Voll aktives, kompaktes Line-Array

Line-Array-Test: dB Technologies VIO L208 und S118R

VIO L208(Bild: Dieter Stork)

Mit dem L208 erweitert der italienische Hersteller dB Technologies seine aktuelle Spitzenserie VIO um ein kompaktes 2 × 8″-Line-Array, das – wie alle anderen Modelle der VIO-Baureihe – als voll aktives System aufgebaut ist

Der überwiegende Teil der Lautsprecher im Angebot von dB Technologies besteht aus aktiven Selfpowered-Systemen mit komplett integrierter Elektronik. Schon vor zehn Jahren brachte dB Technologies mit der DVA-Serie sein erstes Selfpowered-Line-Array auf den Markt, das seitdem in nicht unerheblichen Stückzahlen im Verleih und für Festinstallationen im Umlauf ist. Mit der dort gesammelten Erfahrung bringt man nun die VIO-Serie heraus, die stark an den Interessen des Touring-Marktes orientiert ist. Die VIO-Systeme sind daher auch nicht als Ersatz für die DVAs gedacht, sondern vielmehr als Erweiterung der Produktpalette. Mit Holzgehäusen, Premiumkomponenten bei den Treibern und einer neuen Generation der hauseigenen Digipro-Amps und DSP-Systemen positioniert man die VIO-Serie ganz klar an der Spitze des Portfolios. Das schon von den anderen Baureihen bekannte RDNet-Netzwerk/Protokoll wurde auch für die VIOs übernommen und mit der brandneuen Systemsoftware Aurora Net kombiniert.

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Line-Array-Modul VIO L208
Messwerte Topteil
Subwoofer S118R
Messwerte Subwoofer S118R
Line-Array-Directivity
Maximaler SPL des VIO-Line-Arrays
Software: Composer und Aurora
Fazit

>Bevor es in die technischen Details geht, werfen wir aber zunächst einen Blick auf die VIO-Produktpalette. Hier gibt es drei Line-Array-Module mit 2 × 8″, 2 × 10″ und 2 × 12″-Bestückung, vier Subwoofern mit 1 × 18″, 2 × 18″ und 3 × 18″ und drei klassische Pointsource-Lautsprecher als 2-Wege-Systeme mit 10″-, 12″- oder 15″-Tieftöner. Alle Modelle sind selfpowered und mit Digipro-Endstufenmodulen der 3. oder 4. Generation (G3 oder G4) ausgestattet. Die G4-Module verfügen über ein Netzteil mit PFC (Power Factor Correction), einen Überspannungsschutz für 400 V und die Möglichkeit der sequentiellen Einschaltung mehrerer Module, um das Stromnetz nicht zu überlasten. Der Überspannungsschutz arbeitet mit einem zweiten, auch bei 400 V noch voll funktionstüchtigen Hilfsnetzteil, das bei Überspannung das Hauptnetzteil abschaltet. Ein solcher Notfall tritt gar nicht so selten ein, wie man vielleicht denken mag: Fällt aus irgendwelchen Gründen der Nullleiter in einem Dreiphasennetz aus, z. B. durch ein defektes Kabel, dann können unter ungünstigen Umständen bis zu 400 V an einer normalen Steckdose anliegen. Ebenfalls neu in den G4-Modulen ist die Systemtest-Funktion, die mit einer Impedanzmessung den Treiber und die Elektronik prüft. Der Systemtest kann kontinuierlich erfolgen oder getriggert über das Netzwerk oder per Taster am Modul selber. Die Signalzuspielung für die Elektronikmodule kann analog oder über ein optionales Dante-Modul erfolgen. Letzteres gibt nur für die G4-Module im Austausch gegen das Standard-RDNet-Modul. Die RDNet-Funktion wird dann mit über das Netzwerk für das Dante-Audionetzwerk übertragen. Mit der G4-Elektronik sind das große Line-Array-Modul L212 und die Subwoofer S118, S118R und S218 ausgestattet. Alle anderen VIO-Lautsprecher haben ein G3-Modul. Zum Test gestellt wurden aus der VIO-Reihe das kleine Line-Array-Modul L208 und der Subwoofer S118R. Das R am Ende der Typenbezeichnung weist auf das Bassreflexgehäuse hin. Der S118 ohne „R“ ist ein horngeladener Subwoofer.

