Logistische Effektivität

Neue Pro-Lautsprecher bei HK Audio: Contour X und Cosmo

Mit zwei neuen Produktlinien „Made in Germany“ setzt HK Audio aus dem Saarland ihre lange Tradition im Lautsprecherbau fort: Kompakte Universalboxen vom Hochständereinsatz bis zum Bodenmonitor sowie einem Line-Array, dessen drei Modulvarianten man erst auf den zweiten Blick optisch erkennen wird. 

HK Audio
HK Audio Cosmo (Bild: Detlef Hoepfner)

Nicht zu klein, und nicht zu groß – wer einen der „Experience Days“ bei HK Audio im Saarländischen St. Wendel besucht, sollte etwas Zeit und Kondition für das weiträumige Firmen – areal einplanen. Wird aber auch von Lothar Stamer begrüßt, einem der drei CEOs und als Ingenieur Urgestein der Firma mit dem technischen Background für den Überblick auf Entwicklung und Fertigung. Eine zweite Balance findet die Firma (korrekt eine Marke der „Music & Sales Professional Equipment GmbH“, entwickelt und gefertigt in der Stamer Musikanlagen GmbH) bei ihrem Portfolio: Aus der Beschallungswelt stammend – ursprünglich sogar einem sehr frühen PA-Verleih – erweiterte sich das Produktangebot in die MI- und speziell Gitarren-Amp-Welt. Gesehen hat man bestimmt schon mal eine Hughes & Kettner Redtube oder einen Tubemeister.

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HK Audio Team
Team CEO Lothar Stamer, Björn Seeländer (Application Engineer), Arne Weitzel (Sales Consultant), Christian Schmid (Projekt-Ingenieur), Johannes Jakobs (Mechanik-Ingenieur) (Bild: Detlef Hoepfner)

Contour X

Beschallungsseitig war in jüngerer Vergangenheit das Cohedra-Line-Array ein technisches Highlight, es folgten dann diverse Serien kompakter Lautsprecher, Säulen und portable Selfpowered-Anlagen. 2018 geht der Fokus wieder in der Skalierung etwas nach oben: Cosmo und Contour X versprechen den aktuellen Stand der Beschallungstechnik, wie HK Audio ihn definiert. Dass man hier nicht unbedingt nach den Sternen greift, also tatsächlichen oder vermeintlichen elitären Beschallungs-VIPs gerecht werden möchte, bedeutet aber überhaupt nicht, bei Technik oder Fertigung Abstriche zu machen. Und so nennt man bereits die Serie Contour X mit ihren drei Modellen ein „first-class workhorse“ und kann eine Menge Geschichten über deren technische Details erzählen. Das fängt bei der akustischen Konstruktion an, die bereits hardwareseitig (also beispielsweise dem Horn-Design) versucht, ab der eigentlichen Schallerzeugung ein möglichst gutes und sich phasenseitig bestmöglich an den Woofer koppelndes Ergebnis zu liefern, um den Bedarf an späteren Korrekturen zu minimieren. Verbessert wurde zur Vorgängerserie CT auch die Leistungsfähigkeit der Treiber, jede Box kann nun etliche Dezibel mehr im Tiefton liefern. Dabei wurde aber gleichzeitig das Gewicht der drei Serienmodelle CX15, CX12 und CX8 verringert.

Drei Größen Contour X mit CX15, CX12 und CX8
Lautstarker Winzling Contour X CX108

