Die Idee, Element of Crime auf einer Bühne zu präsentieren, die offen und dabei sehr tief wirken sollte, bestand bereits längere Zeit. Schon auf der vorhergehenden Tournee hatte die Crew nach den Vorgaben von Rolf Wenzel ein erstes Konzept umgesetzt, das ohne die übliche Fronttraverse ausgekommen war. „Die Band auf diese Weise zu inszenieren ist nicht zuletzt deshalb so gut machbar, weil sich alle Musiker verhältnismäßig wenig bewegen“, schmunzelte der Lichtdesigner. In der Vergangenheit habe man daher einige erfolgversprechende Versuche unternehmen können, die vier Bandmitglieder und auch die Gastmusiker nur mit Gassenlicht in Szene zu setzen. Diese ersten testweise umgesetzten Ideen führten dazu, ein Konzept zu entwickeln, das nicht nur eine herkömmliche Fronttraverse überflüssig machen würde, sondern vielmehr sollte das komplette Showlicht vom „Boden aus“ positioniert werden. „Welche technisch logistischen Herausforderungen dies mitbringen würde, sollte sich aber erst im Laufe der Vorbereitungen zeigen.“
Vier Tower auf einem Boden-Grid
Insgesamt sechs Traversen-Tower, von denen sich vier an einem „gemeinsamen“ Boden-Grid befanden, bildeten die Hardware-Basis des Designs. Von zwei 12-m-Traversen, die im Abstand von ca. 2 m parallel zur Bühnenvorderkante auf der Bühne lagen, gingen vier Finger ab, die mit entsprechenden Cornerblocks verbunden waren. Am vorderen Ende der beiden äußeren Finger standen die Midstage-Türme und an den (hinteren) Enden der beiden mittleren Finger standen Upstage zwei Türme. Um die gewünschte Tiefe zu erzeugen und auch die vier Bandmusiker nebst einem Gastmusiker in Szene setzen zu können, befanden sich die beiden äußeren Türme auf der Höhe der vorderen Kante des Schlagzeugpodests (ca. Center Stage). Diese vier Tower waren identisch bestückt: Am Kopf hingen jeweils zwei High End System Solar Spots Pro CMY und darunter sechs Vari-Lite VL5. Am Fuß der Türme waren jeweils ein 2-Lite DWE Blinder und ein SGM Q-7W angebracht. Die 2-lite Blinder am Fuße wurden etwas zweckentfremdet eingesetzt. „Ursprünglich war es geplant, die 2-lites als „Anti“-Blackout am Ende eines Songs einzusetzen. Als der Song dann kurzfristig aus der Setliste verschwand, habe ich mich entschlossen, diese Stimmung für die Zeiträume zwischen den Zugabeblöcken zu wählen.“ Am Drum-Riser wurden zudem bei drei Liedern Showline Nitro in Kooperation mit den Q-7W eingesetzt und sorgten u. a. für ein Blitzgewitter, wie man es sonst nur vom roten Teppich bei Filmpremieren kennt. Die gesamte Traversen-Konstruktion war grundsätzlich für 12 m breite Bühnen ausgelegt worden, aber auch einen 10 m breite Version war möglich.
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„Der Aufbau der nahezu vollbestückten Tower stellte uns dann doch irgendwann vor gewisse statische Probleme, da keiner mit diesen intensiven Scherkräften gerechnet hat. Der Statiker von Ambion hat uns dann eine Lösung entwickelt, die es erlaubte, die Tower mit einem 1-Tonnen-Motor aufzurichten, der an der Bodenkonstruktion befestigt war. Obwohl die Tower in der Auf-/ Abbau Phase nur mit ca. 140 kg Gewicht bestückt waren, war der 1-TonnenMotor an einem gewissen Winkel sehr nah am Limit, wenn auch nur für einen sehr kurzen Moment. Und nach vielfachem Hin und Her ist daraus eine großartige Lösung entstanden, die einfach unsagbar schnell war“, erklärte Rolf Wenzel. Etwa in Höhe der Bühnenvorderkante, neben den Side Fills befanden sich auf beiden Seiten zwei vertikale Traversen für das Gassenlicht, an denen im oberen Teil drei VL5 befestigt waren. Da diese ebenfalls schwarzen Traversen nah an den Line-Arrays standen, wirkten sie im Bühnenbild zunächst sehr unauffällig. Um diese Traversen so leicht und unscheinbar wirken zu lassen, hatte man sich einen Trick einfallen lassen: Die 4 m langen Traversen waren zunächst an einer Hinge Section verbunden, die wiederum mit einer asymmetrischen Bodenplatte verbunden war, auf der auch die 160 kg schweren Sidefills positioniert wurden. Bei Auf- und Abbau wurden wie üblich die Bolzen der Hinge Section entfernt und die Traversen mit starken Händen langsam zur Bühnenmitte abgelassen. Dabei konnten drei der vier VL5 an den Traversen belassen werden. Die vierte Lampe wurde jeweils vorher ein- bzw. abgebaut. Bei