Mischen im Netzwerk

Classic Open Air Berlin

Mit Spannung wurde der erste Großeinsatz von Yamahas Mischpult-Flaggschiff RIVAGE PM10 mitsamt des neu entwickelten TwinLANe-Hochgeschwindigkeitsnetzwerks erwartet: Die Deutschland- Premiere beim Classic Open Air 2016 auf dem Berliner Gendarmenmarkt wurde mit Bravour absolviert. Übertragen werden musste die Mischung aus anspruchsvoller Klassik und druckvollem Pop-Sound auf ein fragmentiertes Innenstadtgelände im Herzen Berlins.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Classic Open Air am Gendarmenmarkt (Bild: Jörg Küster)

Das 25. Classic Open Air Festival Klassik mit einer Verquickung von Klassik mit Pop – diese Jubiläumsveranstaltung wurde auf dem Berliner Gendarmenmarkt 2016 mit fünf atmosphärischen Konzertabenden zelebriert, optisch eingerahmt von Französischem und Deutschem Dom. Das musikalische Programm richtete sich an ein breiteres Publikum, das in Berlins historischer Mitte ein gepflegtes Abend-Event bei angenehmer Musik erleben wollte. Abgeschlossen wurde der fünftägige Konzertreigen am 25. Juli mit einem Auftritt von Chris de Burgh nebst Band und dem Neuen Sinfonieorchester Berlin. Festivaldirektor Gerhard Kämpfe konnte sich über ein volles Haus bzw. einen mit 6.000 Gästen gefüllten Platz freuen. Für Beschallung und Beleuchtung war zum wiederholten Mal die Berliner TSE AG zuständig.

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Schiller-Denkmal auf dem Stereo Sweetspot

Der Gendarmenmarkt befindet sich mitten in der Stadt, so dass in puncto Pegel die Befindlichkeiten der Anwohner sowie selbstverständlich die gesetzlichen Vorgaben zu berücksichtigen sind. Am nächstgelegenen bewohnten Haus sollte sich das Pegel-Tagesmittel auf 75 dB(A) LEQ belaufen; auf dem Platz wurde ein Wert von 85 dB(A) LEQ angestrebt. Mit den Messungen war Dipl.-Ing. Hans-G. Lühmann (www.luetronic.de) betraut. Um den Auflagen gerecht zu werden, wurden die nachmittäglichen Soundcheck-Zeiten so kurz wie möglich gehalten. Weiterhin wurden die Konzerte meist recht leise begonnen, um für die finalen Showparts ausreichende Reserven übrig zu haben. Unverrückbar zum Gendarmenmarkt gehört das steinerne Schiller-Denkmal, welches sich mittig vor dem Konzerthaus und somit frontal vor der 35 Meter breiten Bühne befindet. Der lorbeerbekränzte junge Mann mit zu seinen Füßen sitzenden Frauenfiguren ist zwar hübsch anzuschauen, stört die Sicht auf das Podium sowie den dort meist mittig agierenden Star des Abends jedoch erheblich. In Berlin behilft man sich derart, dass die Sitzplätze schräg zur Bühne angeordnet werden und eine breite „Gasse“ in der Mitte des Platzes frei bleibt – eine typische Stereobeschallung würde in dieser Konstellation ihren Sweetspot im publikumsfreien Bereich haben.