Viele weitere Details zeigen, wie praxisnah sich das R&D mit der Anwendung beschäftigt, das ist wirklich ein anderer Ansatz, als nur nach Möglichkeiten zu suchen, was man als Hersteller noch wegsparen könnte. Die verbesserten Griffmulden sind da noch nicht so ungewöhnlich. Statt nur zwei Anschlussbuchsen auf der Rückseite auch je eine an Top und Boden vorzusehen, und die auch mit Kappe nach IP45, bedeuten schon Mehraufwand zum Vorteil des Anwenders. Dadurch kann entweder das Anschlusskabel am Polemount nach unten geführt werden. Noch schicker ist die Monitoranwendung: Dann liegen die Anschlüsse links und rechts, und man geht nur mit einer Verbindung immer von einer Box zur nächsten. Und auch trotz einer Verbindung zwei Wege durchschleifen: Jeder Monitor kann am Anschlusspanel auf die Pins 1+/- oder 2+/- geschaltet werden und sich „sein“ Signal abzweigen. Ebenfalls professionell gelöst: Rundum eine Vielzahl sicherer Punkte, die zur Befestigung von Montage-/Flugzubehör ausgerüstet sind. Die Boxen können in zwei Winkeln auf einem Pole geneigt werden, hinzu kommt ein neuer U-Bügel: Er ist zum Transport einfach vom Lautsprecher zu entfernen, indem man flugs vier seitliche Pins löst. Hörtests sind ja immer so eine Sache, aber wenn wie hier im Freifeld vor der großen, neu aufgesetzten Demohalle nicht nur ordentlich Pegel, sondern auch ein sauberes, differenziertes Klangbild reproduziert wird, ist die lange Erfahrung im Lautsprecherbau offenbar gut genutzt worden. Und das nicht nur bei den beiden größeren Modellen, sondern auch die kleine Contour CX8 überrascht klanglich. Das alles robust unter einer zähen PU-Beschichtung geschützt. Bass-seitig bekommt die Serie Unterstützung durch 18″- Subs, entweder mit 2 × 18″ oder sozusagen „halbiert“ als 1 × 18″, wozu man sich auch Cardioid- Setups ausgedacht hat.

Beschallungstechnik von HK Audio
Subwoofer CF118 haben ebenfalls Palettenmaß (Bild: Detlef Hoepfner)

Cosmo-Line-Array von HK Audio

Noch ein C: Neben den Contour-Lautsprechern ist auch die Cosmo-Serie neu. Und während Lothar Stamer schon zu den Kompaktboxen bemerkt, dass jede als Update gedachte Überarbeitung eines Konzeptes dann doch als komplettes Neudesign ende, weil man so viele Ideen gesammelt oder Materialien entdeckt habe, trifft dies für das Cosmo-Line-Array sowieso zu. Das Cohedra liegt schon ein paar Jahre zurück, und auch konzeptionell hat man noch einmal ganz von vorne neu gedacht, vor allem in Richtung Logistik: Zu einem guten Beschallungsergebnis gehört mehr als ein guter Lautsprecher, das Material muss auch praktikabel an den richtigen Ort gebracht und dort positioniert werden können. Erst die Summe aller Faktoren garantiert einen bestmöglichen Sound. Der Ansatz von HK Audio: Wie bekommt man aus einer Linie, die möglichst geschlossen auftreten soll, einen in der Entfernung und Abstrahlbreite möglichst konstanten Sound? In der Nähe braucht man eine eher breite Abstrahlung, die Boxen für die größeren Würfe müssen schmaler abstrahlen. Im Hochtonbereich lassen sich darauf angepasste Kombinationen aus Wellenformer und Treiber bauen, die ihre HF-Energie auf einen immer kleineren Raumbereich fokussieren. Mittel-/Tieftonbereich müssen dann aber noch pegelmäßig hinterherkommen. „Oben“ große Line-Array-Module hinzuhängen und „unten“ in der Linie kleinere Module, macht Sinn, ist aber mechanisch aufwändiger, als die Linie einfach um baugleiche Module zu variieren. Die Idee daher jetzt: Man entwickelt drei Cosmo-Module, die immer schmaler (=weiter) abstrahlen, in sich dabei ausgewogen abgestimmt sind: Bereits erhältlich ist die C8 mit 80 Grad, die auf 2 × 8″-SICA-Neodymchassis mit 2,5″- Schwingspule setzt. Die C6 soll dann für den Nahbereich 100° abstrahlen, bei ihr können die Dimensionen auf 2 × 6,5″ beschränkt werden. Will man weiter werfen als mit der C8, wird es die „größte“ C10 geben mit horizontalen 60 Grad, unterstützt von 2 × 10″. Je enger der HF fokussiert wird für die hinteren Publikumszonen, um kräftiger sind also die LFChassis dimensioniert. Mechanisch aber haben die drei Modultypen den gleichen Footprint und lassen sich 1:1 untereinander hängen. Also kein großartiges Boxen-Tetris im Array. Sie unterscheiden sich von den Außenabmessungen in der Höhe, nicht in der Breite und werden vorne engbeieinander mit zwei Pins, rückseitig über einen mittigen Strang inklusive der in EASE Focus ermittelten Winkeleinstellungen verbunden. Adapterrahmen von einer Produktvariante auf das nächste größere/kleinere Modell erübrigen sich, man kommt mit einer einzigen Linie an Riggingzubehör aus. Und zwar zwei unterschiedlich großen Flugrahmen samt Pick Point Adaptern, Schäkeln, Subwoofer-Adapter und Stellfüßen: Dem CRF-60 für kleinere Setups aus Tops, im Groundstacking auch als Verbinder zwischen der C-SUB-Serie und den Cosmo-Mid/High-Units einsetzbar.

