Bertil Mark schafft Clubatmosphäre bei Arena-Tournee
von Redaktion,
Vor der Anfang 2016 stattfindenden Arena-Tournee „Muttersprache“ war Sarah Connor bereits auf einer zweiwöchigen Tournee durch kleinere Theater, Philharmonien und Häuser. Bertil Mark erarbeitete ein Konzept, welches auch die Vorlage für die danach anstehende Arena-Tournee bildete.
Anzeige
Vor der Arena-Tournee tourte Sarah Connor bereits mit dem neuen Programm durch kleinere Clubs und Locations. Diese dort entstandene Club-artige, jazzige und enge Atmosphäre gefiel dem kompletten Team – allen voran natürlich Sarah Connor – so sehr, dass dieses Konzept zusammen mit Licht und Showdesigner Bertil Mark auch für die Anfang 2016 anstehende Arena-Tournee als Grundlage diente. Natürlich wuchsen insgesamt die Ausmaße – nicht nur bei den Locations, sondern auch bei der Bühne und den technischen Anforderungen. So entstand eine Bühne, die mit einer Breite von 22 Metern inklusive Wings sowie einem langen Catwalk zur B-Bühne erst einmal mit einer Clubbühne von den Ausmaßen wenig zu tun hatte. „Die Aufgabe vom Management und Künstler war es, die intimen Momente der Musik und der Texte zu transportieren. In einigen wenigen Augenblicken bei vielleicht etwas schnelleren Stücken kann man erahnen, was das Licht- und Video-System eigentlich maximal könnte. Aber es wurde ganz bewusst die Entscheidung getroffen, der Show einen Charakter des Augenblicks zu geben. Stimmung und Atmosphäre inklusive kleinen besonderen Momenten mit zurückhaltenden und ebenso stimmungsvoll passenden Visuals und Sparkles“, so Bertil Mark, den wir bei der Show in der Kölner Arena trafen.
Aufgabe: Club-Atmo auf der Großbühne
Um dieser Bühne dennoch den Spirit eines verrauchten, jazzigen Clubkellers zu geben, kamen große, rote Vorhänge zum Einsatz, die der gro- ßen Bühne eine Gemütlichkeit gaben. Die Vorhänge waren in zwei Ebenen gehängt und erzeugten so eine Tiefe. „Die Vorhänge sind etwas, was das ganze Team aus der Clubtour mitgenommen hat. Ich war lange mit Melody Gardot auf Tournee und habe die Jazzfestivals dieser Welt erleben dürfen, und die klassischen Vorhänge dort geben einem immer sofort ein wohliges Gefühl“, so Bertil Mark zu den Vorhängen. Die Vorhänge waren jedoch nur ein Teil dieser bewussten Inszenierung. Besonders die verhältnismäßig recht große LEDWand, die den Abschluss der Bühne bildete, wurde im Grunde wie ein digitaler Backdrop genutzt. Es wurden viele deutlich entschleunigte Visuals gezeigt und vor allem auch stehende Bilder. Die Sorge von Künstlern ist es häufig, dass die modernen lichtstarken LED-Flächen zu einer großen Ablenkung der Konzertbesucher führen. Zu dominante Visuals verstärken diesen Effekt unheimlich. So investierte Bertil Mark viel Energie, Content auszuwählen, der einen unterstützenden Charakter besitzt, ohne jedoch die Musik in den Hintergrund zu rücken. Der Weg hin zum Visual bzw. zum Content für die Medienflächen begann natürlich erst einmal im Kopf von Bertil Mark: Welcher Inhalt kann das Musikstück und die dort entstehende Stimmung als Bild am besten begleiten?
In der Produktionsphase erstellte dann der Designer selbst mit seiner Spiegelreflexkamera den organischen Content in Form von Fotografie und Filmaufnahmen. Zum Netzwerk von Bertil gehören aber eben noch viele kreative Partner. Bei Sarah Connor unterstützen z. B. Dirk Rauscher oder Timo Martens die Produktion mit Inhalten. Dirk Rauscher kennt man durch die hervorragenden Visuals bei Clueso, Timo Martens war gerade als kreativer Part mit bei der Andreas Bourani Tour involviert. „Oft dauert dieser ganze Prozess bis zu den Proben, und auch währenddessen kann man manchmal erst sehen, ob die Ideen überhaupt ‚live‘ funktionieren. Deshalb war Dirk Raucher auch in diesem Fall bei den Proben dabei. So konnten wir dann zusammen nach den Proben weiter am Content arbeiten und diesen zu den gewünschten Bildern zusammenfügen“, so Bertil Mark. Aus gleichem Grund der Künstlerkonzentration entschied man sich bei den seitlichen Wänden, die bei solch großen Sitzweiten in Arenen heutzutage notwendig sind, für ein Hochkant-Format. Ebenso ganz bewusst wurde JoJo Tillmann als Video Director gewonnen, um den Live-Bildern auf den Screens eine besondere künstlerische Note zu geben. „Das Format ist Anspruch und künstlerische Möglichkeit zugleich. Auf der einen Seite durchbrechen wir damit den typischen TV-Look, den die Zuschauer gewohnt sind und können daher auch nicht die Bilder von der Bühne zeigen, die man von vielen anderen Konzerten her kennt. Aber eben das ist auch der Anspruch hier: Wir möchten dem Live-Content auf den seitlichen Flächen einen ganz besonderen Look geben. Das Format ist die eine Wahrnehmung, der Schnitt natürlich die andere“, erklärt Video Director JoJo Tillmann. Bis auf ganz wenige Ausnahmen waren Live-Bilder nur in Schwarz&Weiß zu sehen. Das unübliche Format erzeugte hochinteressante Ansichten vom Geschehen auf der Bühne – der Schnitt war immer nah am Gefühl des Songs und der Künstler.
