Wir wollen nur reden! Mit dem Solidcom-C1-System hat Hollyland eine echtes Plug-and-play-System entwickelt, das gerade für kleinere Produktionen interessant ist. Wir haben getestet, was das System in der Praxis leistet.
(Bild: Sven Kubeile)
Egal ob bei kleinen Live-Streams, Sportveranstaltungen oder Corporate-Events – Möglichkeiten zur Kommunikation am Veranstaltungsort braucht man immer. Bei kleineren Produktionen können Funkgeräte bereits ausreichend sein, jedoch haben diese oft eine schlechte Übertragungsqualität und bieten nicht die Möglichkeit, in Vollduplex mit dem Team zu kommunizieren. An dieser Stelle kommt das neue Solidcom C1 ins Spiel, mit dem der Hersteller Hollyland den Einstieg in den professionellen Intercom-Markt erleichtern möchte. Bei dem System sind die Sender in den Headsets verbaut und selbst auf eine Master-Station kann verzichtet werden.
Im Vergleich zu den meisten hochpreisigeren Systemen, auch von Hollyland selbst, ist das Solidcom C1 sehr kompakt. Eine Basisstation ist optional, denn ein Headset wird zum Master-Headset. Mit diesem Master-Headset lassen sich bis zu sieben weitere Headsets verwenden. Geliefert wird das Kit in unterschiedlichen Ausführungen. Wir haben die wohl gängigste Variante als Testsystem erhalten. Dazu gehören vier Headsets, Ersatz-Ohrpolster, acht Akkus inklusive Ladeschale und ein kleines Stoff-Case, das selbst bei kleinsten Produktionen noch in ins Fahrzeug – oder den Zug – passt. Für größere Setups mit unterschiedlichen Gruppen können auch separate Basis-Stationen hinzugenommen werden. Dabei kann eine Basis-Station bis zu acht Headsets miteinander verbinden. Sind noch mehr Headsets nötig, können bis zu drei Basen zusammengeschaltet werden.
Das Setup des Systems ist denkbar einfach und macht Fachpersonal zur Inbetriebnahme quasi überflüssig. Aus dem Case genommen identifizieren Aufkleber auf den Headsets das Master-Gerät. Ist der Akku eingelegt, muss das Headset über einen Schieberegler eingeschaltet werden. Sind alle weiteren benötigten Headsets mit Strom versorgt und eingeschaltet, verbinden sie sich automatisch. Durch das Herunterklappen des Mikrofons wird das Dauersenden aktiviert. Dabei können alle verbundenen Geräte gleichzeitig senden und hören. Eine LED am Mikrofon gibt dabei Aufschluss über den Status des Headsets. Die Lautstärke kann über Tasten an der Seite mit physischen Knöpfen nach Belieben eingestellt werden. Ist das System mit mehreren Basen aufgebaut, so ist es möglich, in zwei unterschiedliche, voneinander getrennte Kreise zu sprechen.
Um das Intercom-System auf Herz und Nieren testen zu können, haben wir es unter anderem bei zwei realen Szenarien verwendet. Zunächst konnte es bei einem Live-Stream in einem Berufskolleg eingesetzt werden, eine kleine Produktion mit mobiler Regie in einem Klassenraum, vier Panasonic-Remote-Kameras und einem Kameramann. Dabei diente das System – wie im zweiten Szenario auch – als Ersatz für Motorola-Funkgeräte. Sowohl für den Auf- und Ab- bau als auch während der laufenden Übertragungen wurden alle vier Headsets von Produktions-Mitarbeitern verwendet. Trotz dicker Betonwände und räumlicher Distanz von mehreren Etagen brach die Verbindung nie ab – und das ohne die Basisstation mit größeren Antennen. Das System arbeitet mit DECT 6.0 und funkt auf 1,9 GHz. In relativ leiser Umgebung waren auch geflüsterte Absprachen jederzeit sehr gut möglich. Auch in der mobilen Regie wurden die Headsets verwendet, um intern oder mit dem Kamerapersonal zu kommunizieren. Das zweite Test-Szenario war eine mobile TV-Übertragung, die vom Kölner Roncalliplatz direkt neben dem Kölner Dom stattfand. Dafür wurden unter anderem zwei handbediente Kameras in Bühnennähe, also mit lautem Geräuscheintrag, verwendet. Neben den beiden Kameramännern trugen auch der Bildmischer und der Regisseur im Ü-Wagen ein Solidcom C1 Headset. Das stellte die Intercom vor eine besondere Herausforderung, denn während die beiden Kameraleute in ihrer lauten Umgebung beinahe schreien mussten, brauchten die Kollegen im Ü-Wagen ihre Stimme nicht zu heben. Trotzdem musste an jeder Stelle ein verständliches Signal ankommen.
Für beide Szenarien stellte sich das Solidcom C1 als passendes, zuverlässiges und schlankes Interkom-System heraus. Die Reichweite war in beiden Fällen ausgezeichnet und es gab sogar noch Reichweiten-Polster. Natürlich hat es Sinn, bei der Benutzung darauf zu achten, dass das Master-Headset von allen anderen Headsets gut erreichbar ist. Die vom Hersteller angegebenen möglichen 350 Meter wurden allerdings nie ausgereizt. Die Sprachverständlichkeit war sehr gut und der Frequenzgang nach eigenem Empfinden sogar etwas ausgewogener als beim größeren Solidcom M1. Die Produktionsbeteiligten waren von der Qualität der Audioübertragung überrascht und vom System überzeugt, da sich in ihrer Erfahrung die Kommunikation mit Funkgeräten in der Vergangenheit komplizierter gestaltet hatte.
Ein weiteres Plus des Systems ist die gebotene Akkulaufzeit. Im Package ist eine praktische Ladeschale mit zwei Akkus pro Headset enthalten, die über einen Schuko-Anschluss aufgeladen werden können. Das Laden ging sehr schnell. Das Master-Headset wird mit sechs Stunden, ein Remote-Headset mit zehn Stunden Laufzeit angegeben. Auch das wurde nicht ausgereizt und lieber vor Übertragungsbeginn ein frischer Akku aus der Ladeschale eingesetzt.
Kann man das Solidcom C1 Set von Hollyland empfehlen?
Wer auf der Suche nach einem Intercom System für kleine Live-Produktionen, Veranstaltungen und Filmproduktionen ist, wird mit dem Hollyland Solidcom C1 sehr gut bedient sein, zumal das getestete Set insgesamt nur knapp die 1.000-Euro-Grenze übersteigt. Soll es viele verschiedene Gruppen und viele Sprechstellen geben, dann wäre es sicherlich sinnvoll, mit flexibleren und skalierbaren Systemen wie dem Riedel Bolero zu arbeiten. Gute Sprachverständlichkeit, einfache Handhabung und ein kleines Packmaß machen das Solidcom C1 aber zu einer guten Alternative für kleine Produktionen.