An outdoor-tauglichen LED-Scheinwerfern mit IP65-Klasse mangelt es im statischen Lichtbereich nicht unbedingt. Neben dem Platzhirsch SGM im Washer-Bereich mit seiner P-Serie, stellte Cameo – eine Marke aus dem Hause Adam Hall – den Zenit W600 vor.
Vor allem im Wash-Bereich haben LED-basierte Scheinwerfer den Konventionellen den Rang abgelaufen – zu groß sind die Vorteile der LED bei diesen Abstrahlcharakteristiken. Den Bock umgestoßen hat sicherlich der SGM P-5, der vor ca. 5 Jahren auf den Markt kam und sich schnell zu einem Standard entwickelt hat. Angetrieben vom großen Erfolg und der steigenden Nachfrage folgten mehr Produkte im schmalen Kastendesign. Auch der Cameo Zenit W600 orientiert sich optisch klar erkennbar an bestehenden und sich durchgesetzten Produkten. Erwähnenswert an dieser Stelle ist, dass Cameo für den W600 den RedDot Award 2018 erhalten hat.
Aufbau: schickes Design ohne Griffe
aber auch komplett aus Metall gefertigt – sogar bis zu den seitlichen Flügelschrauben, die den Kopf fixieren. Die Maße sind 463 × 161 × 291 mm (B/T/H). Der manuell einzustellende Tilt-Bereich umfasst ca. 170° und wird auf beiden Seiten mit einem mechanischen Anschlag gebremst. Das ist auch gut so, weil oben auf dem Basement und unter dem Lampenkopf die W-DMX Antenne fest angebracht ist und so ein Anschlagen des Kopfes daran verhindert wird. Leider gibt es keine Gradskala an der Arretierung des Kopfes, wodurch das Einstellen der Geräte erleichtert werden könnte. Die 40 LEDs sind jeweils als 15 Watt starke RGBW-Chips aus dem Hause Cree ausgeführt. Die über jeder einzelnen LED liegende Optik bündelt das Licht zu einem Abstrahlwinkel von 18°. Mit Hilfe von vier Streuscheiben, die magnetisch an die Front angebracht werden, lässt sich der Abstrahlwinkel verändern. Die als Zubehör erhältlichen Scheiben gibt es als 25°, 45°, 100° und 60° × 10° Varianten. Die Filterrahmen besitzen kleine Sicherungsseile, die ein Herabfallen verhindern sollen. Für weitere Beambearbeitung ist eine 4-flügelige Torklappe anbringbar, die aber ebenfalls als Zubehör erstanden werden muss. Das Basement ist recht formschön, wobei die unteren Ecken schräg abgeflacht sind und sich der Bügel dort weiter bis unter das Basement zieht. Alles in allem ein Gerät, welches auch an sichtbaren Stellen im Set eine ordentliche Figur abgibt. Auf der Rückseite befinden sich DMX In und Out, sowie PowerCon In- und Out-Buchsen. Eine Möglichkeit Strom durchzuschleifen macht in Anbetracht der maximalen Leistungsaufnahme von 565 Watt absolut Sinn. Bei den Buchsen hat man hier nicht auf Neutrik sondern auf den chinesischen Hersteller Seetronic gesetzt – natürlich in IP65. Und damit wird auch klar, dass der Zenit W600 in IP65- Schutzklasse eingesetzt werden kann. Auf der Unterseite des Basements lassen sich zur hängenden Montage zwei OmegaBügel per Quick-Lock befestigen oder ein Haken zentral. Hier schön gelöst ist die Öse zur Anbringung der Sekundärsicherung. Einziger Kritikpunkt, der aber in Anbetracht der Zielgruppe des Live-Bereiches schon ziemlich störend ist, der Cameo Zenit W600 hat keinerlei Griffe oder ähnliches. Damit wird das Handling zur umständlichen Nervensache – zwischen Kopf und Base eingeklemmte Finger sind vorprogrammiert. Hier hat man „form follows function“ nicht zu 100% befolgt.
Bild: Dieter Stork
Schicke Figur Der Zenit W600 macht optisch eine ausgesprochen gute Figur.
