Stefan Göbel betreute bereits bei mehreren hundert Veranstaltungen die Auftritte von Helge Schneider. Im Gespräch mit PRODUCTION PARTNER skizziert er am Jahresende 2012 sein FOH-Monitor-Konzept und berichtet von ersten Eindrücken mit dem KS-Line-Array der P Line.
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Bereits Ende 2012 konnten wir die P Line live erleben: In der Stadthalle Mühlheim hatte Helge Schneider zu mehreren „Weihnachtskonzerten“ gerufen und den Saal mehrfach ausverkauft. Nicht nur uns war im Vorfeld unklar, was für ein Programm man in dieser Konstellation zu erwarten hätte – auch das (in großen Teilen auch sehr junge) Publikum war offenbar überrascht, dass Helge Schneider am Flügel ein souveränes Jazz-Quartett anführte und dem Publikum zu einer gewohnt launig moderierten Reise durch bekannte Jazz-Standards verhalf.
Bereits während der laufenden Soundchecks auf der Bühne wurde zuvor deutlich, dass der Pegel insgesamt auf einem niedrigen, „akustischen“ Niveau liegen würde: Während man sich in der Halle noch fragte, ob die Anlage schon eingeschaltet sei, diskutierte man auf der Bühne bereits beim Monitoring, ob nicht schon zu viel PA-Sound aus dem Saal auf die Bühne reflektiert würde. Während der Show dann leistete das Setup ein sehr natürliches, ausgewogenes Klangbild mit guter Klarheit auch auf nicht 100%ig optimalen Sitzplätzen.
Die Audio-Betreuung übernahm – nicht nur bei diesem Helge-Schneider-Auftritt – Stefan Göbel, der uns im Gespräch über seine Erfahrungen mit der P Line berichtete.
Interview: es geht unbedingt um Sprachverständlichkeit
Production Partner: Stefan, du arbeitest schon lange für Helge Schneider – wie viele Auftritte hast du schätzungsweise bisher technisch begleitet?
Stefan Göbel: „Lange“ ist relativ. Ich denke, das waren so 200 Shows.
PP: Beim „Weihnachtskonzert“ in Mühlheim hast du sowohl Saal- als auch Monitor-Mix von der Bühne aus betreut. Ist das eure Standardsituation und welche Vorteile bietet sie für dich?
Stefan Göbel: Das ist vor allem eine über Jahre gewachsene und erprobte Situation und sie ist der Standard. Dem ersten Anschein nach bietet dieses Setup keine Vorteile. Anfangs war ich viel zwischen Bühne und Saal unterwegs. Das hat sich gegeben. Der Vorteil liegt meiner Meinung nach in der Nähe aller Beteiligten. Kommunikation ist wichtig – und die funktioniert auf kurze Distanz eben am besten.
PP: Stefan, bisher wart ihr in relativ überschaubarer Besetzung mit einem Analogpult unterwegs, in Mühlheim hattet ihr einen analogen Midas-Mischer (plus kleines Recording-Pult) dabei. Warum habt ihr Anfang 2013 dann mit dem Soundcraft Si Performer auf ein digitales Modell gewechselt?
Stefan Göbel: Mit dem bisherigen Pult sind wir mit größerer Besetzung tatsächlich schon an die (Input-) Grenzen gestoßen. Deshalb gibt’s jetzt mehr Eingänge bzw. Kanalzüge, und die mit ordentlichen EQs. Mit dem Digitalpult können wir jetzt auch in den Monitormixen EQs pro Signal anbieten, ein weiterer Vorteil, wenn man ohne Extra-Monitormischer unterwegs ist. Da bei der Produktion das Pult auf oder neben der Bühne steht, bietet eine Fernbedienung via kabellosem Netzwerk natürlich ganz neue Freiheiten.
Das Systemsetup der PA könnte demnächst auch einfacher werden. Jedenfalls, wenn der Hersteller auf die Idee käme, auch die Bedienung der Delayzeiten für einzelne Ausspielwege auf der Remote anzubieten. 😉 Die Aufnahme der Show wird laut Ankündigung demnächst auch kein weiteres Pult erfordern. Man spart einiges an Peripherie und zu guter Letzt: das alles bei nahezu gleicher Größe.
PP: Welche praktischen Erfahrungen habt ihr beim Auf-/Abbau des KS-Line-Arrays gewonnen?
Stefan Göbel: Ich fand die Handhabung der P Line vom Prinzip her in Ordnung. Das System ist ähnlich dem des C Line-Arrays leicht verständlich, aber auch sehr genau gebaut. Da hat’s hier und da gehakt. Die Größe ist gerade so, dass man beim Einrichten noch mit zwei Personen klarkommt.
PP: Wie verhält sich das Line-Array nach eurem Eindruck bei der Abstimmung auf den Saal, welche Eigenschaften sind hier für euch besonders vorrangig?
Stefan Göbel: Bei Helge geht es unbedingt um Sprachverständlichkeit. Die Dynamik von Helges Stimme ist groß und es kommt kein Compressor zum Einsatz. Mit der P Line war da kein Problem. Allerdings hatten wir ja in Mülheim ein sehr jazziges Konzert, ohne dass da viele Geschichten erzählt wurden oder groß gesungen wurde. Mir gefällt, dass das System die unteren Mitten weit trägt. Da hat die C Line Schwächen, die P Line geht da deutlich runder zur Sache. Das Winkeln hat kein Problem bereitet. Ohne große Lautstärkenanpassung der einzelnen Paare passte die Kombination aus Array und (Grund-)Setup im Controller ganz gut für den Saal.
Für den Nahbereich hatten wir pro Seite jeweils zwei C Line-Elemente unter die P Line gehängt. Am Übergang der beiden Systeme haben wir noch ein wenig geändert. Die Möglichkeit, mit Ease Focus das System schon vorher zu zeichnen, erleichtert gerade im Tourbetrieb die Arbeit. Schön auch, dass man die angehängten C Line-Elemente ebenfalls einbinden kann.
PP: Welchen Eindruck habt ihr vom Amping/Controller?
Stefan Göbel: Das Setup des Controllers scheint mir nach diesem ersten Eindruck in Ordnung. Etwas scharf bei 1,6 kHz und so bei 5 kHz. Bekannte Parameter im Display, ich wusste wo ich was ändern kann. Der Dreh-Encoder der Karten gefällt mir nicht. Der ist zu ungenau. Die Amps können laut machen und sind zuverlässig.