Um unter den gegebenen Umständen dennoch ein ansprechendes Klangerlebnis sowie einen Richtungsbezug für die Hörer herstellen zu können, wird mit einem Delta- Stereophonie-Ansatz gearbeitet, bei dem das Geschehen auf der Bühne in Zonen gegliedert und mit unterschiedlichen Verzögerungszeiten auf den Lautsprechern ausgegeben wird. In Zusammenarbeit mit Systemtechniker Ben Spindler hat Theatertonmeister Manfred Bamberg ein Konzept erarbeitet, welches die Bühne in sechs Zonen unterteilt: Vorne wird das Orchester in drei Zonen gegliedert, in der Mitte werden zwei Zonen gebildet und die verbleibende Zone deckt den hinteren Bereich der Freitreppe vor dem Konzerthaus ab. Mithilfe einer Matrix werden die sechs Zonen auf die Beschallungsanlage verteilt, eine siebte Ausspielung ist den Bässen vorbehalten. Prinzipiell erhält jeder Lautsprecher jedes Signal, jedoch mit unterschiedlichen Verzögerungszeiten. Zweck der Übung ist, dass sich für die Zuhörer weitgehend unabhängig vom individuellen Sitzplatz eine erwünschte Tiefenstaffelung des Orchesters einstellt. In der Praxis funktioniert das Verfahren auf den meisten Plätzen mehr als zufriedenstellend, was von anspruchsvollen Klassikhörern in diesem Jahr mit viel Lob bedacht und an einem der Abende sogar mit stehenden Ovationen gewürdigt wurde.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Yamaha CS-R10 Bedienoberfläche am Monitorplatz (Bild: Jörg Küster)

Die Beschallung setzte 2016 überwiegend auf d&b-Lautsprecher der Serie V und T. Die Main-Hangs (8 × V8 plus 4 × V12 pro Seite) wurden mit ArrayProcessing auf die Zuschauerfläche optimiert. Am Schiller-Denkmal hatte die Ton-Crew drei schlanke Säulen aufgestellt, die aus je sechs FÖÖN CLiALautsprechern zusammengesetzt waren. Als Matrizen mit DSP-Bearbeitung übernahmen zwei Electro-Voice NetMax N8000 die Signalverteilung. Auf Hochständern angebrachte Seeburg acoustic line „TS Nano Ultra kompakt“ waren für die Orchestermusiker gedacht und als Pärchen seitlich auf den Stufen der etwa 16 Meter tiefen Bühnenfläche verteilt. Weiterhin standen für das Monitoring Martin Audio LE2100/1500 und Electro-Voice PX1152m bereit, sofern nicht auf drahtlose In-Ear-Strecken (Sennheiser ew 300 IEM G3) zurückgegriffen wurde.

Mit Yamaha am Ufer: RIVAGE PM10

Zum ersten Mal auf einer Großveranstaltung in Deutschland kam auf den Berliner Gendarmenmarkt ein Yamaha RIVAGE PM10 zum Einsatz. Das Mischpultsystem ist seit Frühjahr 2016 de facto am Markt verfügbar, die in Berlin zum Einsatz kommenden Konsolen stammten aus Vermietbeständen von Babbel & Haeger und Rent-All.

In gewisser Hinsicht bricht das RIVAGE System mit Traditionen, was bereits an der Namensgebung deutlich wird: War Yamaha vormals für eine eher nüchterne Versalien/Zahlen- Nomenklatur (SPX90, DX7, PM5D etc.) bekannt, lässt man sich inzwischen offenkundig von der Natur inspirieren und verleiht neuen Produkten klangvolle französische Namen wie NUAGE („Wolke“) und RIVAGE („Ufer“). Wie dem auch sei: In der Branche wurde schon lange ein neues „großes“ Pultsystem des japanischen Herstellers erwartet, der seinerzeit – sind es wirklich schon 15 Jahre? – mit den Modellen PM1D und PM5D Maßstäbe setzte.

Schenkt man der Gerüchteküche Glauben, hätte ein hochpreisiges Portfolio-Flaggschiff eigentlich bereits 2008 erscheinen sollen, doch angesichts der Wirtschaftskrise sowie einer quasi gegen Null tendierenden Investitionsbereitschaft waren die Bedenken bei den Entscheidungsträgern des weltweit agierenden Konzerns möglicherweise zu stark ausgeprägt. So erschienen diverse Pulte (darunter eher unerwartet die CL-Serie), welche sich dank reichlich Leistung bei überschaubaren Kosten bis heute hoher Akzeptanz erfreuen. Mit dem RIVAGE PM10 strebt Yamaha nun zurück zu alter Proaudio-Größe – in einem Marktsegment, das zwischenzeitlich auf breiter Ebene von anderen Marktteilnehmern besetzt wurde. Um eine Preis-Hausnummer zu nennen: Das RIVAGE PM10 bewegt sich in vergleichbaren Dimensionen wie eine DiGiCo SD7.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Kanalzug mit „Texture“-Parameter (Bild: Jörg Küster)