VIO L208
VIO L208 ohne Frontgitter die beiden 8″-Treiber arbeiten über Bandpasskammern auf zwei Austrittsöffnungen (Bild: Dieter Stork)

Line-Array-Modul VIO L208

Das Line-Array-Modul L208 mit einer Breite von 600 mm und einer Bauhöhe vorne von 260 mm ist mit zwei 8″-Tieftönern und einem 1,4″-Mittelhochtöner in einer symmetrischen Anordnung bestückt. Die beiden Tieftöner arbeiten auf Bandpasskammern mit nahe der Mitte liegenden Öffnungen. Damit werden zwei Effekte erzielt. Zum einen wird die horizontale Ausdehnung der aktiven Strahlerfläche kleiner und damit eine zu starke Bündelung in der horizontalen Ebene vermieden. Und als Mitnahmeeffekt der Bandpasskammer steigt die Sensitivity im Bereich der Resonanzfrequenz breitbandig um 700 Hz deutlich an.

Wie das Foto ohne Frontgitter erkennen lässt, ist das Gehäuse der L208 aus Multiplex gefertigt. Die Abdeckung der Tieftöner und das Waveguide des Hochtöners sind als Kunststoffbauteil ausgeführt und von vorne eingesetzt. Die Flugmechanik in Dreipunktausführung ermöglicht Winkel von 0° bis 10° in 1°-Schritten von Box zu Box. Welche Gesamtkonfigurationen möglich sind und wie die mechanische Lastverteilung aussieht, kann mit Hilfe der Composer-Software berechnet werden. Später hierzu mehr im Absatz Software. Der T-förmige Flugrahmen DRK-208 ist für eine maximale Last von 260 kg ausgelegt. Sollen die L208 unterhalb der größeren L210 im Array geflogen werden, dann kommt ein Transition-Frame TF-VIO1 zum Einsatz. Für ein Stacking des Arrays auf einem Subwoofer wird der Transition-Frame AF-VIO1 benötigt, der auch für L208 unter geflogene Subwoofern oder auch L210 eingesetzt werden kann. Bei den Subwoofern ist nur das Modell S118 flugfähig, der S118R nicht. Mit dem einfachen Pole-Mount-Adapter DAS-VIOL208 können maximal zwei L208 auch auf einem Stativ aufgestellt werden.

Digipro G3 Elektronikmodul von innen, es kommt ohne Lüfter aus
Digipro G3 Elektronikmodul mit zwei Endstufen und DSP aus der L208. Netzstromversorgung, analoges Audiosignal und das RDNet werden von Box zu Box verbunden. Mit den beiden Drehschaltern lassen sich die werkseitigen Presets auch ohne Netzwerkverbindung einstellen
Wetterschutz über Strom- und Signalanschlüssen

Das Elektronikmodul der L208 befindet sich solide aufgebaut auf der Rückseite der Box. Eine kräftige Aluplatte mit einem flachen mittig aufgesetzten Kühlprofil dient zur Wärmeabfuhr. Einen Lüfter benötigt das G3 nicht, womit auch der Einsatz in sensibler Umgebung wie in Theatern möglich wird. Das DSP-Modul mit Buchsen und Schaltern ist von hinten komplett gekapselt. Das Netzteil und die Endstufenelektronik befinden sich unter einem Lochblech. Ein separates Innengehäuse gibt es nicht, so dass sich die Elektronik im Volumen der Tieftöner befindet. Das kann man kritisch sehen. Andererseits ist die Erfahrung bei dB Technologies mit aktiven Lautsprechern so groß, dass man davon ausgehen kann, dass es hier keine Probleme mit Schäden durch Vibrationen geben wird. Bei den Subwoofern sieht man die Sache anders, hier gibt es eine komplett vom akustischen Volumen getrennte Kammer für die Elektronik.

Treiber
Innere der L208 der 3″-Hochtontreiber und die beiden 8″-Tieftöner verfügen über Neodym-Magnete (Bild: Anselm Goertz)

Das analoge Audiosignal und die RDNet-Verbindung können in einfacher Weise von Box zu Box durchverbunden werden. Gleiches gilt für die Stromversorgung mit Neutrik-Anschlüssen PowerCON True1. Das Netzteil im G3 schaltet per Autorange automatisch passend zur jeweiligen Netzspannung um. Die Empfehlung lautet, maximal sechs L208 an einer 16-A-Phase zu betreiben. Die mittlere Stromaufnahme bei 1/3 Volllast wird mit 2,7 Aeffangegeben. Dieser Wert errechnet sich aus einer Grundlast von 22 W plus 600 W signalabhängiger Leistungsaufnahme. Geht man davon aus, dass die Endstufe einen Wirkungsgrad von 75% hat, dann wären das 450 W mittlere Leistungsabgabe an die Lautsprecher. Bei einer maximalen Peakleistung der Endstufe von 1800 W würde dieser Werte erst bei einem Signal mit 6 dB Crestfaktor erreicht, der nur äußerst selten bei extrem komprimiertem Signal vorkommt. Übliche Werte für Musik und Sprache liegen bei 12 dB oder mehr, wo die mittlere Leistung dann auf 1/4 der hier kalkulierten 450 W absinkt.