Nur die fehlenden Tragegriffe machen das Handling unnötig schwer
Bild: Dieter Stork
Bedienung Das Display ist gut abzulesen und die Touchtaster
reagieren gut. Die Menüstruktur ist leicht zu verstehen und bietet
mit dem Fast Access Feature eine schicke Zugriffsmöglichkeit
Bild: Adam Hall
Base Anbringung von Omegaclamps (2 × außen oder 1 × innen)
und eine gut dimensionierte Öse zur Anbringung der Sekundärsicherung
Bild: Dieter Stork
Beambearbeitung Die als Zubehör erhältlichen Streuscheiben lassen sich magnetisch anbringen und werden
über ein dünnes Seil zusätzlich gesichert
Der Cameo Zenit W600, das kann man direkt zu Anfang sagen, besinnt sich auf die nötigen Funktionen für ein Washlight – bietet darüber hinaus aber noch einige klug gelöste und hilfreiche Features. Fangen wir mit Menü-seitigen Möglichkeiten an: Das touchbare Oled-Display ist gut abzulesen und die Taster reagieren gut auf Betätigung. Mit einem Klick auf „Up“ lässt sich das Display für die hängende Bedienung drehen. Als Besonderheit bietet der Zenit W600 ein „Fast Access Feature“ – also eine Schnellzugriff-Funktion. Drückt man gleichzeitig Mode und Enter, gelangt man in den Untermenüpunkt, in dem man zuletzt Werte geändert hat. Drückt man die Mode-Taste, landet man in dem Menüpunkt, der als letztes angewählt war. Das ist in der Praxis keine schlechte Herangehensweise. Im Startbildschirm werden sowohl die DMX-Adresse sowie der Betriebsmode angezeigt. Wie im Abschnitt Aufbau erwähnt, lässt sich der Cameo Zenit W600 über W-DMX ansteuern. Zusätzlich verfügt der Scheinwerfer über RDM, was die Konfiguration erleichtert. Neben Kabel- und Funkansteuerung lässt sich der Zenit W600 auch im Master/Slave-Betrieb stand-alone nutzen. Dort stehen die gängigen Funktionen zur Verfügung. Für ganz schnelle Anwendungen stehen sechs Autoprogramme zur Verfügung. Diese unterscheiden sich durch verschiedene Farbwechselsequenzen – Helligkeits- und Speedwerte lassen sich jeweils noch separat einstellen. Ansonsten ist das Menü erfreulich aufgeräumt gehalten: DMX-Adresse einstellen, Betriebsmodi einstellen, Stand-Alone-Funktionen, Slave-Modus, Geräte-Einstellungen und Geräte-Information. Bei den Einstellungen ist besonders zu erwähnen, dass man eine Auswahlmöglichkeit hat, ob das Display dauerhaft leuchten oder nach einer Minute erlöschen soll. Auch schön ist die Möglichkeit der Festlegung, was bei einem Signal-Verlust – im Gerät „DMX Fail“ genannt – passieren sollen. Zur Auswahl stehen Hold (letzte Szene halten), Blackout oder Emergency Light (Farbmakro kaltweiß). Bei der Dimmung stehen vier verschiedenen Dimmkurven zur Auswahl: Im linearen Modus fällt die Helligkeit gleichmäßig über den kompletten Wertebereich. Beim exponentiellen Modus lässt sich die Dimmung im unteren Wertebereich fein einstellen und im oberen grob, der logarithmische Modus bietet die Funktionen genau anders herum: Bei der S-Kurve sind die Werte unten und oben fein aufgelöst, in der Mitte jedoch grob. Ein anderes Problem bei LED-basierten Geräten während der Verwendung in einem Scheinwerfermix mit Halogenern, ist die harte Dimmer-Reaktion der LED. Hier hat Cameo eine Möglichkeit geschaffen, die Dimmung einzustellen – über den Halogen-Mode reagiert der Scheinwerfer ähnlich träge und sanft, wie es die Halogen-Pendants machen. Sehr schön! Noch weiter erwähnenswert ist die Möglichkeit der manuellen Kalibrierung der einzelnen Farben sowie die Änderung der PWM-Frequenz in sechs Stufen (800Hz / 1200Hz / 2000Hz / 3600Hz / 12 kHz / 25kHz).