Die Bedienoberfläche des PM10 besitzt einen Yamaha- typischen Look und präsentiert sich aufgeräumt. Ins Auge springen zwei 15″-Touchscreens, die auf Wunsch durch einen externen Bildschirm (mit Maus und Tastatur) ergänzt werden können. Die Touchscreens werden von einem großzügig dimensionierten Bedien-Panel flankiert, auf dessen Oberfläche sämtliche Parameter eines Channel-Strips in Hardware-Form vorhanden sind. Die direkten Zugriffsmöglichkeiten gefallen, zumal kleine Displays und zahlreiche LED-Anzeigen für eine gute Übersicht sorgen. Wer schon einmal auf PM1/5D oder M7CL gemischt hat, sollte sich auf der Oberfläche ohne Schwierigkeiten zurechtfinden.

Bezüglich der Klangeigenschaften scheint Yamaha auf seit Jahren im Raum stehende Anmerkungen zu reagieren, welche den japanischen Pulten einen tendenziell sachlichen Klang ohne obertongefärbten „Badass RocknRoll“-Glamour unterstellen. In Zusammenarbeit mit Rupert Neve Designs wurden in das PM10 Algorithmen implementiert, welche Klangeigenschaften von des Meisters Portico-Produkten emulieren. Insbesondere zu nennen ist die SILK-Schaltung (blue/red), die sich separat in jedem Eingangskanal aktivieren lässt und Signalen auf Wunsch ein gewisses Maß an „Charakter“ verleiht, welcher sich deutlich an etablierte Hörgewohnheiten aus Rock und Pop anlehnt – ohne SILK wirkt der Klang der Preamps hingegen vollkommen neutral.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Yamaha CS-R10 RIVAGE-Bedienoberfläche am FOH-Platz (Bild: Jörg Küster)

Eine Veranstaltung wie das Classic Open-Air in Berlin mit einem musikalischen Spannungsbogen von Klassik und Pop dürfte für die Konsole somit ein idealer Einsatzort gewesen sein. Generell soll sich das neue Yamaha-Pro- dukt sowohl für den Einsatz bei großen Live-Veranstaltungen als auch für die Nutzung im Broadcast-Kontext eignen. Anspruchsvolle Theater dürften ebenfalls zur Zielgruppe gehören, sofern ein paar in diesem Zusammenhang gefragte Features per Firmware-Update nachgereicht werden. Aktuell lautet die Versionsnummer 1.1. „Unter der Haube“ bietet das Yamaha RIVAGE PM10 ein beachtliches Maß an Prozessorleistung, welche im 19″-Gehäuse der DSP-R10-DSP-Engine untergebracht ist. Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern setzt Yamaha nicht auf Standard-Prozessoren, sondern auf eigene Chip-Entwicklungen, die mit SHARC-DSPs (für die Plug-ins, darunter der VSS4 HD Algorithmus aus dem System 6000 von TC Electronic und natürlich die bekannten Yamaha- Effekte) kombiniert werden.

Das Rückgrat des RIVAGE PM10 Systems formt Yamahas neu entwickeltes TwinLANe-Hochgeschwindigkeitsnetzwerk, das physisch aus einem redundant aufgebauten Ring besteht. Letzterer kann maximal 400 Audiokanäle (wegen der Ring- Redundanz beträgt die Kapazität de facto 800 Kanäle) über Distanzen von bis zu 300 Meter zwischen jedem TwinLANe- Gerät übertragen – bei einer Abtastrate von 96 kHz und einer internen Wortbreite von 32 Bit, was fraglos ein beeindruckender Durchsatz ist. TwinLANe kann bis zu acht RPio622-Ein-/Ausgangs-Einheiten einbinden und derzeit zwei CS-R10-Bedienpulte sowie bis zu zwei DSP-R10-DSP-Engines verwalten.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Gut verpackt Yamaha DSP-R10-DSP-Engine (Bild: Jörg Küster)