Für den einfachen Anschluss kompletter Arrays gibt es bei dB Technologies die Stromverteilung DRV01. Von hier aus können über drei HAN-Multipin-Anschlüsse mit einsprechenden Kabeln Strom, Netzwerk und Audiosignale zu den Arrays übertragen werden. An die drei Ausgänge können pro Ausgang maximal 16 Stück L208 oder vier Subwoofer angeschlossen werden. Um Anschlüsse und Elektronik an den Lautsprechern vor Regen, Feuchtigkeit und Schmutz zu schützen, sind zwei solide Regenschutzhauben fest an den Gehäusen angebracht.

Regenschutzhauben
Regenschutzhauben über den Anschlüssen der L208 (Bild: Anselm Goertz)

Ein weiteres nützliches Feature in den L208 ist der in allen VIO-Line-Array-Modulen einbaute Winkelmesser (Inclinometer), dessen Wert über das RDNet übertragen wird. Mit der Aurora-Software kann man sich dann schnell einen Überblick verschaffen, ob alle Lautsprecher richtig gewinkelt und auch in der richtigen Reihenfolge verkabelt sind.

Messwerte Line-Array L208

Im Messlabor wurden die beiden Wege in der L208 zunächst pur ohne die eingebaute Elektronik gemessen. Mit dieser Messung ist es möglich, die tatsächlichen Eigenschaften der beiden Wege zu bewerten und zu sehen, wie viel die Filter in der Elektronik kompensieren müssen. Die Impedanzkurven aus Abb. 1 zeigen ein 4-Ohm-Tieftonsystem mit einer Bassreflexabstimmung auf 74 Hz und einen 8-Ohm-Hochtöner. Die beiden parallel arbeitenden Tieftöner können so die Digipro-Endstufe mit 4 Ohm Gesamtimpedanz optimal ausnutzen. In der Kurve des Hochtöners spiegeln sich oberhalb von 13 kHz einige Resonanzen und Partialschwingungen wider, die sich dann auch im Frequenzgang aus Abb. 2 zeigen. Das wilde Auf und Ab der Kurve sieht dramatisch aus, ist aber in diesem Frequenzbereich jenseits der 10 kHz im Höreindruck relativ unkritisch. Die Sensitivity des Hochtöners fällt mit ca. 110 dB über einen weiten Frequenzbereich sehr gut aus. Gleiches gilt für die beiden 8″-Tieftöner, die dank der Bandpasskammer ab ca. 300 Hz aufwärts auch zu Hochform auflaufen, was dann aber leider etwas zu früh wieder endet. Oberhalb von 800 Hz bricht die Kurve stark ein, was insofern etwas unschön ist, weil der Hochtöner auch erst ab 1,3 kHz richtig laut wird. Hier entsteht somit eine potentielle Schwachstelle, die mit Hilfe der Filterung wieder ausgebügelt werden muss.

Frequenzgang mit Sensitivity der Tieftöner (rot) und des Hochtöners (blau) in der L208 (Abb. 2)
Impedanzkurven der Tieftöner (rot) und des Hochtöners (blau) in der L208. Die beiden parallel arbeitenden Tieftöner nutzen die Digipro Endstufe mit 4 Ohm Gesamtimpedanz optimal aus. Der Hochtöner ist ein 8-Ohm-Treiber. Oberhalb von 13 kHz spiegeln sich einige Resonanzen und Partialschwingungen im Impedanzverlauf wider (Abb. 1)

Die zugehörigen Filterfunktionen für Einstellung „flat“ finden sich als rote (LF) und blaue (HF) Kurve in Abb. 3. Hier ist gut zu erkennen, wie beide Wege um 1 kHz angehoben werden müssen um die Lücke zu füllen. Die weiteren Kurven zeigen die Filter-Overlays für die werkseitigen Presets, die bereits im DSP hinterlegt sind. Diese können entweder direkt am Lautsprecher über Drehschalter ausgewählt oder über das Netzwerk mit der Software eingestellt werden. Über die Software können dann noch weitere Filter eingestellt und andere Parameter verändert werden. Sobald die Lautsprecher über das Netzwerk kontrolliert werden, leuchtet die Remote LED und die Schalter sind deaktiviert.