diesen beiden Towern ließen Länge und Gewicht die Scherkräfte vernachlässigen, diese Tower konnte man sehr bequem mit zwei Personen von Hand aufstellen. Die Hauptdesign-Elemente an den Towern waren jeweils VL5, die in regelmäßigen Abständen angebracht waren. Die beiden Upstage-Traversen hinter dem Schlagzeug verfügten jeweils über einen weiteren VL5, der etwas abgesetzt von der Fünfer-Gruppe angebracht war. An den beiden Midstage Towern waren zwei VL5 tiefer positioniert. Diese VL5 erhielten während der Tour von der Crew intern den Namen „Dave Lights“ – nicht etwa weil damit vornehmlich Bassist Dave Young ausgeleuchtet wurde, sondern weil er der einzige Musiker war, der im wahrsten Sinne des Wortes keinen Anstoß an diesen Lampen nahm. „Im Falle einer etwas engeren Bühne versperrten diese Lampen gern mal den Bühnenaufgang genau auf Kopfhöhe. Da dies in dunklen Auftrittssituationen unweigerlich schon mal zu einem kleinen Kopfstoßer führt, haben wir diese entfernt, falls es mal enger wurde, was zum Glück nicht allzu oft vorkam“, verriet Rolf Wenzel schmunzelnd.
HES Solaspot
Die HES Solaspot Pro CMY wurden von dem Designer ausgewählt, weil sie dank der weißen LED-Engine einen schönen gleichmäßig weißen Beam lieferten und untereinander niemals verschiedene Farbnuancen aufwiesen. Die Solaspots mit ihren 450 W seien von der Leistung durchaus in der 700- bis 800-Watt-Klasse einzuordnen, lobte Rolf Wenzel. Am Bühnenboden wurden hingegen sechs HES Solaspot 1500 eingesetzt. Der Designer hob hier das Animation Wheel und die gute Zoom Range (8–45 Grad) hervor und schwärmte auch von der Helligkeit dieses neuen HES Modells: „Ich denke, der HES Solaspot ist vergleichbar mit den Lampen der 1.200-Watt-Klasse – etwa einem VL3000 Spot. Der Solaspot hat auf dieser Tour sehr gut funktioniert. Allerdings ist ein Element of Crime Konzert zugegebenermaßen auch nicht unbedingt eine Show, die diesen Lampen alle Features abverlangt. Für mich – bzw. für die Anforderungen an dieses Design – war wichtig, dass der Dimmer sehr smooth funktioniert und dass die Farbmischung gleichmäßig vorgenommen werden kann – das war hier einfach 1A! Ich habe hier viel mit manuellen Fades von einer Farbe ins Weiße gearbeitet und das funktionierte sehr hervorragend.
Ursprünglich hatte ich sogar daran gedacht, auch die Positionen an den Türmen mit den HES Solaspot 1500 zu machen, doch diese Lampe ist momentan noch so neu am Markt, dass zum Zeitpunkt der Tournee noch keine ausreichende Anzahl erhältlich war. Unsere Lösung passte jedoch perfekt, denn die Pro-CMY-Version brauchte nicht so weit zu „schießen“ und sie ist leichter. Unter dem Aspekt der Gewichtsproblematik – der bei diesem Traversenkonzept ja auftauchte – kam uns dies dann sogar zugute. Im Grunde ist es so jetzt optimal, indem wir oben die kleinen, leichten CMY- und unten die großen 1500- Modelle verwenden.“
Starke, offene, stille Bilder
Den Abschluss des Bühnenraumes bildete eine dunkle Leinwand, deren wahre Bestimmung aber erst während der Zugaben deutlich wurde: Unterhalb des glatt hängenden Backdrops waren zwölf BB 4 in einer Reihe aufgestellt. Den Look, die komplette Fläche mit den BB 4 gleichmäßig und nur seicht auszuleuchten, hob sich der Lichtdesigner nur für diesen einen Song (Vier Stunden vor Elbe 1) am Ende des Konzertes auf. Entsprechend einmalig war die optische Wirkung: Die Silhouetten der Musiker wirkten vor dieser seicht erhellten Fläche wie lebensgroße Figuren eines Scherenschnitt-Theaters. Das Publikum reagierte allabendlich mit Hunderten von in die Höhe gereckten Handydisplays. Das Gesicht von Sänger Sven Regener wurde bei diesem Lied durch fast schon als zaghaft zu bezeichnendes Licht von einer Seite der Gassen-Tower und nur für die geeignetsten Textpassagen herausgearbeitet. „Bereits während der ersten Shows, bei denen das Konzept erprobt wurde, waren zusätzlich einige Lampen an der vorderen Bühnenkante eingeplant worden“, berichtete der Designer und ergänzte: „Es gilt hier, auf Feinheiten der musikalischen Darbietung reagieren zu können.