aus Software Encodern. Für Facebook Live, Vimeo und YouTube funktionierten diese einwandfrei. Die Anbindung an Wowza Cloud per API ist nicht vollständig durchdacht und ausgeführt. Man kann nur auf Kanäle streamen, die man auch in PowerStream angelegt hat, eine Abfrage bereits angelegter Streams passiert nicht. Streams, die in PowerStream erstellt worden sind, überspringen viele Abfragen vom Wowza Backend. Es entstehen auf diese Art Streams, deren Player 0 Pixel breit sind. Das muss man dann im Backend wieder von Hand anpassen und man merkt schnell, dass man lieber per custom RTMP und ohne Wowza Preset und API auf den Kanal streamen möchte.
Obwohl wir generisch im RTMP-Protokoll senden können, heißt das nicht automatisch, dass jedes CDN damit erreichbar ist. So konnten wir beispielsweise nicht auf DaCast streamen. Wir haben hierzu Rücksprache mit Matrox gehalten und in der nächsten Firmware Version, die noch im August 2020 erscheinen soll, wird dann auch DaCast unterstützt. Wer also daran denkt, den Fokus auf Online-Streaming zu legen und in den Presets und offiziellen Aussagen unterstützter CDN nicht fündig wird, sollte vor dem Kauf mit Matrox in Kontakt treten, oder ein Gerät zum Test mieten.
Der Maevex kann auch bei Signalverlust weiter streamen, allerdings lediglich mit einer Farbfläche. Ausfalllösungen in Form eines Bildes oder Videos werden nur für die Maevex- Decoder angeboten, das greift allerdings nicht, wenn weiterhin eine Farbfläche gestreamt wird.
Eine Funktion zum Beschriften der einzelnen Processings vermissen wir ein wenig. Diese Funktion ist beim Einrichten besonders hilfreich.
Ein großes Plus ist der Displayport-Output, der einzelne Quellen, alle Quellen gleichzeitig oder alle Quellen im Durchlauf anzeigen kann. Es ist ein Signal zur Kontrolle und nicht zur Weiterverarbeitung. Signale, welche nicht in einem Processing benutzt werden, werden mit der Ausfallfarbfläche dargestellt. Das ist gut, wenn man sicherstellen will, dass man jedes Signal nutzt und eher ungünstig, wenn man nur das Anliegen der Signale überprüfen möchte: eine Frage von Philosophie und Anwendungsfall – aber so oder so ist der Ausgang gern gesehen.
Das Dashboard mit dem Überblick ist eine gute Lösung und hilft bei komplexeren Streams mit vielen Encodern und Decodern. Die Funktionen des Encoders sind zum größten Teil logisch strukturiert und man kann sich schnell zurechtfinden. An einigen Stellen wäre eine klare Kommunikation von der Software zum Anwender wünschenswert. So ist der „optimized for Desktop“-Modus nicht kompatibel mit einer konstanten Bitrate. Recordings und Streams bleiben dann einfach aus. Solche Details wären als Warnung im Programm sehr willkommen, aber sollten mindestens im Handbuch erwähnt sein.
In manchen Feldern kann man Werte händisch und per Pfeiltaste eingeben, an anderen Stellen nur per Pfeiltaste, was beim Einstellen der Audiobitrate schon etwas nervig sein kann. Diese Punkte sind alle zu verschmerzen und manche Techniker scheinen solche unausgesprochenen Kniffe regelrecht zu brauchen, aber die Videobranche hätte auch mehr Bedienoberflächen ohne derartige Spezialitäten verdient. Das ist nämlich viel zu oft ein Standard unseres Gewerks.
Die wichtigen und wesentlichen Funktionen sind alle da, aber wer mehr Komfort möchte, muss Gebrauch von den APIs machen. Für das Recording fehlt es an einer vernünftigen Überwachung, lediglich ein kleiner, roter Punkt – nachdem man in die Einstellungen des 6150 gewechselt ist – zeugt von einer laufenden Aufnahme. Es fehlen die Informationen, wie lange die Aufnahme schon läuft, oder wie lange der Datenträger noch Platz gewährt. Ein schnellerer, übersichtlicher Zugriff auf Start und Stop laufender Recording-, Encoding- und Decoding-Prozesse wäre auch noch vernünftig für unseren mobilen Einsatz.
Eine Übersicht über die programmierten Tasten am Gerät wäre ebenfalls ein sinnvolles Feature. Regelmäßig begegnet uns die Möglichkeit, die Tasten zu belegen, auch mit mehreren Funktionen gleichzeitig. Wer sich nicht notiert, was Tastendrücke auslösen, muss alle möglichen Einstellungen durchforsten, um sich wieder sicher sein zu können, dabei ist die Funktion an sich sehr praktisch.
Insgesamt ist die Bedienung einfach und es braucht nur wenige Minuten bis zum fertigen Recording oder Stream. Mit den Decodern von Matrox ist auch die Wiedergabe von Streams einfach erledigt, man wählt einfach den zu zeigenden Stream aus einem Dropdown Menü – und fertig. Da die Software nicht das gleiche wie der Encoder ist, und jede Firmware neue Funktionen freischaltet, liest man in zwei Handbüchern, den ReadMe-Dateien und Release-Notes, um alle Informationen zu bekommen.
Der Maevex 6150 ist ein belastbarer Encoder mit cleveren Funktionen. Die verschiedenen Layouts eröffnen interessante Möglichkeiten und können Installationen verschlanken, da man auf zusätzliche Videoprozessoren verzichten kann.
Wenn es um Streamings in lokalen Netzwerken geht, bietet die Maevex Reihe eine solide und übersichtliche Lösung mit hoher Streamingqualität. Die Möglichkeit, auch hohe Auflösungen verarbeiten zu können, und mit hohen Bitraten zu streamen, sind besonders für die Übertragung feingliedriger Software-Benutzeroberflächen geeignet. Das ist zum Beispiel für Schulungssituationen und Präsentationen interessant.
Bei den Optionen für RTMP Online Streaming sollte mit den nächsten Firmware-Updates noch nachgestellt werden. Hier schlummert noch Potential, welches ausgeschöpft werden möchte. Die Entwicklung der Reihe im Auge zu behalten, lohnt sich also. Für lokale Anwendungen ist der Maevex aber schon jetzt eine gelungene Lösung und durch die vielseitigen API-Anbindungen besonders reizvoll für Installateure.
Surf-Tipp: Der passende Matrox Maevex 6152 Quad 4K Decoder ist jetzt verfügbar:
https://www.matrox.com/en/video/media/press-releases/high-compression-high-quality-low-latency-av-over-ip-maevex-decoder-6152
Und eine neue Software + Firmware wurde auch veröffentlicht:
https://www.matrox.com/en/video/apps/drivers/graphics/download/maevex6100and5100