Filterfrequenzgänge in der L208. Einstellung A-1 für Flat in rot und blau. Unten die Overlays für Speaker Coupling (magenta) und HF Compensation (grün) (Abb. 3)
Frequenzgänge der L208 für die Einstellung A-1(Flat) in grün und G-2 (kleine PA mit 1-2 L208) in magenta. Die Trennfrequenz liegt bei 1 kHz (Abb. 4)

Als fertige Presets hinterlegt sind fünf Einstellungen zur Kompensation des Speaker-Couplings bei tiefen Frequenzen mit Absenkungen von 1 bis 5 dB (Setup B bis F). Setup A enthält keine Absenkung und Setup G eine leichte Bassanhebung für den Stand-Alone Einsatz von einer oder zwei L208 auf einem Stativ. Die zweite Auswahl ermöglicht eine Höhenanhebung um bis zu 12 dB in 2-dB-Schritten (Setup 2 bis 7). Setup 1 ist hier die Einstellung für Flat. Etwas ungewöhnlich erscheint zunächst Setup G mit der größten Anhebung bei 10 kHz und der anschließenden Tiefpassfunktion. Die Begründung liegt darin, dass dieses Setup für sehr große Distanzen von 50-60 m gedacht ist und hier oberhalb von 10 kHz aufgrund der starken Luftdämpfung bei hohen Frequenzen ohnehin nichts mehr ankommt, so dass man hier die Treiber durch das Tiefpassfilter entlasten kann und dafür mehr Reserven bei 10 kHz und darunter hat.

Abb. 4 zeigt eine einzelne L208 mit der Setup-Einstellung A-1 für flat. Neben dem Summenfrequenzgang sind auch noch die Anteile des LF- und HF-Weges separat eingezeichnet. Eine weitere zeigt das Setup G-2 für 1-2 L208 als kleine PA auf einem Stativ, wo die Bässe und Höhen leicht angehoben werden. Interessant ist der Phasengang des L208, wo sich der zum Setup 1-A gehörige Verlauf in Abb. 5 findet. Die Trennung zwischen Tieftöner und Hochtöner ist hier nicht sichtbar. Insgesamt ist der Phasenverlauf für mittlere und hohe Frequenzen mehr oder weniger konstant, was ein Indiz für den Einsatz von FIR-Filtern ist, die so auch im Datenblatt genannt werden. Die Gesamtlatenz der Elektronik liegt inklusive der FIR-Filter trotzdem bei nur 4 ms und ist damit völlig unkritisch. Die Latenzen würde erst dann länger und je nach Anwendung auch zu lang werden, wenn man die Phasenentzerrung noch weiter zu tiefen Frequenzen hin ausdehnen würde.

Bliebe zum Schluss noch ein Blick auf das Spektrogramm aus Abb. 6. Zwischen 500 Hz und 1 kHz sind dort einige kleine Resonanzen zu erkennen, die vermutlich auf die Bandpasskammer und/oder Gehäusemoden zurückgehen. Am oberen Ende des Frequenzbandes treten einige sehr schmale Resonanzen auf, die sich so auch schon im Frequenzgang andeuteten. Das lange Nachschwingen unterhalb von 100 Hz ist systembedingt und entsteht durch die starke Phasendrehung in diesem Frequenzbereich, die einen entsprechenden Anstieg der Gruppenlaufzeit nach sich zieht.

Subwoofer S118R

Zum Test wurde zusammen mit den L208 der S118R als Subwoofer gestellt. Unter allen VIO-Serie-Subs ist der S118R als klassisches 1 x 18″-Bassreflexsystem der konventionellste. Mit seiner Abstimmung auf 41 Hz ist der Sub eine typische Ergänzung für ein kompaktes Line-Array wie es das L208 ist. Mit Abmessungen von 700 × 530 × 720 mm (B × H × T) und einem Gewicht von 47 kg ist der S118R mit seinen vier großen Griffschalen gut zu handhaben. Das mit Polyurethan beschichtete Multiplexgehäuse kann optional mit Rollen (SWK-18 KIT) bestückt werden und verfügt auf der Oberseite über einen Gewindeeinsatz M20 für eine Stativstange. Soll der Subwoofer als Basis für ein Groundstack L208 genutzt werden, dann können die diversen Flugrahmen oder Montageplatten an Montagepunkte auf der Oberseite des Subs befestigt werden.

