Testbericht

Analog Way Zenith 200: Nicht nur ein Grafik-Switcher

Der Analog Way Zenith schließt für mittelgroße Events die Lücke zwischen reinen „Umschaltern“ und Hochleistungs-Bildprozessoren.

Analog Way Zenith 200 frontal(Bild: Analog Way)

Von vielen Experten wurde schon vor längerer Zeit das „Aus“ des reinen Grafik-Switchers prophezeit: Broadcast-Videomischer verarbeiten inzwischen auch progressive Signale und bieten viele Key- und PiP Funktionen in Echtzeit. Das war vor einigen Jahren noch nicht möglich. Daten- und Videosignale sind 2024 längst „Eins“ geworden. Auch Medienserver bekommen immer mehr Live-Inputs und verarbeiten Signale inzwischen in Echtzeit. Augmented Reality wird so auch für Live-Veranstaltungen ohne Einsatz eines externen Mischers möglich. In einigen Jahren werden voraussichtlich Video-, Datenmischer und Medienserver in einem Gerät vereint sein.

Anzeige

Noch ist es aber nicht so weit, der Bedarf an 4k Mischern besteht weiterhin. Gerade für große LED-Wände werden custom EDID und ausgefallene Formate alltäglich. Analog Way setzt auf diesem Gebiet den Erfolgskurs, den sie 2012 mit dem Ascender begonnen haben, fort. Wollte man den (eigentlich für HD entwickelten) Ascender in 4k betreiben, schrumpften die Ressourcen schnell dahin: Drei Eingänge und ein Ausgang ließen neben den begrenzten Layern keine großen Sprünge zu. Dafür folgte dann 2019 die Aquilon, um ähnliche Performance in 4k zu bieten. Durch die außerordentliche Leistung der LivePremier Serie, und dem damit höheren Preis, entstand aber auch eine Lücke für mittelgroße Events im Segment zwischen reinem „Umschalter“ und Hochleistungsbildprozessor.

Diesen Engpass beseitigen nun die Geräte der Zenith-Klasse aus der „Alta“ Serie; mit dem Zenith 200 haben wir einige Live-Produktionen durchgeführt.

Der Zenith wird in der Ausführung „100“ und „200“ angeboten und bietet schon einige Features, die man nicht an Bord eines Grafik-Switchers in diesem Segment vermuten würde.

Beide Modelle arbeiten mit Prozessoren der fünften Generation intern in 4k@60 Hz 10-bit und 4:4:4. Sie unterscheiden sich hauptsächlich in der Anzahl der Ein- und Ausgänge und der Zahl der verfügbaren Layer. So hat der Zenith 100 als kleinere Version 13 In- und vier Outputs, gegenüber 16 In- und sechs Outputs beim Zenith 200. Zur Bildgestaltung bieten sie dafür dann sechs oder acht Split-Layer bzw. drei oder vier Mix-Layer an.

Rein optisch sind die Geräte im altbewährten „Analog Way Kleid“ mit drei HE untergebracht. Von vorne sehr ansprechend mit großem LCD-Display (480 × 272 Pixel) und austauschbarem Luftfilter, von hinten wieder etwas „technisch- einfach“ gestaltet. Die Anordnungen der Buchsen führten wohl eher Techniker als Designer durch.

Aber einmal damit vertraut gemacht findet man sich gut zurecht: in altbewährter Analog-Way-Philosophie sind Ausgänge wie bei anderen Geräten des Herstellers schwarz und Eingänge in weiß markiert. Eine redundante Stromversorgung ist in dieser Klasse noch nicht vorgesehen. Für die Übersicht muss auch ein Multiview-Ausgang reichen.

Sehr praktisch ist die optionale Dante-Schnittstelle 32 x 32, die – von den Entwicklern schwarz markiert – wohl hauptsächlich zur Weitergabe der eingebetteten Tonspuren an externe Tonmischpulte gedacht ist. Sie erspart aber auch in einigen Fällen das Embedding und Deembedding von Signalen, die sogar im Gerät noch um bis zu 100 ms verzögert werden können.

