Autostadt Panoramakino

„Autoland D“: Kino für Fans und Events

 

CAT-Kabel hinter einer LED-Wand
LED-Wand wird mit CAT-Kabeln versorgt, die Controller sind im Technikraum verbaut (Bild: Harald Heckendorf)

Wellenfeld-Audio
Die Audiotechnik ist in den Wänden nahezu komplett unsichtbar installiert. Lediglich vier Basslautsprecher kann ein geübtes Auge im Dunkel über dem Screen ausfindig machen. Spezielle, farblich exakt angepasste und akustisch neutrale Verkleidungen verbergen alle 79 Kling&Freitag CA106, auf deren Anordnung hinter der Bildfläche selbstverständlich verzichtet werden musste. Stattdessen sind sie unmittelbar über und unter der LED Wand platziert, so dass auch hier der gewünschte akustische Eindruck gewährleistet ist. Die Lautsprecher werden über 32 Kanäle aus dem WFS-Rechner angesteuert, der wiederum an einem QSC Q-Sys-System angeschlossen ist. Die räumliche Mischung sowie die Quellbewegungen wurden vor Ort festgelegt. Für die Anpassung der Audiodaten in das Audiosystem zeichnete der Sounddesigner, Komponist und Filmproduzent Parviz Mir-Ali verantwortlich. Die dreitägigen Arbeiten erfolgten mit einem MacBook Pro und über Dante. Der Sounddesigner konnte über dieses Netzwerk auf Presets zurückgreifen, die jeweils über die Pandoras Box zugespielt wurden. Umgekehrt konnte auch die Pandoras Box synchronisiert werden: Über ein Vorschaufenster in seiner DAW sah der Sounddesigner das Bild als Referenz und glich den Ton Frame-genau an.

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Q-SYS Atmosphere
2 × Shure Q-Sys Core
2 × Wellenfeldsynthese-Rechner
22 × Shure Verstärker
79 × K&F CA 106 Lautsprecher
4 × Subwoofer
4 × Fullrange Lautsprecher (Bestand)
24 × 24 Lightware DVI Matrix und eine AMX NX3200

Um den Kinobetrieb als auch die Live-Anforderungen einer breiten Palette unterschiedlichster Veranstaltungen zu erfüllen, setzte Fachplaner Christian Kimmig auf ein Shure Atmosphea mit Q-Sys des Herstellers QSC als Hardwarebasis. In ihm werden die Algorithmen der Fraunhofer WFS mit der Rechenleistung kombiniert. Die CPU- basierte Signalverarbeitungsplattform O-Sys verwaltet als mächtiges System am Markt auch Schnittstellen für Audiooder Steuerungssignale. Neben den flexiblen Signalver – arbeitungsketten bietet sie auch eine Überwachung der Komponenten, wie etwa der Ausgänge der Verstärker. LiveSignale werden mit maximal 2,5 ms Delay vom analogen Eingang bis zur analogen Ausgabe verarbeitet. Ebenso latenzfrei musste auch die Einbindung des gesamten VideoContents auf der LED-Wand funktionieren. Die Videosignale konnten via Timecode auf einer zusätzlichen Audiospur über die Q-Sys in das System eingebunden werden. Die reibungslose Anbindung zu den Video Servern, die für die Videozuspielung dienen, war somit garantiert.

Bildformat für extrem breite Kameraeinstellungen
Die Filme, die in einer Schleife zu sehen sind, zeugen von der ganz unterschiedlichen Liebe der Menschen zu ihrem Automobil. Die Storys wurden unter der Regie des Schweizer Regisseurs Thomas Dirndorfer exklusiv von der Autostadt für genau diese LED-Wand produziert. Weitere Produktionen sollen laut Autostadt folgen. Mit herkömmlichen Kamerasystemen war die Bildgestaltung für das hier benötige Format allerdings nicht möglich. Die Autostadt ließ daher ein KameraRig entwickeln, mit dem drei ARRI-Alexa-Kameras über ein Spiegelsystem nahtlos nebeneinander arbeiten. So konnten nicht nur extrem breite und statische Kameraeinstellungen entstehen, sondern auch imposante Schwenks und Fahrten realisiert werden. Die Bilder der drei Kameras wurden im Zuge der Postproduktion so bearbeitet, dass für die Zuspielung im Panoramakino zwei Bildhälften (ca. 1.920 × 4.320 Pixel) zur Verfügung stehen.

Panoramakino in der Autostadt
Kamera-Rig drei ARRI Alexa Kameras arbeiteten über ein Spiegelsystem nahtlos nebeneinander (Bild: Hannes Bühring)

Zwei Pandoras Box SSD Quad Server bedienen dabei je eine Bildhälfte der großen Wand und liefern jeweils das Datenvolumen für eine nahezu unkomprimierte 4k-Ausspielung. Die Steuerung der Ausspielrechner wird von jeweils einem Coolux-Manager-Pro übernommen. Hier findet sowohl die synchrone Taktausgabe an die Render-Maschinen als auch die Audiozuspielung der Q-Sys in die Wellenfeldsynthese statt. Die Bildhälften, die in der Mitte der Wand nahtlos aneinanderstoßen, werden mittels Framelock-Sync-Karten frame- und pixelgenau miteinander verbunden. Beide Zuspiel-Server bzw. die beiden Gra- fikkarten werden über diese zusätzlichen Frameloc-Karten via Cat.5-Kabel verbunden und takten sich permanent gegenseitig, sodass jedes Frame exakt ausgeben wird, um ebenso exakt auf der Wand zu erscheinen. Das System steht redundant zur Verfügung, sodass bei Bedarf automatisch und unbemerkt umgeschaltet werden kann.

Neue Möglichkeiten für Video- und Audio-Formate
Die hier eingesetzte Technik bietet ungeahnte Möglichkeiten für Video- und Audio-Formate. Nicht nur für Bewegtbild-Produzenten und Sounddesigner, auch für Komponisten, Dramaturgen und Choreografen tun sich hier neue Perspektiven auf. Die Wellenfeldsynthese fügt dem beeindruckenden visuellen Erlebnis ein mehr als ebenbürtiges Audioerlebnis hinzu. Teil des gelungenen Gesamteindrucks ist auch das architektonische Konzept, das die stattliche Bildfläche aufnimmt und nicht wie einen in den Raum gepflanzten Fremdkörper wirken lässt. Überdies ist die Gestaltung des Bühnenraums ebenso flexibel wie die Möglichkeiten der Bestuhlung, denn je nach benötigtem Konzept können hier z. B. 200 bis 300 Sitzplätze entstehen. Sämtliche Video- und Audio- Signale können dank modernster Medientechnik in Echtzeit integriert werden. Selbst einen Eindruck von diesem gelungenen Raumkonzept verschaffen kann man sich beispielsweise während der alljährlich stattfindenden Movimentos Festwochen in der Autostadt.

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