Auf der Rückseite ist das neue Elektronik-Modul Digipro G4 eingebaut. Innen gibt es ein separates, vom akustischen Volumen getrenntes Innengehäuse. Außen wird das Modul ähnlich wie bei den L208 durch eine Regenhaube geschützt. Die Leistung der Endstufe im G4 wird mit 1600 W RMS angegeben. Trotzdem kommt man mit einer reinen Konvektionskühlung ohne Lüfter aus.

Bedienelemente an der Elektronik des Subwoofers. Auch das Modul Digipro G4 kommt ohne Lüfter mit reiner Konvektionskühlung aus. Die Trennfrequenz kann zwischen 60 Hz und 110 Hz eingestellt werden. Delay, Gain und Polarität können ebenfalls direkt am Lautsprecher eingestellt werden, wenn kein Netzwerk angeschlossen ist
Subwoofer S118R ohne Frontgitter im Messraum. Das Messmikrofon ist für eine Nahfeldmessung der Bassreflexports direkt vor diesen platziert

Ähnlich dem L208 können auch am S118R diverse Einstellungen direkt ohne Netzwerkanschluss vorgenommen werden. Es gibt Schalter für die Trennfrequenz zu den Tops zwischen 60 und 110 Hz, einen Gain-Steller, eine Delay-Einstellung und einen Polarity-Schalter. Zusätzlich gibt es auch noch den Cardioid-Schalter, der für ein Setup mit drei gestackten S118R konfiguriert ist, wobei die mittlere Box gedreht ist. Andere gerichtet Bassquellen wie Endfire-Arrays können mit dem Composer berechnet und dann im Detail eingestellt werden.

DSP der neuen Digipro G4 im Subwoofer
DSP der neuen Digipro G4 im Subwoofer mit D/A-Umsetzer BB PCM4104, A/D-Wandler PCM4202 und Sigma-DSP ADAU1452 (Bild: Anselm Goertz)

Messwerte Subwoofer S118R

Auch der Subwoofer wurde zunächst pur ohne seine Elektronik gemessen. Die Impedanzkurve aus Abb. 7 zeigt ein nominelles 8-Ohm-System mit einer Bassreflexabstimmung auf 41 Hz. Der 18″-Treiber ist in seinem Gehäuse quasi nach Lehrbuch abgestimmt und liefert dann auch einen entsprechenden Frequenzgang mit einer mittleren Sensitivity von 95 dB im Vollraum und einer unteren Eckfrequenz (–6 dB) knapp unterhalb von 40 Hz. Erste Gehäuseresonanzen sind ab 300 Hz zu erkennen, die damit weit außerhalb des anvisierten Übertragungsbereiches liegen.

Die entscheidende Frage ist nun: Wie verhält sich der Subwoofer zusammen mit den Topteilen und passen beide in Amplitude und Phase zusammen? Die Amplitude ist bei Bedarf relativ einfach nach Gehör anzupassen. bei der Phase gestaltet sich die Sache schon schwieriger, vor allem, wenn auch noch Reflexionen aus dem umgebenden Raum dazukommen. Wir sind für die Messungen aus Abb. 10 von gleichen Entfernungen von Subwoofer und Topteilen zum Bezugspunkt ausgegangen, was in ungefähr dem entspricht, wenn für stehende Zuhörer die Subwoofer auf dem Boden stehen und das Array geflogen wird oder sich als Groundstack auf dem Sub befindet. Amplitude und Phasen passen dann gut zueinander, so dass sich beide Kurven im Übergangsbereich zu einem gerade Verlauf ergänzen. Passt die Phasenlage hier nicht, dann kommt es zu Überhöhungen und Einbrüchen. Für andere Aufstellungen kann es durch Laufzeitunterschiede zu Verschiebungen im Phasenverlauf kommen, die dann durch eine entsprechende Delay-Einstellung wieder kompensiert werden können. Das hier gezeigte Verhältnis von Topteilen zu Subwoofer von 3:1 scheint auch unter dem Aspekt des Maximalpegels für viele Standardanwendungen gut passend zu sein.