Im Einsatz zeigt sich der Cameo Zenit W600 als solider Scheinwerfer. Alle Features funktionierten, es fielen beim Test keine Bugs auf. Die Farbmischung ist für ein RGBW-basiertes LED-System als gut zu bezeichnen. Der Scheinwerfer kann natürlich kräftige Farben bestens darstellen, aber auch bei pastelligen Nuancen oder Weiß kann der Zenit W600 durchaus überzeugen. Der Lichtstrom wird mit knapp 21.000 Lumen angegeben. Im etablierten praktischen Beleuchtungstest „Beleuchte das Nachbar-Gebäude der Redaktion“, hat der Zenit W600 augenscheinlich diese Werte – auch im Vergleich zu vorherigen Testkandidaten – bestätigt. Die magnetisch anzubringenden Filter sind leicht zu wechseln und funktionieren. Ein wenig an Lichtoutput geht natürlich verloren – aber auch das im doch annehmbaren Rahmen. Das Dimmverhalten ist smooth, auch wenn in den untersten Wertebereichen kleine Intensitätssprünge zu sehen sind. Je nach gewählter Dimmkurve verändert bzw. verbessert sich dieser Effekt nochmals. Im Angesicht des Anwendungsgebietes großflächige Beleuchtungsaufgaben zu übernehmen, dürfte das aber grundsätzlich zu vernachlässigen sein. Das Thema Lautstärke spielt auch bei den LED-Scheinwerfern mit hoher Wattleistung eine wichtige Rolle: Die drei großen Lüfter, die die konventionellen Kühlrippen am Kopf belüften, laufen wirklich angenehm zurückhaltend. Auch nach über 30 Minuten „alle LEDs auf 100“ blieben die Lüfter in einem angenehmen mittleren Drehzahlbereich. Die Lüftersteuerung kann man übrigens in drei Schritten einstellen – Auto, Maximal und Silent. Auch im maximalen Lüfterbereich ist die Lautstärke dieser noch in Ordnung. Ein Wort noch zu den unterschiedlichen DMX-Modi, von denen gibt es sieben an der Zahl gibt. Grundsätzlich bieten alle das, was am Markt so üblich ist. Eine Ausnahme macht jedoch der je nach Anwendung praxisnahe und kanalsparende 2-Kanal-Mode. Möchte man den Cameo Zenit W600 nämlich zur reinen Weißlichtbeleuchtung einsetzen, lässt sich das hierüber ganz einfach lösen: Kanal 1 bietet nämlich die Intensität, während auf dem zweiten Kanal fertig gemischtes Weiß liegt, welches man in 255 Schritten von 8.500K bis 3.200K einstellen kann. Klasse!
Funk-Ansteuerung Die W-DMX-Antenne ist als robuster Zylinder ausgeführt und somit deutlich widerstandsfähiger als die oft verbauten und fummeligen Klappantennen. Der Kopf hat einen mechanischen Anschlag im
Tilt, so dass er nicht gegen die Antenne stoßen kann
Bild: Dieter Stork
In-n-Out Sowohl Energie- als auch Signalwege sind als Ein- und
Ausgang ausgeführt. Die Buchsen sind übrigens vom chinesischen Hersteller Seetronic
Bild: Dieter Stork
Lautstärke Die drei großen Lüfter, die die konventionellen
Kühlrippen am Kopf belüften, laufen wirklich angenehm zurückhaltend
Bild: Adam Hall
Farbspektrum Verteilung der Farbspektren bei 100 % aller LEDs
Der Markt der LED-Outdoor-Washer mit 600 Watt definiert sich nicht unbedingt durch ein Überangebot, ist aber durch den Platzhirschen SGM gut besetzt. Nichtsdestotrotz muss sich der Zenit W600 nicht ängstlich verkriechen – zwar kann die Marke Cameo im Highend-Bereich noch nicht auf eine solche Erfolgsgeschichte blicken, hat mit dem Zenit W600 aber ein absolut professionelles Gerät auf den Markt gebracht. Mit einem Listenpreis von knapp 2.500 Euro ist der Outdoor-Scheinwerfer preislich im Gegensatz zum neuen SGM P-6 gut um ein Drittel günstiger, reiht sich auch in den anderen Bereichen knapp dahinter ein. Wer eine günstigere Alternative sucht und insgesamt ein paar Abstriche in Kauf nehmen kann, dem kann man guten Gewissens empfehlen, sich den Cameo Zenit W600 näher anzusehen und einem persönlichen Test zu unterziehen. Insgesamt sind wir positiv überrascht, welch ein professioneller Eindruck der Scheinwerfer – mal abgesehen von fehlenden Tragegriffen – macht. Das betrifft auch die Dokumentation im Downloadbereich der Webseite: von einer informativen Bedienungsanleitung über photometrische Daten bis hin zum Fixture für grandMA. Well done!