Flugrahmen CRF-80, auch für Groundstacks verwendbar
Künftige Module mit anderer Abstrahlung sind ohne Adapter ins Array integrierbar

Der CRF-80 dagegen packt bis 700 kg, fliegt auch den 1 × 18″-Subwoofer CF 118 und bindet ebenfalls die tieferen Subwoofer der C-Sub-Serie im Groundstacking ein. Hinzu kommt ein Pullback-Frame, der ebenfalls das Groundstacking von Tops auf Bässen (oder per Flansch-Adapter sogar auf Stativen) ermöglicht. Der Transport in verbundenen Topteil-Gruppen, auf denen oben eine Abdeckung verriegelt wird, erfolgt auf Dollys – die ihrerseits stapelbar sind. Der Rahmen landet beim Transport auf den Tops oder Subs, alternativ ist eine weitere Transportmöglichkeit kurz vor der Fertigstellung: Ein Metallrahmen mit Rädern nimmt zum Transport ebenfalls vier Tops auf, zusätzlich einen Flugrahmen. Dieser Metall-Dolly soll dann aber wiederum auch noch als Groundstack-Basis fungieren können.

Alternativ zum Standard-Dolly wird es noch eine Metallvariante geben, die auch Groundstacks hält
Dolly-Transport auf halber Paletten-Grundfläche

Beim Amping hat sich HK Audio für eine derzeit ganz typische Lösung entschieden, wie sie (bezüglich der Amp-Brands) in ähnlicher Form beispielsweise auch bei TW-Audio genutzt wird. Die haueigenen HK-Audio-Ampracks mit selbstentwickelten Anschlussfeldern werden für das Cosmo als CDrive 4 bzw. C-Drive 8 weitergeführt. Bestückt sind sie entweder mit Verstärkern der Marke Lab-Gruppen. Ein kleines Rack mit seinen vier Kanälen kann dann bereits ein StereoSetup versorgen, das L/R insgesamt aus vier Subs und sechs Tops C8 besteht. Sprich: Ein Kanal treibt entweder drei Tops oder zwei Subs an. In diesen Schritten kann das System nun skaliert werden, indem man weitere C-Drive 4 hinzufügt (oder C-Drive 8).

Amp-Racks in zwei Größen
Amp-Racks in zwei Größen, alternativ mit Lab-Gruppen oder Powersoft-Bestückung (Bild: Detlef Hoepfner)

Immer populärer wird aber auch eine Bestückung mit den superkompakten Powersoft-Amps. Rückenwind könnte dieser Variante auch geben, dass Powersoft mit einer neuen Verwaltungssoftware an den Start geht (deren Namensgebung „Armoinia plus“ irritiert insofern etwas, als das gar kein reines Update der bisherigen Armonia-Software ist). Armonia plus widmet sich der Systemverwaltung und der Überwachung, bei unserem Besuch im Saarland war das HK-Team gerade vom italienischen Support diesbezüglich geschult worden.

Logistische Effektivität hat HK Audio auch bei den Maßen der Amp-Racks im Sinn: Beide Subwoofer-Varianten, die Tops auf den Dollys und die Racks orientieren sich jeweils an einem ganzen oder halben EPAL-Palettenmaß (80 × 120 cm). Dadurch fügen sie sich auch gut in Laderäume ein, und für die genutzte Grundfläche beim Laden ist es jetzt eigentlich egal, in welcher Reihenfolge man die Komponenten verlädt: Das Lkw-Tetris wird deutlich vereinfacht.

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