H.264 Recorder

AJA Ki Pro GO: Multi-Channel Recorder im Test

Mit dem „Ki Pro GO“ schließt AJA eine Lücke in ihrer „Ki Pro“ Recorderserie. Welche das ist und was den kleinen Multi-Channel Recorder so besonders macht, zeigt unser Praxistest.

AJA Ki Pro GO Front
AJA Ki Pro GO (Bild: AJA)

Mit der Recorderserie Ki Pro konnte die amerikanische Firma AJA Video Systems aus dem Grass Valley schon vor Jahren einen Standard im HD-Bereich setzen. Mit dem Einstiegsmodell ins 4K-Segment, der „Ki Pro Quad“ war es möglich, als Nebeneffekt zur 4K-Aufzeichnung vier getaktete HD-Quellen als 4K-Stream aufzuzeichnen, was später im Modell Ultra Plus inkl. Input-frame-sync als Feature integriert wurde. Leider ist das Manko auf vielen Veranstaltungen, dass die aufgezeichneten ProRes-Files riesig sind. Die hohe Qualität ist zwar gut für Schnitt und Archivierung. Aber lange Kopierzeiten und riesige Datenträger verhindern oft das direkte Sichten und Weiterreichen des Materials.

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Um diese Lücke zu füllen brachte AJA nun die „Ki Pro Go“ auf den Markt. Im Format H.264 komprimiert passen auch schon mehrere Stunden auf einen durchschnittlich großen USB- Stick und in einer Qualität, die immer noch für die meisten Verwendungen ausreichend ist – schließlich arbeitet die Ki Pro Go intern mit 12 Bit und kann damit eine Farbabtastung bis zu 4:4:4 ermöglichen. Diese Qualität wird zwar nicht ausgespielt, aber auf einen USB-Stick mit 64 GB passen dafür in High-Quality-Einstellung ca. zehn Stunden, in Medium ungefähr 14 Stunden und in Low ganze 25 Stunden Material. Die Qualitätsunterschiede der unterschiedlichen Einstellungen sind allerdings auch sichtbar.

Es stehen fünf Kompressionseinstellungen zur Wahl.

  • Low (5Mbps at 1080p60)
  • Med-Low (10Mbps at 1080p60)
  • Medium (15Mbps at 1080p60)
  • Med-High (20Mbps at 1080p60)
  • High (25Mbps at 1080p60)

Es kann zwischen 8 Bit und 10 Bit Farbtiefe umgeschaltet werden, das Subsampling erfolgt wahlweise in 4:2:0 oder 4:2:2.


»Auf einen USB-Stick mit 64 GB passen in High-Quality Einstellung ca. 10 Stunden Material.«

Bernd Fischer über die Leistung des Ki Pro GO


Um eine sofortige Verwendung des Materials möglich zu machen, werden anstatt der bisherigen Ki Pro SSD-Festplatten fünf frei zuweisbare USB 3.2 Ports verbaut. Aufgenommen werden kann damit auf handelsübliche FAT- oder EXFAT-formatierte Speichermedien. Allerdings eben im komprimierenden Format H.264 und nicht wie gewohnt in Apple ProRes. Als mögliche Inputs kommen vier SDI- oder ebenso viele HDMI-Eingänge mit eingebetteter Tonspur und seit Firmware 1.5 auch möglichem Timecode nach SMTPE RP-188 in Frage. Linearer Timecode kann auch über den analogen Audio-Eingang eingespeist werden.

Auf dem rückseitig vorhandenen SDI- und HDMI-Monitorausgang lassen sich einzelne Quellen vollformatig oder ein QuadSplit anzeigen, aber auch auf dem integrierten LCD-Display hat man die Quellen schon stets im Blick – leider noch nicht im Browserfenster, wie der verwöhnte Ki-Pro-Anwender das seit der Ki Pro Ultra und Ultra Plus inzwischen gewohnt ist. Der SDI- oder HDMI-Output kann, wie bei anderen Ki Pro Modellen, als Super Out betrieben werden und Time Code, Audio VU Meter und Restspeicher in % einblenden.

Positiv fällt die redundante Stromversorgung ins Auge, die – im Gegensatz zu dem ersten Ki-Pro-Modell – hier auch auf der Geräterückseite untergebracht werden konnte. Dadurch ist das „half rack unit“ auch wirklich mit einer zweiten Maschine in ein 19“-Rack einzubauen.

AJA Ki Pro GO Back
Alle nötigen Schnittstellen sind vorhanden, auch ein analoger Toneingang für eine gemeinsame Summe. Die Audiokanäle der vier Inputs lassen sich im Display überwachen (Bild: AJA)

Von AJA wird der Workflow so vorgeschlagen, dass man in Kombination mit einer Ki Pro Ultra Plus einen unkomprimierten Mitschnitt für Archiv und Schnitt erstellt und die Ki Pro Go für die sofort verfügbare Aufzeichnung zuständig ist. Die 2-HE-Geräte können in einer 19“-Schiene nebeneinander montiert werden, die externen Netzteile werden dahinter platziert. Das zweite Netzteil ist leider nicht im Lieferumfang enthalten und muss bei erforderlicher Redundanz extra bestellt werden.

Workflow AJA Ki Pro
Vorgeschlagener Workflow von AJA in Verbindung mit Ki Pro Ultra Plus (Bild: AJA)

Dem allzu oft vorgekommenen Überhitzen der ersten Ki Pro wirkt nun ein Lüfter direkt hinter dem LCD-Display entgegen, der sich beim Einschalten kurz laut zu Wort meldet, aber bei normaler Umgebungstemperatur auch sofort wieder verstummt. Das Kühlkonzept scheint hervorragend; auch in einem 24-Stunden-Test mit High-Quality-Aufnahme auf allen fünf Ports blieb die Maschine nur handwarm und der Lüfter lautlos.

AJA Ki Pro GO Innenleben
Innenleben des Ki Pro Go mit großem Lüfter hinter dem LCD-Display (Bild: Bernd Fischer)

Das Web Interface ist im Stil der Vorgänger gehalten. Bei Benutzung mehrerer Ki Pros in einer IP-Range kann in einem Tab unter den Maschinen ausgewählt werden. In dieser Konfiguration ist auch das Gang-Recording verfügbar, welches mehrere Ki Pro Go mit nur einem Befehl zur Aufnahme animiert. USB-Speichermedien lassen sich mit aktueller Firmware direkt an der Maschine formatieren und die aufgezeichneten Clips können remote direkt über das Webinterface vom Ki Pro Go geladen werden. Außerdem ist die Einbindung eines SMB Netzlaufwerkes möglich, was die Recordings direkt mit Abschluss der Aufnahme verfügbar macht.

Web-Interface AJA Ki Pro GO
Web Interface der Ki Pro Go (Bild: AJA / Bernd Fischer)

Die AJA Ki Pro Go wird für einen UVP von 4.414 € angeboten und schließt die Lücke im bisherigen Portfolio der Ki Pro Recorderserie von AJA.

Fazit zur Ki Pro GO

Die Ki Pro Go ist eine wichtige Bereicherung im Recording-Bereich und lässt hardwareseitig für das angedachte Einsatzgebiet kaum Wünsche offen. Softwareseitig wird stetig an Verbesserungen gearbeitet, was zwei neue Firmware-Versionen allein im Zeitraum unseres Tests beweisen. AJA hat in die Ki Pro Go ihre langjährige Erfahrung einfließen lassen und man bekommt damit ein zuverlässiges Broadcast-Gerät.


Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde am 7. September 2021 angepasst um die Neuerungen durch Firmware-Updates bis Version 3.1 zu reflektieren.

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