“ Und so gelang es, generell waren es die zarten Nuancen, die in diesem Konzert die gewünschte und gewohnte Atmosphäre verliehen – seien es nun die musikalischen Aspekte oder die Art wie der Lichtdesigner diese optisch unterstützte oder herausarbeitete. „Mir war es wichtig, bei jedem Lied den jeweiligen musikalischen Schwerpunkt herauszupolieren und für jeden Song – oftmals unmerkliche, aber entscheidende Akzente zu setzen, um zu zeigen, wo der musikalische Schwerpunkt liegt, den man aufgreifen und entsprechend visualisieren kann.“ Bei einem Lied gab es z. B. einen Taktteil mit drei richtungsweisenden bzw. akzentuierten Schlägen auf der Bassdrum, die mit nur ganz leichten Farbveränderungen einhergingen, um dann sofort wieder zurück in die Stimmung zu fallen, die in dem Song vorherrschte. Ebenso feinfühlig, wie diese beispielhafte kurze Passage wurden auch die Lichtstimmungen für ausgewählte Liedtextpassagen sowie die Instrumental-Soli herausgearbeitet.
Erste Tour mit Line-Array
Line-Arrays, so populär und so technisch ausgereift sie auch sein mochten, waren bei den Musikern der Band bisher unbeliebt. Die klangliche Dämpfung des Bühnenbereichs sei bisher immer der Hauptgrund gewesen, sich gegen Line-Arrays auszusprechen und stattdessen auf bewährte PA-Systeme zu setzen, die dann gestackt am Bühnenrand aufgestellt waren. Auf dieser Tournee wurde nun doch auf ein Coda Audio Line-Array gesetzt, das Element of Crime auf Festivals kennenlernte, die von Ambion betreut wurden. Der langjährige FOH-Techniker Michael Prieß und Systemtechniker Merten Wagnitz erinnerten sich: „Im Gegensatz zu anderen Festivals, auf denen auch Line-Arrays im Einsatz waren, äußerten sich die Künstlern erstmals interessiert und gaben die grundlegende Ablehnung auf. Ambion hatte als einer der ersten Anbieter in Deutschland das System im Einsatz. Inzwischen hat man einen relativ großen Stock angeschafft“, erklärte Wagnitz. Erste Erfahrungen konnten bereits auf einer vorhergehenden Tournee-Produktion gesammelt werden. Die Auftritte auf der Element of Crime Tour erfolgten in der Regel in Venues, die zwischen 2.000–3.000 Besucher fassten. Einige Spielorte wie etwa Stuttgart, Bremen und Berlin wurden wegen der enormen Kartennachfrage für mehrere Tage hintereinander gebucht, statt in eine größere Räumlichkeit auszu – weichen. Hallen in der Größe von 2.000–3.000 Besuchern sind der Rahmen, in dem die Künstler ihre Lieder am liebsten präsentieren. Das CodaSystem habe ideale Eigenschaften geboten, um auf die unterschiedlichen Hallengrößen der Tournee zu reagieren. Ein weiterer Vorteil sei der geringere Truck Space gegenüber dem vorherigen System, zumal die Produktion auf zwei Trailer ausgelegt worden war. Merten Wagnitz äußerte sich außerdem sichtlich beeindruckt hinsichtlich der Bedienbarkeit und der Klangeigenschaften des Coda-Systems: „Das Coda Airline ist wirklich sehr schnell auf- und abgebaut und es verfügt inzwischen über einige Features, die es noch mal deutlich verbessert haben. Besonders das Amping ist durch die neuen Linus Controller viel einfacher geworden. Wir fahren das System komplett digital an. Es gibt einen Umsetzer von AES/EBU auf LiNET. Über das LiNET können acht Kanäle AES/EBU geschickt werden. Das nutzen wir, um aus der Soundcraft Vi6 Stagebox digital bis zu den Amps zu gehen. Tatsächlich haben wir nichts mehr dazwischen und die Controller-Software funktioniert über Ethernet. Somit habe ich am FOH nur einen Laptop stehen, auf dem ich alle Amps sehe. Es funktioniert wie alle moderne Software – d. h. man kann Gruppen bilden und EQ zum System-Tuning nutzen und es gibt freie, parametrische EQs mit denen man Raumresonanzen ‚ziehen‘ kann. Insgesamt ist das eine sehr komfortable Lösung, die tatsächlich dazu geführt hat, dass wir keinen Main-Controller mehr mitgenommen haben.“ Da es sich bei der Support-Band um ein Duo handelte, das zudem auch noch bei einigen ausgewählten Songs als Chor bei Element of Crime fungierte, war auch kein zusätzliches Mischpult am FOH-Platz nötig. Ein Main-Controller (wie z. B. Lake oder Galileo) wurde überflüssig, da man die Support-Band-Einstellungen als File im Soundcraft Vi6 ablegen konnte. „Nach den Mikrofonen und der Stagebox findet keine Digitalwandlung mehr statt. Das ist – finde ich – nicht nur komfortabel, sondern vor allem deutlich hörbar“, urteilte Merten Wagnitz. Auch das Rigging des Systems erwies sich für die Produktion als ideal. Auf jeder Seite waren acht Coda Airline LA 12 (Doppel-12″-System) im Einsatz.