Impedanzverlauf des 18"-Woofers im S118R, die Abstimmfrequenz des Bassreflexgehäuses liegt bei 41 Hz (Abb. 7)
Frequenzgang mit Sensitivity des 18"-Woofers im S118R (Abb. 8)
Filterfunktionen im S118R für die Trennfrequenzen von 60 Hz bis 110 Hz. Das Hochpasssignal steht optional am Link-Ausgang zur Verfügung. Das Gain der Subendstufe wurde in der Darstellung abgezogen (Abb. 9)
S118R Subwoofer und drei L208 Tops mit 85 Hz Trennfrequenz, nach der Pegelanpassung spielen die beiden Systeme optimal zusammen (Abb. 10)

 

Line-Array-Directivity

Die Directivity eines Line-Arrays definiert sich in der Horizontalen über das Abstrahlverhalten der jeweiligen Elemente und in der Vertikalen über das Array im Ganzen, d. h. über dessen Länge und das Curving. Die meisten Line-Array-Lautsprecher sind daher mit einer Art eindimensionaler Hornfunktion für die horizontale Ebene aufgebaut. In der Vertikalen betrachtet versucht man eine möglichst ebene oder kontrolliert vorgekrümmte Wellenfront abzustrahlen, womit das Zusammenspiel im Array möglich wird. Die L208 verfügt dazu über ein Waveguide mit einem relativ kurzen Hornansatz für den Hochtöner, der einen horizontalen Abstrahlwinkel von 100° bewirkt.

Stack-Adapter
Stack-Adapter sichert bis zu vier L208 auf dem Subwoofer oder bis zu zwei Tops auf einem Stativ (Bild: Dieter Stork)

Die Messung des Abstrahlverhaltens für ein einzelnes Line-Array-Element unterscheidet sich nicht von der eines normalen Lautsprechers. Der Lautsprecher wird dazu im reflexionsarmen Raum an einer Drehvorrichtung montiert und in der zu messenden Ebene von -180° bis +180° eine volle Kreisbahn gedreht. Die Messung erfolgt typischerweise in 5°-Schritten, so dass eine Ebene mit 73 Einzelmessungen erfasst wird, die anschließend in einer Isobarengrafik dargestellt werden.

Die horizontalen Isobaren in Abb. 11 erreichen die nominellen 100° gleichmäßig ab ca. 1 kHz aufwärts. Die sonst typische Sprungstelle am Übergang zu den Tieftönern wird durch die mit Hilfe der Bandpassöffnungen deutlich verkleinerte Strahlerfläche bei den L208 geschickt vermieden. Zwischen 500 Hz und 1 kHz gibt es lediglich eine leichte Einschnürung auf einen -6 dB Öffnungswinkel von 70-80°, was in der Praxis sogar nützlich sein kann, um den Raum hier etwas weniger anzuregen.

Horizontale Isobaren der L208 mit einem mittleren Abstrahlwinkel von 100° ab ca. 400 Hz aufwärts (Abb. 11)
Vertikale Isobaren einer einzelnen L208. Oberhalb von 14 kHz bricht die ebene Wellenfront des Hochtöners auf (Abb. 12)

Die vertikalen Isobaren stellen sich in der Einzelmessung idealer Weise als immer spitzer zulaufende Kurven dar, die möglichst keine seitlichen Nebenmaxima aufweisen sollten. Abb. 12 zeigt diese Messung für eine einzelne L208. Die Bildung der ebenen Wellenfront funktioniert gut. Signifikante Nebenmaxima gibt es keine. Oberhalb von 14 kHz bricht die ebene Wellenfront jedoch auf, was sich an der sprunghaften Aufweitung der Isobaren zeigt.

Für die Array-Messungen wurde anschließend ein Array aus drei L208 zusammengesetzt und für verschiedene Winkelungen zwischen den Boxen gemessen. Einstellbar sind Winkel von 0° bis 10° in 1°-Grad-Schritten. Die Einstellung erfolgt über die Mechanik auf der Rückseite des Gehäuses über die Position eines Kugelsperrbolzens.

Exemplarisch wurden das kleine L208 Array mit Winkeln von 0°, 5° und 10° gemessen. Für die 0°-Einstellung erwartet man ein ähnliches Verhalten wie bei einer einzelnen Box mit einem entsprechend der Länge stärker ausgeprägten Richtverhalten. Idealerweise hat man es für diesen Fall mit einer ca. 75 cm langen Linienquelle zu tun. Genau dieses Verhalten zeigt das L208-Array auch. Die Isobaren spitzen sich stark zu und werden bei hohen Frequenzen bis 14 kHz zu einer spitzen Nadel. Nebenmaxima treten nur sehr verhalten und mit geringem Pegel auf. Beginnt man das Array zu krümmen, dann sollten sich die Isobaren entsprechend aufweiten. In der maximalen Einstellung wäre das bei drei Elementen und 10° Winkeln von Box zu Box ein rechnerischer Öffnungswinkel für das Array im Ganzen von 30°. Wie die Isobaren zeigen, fällt der Winkel in der Praxis noch etwas größer aus. Wichtig ist dabei, dass die Isobarenfläche in der Mitte bei den hohen Frequenzen nicht aufreißt, was hier selbst bei höchsten Frequenzen nicht passiert. Sogar der etwas kritische Bereich oberhalb von 14 kHz beginnt sich im Array zu relativieren. Der Winkelbereich von 0° bis 10° kann daher ohne Bedenken voll ausgenutzt werden.