Dezenter Einsatz des großen Lichtsystems
Ebenso durch die großen Entfernungen der Arenen bedingt, musste ein Lichtsystem zum Einsatz kommen, das sich durch hohe Lichtleistung auszeichnete. Bertil Marks Ansatz war es, musikalische Atmosphäre besonders durch das Licht herzustellen und sich dabei der dreidimensionalen Größe der Bühne zu bedienen bzw. diese Größe bei Bedarf optisch zu minimieren. „Ich habe mich für ein modernes Lampensystem entschieden. Neben Robe BMFL Spots gibt es noch an der Backtruss Vari-Lites VL3500 Wash. Alle eingesetzten Scheinwerfer sind sehr lichtstark, da wir auch trotz dieser großen und hellen LED-Wand Lichtsysteme benötigen, die sich dort durchsetzen können.“ Die Robe BMFL Spots waren sowohl fliegend an Fronttraverse, über der Bühne, über den seitlichen LED-Wänden, als auch auf der Bühne und den seitlichen Auslegern stehend im Einsatz. Die BMFL Spots und die VL 3500 Wash bildeten im Grunde das Gerüst, welches durch weitere Scheinwerfersysteme unterstützt und ergänzt wurde. Eine Besonderheit stellten jedoch die Clay Paky B-Eye für Bertil Mark dar. „Ich habe zum ersten Mal keine Blinder in der Fronttruss hängen, sondern nur hinter der Band auf der Bühne. Meine Blinder heißen hier B-Eye! Wir wollten das Publikumslicht als weitere Ebene zum Konzertgefühl hinzufügen. Und es ist wirklich interessant, das Publikum mit Farben oder auch den unterschiedlichen Ebenen der B-Eyes Teil des Erlebnisses werden zu lassen und so über die Bühne hinaus eine Wirkung der Bilder zu erzielen“, erzählt Bertil Mark.
Auf dem Catwalk und als Abschluss der Bühne waren dazu noch 31 der X4 Bars von GLP im Einsatz, die seitlich entlang des Walks auf dem Bühnenboden platziert wurden. Der Catwalk diente ebenfalls als kleine B-Stage für einige Darbietungen. Die X4 Bar ist für Bertil Mark seit ihrer Vorstellung ein sehr beliebtes System geworden, eben auch weil es mit den Features wie großer Zoombereich und einer um 210° verstellbaren Tilt-Achse einen großen Einsatzbereich bietet. Zusätzlich verbaute Bertil Mark noch 30 Chromlech Elidy Strips 5 auf der Bühne bei Backline- und Mikrofonpositionen. Als Spezialeffekt für Unterleuchtung für Sarah Connor setzte Bertil Mark zudem noch einen Rosco Braq Cube ein, den man sonst eher aus dem Theaterbereich kennt. Zur Steuerung des ganzen Systems kamen zwei grandMA 2 Fullsize und zwei NPUs inkl. Switches zum Einsatz. Besonderheit bei der Steuerung war jedoch die Kommunikation zwischen Lichtpult und Videoperipherie. Neben dem obligatorischen Zugriff auf die Catalysten konnte Bertil Mark die Videoscaler Barco ImagePro ansteuern und damit auch Kameras hart schalten. So konnte Bertil Mark den Livecontent per Pult steuern und bei Bedarf auf die LED-Wand ziehen. Insgesamt gilt der Lichtdesigner als Freund von Licht-Live-Performance. So baut er das Pult dann auch auf: „Ich baue mir mein Pult eigentlich immer so zusammen, dass ich auf der einen Seite meine Grundlooks in Cue-Listen speichere, der andere Teil ist aber mein s.g. Live-Performance-Teil. Dort steuere ich dann die Intensitäten und die Komposition sozusagen am lebenden Objekt.“ Als Eye-Catcher setzte Bertil Mark auch ganz besondere Rosa Luxemburg Scheinwerfer aus dem Theater ein. Die 1.000 Watt starken Niedervoltscheinwerfer wurden vor ca. 40 Jahren in Berlin hergestellt. Auf der Bühne bei Sarah Connor waren diese an Pantografen befestigt und konnten heruntergefahren werden. Nicht nur, dass die Niedervolt-Parabolscheinwerfer einen eigenen, ganz besonderen Look besitzen, durch die Scheinwerfer als neu hergestelltes „Dach“ erhielt die Bühne einen kompakten und engen Look.
Ohne Eingewöhnungskonzerte auf 100
Für die Tour ging die komplette Produktion eine Woche in die Probenhalle bei BlackBox in Berlin. Dort fand nämlich auch der Start der Tournee statt – kleinere Konzerte zum Eingewöhnen? – Fehlanzeige! Mit Andreas „Woody“ Wodzinski konnte Bertil Mark mit einem sehr erfahrenen Produktionsmanager zusammenarbeiten. „Da wir im Grunde sofort mit nur einer Woche Probezeit direkt in der Mercedes Benz Arena begonnen haben, war es auch eine wichtige Aufgabe, eine Crew zusammenzustellen, die zusammenpasst. Da geht es ja auch darum, dass alle die gleiche Sprache sprechen. Woody ist selbst als Lichtdesigner tätig und kann daher auch sehr gut verstehen, was ich erreichen möchte, um mir so auch Lösungsansätze aufzuzeigen. Als Stage Manager und Produktionsleiter ist er eine ganz wichtige Schnittstelle.“