Die Zeilen wurden mit dem neuen Coda Flug-Bass SC3 verlängert, einen Sensor-kontrollierten Doppel-15er. Dieser koppelte im unteren Mittenbereich an und lieferte den gewünschten „KickBass“, um eine schöne Bassdrum zu bekommen. Für die unteren Bereiche sorgten Coda SCP-F (Sensor-controlled Doppel-18er-Subbässe). Überdies wurden 20 Elemente Coda ViRay eingesetzt – ein kleines Line-Array mit Doppel-8″, das je nach Venue als Out- und Delay-Hang eingesetzt werden konnte. Für die lange schmale Bochumer Jahrhunderthalle wurde daraus ein Mono-Delay, platziert über dem FOH-Platz. Als Front Fills wurden Coda G712 eingesetzt. „Diese Multifunktionsboxen mit einem 12-Zoll-Speaker besitzen ein 2-Wege-Mitten-/Hochtonsystem, das sehr gut funktioniert. Meine ganz persönliche Auffassung ist, dass dies besser arbeitet, als zwei ‚Scheiben‘ des VIRAY Line-Arrays hinzulegen“, erklärte Merten Wagnitz und begründete die Entscheidung: „Die Abstrahl-Charakteristik der G712 erscheint weniger eng gefasst zu sein und man hat nicht das Gefühl, dass dich der Sound anschreit, wenn man über die Achse des Systems geht. Wir haben die G712 hier erstmals an dieser Position ausprobiert und ich würde es zukünftig wieder so machen. Der Innenraum klingt richtig super. Diese Lösung liefert einen weniger, anschreienden‘ Klangeindruck, den man bei kleinen Line-Arrays sonst schon mal hat. Wir spielen ja keine Festivals mit einem 4 m breiten Graben vor der Bühne.“ Als Side Fills wurden wie schon auf den Tourneen zuvor Nexo Alpha Fullstack Einheiten eingesetzt: Nexo Alpha B1 S2 und M3. Um eine homogene Bass-Entwicklung zu erreichen, wurden jeweils zwei Doppel-18er SCP-F übereinander vor der Bühne aufgestellt. Alle Einheiten wurden omnidirektional betrieben. „Dadurch bekam die Band ein bisschen Backfire auf der Bühne und empfand das als durchaus positiv. Genau das hatte ihnen bei Line-Arrays mit Cardiobässen bisher gefehlt.“ Insgesamt sechs Elemente des Sub-Arrays wurden auf der Länge von 12 m vor der Bühne verteilt und die benötigten Winkel-Delays jeden Abend in Abhängigkeit der örtlichen Gegebenheiten neu errechnet.