Vertikale Isobaren von drei L208 mit Winkeln Box zu Box von 0° (oben), 5° (Mitte) und 10° (unten) (Abb. 13)
Vertikale Isobaren von drei L208 mit Winkeln Box zu Box von 0° (oben), 5° (Mitte) und 10° (unten) (Abb. 13)
Vertikale Isobaren von drei L208 mit Winkeln Box zu Box von 0° (oben), 5° (Mitte) und 10° (unten) (Abb. 13)

Maximaler SPL des VIO-Line-Arrays

Für die immer etwas kritische Bestimmung des erreichbaren Maximalpegels setzen wir im Labor für die Testberichte bereits seit geraumer Zeit zwei bewährte Verfahren ein. Zum einen die Messung mit 185 ms langen Sinusburst-Signalen. Hier wir der Pegel mit einem Sinussignal für eine Frequenz so lange erhöht, bis ein bestimmter Verzerrungsanteil, typisch 3% oder 10%, erreicht wird. Der dabei gemessene Schalldruck als Mittlungspegel für die Dauer der Messung wird als Messwert festgehalten. Diese Messung wird über einen zu definierenden Frequenzbereich in Frequenzschritten von 1/12 Oktaven durchgeführt.

Vor den eigentlichen Maximalpegelmessungen wird zuerst der Frequenzgang für diese Aufstellung gemessen. Der Verlauf sollte gleichmäßig und ohne Interferenzen im Übergangsbereich zwischen Subwoofer und Topteilen sein. Abb. 14 zeigt die Messungen für das 3er-Array mit und ohne Subwoofer. Beide Kurven sehen gut aus. Die Sinusburstmessung aus Abb. 15 zeigt für drei L208 ein Niveau von 130 dB und mehr. Lediglich um 1 kHz sackt die Kurve erwartungsgemäß etwas ab, wie es sich auch schon bei den Frequenzgangmessungen der Einzelwege andeutete. Sehr gelingt der Übergang im Zusammenspiel mit dem Subwoofer, der die Kurve mit einem mittleren Pegel von 125 dB nach unten hin fortsetzt und sogar bei 40 Hz noch beachtliche 122 dB erreicht.

Eine zweite für die Praxis etwas aussagekräftigere Maximalpegelmessung ist die Multitonmessung. Die Basis des Multitonsignals besteht aus 60 Sinussignalen mit Zufallsphase, deren spektrale Gewichtung beliebig eingestellt werden kann. Für die in Abb. 16 gezeigte Messungen mit einem dreier Array L208 und einem S118R Subwoofer wurde eine Gewichtung entsprechend eines mittleren Musiksignals (grüne Kurve) gewählt. Der Crestfaktor, des so synthetisierten Messsignals, der das Verhältnis vom Spitzenwert zum Effektivwert beschreibt, liegt bei einem praxisgerechten Wert von 4 entsprechend 12 dB.

Für den aus dieser Art der Messung abgeleiteten Verzerrungswert werden alle Spektrallinien aufaddiert, die nicht im Anregungssignal vorhanden sind, d. h. die als harmonische Verzerrungen oder als Intermodulationsverzerrungen hinzugekommen sind. In der Grafik sind das die blauen Linien und deren Summenkurve in 1/6 Oktav breiten Frequenzbändern. Auch bei dieser Art der Messung wird der Pegel so lange erhöht, bis der Gesamtverzerrungsanteil (TD = Total Distortions) einen Grenzwert von 10% erreicht. Bei den Gesamtverzerrungen werden alle harmonischen Verzerrungsanteile (THD) und auch die Intermodulationsverzerrungen (IMD) berücksichtigt. Unter diesen Bedingungen erreichte das Array mit Subwoofer für ein typisches Musikspektrum nach EIA-426B bezogen auf 1 m Entfernung im Freifeld unter Vollraumbedingungen einen Spitzenpegel von 142 dB und einen Mittlungspegel von 129,6 dB.

