Computer am FOH? Früher undenkbar, alles viel zu instabil und empfindlich. Heute ist der Computer der FOH. Etwas gereift und erwachsen, aber doch schutzbedürftig. In Form von Tablets geht es dann oft aus dem Housing eines Front- oder Monitorplatzes heraus: Pegel einstellen, Rigging-Werte aus- lesen usw. Je nach Barometer-Ausschlag ins eine oder andere Extrem erwarten den Veranstaltungstechniker und sein Tablet dann staubige Wüstenhitze oder norddeutsch-schauriges Schmuddelwetter. Nun sind dem Veranstaltungsverlauf je nach Witterung Grenzen gesetzt, die Aufbau-, Sicherungs- und Servicearbeiten laufen aber uneingeschränkter weiter. Gut, wenn dann das teure Tablet nicht gleich mit absäuft. Noch besser, wenn es sich sogar irgendwo sicher fixieren lässt. Wir casen ja gerne alles im Flightcase ein, beim Tablet sind dann aber doch Grenzen des Casebauers erreicht. Diesem Zweck dient die Aishell-Serie von Andres Industries in sechs Varianten für diverse iPad-Modelle (wir haben hier ein Modell für das 10,5″ iPad Pro ausprobiert und abgebildet). Für den Musikereinsatz (da hat jeder sicher auch schon ein Tablet vom Notenständer fliegen gesehen) ist es wohl aber etwas zu rabiat gestaltet – man sieht ihm an, dass es eher für den Einsatz von Kurierdiensten, Rettungsdiensten usw. designt wurde.
Ist es zu stark, bist du zu schwach
Der Unterschied zu den üblichen Cases? Erstens: Es ist richtig robust. Kein fummeliger Billig-Plastikrahmen, sondern ein richtiges Gehäuse mit etlichen Schnappverschlüssen rundum. Das Einsetzen oder Entnehmen des iPads gelingt dadurch übrigens auch ganz einfach: Klappe auf, Tablet rein, klack-klack-klack und fertig. Rundum lassen sich kleine Gummipuffer ansetzen oder zwei kleine Halter für einen Pencil, der allerdings so unverlierbar stramm gehalten wird, dass man ihn tunlichst parallel zur Case-Kante herausziehen sollte. Die rückseitigen Gummifüße sind nicht einfach angeklebt, sondern per eingegossener Gewinde ins Case eingeschraubt.
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Und zweitens: Es gibt eine Menge Zubehör, das sich vor allem an dem Montagematerial des Herstellers RAM orien- tiert. Diese Halterungen gibt es für fast jeden denkbaren Montagepunkt, beliebt sind sie z. B. bei Sportfliegern und Motorradfahrern. Entweder schraubt man über eingelassene Gewinde im Case ein Kugel-Gegenstück direkt an die Case- Rückseite, oder nutzt den Quicksnapper, der das Case sicher greift – wobei wir das „Quick“ im Namen beim Einsetzen in den strammen Halter nicht ganz bestätigen können. Einmal eingeklemmt, kann der Veranstaltungstechniker aber garantiert Bühnen-Loopings fliegen, ohne dass sich das Tablet löst. Zwischen Case und Montagepunkt kommt dann ein verstellbares Mittelstück, in diversen Längen und auch verschließbar. In unserem Beispiel haben wir als Montagefuß eine RAM-Kugel mit Gewinde an eine Super Clamp geschraubt. Wenn man an ein so montiertes Tablet stößt, holt man sich eher blaue Flecken als dass es herunterfällt.
Wer eine ganze Flotte von Tablets betreibt (in unseren Anwendungen vielleicht nicht ganz typisch), kann zehn Exemplare auch im Case auf eine maßgeschneiderte Ladestation stecken und wiederum etliche dieser Ladestationen in einem 19″-Rack zusammenfassen. Außerdem gäbe es einen Handgriff, Schultergurt, Car-Cradle inkl. Ladefunktion oder sogar einen wasserdichten Ladeanschluss als Optionen.
Flightcase: Superrobust, aber bedienbar
Welche Einschränkungen muss man in Kauf nehmen? Die Folie über dem Display stört nur wenig. Durch die robuste Stärke des Case-Materials kommt man evtl. nicht ganz einfach an den äußersten Bildschirmrand. Dass ein nasser Touchscreen Eigenleben entwickelt, dafür kann das Case nix. Die Taster Home / on-off / Lautstärke sind auch mit Case bedienbar, hier ist etwas mehr Druck erforderlich. Der Fingerabdruck-Sensor aber ist verdeckt, daher muss man alternativ etwas weniger komfortabel per Zahlen-Code entsperren. Das originale Lightning-Ladekabel passte prima in den per Stopfen verschließbaren Durchlass, ein billiges Fremdladekabel (oder der Lightning-Stecker eines SD-Karten-Readers) zwängte sich aber nicht hindurch.
Also ein ultimatives, wenn auch nicht ganz günstiges (um die 200 Euro) Case, das gegenüber einer reinen Tablet-Versicherung einen entscheidenden Vorteil hat: Wenn es mal rau wird, läuft das Tablet einfach weiter. Nächste Woche auf Versicherungskosten ein neues Device zu kaufen, hilft mir auf der aktuellen Baustelle dagegen ja gar nicht weiter. Und wem die Optik zu sehr Lego-like ist: Es gibt die Cases nicht nur bunt, bedruckt und in Sonderfarben, sondern auch de- zent-schwarz oder hellgrau.