Die Einführung einer Netzwerk-Komplettlösung dürfte insofern ein geschickter Schachzug sein, als sich Yamaha auf diese Weise von Drittanbietern unabhängig macht – eine Taktik, zu der auch die anlässlich der Prolight+Sound 2016 vorgestellten Netzwerk-Devices der SWP1-Serie passen. Das Systemkonzept sorgt dafür, dass dem Anwender eine spielbereite Lösung übergeben werden kann, was Probleme (und Support-Anfragen) minimieren dürfte: Noch nicht jeder Audiotechniker versteht sich darauf, einen professionellen 19″-Switch von Cisco zu konfigurieren bzw. ihn nach eventuellen Firmware-Updates erneut ans Laufen zu bekommen – Gigabit-Ethernet entpuppt sich in der Praxis als keineswegs so trivial wie MADI über Cat-Leitung. Die zum System gehörende I/O-Lösung RPio622 bietet sechs der neuen RY-Kartensteckplätze, für welche bislang drei unterschiedliche Ein-/Ausgangserweiterungskarten zur Verfügung stehen.

Jedes Rack kann mit bis zu 96 Mic-Preamps ausgestattet werden. Darüber hinaus verfügen RPio622 und DSP-R10 über HY-Kartensteckplätze für weitere Ein- und Ausgänge, während in allen drei Hardware-Komponenten des Systems bis zu zwei der beliebten Mini-Ygdai-Karten (z. B. für CobraNet oder EtherSound) verwendet werden können. An den Bedienoberflächen sind Local-I/Os vorhanden, die gleichberechtigter Teil des Netzwerks sind. Dante wird selbstverständlich weiterhin unterstützt, sofern entsprechende Karten innerhalb des Systems zum Einsatz kommen. Die Konfiguration des Gesamtsystems wird auf den Bildschirmen der Bedienoberflächen angezeigt; eine kostenlose Editor- Software ist verfügbar.

Mit dem RIVAGE PM10 System wird Yamaha nun also nach einer längeren Pause, in der sich einige Wettbewerber selbst positionieren konnten, erneut in der obersten Mischpultliga mitspielen. Man muss sicher kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass dem PM10 kleinere Ausführungen auf gleicher Technologiebasis folgen werden – wann diese verfügbar sein werden, lässt sich in der Kristallkugel derzeit noch nicht erkennen.

RIVAGE PM10 im vernetzten Einsatz

Beim Classic Open-Air auf dem Berliner Gendarmenmarkt wurden in einem redundanten Ring zwei DSP-R10-DSP-Engines (FOH und Monitor), zwei daran angekoppelte CS-R10- Oberflächen sowie vier auf der Bühne stehende RPio622 I/OEinheiten (M1 bis M4) betrieben. Kapazitäten für 256 analoge Eingänge, 80 analoge Ausgänge und 80 AES/EBU-Verbindungen waren vorhanden. Die Möglichkeit zum Gain-Sharing wurde genutzt – sicher auch, weil die verantwortlichen Tonleute sich bereits lange kennen und aufeinander eingespielt sind.

An der Pultoberfläche greifen die Gain-Regler auf die digitale Vorverstärkung zu; über das Channel-Menü ist der Zugriff auf die analoge Vorverstärkung möglich. Weiterhin kann das Gain im Netzwerk kompensiert werden, was dank einer Wortbreite von 24 Bit bei der A/D-Wandlung und einem internen Processing mit 32 Bit ohne nennenswerte Klangeinbußen möglich ist – Kompensationen von bis zu 50 dB sollen ohne Clipping möglich sein. Das RIVAGE PM10 System arbeitet dank eines intelligenten Channel-Managements ohne Zutun des Anwenders latenzkompensiert; als Durchlaufzeit nennt Yamaha zwei Millisekunden. Der Netzwerkring selbst wird mit Glasfaserkabeln gebildet.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Yamaha RPio622 I/O seitlich auf der Bühne stehend (Bild: Jörg Küster)

An der dem Monitorplatz zugeordneten DSP-R10-DSP-Engine wurden 128 Kanäle für eine Multitrack-Aufzeichnung in Steinberg Nuendo Live ausgekoppelt; als Hardware-Recorder diente ein Recorder.1 der Hamburger XI-Machines GmbH mit Hot-Swap-Festplatten und integrierter Dante-Karte. Zum Einsatz kam in diesem Zusammenhang der neue Yamaha Switch SWP1-8. Verfügbar waren zudem zwei RMio64-D Interfaces (von Dante zu MADI), welche am ersten Konzertabend für die Signalübertragung an einen Ü-Wagen des RBB genutzt wurden. Das MADI-Signal lässt sich auf Wunsch asynchron schalten, so dass Ü-Wagen und Bühne eigene Clocks verwenden können.