Analog Way Zenith 200 hinten
Schwarz/weiß: In altbewährter Analog-Way-Philosophie sind Ausgänge schwarz und Eingänge in weiß markiert (Bild: Analog Way)

Bedienoberfläche

Programmiert wird der Zenith über ein Webinterface aus dem Browser. Das Abrufen der Presets und leichte Variationen sind in der laufenden Veranstaltung aber auch über diverse Hardkey Controller wie Elgato Streamdeck, Skaarhoj Air Fly Pro, Analog Way ShotBox², ControlBox3 oder natürlich die Analog Way RC400T möglich. Nach einigen Abstürzen in Safari, was aber zu keinerlei Funktionseinschränkung führte, funktionierte die GUI im empfohlenen Google Chrome problemlos.

Wie von den Vorgängermodellen gewohnt ist die Oberfläche intuitiv und ein Wizard führt den Anwender durch die Grundeinstellungen. Gleichzeitig sind aber trotzdem in der Web RCS viele spezielle Einstellungen möglich, die den durchschnittlichen Anwender aber nur verwirren. Wie gewohnt wird in der Web RCS eine Thumbnail-Vorschau der Quellen und Senken angezeigt, was die Bedienung gegenüber vergleichbaren Produkten sehr übersichtlich macht. Einmal mit der Analog-Way-Bedienphilosophie vertraut gemacht findet man sich auch nach längerer Bedienpause sofort wieder zurecht.

Nachdem die Outputs den Screens zugeordnet und ihnen Layer zugewiesen sind, kann man sehr schnell Multiscreen Destinationen einrichten. Beeindruckend ist die Möglichkeit, bei Softedge Projektionen jeden Blending-Bereich einzeln sowohl in der Breite als auch das Blending individuell einzustellen. Im gleichen Bearbeitungsfeld kann aber auch ein Gap definiert werden, was besonders für kreative Anwendungen interessant ist.

Blending- und Overlap-Einstellung bei Multiscreen-Anwendung
Blending- und Overlap-Einstellung bei Multiscreen-Anwendung (Bild: Bernd Fischer)

Sehr innovativ ist die Lookup-Table-Zuordnung direkt im Hauptmenü: Hat man sich eine LUT geladen, kann man hiermit die Farb- und Helligkeitswerte an Ein- und Ausgängen zu seinem gewünschten Look korrigieren.

Lookup Table LUT-Bibliothek
Lookup Table LUT-Bibliothek (Bild: Bernd Fischer)

Als weiteres Highlight bietet der Zenith ein direktes Streaming an. Dies erleichtert besonders bei Hybridveranstaltungen den Ablauf und erspart das „Hopping“ des Bedieners zwischen mehreren Geräten. Im „Client Mode“ kann auf eine externe Plattform im RTMP-Format gestreamt werden. Intern wird der „Server Mode“ verwendet. Bildformat, Qualität und Audioquelle können individuell für bis zu zehn Provider voreingestellt werden.

Die Showprogrammierung mit PiP, Key, Ein- und Ausblendabläufen ist sehr umfangreich und lässt auch zeitlich programmierte Überblendungen zu. Die Presets können in einem Speicher von bis zu 200 Screen- und 50 Mastermemories abgelegt werden.

Sehr angenehm ist das einfache Übertragen von Layer-Eigenschaften mittels Copy/Paste und das dadurch sehr schnelle Arbeiten.

Programmieroberfläche wie schon von anderen Analog-Way-Produkten gewohnt
Programmieroberfläche wie schon von anderen Analog-Way-Produkten gewohnt (Bild: Bernd Fischer)

Fazit

Als Analog Way LiveCore-Anwender der ersten Stunde begeistert mich die Programmierung der Alta-Serie: Selbst in den ersten Releases macht die GUI einfach Spaß und schenkt Vertrauen für eine sichere Veranstaltung. Gerade das EDID-Management, die LUT-Zuweisung und die HDR-Option sprechen für eine lange Haltbarkeit und eine sichere Investition. Bei den Einsatzmöglichkeiten der Geräte sollten die Listenpreise von ca. 35.300 € für den Zenith 100 und 47.000 € für den Zenith 200 bald amortisiert sein. Die Anzahl der Layer ist nicht übertrieben, aber ermöglicht es, mittelgroße Events gut damit zu stemmen. Für sehr große Sets ist dann ein Einsatz der Aquilon-Serie nötig.

Wünschen würde man sich noch, dass der interne Timer, der (außer Real-time) auch Stoppuhr und Countdown darstellen kann, nicht nur im Multiviewer angezeigt wird. Er sollte auch als Quelle für einen externen Monitor benutzbar sein. Aber hier wird es zukünftig bestimmt Firmware-Upgrades geben, die noch viele neue Features implementieren.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.