Monitor ohne In-Ear
Martin Audio LE 1500 mit Amping Crown I-Tech wurden generell als Bühnenmonitore eingesetzt. Sehr interessant war der Drum-Monitor mit vier 15er-Bässen Coda G15 Sub sowie zwei G712 als Drum Wedges. Letztere wurden schräg platziert. Bisher seien hier Nexo PS15 verwendet worden, mit denen man zwar sehr zufrieden war, doch erwiesen sich die G712 von der Höhe her etwas idealer für den Schlagzeuger. Als Monitorpult wurde für Element Of Crime erstmals ein Midas Pro2 eingesetzt. Ivan F.P. Lang, der bereits seit fast 20 Jahren den Monitorsound betreut, hatte zuvor mit einer Digidesign Profile gearbeitet. Vom Midas Pro2 hätten ihm einige Kollegen zunächst abgeraten, da vielen das Bedienkonzept offensichtlich zu umständlich erschien. „Ich wurde dadurch aber eher neugierig und wollte wissen, was an dieser breiten Ablehnung dran ist“, berichtete der Monitormann: „Ich habe mich daraufhin eingehend mit dem Pult beschäftigt und war schnell begeistert vom Aufbau des Pultes. Die Arbeit mit den so genannten, Population Groups‘ ist für die Übersicht optimal. Ich arbeite auch beim Monitoring gerne mit VCAs, hier auch mit MCAs (einer Art Sub-VCA für Mix Outputs). Daher kommen mir auch die „Population Groups“ entgegen, sie funktionieren wie ein VCA-Spill. Darüber hinaus bin ich vom analogen Klang und Touch des Pultes sehr angetan.“ Bei der Mikrofonierung finden sich echte Raritäten wie alte Sennheiser MD441 mit Tuchelstecker (auf XLRAdapter), aber auch ein Shure SM7.
„Im Großen und Ganzen aber haben wir eine weitverbreitete und bewährte Shure- und Sennheiser-Kombination an Schlagzeug und Gitarren, wobei ein Audio-Technica PRO37 als Underhead eingesetzt wird. Dieses ist ca. 30 cm neben dem Floor Tom und zeigt über die Snare hinweg zwischen HiHat und Rack Tom. Es liefert viel Drum Ambience und ist beinahe unser wichtigstes Schlagzeugmikrofon.“ Die Hi-Hat wird von einem Neumann KM184 abgenommen, für die Overheads kommen AKG C414 zum Einsatz. Für den Gastmusiker am Saxofon wird ein Electro-Voice RE20 eingesetzt; in der Klarinette befindet sich ein fest verbauter Pickup von Rumberger (K1X). „Dieser liefert einen sehr natürlichen und auch unerwartet voluminösen Sound“, urteilte Ivan F.P. Lang. „Als Wegdes werden zurzeit neben den erwähnten Coda Systemen am Schlagzeug wieder Martin Audio LE1500 eingesetzt. Diese Lautsprecher liefern schöne Gitarrensounds, die richtig nach Holz klingen. Der Sänger liebt sie und sie passen gut zu seinem Gesangsmikrofon Audix OM7. In-Ear-Technologie funktioniert hier nicht“, lachte der Wahl-Berliner: „Die Musiker, von denen alle auch selbst produzieren, haben genaue Vorstellungen davon, was sie von woher hören möchten und wissen natürlich recht gut, wie es klingen sollte. Daher bin ich gehalten, ein möglichst differenziertes Klangbild zu schaffen.“ Hier hilft eine weitere praktische Funktion des Midas Pro2 sehr: „Das Pult bietet acht sehr frei belegbare Potis, dort habe ich z. B. die Level der Hi-Mid- Filter von Hi-Hat und Underhead, des Low-Mid-Filters der Snare sowie aller Filter der Stimme angelegt und variiere mit einigen davon im Bereich von +3 dB bis −6 dB. Ich mache also nicht unbedingt etwas lauter oder leiser, sondern oft nur heller oder dunkler. So kann auf Veränderungen wie z. B. unterschiedliche Drum Sticks oder Besen gezielt eingegangen werden, ohne dazu vorher erst den entsprechenden Kanal selektieren zu müssen. Dank dieser Regler kann ich sehr schnell reagieren und „schraube“ ständig ein wenig mit – da bleibt wenig Zeit für Unachtsamkeit oder gar Langeweile“, lachte Ivan F.P. Lang.
Kein Nebel, aber klare Worte
Sprach- und Textverständlichkeit sind bei Auftritten von Musikern, die mit deutschsprachigen Liedern arbeiten, Pflicht. Für Element of Crime gilt dies sicherlich ganz besonders. Die Bochumer Jahrhunderthalle ist aber nicht gerade für ihre ideale Raumakustik berühmt, dennoch wurde der Anspruch bestens erfüllt. Lediglich das Lichtdesign musste bei diesem Auftritt mit einer Einschränkung hinnehmen: Es ist nahezu unmöglich, ausreichend Bühnennebel in dieses Venue zu bekommen, um die Bühnenbilder wie gewünscht zu inszenieren (unsere Fotos stammen daher auch von einem anderen Konzert der Tour). Im Frühling und Sommer ist Element of Crime noch auf einigen Festivals zu erleben, für den Herbst sind weitere, etwas abgespeckte Auftritte geplant.