Beim Konzert von Chris de Burgh wurden die von der Bühne kommenden Signale über das PM10 System, mit dem Manfred Bamberg das Orchester mischte, vorverstärkt und zum FOH-Platz transportiert. Dort mischte Thomas „Yogi“ Esser die Band auf einem Yamaha CL5, an dem Instrumente und Stimmen 40 Eingangskanäle belegten. Die Verbindung zwischen den unterschiedlichen Yamaha-Serien wurde via Dante (Eingänge) sowie über AES/EBU (vier Band- Ausgänge L/C/R/Bass für die Delta- Stereophonie-Beschallung) hergestellt. Esser hatte Zugriff auf einen Fader der CS-R10-Bedienoberfläche, welcher als DCA für den Orchestermix konfiguriert war – er konnte somit das Orchester den Bandsignalen komfortabel im gewünschten Verhältnis beimischen.


COA 2016 – Materialliste Beschallung

Hauptbeschallung (pro Seite)

8 × d&b V8

4 × d&b V12

14 × d&b V-SUB

1 × Rack mit 3 × d&b D80 Verstärker

1 × d&b D80 Verstärker

Outfill (pro Seite)

12 × d&b T10

1 × d&b D80 Verstärker

Nahfeldlautsprecher (unter der Bühne)

6 × d&b T10

2 × d&b D12 Verstärker

Delay Tribüne (drei Positionen pro Seite)

3 × d&b T10 mit Clusterbügel

1 × d&b V-SUB

2 × d&b D20

Ortungslautsprecher (drei Positionen am Denkmal)

6 × Föön CliA Compact Line Array

1 × d&b D80 Verstärker

FOH

1 × Yamaha RIVAGE PM10

1 × CS-R10 Control Surface

1 × DSP-R10 DSP Engine bestückt mit 2 × HY144-D (288

DANTE In/Out)

4 × RPio622 insgesamt bestückt mit I/O-Karten für

224 Analog In mit Silk (14 × RY16-ML-Silk)

80 Analog Out (5 × RY16-DA)

80 AES/EBU In/Out (5 × 16-AE)

288 DANTE In/Out (2 × HY144-D)

2 × Electro Voice NetMax N8000-1500

1 × Intercom ClearCom PL Pro MS-440 mit Sennheiser HMD280pro Headset und ASL PS 19 Intercom Beltpack

4 × Yamaha MSP 5 (aktiver Nahfeldmonitor)

Monitor

1 × Yamaha RIVAGE PM10

1 × CS-R10 Control Surface

1 × DSP-R10 DSP Engine bestückt mit 2x HY144-D (288 DANTE In/Out)

2 × Yamaha MSP 5 (aktiver Nahfeldmonitor)

4 × Sennheiser UHF In-Ear-Sendesystem IEM 300 G3

3 × Multiamp-Rack mit 4 × EV CP4000S

1 × EV CPS4.5

3 × Klark Teknik DN 9848 Frequenzweiche

6 × Electro-Voice PX1122M

10 × AL Seeburg TS-Nano

6 × Martin Audio LE1200

8 × Martin Audio LE1500

Mikrofone

div. von Neumann, Schoeps, Sennheiser, Shure, Audix, Beyerdynamic, Audio-Technica etc.

