Beschallung für Maffay: Open-Air und Arena-Tour

Peter Maffay Niemals war es besser
Bühne: mittendrin und von allen Seiten offen (Bild: Harald Heckendorf)

Die von Stage Kinetik gebaute Drehscheibe wurde während der ersten Probentage in das Bühnensystem integriert und wurde ebenfalls auf einem Layher-Untergestell mit der Adaption für die LED/Videotechnik installiert. Bei zwei Titeln drehte sich diese Bühne zwei Mal um 360 Grad und anschließend langsam wieder zurück. Die Kreisfläche war von drei Fingern eingefasst, wobei die Enden der Finger und die Ränder der Scheibe mit Kunststoffflächen angepasst waren, die nicht der Videobespielung unterlagen. Der Laufsteg, der über die Hauptbühne mit Stahlböcken und Stahlrahmen weitergeführt war, steigt leicht an, überragte jedoch nie das Schlagzeug, so dass auch aus dem Publikumsbereich hinter der Bühne eine ungehinderte Sicht auf das Geschehen möglich war. Allein dieser Teil der Konstruktion schlug mit einem Gewicht von 6 t zu Buche, der übrige Laufsteg wog stolze 17 Tonnen.

MADI-RockNet-AES – Audiosignale satt

Der erste Teil des Konzerts präsentierte die relativ konventionell – also meist von der Hauptbühne aus – vorgetragenen Songs des aktuellen Albums. Im zweiten Teil der Show, der ohne Unterbrechung nur durch eine Moderation zu einem Fender-Gitarren-Gewinnspiel eingeleitet wurde, spielten die Musiker auf dem Laufsteg und somit vor der PA. Lediglich die Drums befanden sich wieder auf der Hauptbühne. Ur- sprünglich sei sogar geplant gewesen, das Schlagzeug für den zweiten Teil in der Mitte der Halle auf der Dreh- scheibe zu platzieren. Allerdings wurde dies rasch verworfen, weil der Naturklang des Schlagzeugs für einen Teil des Publikums mit dem zeitverzögerten Signal der PA kollidiert wäre. Werner Schmidl und sein Team begegneten drohendem Feedback täglich durch präzises Einmessen und akribisch eingestellte Notch-Filter. Bedrohlich sei es nur geworden, wenn der Sänger sein Mi- krofon gedankenverloren vor ein Nearfill gehalten habe, schmunzelte Schmidl. Hier gelte es aber generell, immer aufmerksam das spontane Rock’n’Roll-Bühnen- geschehen im Auge zu halten, um Feedbacks gleich im Keim zu ersticken.

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Werner Schmidl
Klasse FoH-Sound: Werner Schmidl (Bild: Harald Heckendorf)

Als Hürde erwies sich eher, dass durch das „Drum Battle“ – welches mit vier Schlagzeugen resp. Percussion Kits bestritten wurde – sowie einer Summe aus Atmo-Mikrofonen für das In-Ear-Monitoring, Effect Returns und Signalen für Streich- und Blasinstrumente die 96 Kanäle am Mischpult nicht mehr ausreichten. Zudem war ein Soundcraft Realtime Rack für Plug-ins im Einsatz; die herkömmlichen MADI-Kapazitäten des Pultes somit erschöpft. Das Audio-Team bei Pool in Emsdetten tauschte und erprobte akribisch diverse Soundkarten, bis die benötigte Lösung gefunden war: Die MADI-Kapazitäten wurden erweitert, indem am Local Rack des Pults die Local-Input- und AES-Karten entnommen wurden und man die AES-Anbindung über RockNet realisierte. Die nun freigewordenen Kapazitäten wurden durch MADI-Karten ersetzt und führten, laut Werner Schmidl, zu einem tadellosen Ergebnis. So ließ sich nun auch ein Recording der 40 wichtigsten Signale realisieren und ein virtueller Soundcheck vornehmen. Sowohl am Monitorplatz als auch am FOH wurde mit Soundcraft-Pulten Vi6 gearbeitet, die via RockNet verbunden waren. Sehr dienlich sei auch die Entscheidung gewesen, sämtliche Gitarrenboxen in Silent-Amps untergebracht zu haben; die Musiker spielten alle mit In-Ears. Für Notfälle – oder wenn etwas mehr Bühnenfeeling gewünscht war – standen zudem Side Fills und an bestimmten Positionen auch Wedges bereit. Die Beschallung erfolgte mit Meyer-Sound-Lautsprechern.

 

Peter Maffay Niemals war es besser
Drum-Kit B-Teil: Sennheiser-Funk und -Mics am Stand-Drum-Set (Bild: Harald Heckendorf)

Interessant war, dass für die zweite Hälfte des Konzerts die Signale des Drum-Sets von Bertram Engel mit sechs Sennheiser-Funkstrecken übertragen wurden. Diese Lösung sei ursprünglich entwickelt worden, weil man die aufwändige Verkabelung für die Drehbühne entschärfen wollte. Doch auch für den unmerklichen und raschen Umbau zum zweiten Konzertteil erwies sich die Lösung als derartig elegant, dass man sich entschloss, die Lösung beizubehalten. Insgesamt waren für die Show rund 50 Funkstrecken im Einsatz.

Äußerst bedauerlich sei, so Werner Schmidl, dass die Dortmunder Westfalenhalle seit dem Abbau der Radrennbahn im Innenraum – speziell im hinteren Teil des Ovals – wegen Flatterechos deutlich schlechtere akustische Eindrücke liefere. Schon ein paar Meter schwere Vorhänge würden helfen, die Akustik dieses sonst so wunderschönen Spielortes deutlich zu verbessern – Schmidl dürfte damit vielen Kollegen aus der Seele sprechen.

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