Software: Composer und Aurora

Zwei Programme unterstützen den Anwender bei der Konfiguration und im Betrieb der VIO-Systeme. Der Composer aktuell in der Version 6.4 ist ein Simulationstool, in dem die Hörerflächen, Lautsprecherpositionen und die Auswahl der Lautsprecher eingegeben werden. Das Programm berechnet daraus die Pegelverteilung und die mechanischen Belastung für einen möglichen Flugbetrieb.

Die Beispiele in Abb. 17 und 18 zeigen die Pegelberechnungen für Line-Arrays und Sub-Arrays. Bedienung und Installation der Composer-Software sind völlig problemlos und gehen intuitiv von der Hand, vorausgesetzt man weiß um die grundsätzlichen Zusammenhänge von Lautsprecher-Arrays und Direktschallberechnungen. Sehr gut gelungen ist hier vor allem die Darstellung der Pegelverläufe in Oktavbändern über die Tiefe des Raumes. Alle Einstellungen für die Konfiguration der Lautsprecher und auch die mechanischen Werte werden übersichtlich angezeigt und können so auch ausgedruckt werden.

Composer Software für das Line-Array-Setup (Abb. 17)
Composer Software für das Sub-Array-Setup (Abb. 18)
Systemübersicht in der neuen Aurora-Software (Abb. 19)
Einzelansicht für einen Lautsprecher in der Aurora-Software (Abb. 20)

Die zweite Software namens Aurora ist brandneu und aktuell in einer Betaversion verfügbar. Aurora dient zur Konfiguration der Lautsprecher über das RDNet und ermöglicht eine komfortable Überwachung im laufenden Betrieb. Zum einen kann die gesamte vernetzte Anlage (Abb. 19) in einer Übersicht dargestellt werden, wobei man auswählen und schnell umschalten kann zwischen der Darstellung einfach nur mit Namen und Typ der Lautsprecher oder auch mit Pegel- und Temperaturanzeigen für jeden Lautsprecher. Weitere Funktionen sind Mute, Solo und Identify sowie die Anzeige der Netzwerkadressen. In der Einzelansicht eines Lautsprechers (Abb. 20) lassen sich dann alle Details einstellen und ablesen. Auch für die Aurora-Software gilt, dass Installation und Handhabung problemlos und einfach sind.

Preise (netto)

VIO L208 2 × 8″ Line-Array-Modul                   2.137 €
VIO S118R 1 × 18″ BR-Subwoofer                  2.878 €
VIO S118 1 × 18″ Horn-Subwoofer (flugfähig)   3.617 €
Case 4 × VIO L208                                         939 €
DRK-208 VIO L208 Flybar (260 kg)                  730, €
DSA-VIO L208 Pole Adapter (max. 2 × L208)      380 €
TF-VIO1 Transition Frame L210-L208                 596 €
AF-VIO1 Transition Frame S118-L208                915 €

Fazit

Mit der VIO-Serie und den hier vorgestellten Modellen L208 und S118R unterstreicht dB Technologies deutlich den Anspruch, komplette Systeme und Komponenten für den professionellen Touringmarkt anzubieten. Sämtliche Lautsprecher sind voll aktiv und vernetzbar und erfüllen in Punkto Handhabung, Flugmechanik und Robustheit alle Anforderungen. Die Messergebnisse zeigen deutlich, dass die Entwicklung für Lautsprecher und Elektronik bei dB Technologies in der obersten Liga spielt und sich vor niemandem zu verstecken braucht. Gleiches gilt für die zugehörige Software: Composer und Aurora sind bestens gelungen, lassen sich leicht bedienen und liefern genau die Grafiken, Werte und Informationen, die man haben möchte. Im Anschluss an die Messungen wurden noch zwei kleine Groundstacks mit je einem Subwoofer S118R und zwei Modulen L208 für eine Hörprobe aufgebaut. Ein solches Minimalsetup entspricht zwar nicht dem typischen Einsatz, ermöglicht es aber trotzdem zu bewerten, wie die Anlage tonal abgestimmt ist und ob ein spontan zusammengestelltes Set ohne große Einstellarbeiten direkt klanglich bestehen kann. Beides ist mit ja zu beantworten. Der Höreindruck war überzeugend, tonal stimmig und dynamisch. Auch bei höheren Lautstärken blieb der gute Eindruck erhalten. Mit 2.137 € für eine L208 und 2.878 € für den Subwoofer S118R sind die Preise für die VIO-Komponenten äußerst lukrativ, zudem, wenn man bedenkt, dass Amping und Controller mit Netzwerkanbindung hier schon inklusive sind.

Eine deutliche Leistungserweiterung nach oben bietet der Hersteller zudem mit einem Modell 2 x 12″ an – einen Bericht dazu findet man hier.

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