Modulare Bass-Performance

„Synthesize Me!“ – Wie man zickige Oszillatorschaltungen zähmt

Besonders im Zusammentreffen mit der immer stärker auf die Bühne drängenden Eurorack-Gemeinde dürften Live-Mischer, was tieffrequente Anomalien betrifft, vor neue Herausforderungen gestellt werden, meint KEYBOARDS-Chefredakteur Markus Thiel.

Liveact mit Wand aus Eurorack-Modulen
Live & Analog: Electroliveact Ströme Mario Schönhofer und Tobi Weber aus München rocken aktuell die Clubs und Festivalbühnen mit einer gewaltigen Wand aus Eurorack-Modulen für „brachiale Beats, warme Melodien und ungehörte Klänge“ (Bild: Markus Thiel)

 

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Ein selbst zusammengestellter Verbund aus ineinandergreifenden Oszillator-, Filter- und Envelope-Modulvariationen, welcher meistens als Stereo- oder gar Mono-Summe an das FOH weitergereicht wird, produziert im Beiwerk mitunter auch mal ein authentisches Sub-20-Hz-Gewitter, welches in der Lage ist, den mit auf der Bühne performenden Tiefsaiter frequenztechnisch noch einmal souverän zu unterbieten.

Besonders Filterfahrten im Lo-Pass-Bereich kombiniert mit spannungsgesteuerten Amplifiern sind in der Lage, live für spontane Überraschungen zu sorgen. Darüber hinaus erreicht das Signal den Pult-Input natürlich immer bereits „vorgemischt“, was den klanglichen Gestaltungsrahmen im Prinzip auf eine Art Live-Mastering beschränkt. Ein Multiband-Kompressor am Pult kann während einer Modular-Performance, die naturgemäß eine ordentliche Portion Improvisation mit einschließt, Gold wert sein.

Aber auch Synthesizer-Klassiker wie der betagte, aber immer noch angesagte Minimoog sind in der Lage, über die Hörbarmachung des LFO (Low Frequency Oscillator) Frequenzen im Bereich gegen 0 Hz zu generieren. Zur Vermeidung von Beschallungsschäden, Hallenerdbeben und Gefährdungen der Statik dürfte hier zudem ein Low-Cut gute Dienste leisten, falls die Eingangskanäle nicht ohnehin in ihrer Frequenz nach unten hin beschränkt sind.

Im Pop- und Rock-Bereich begegnen einem solche ungewöhnlichen Tiefton-Eskapaden bis in den reinen Fühlbereich naturgemäß eher weniger. Dennoch sollte beachtet werden, dass die meisten alten wie auch neueren Analogsynthesizer durchaus in der Lage sind, im Bandgefüge sehr entspannt im Frequenzrevier von E-Bass und Kick-Drum zu wildern. Neben dem Soundcheck empfiehlt sich aus diesem Grund eigentlich immer ein vorheriges eingehendes Gespräch mit dem Synthesebeauftragten der Band, dann klappt’s auch mit der Zähmung zickiger und temperaturempfindlicher Oszillatorschaltungen sowie deren akustischen Auswüchsen.


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