Sendermikrofone

3 × Sennheiser UHF Sendeanlage SKM 2000, 2 × Handheld,

2 × Taschensender

1 × Sennheiser UHF Sendeanlage SKM 3000, 2 × Handheld,

2 × Taschensender

4 × Sennheiser HSP2 Nackenbügel Kugel

4 × Sennheiser HSP4 Nackenbügel Niere

1 × Shure UHF UR4D+, 2 × Handheld, 2 × Taschensender

Ü-Wagen Anbindung

1 × SWP1-8 Yamaha Dante-Switch, konfiguriert 2 × VLAN

2 × Yamaha RMio64-D (Dante > MADI)


RIVAGE PM10 – Meinungen

„Bei den einzelnen Veranstaltungen auf dem Gendarmenmarkt haben wir roundabout immer zwischen 100 und 150 Kanäle zu mischen“, berichtete Martin Kaiser. „In der Vergangenheit haben wir bereits diverse Pulte von Midas bis Innovason ausprobiert. Im vergangenen Jahr haben wir mit zwei Yamaha CL5 am FOH und einer weiteren Konsole dieses Typs am Monitorplatz gearbeitet. Diese Pulte waren über ein Dante-Netzwerk verbunden, was gut funktioniert hat. Nun hat man uns angeboten, das neue Yamaha RIVAGE PM10 System einzusetzen. Eine Bedienoberfläche steht am FOH, und eine weitere Konsole befindet sich am Monitorplatz.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Yamaha Switch SWP1-8 Verfügbar waren zudem zwei RMio64-D Interfaces (Dante zu MADI), welche am ersten Konzertabend für die Signalübertragung an einen Ü-Wagen des RBB genutzt wurden (Bild: Jörg Küster)

Mein persönlicher Eindruck vom Klang ist sehr gut – es scheint, als ob Yamaha mit der neuen Konsole auf Wünsche des Marktes reagiert hat. Insbesondere die in Zusammenarbeit mit Rupert Neve entwickelten Algorithmen inklusive der SILK-Regelung machen sich beim Klang positiv bemerkbar. Beim Konzert gestern haben wir schnell einmal vier intern im Pultsystem verfügbare TC Hallgeräte eingesetzt – so etwas hätte man früher nicht machen können, das ist schon faszinierend! Das PM10 System hat bei allen Konzerten vollkommen problemlos gespielt, und am ersten Tag haben wir sogar noch einen Ü-Wagen über MADI angebunden, was auf Anhieb funktioniert hat. Sämtliche langen Strecken haben wir per Glasfaser überbrückt, da auf diese Weise eine galvanische Trennung erfolgt und das Risiko von Einstreuungen minimiert wird.“

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Bühnen Setup (Bild: Jörg Küster)

Theatertonmeister Manfred Bamberg, der am FOH Verantwortung trug, äußerte sich wie folgt: „Das PM10 System konnte ich unterstützt durch Arthur Koll bei Yamaha in Rellingen einen Tag lang ausprobieren – ich bin nicht pultscheu und nehme neue Herausforderungen gerne an! Durch meine Arbeit kenne ich fast alle Yamaha-Pulte, und die Bedienung der neuen Serie ist recht ähnlich zur CL-Reihe, wobei man mit dem PM10 natürlich deutlich mehr machen kann. Ich arbeite viel mit den Touchscreens, aber auch der rechts daneben angeordnete Kanalzug mit seinen Hardware-Bedienelementen ist für mich sehr wichtig. Ich habe einen externen Bildschirm angeschlossen, auf dem das Metering zu sehen ist; mit der Maus kann ich alle drei Bildschirme anfahren.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Zwischen zwei Tribünenteilen errichteter FOH-Platz (Bild: Jörg Küster)

Nach der Erfahrung beim Classic Open-Air kann ich sagen, dass die neue Konsole super funktioniert – ich möchte hier im Moment nichts anderes stehen haben! Viele Kanäle, viele Ausspielwege, viele Möglichkeiten! Pro Kanal habe ich unter anderem acht Inserts zur Verfügung: Gestern habe ich die Touring-Orgel von Cameron Carpenter gemischt, die 24 Kanäle lieferte, welche ich mit sechs internen TC System 6000 Einheiten bearbeitet habe – für jede Zone der Delta-Stereophonie ein eigenes Effektgerät. Externe Peripherie benötige ich nicht; es ist alles an Bord, was man braucht. Ein schönes Feature ist die SILK-Schaltung – man merkt förmlich, wie sie die Signale nach vorne bringt.

Man hat die Varianten Red und Blue, wobei die rote Variante im Frequenzbereich ein wenig höher ansetzt. Ich habe SILK unter anderem auf der Trompete von Till Brönner eingesetzt, was großartig klang! Den Einsatz von SILK mache ich vom Signal und nicht vom Mikrofontyp abhängig. Ich habe bereits anklingen lassen, dass ich das RIVAGE PM10 im kommenden Jahr gerne wieder hier auf dem Gendarmenmarkt hätte.“


COA 2016 Audiocrew

Christian Siebert: Projektleiter TSE

Martin Kaiser: Technischer Leiter Ton

Manfred Bamberg: Tonmeister FOH

Steffen Klimt: Sound Engineer Monitor

Ben Spindler: Systemtechniker

Ron Hoffmann: Systemtechniker/Bühne

Katja Fochler: Bühne

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Audio-Crew Christian Siebert, Steffen Klimt, Ben Spindler, Ron Hoffmann, Katja Fochler, Manfred Bamberg und Martin Kaiser (Bild: Jörg Küster)

Der Monitorplatz wurde in Berlin von Steffen Klimt betreut. Der Meister für Veranstaltungstechnik bediente eine Yamaha CS-R10-Oberfläche: „Aus dem Tourbetrieb bin ich den Umgang mit unterschiedlichen Yamaha-Pulten gewohnt“, berichtete Klimt. „Wenn man das CL5 kennt, kommt man mit dem neuen PM10 auf Anhieb zurecht – die Bedienlogik wird hier konsequent weitergeführt. Der größte Benefit für mich persönlich sind die insgesamt 36 Matrizen, welche ich für die insgesamt acht Stereo- und 20 Mono-Monitorwege genutzt habe. Prima sind auch die 72 Mixbusse, mit deren Hilfe ich Mischungen recht einfach vorbereiten kann.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Main-Hangs und Outfills von d&b audiotechnik (Bild: Jörg Küster)

Beispielsweise habe ich Instrumentengruppen auf zehn Stereo-Aux- Wege gelegt, so dass ich nicht 100 Kanäle einzeln anfassen muss, wenn jemand das Orchestersignal oder Teile davon benötigt. Ich habe die Konsole für mich meist in zwei Segmente mit 24 und 12 Fadern aufgeteilt, wobei ich zur Bedienung sowohl die Touchscreens als auch die Hardware-Bedienelemente nutze. Von Beginn an ist mir aufgefallen, dass die Konsole außergewöhnlich leise ist – störendes Rauschen ist nicht zu vernehmen, die Signal-to-Noise-Ratio ist extrem gut. Für jeden Kanal sind unterschiedliche EQ-Algorithmen verfügbar, die sich deutlich voneinander unterscheiden und in dieser Form von Yamaha bislang nicht bekannt waren.

Classic Open Air am Gendarmenmarkt
Am Schiller-Denkmal hatte die Ton-Crew Zeilen aus FÖÖN CLiA-Lautsprechern aufgestellt (Bild: Jörg Küster)

Mein persönlicher Favorit ist der „Precise EQ“, der wirklich auffällig gut ist! Eigentlich bin ich ein Freund von grafischen EQs in den Ausspielwegen, welche ich beim Classic Open- Air allerdings überhaupt nicht verwende, weil der parametrische Entzerrer schlichtweg sehr gut ist und man mit ihm sauber arbeiten kann. Auch die internen Kompressoren gefallen mir und wissen nicht zuletzt bei der Bearbeitung von Stimmen zu überzeugen. Die SILK-Schaltung hat den Effekt, dass sie ein Mikrofonsignal in der Mischung deutlich nach vorne holen kann – das Signal erhält mehr Präsenz, und SILK lässt sich sehr schön als Werkzeug einsetzen. Weiterhin ist mir aufgefallen, dass die Konsole kein bisschen harsch klingt – ganz im Gegenteil: Sie klingt sehr warm und analog.“

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