Frei bewegliche Panels

Aumovis: Selbstfahrende LED-Flächen

Die Idee einer frei fahrbaren LED-Fläche präsentiert die Stuttgarter Event-Agentur Zet zusammen mit B&B Eventtechnik – sie soll „lebendige Räume“ ermöglichen, ohne aufwändige Umbauten. Als Zielgruppe dienen neben der Event- und Freizeitindustrie auch TV-Studios. Ein Besuch bei den „Mock-Up Days“ des Gemeinschaftsprojekts, bei dem die Idee noch vor der Prototypen-Phase vorgestellt wurde

Fahrbare LED-Wände Aumovis
AMIY-Mock-Up Rechts befindet sich die fahrbare LED-Fäche, links ein größeres Exemplar als statischer „Gegenspieler“ (Bild: Aumovis)

Übersicht:

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Einsatzgebiete Event-Technik, Freizeitindustrie und TV-Studio
Von der Idee zur Umsetzung
Front-Sichtbarkeit in „Kurvenfahrten“
Skalierbares LED- und Akku-System
Mock-Up noch mit Stromversorgung per Kabel gelöst
Skalierbares optisches Tracking
Manuelles Sicherheitskonzept mit getrennten Flächen für den Bühnenbereich
Industrie-Funknetz statt TCP/IP-Netzwerk für fixe Latenzen


Wer bislang LED-Flächen bei Show-Projekten oder Installationen einsetzen wollte, war „ortsgebunden“: Screens wurden installiert, der Platz im Bühnenbild war fest vergeben. Werden LED-Wände nur kurz sichtbar und der Bühnenplatz danach anderweitig gebraucht, wird es bislang kompliziert: Weitere Logistik und andere Gewerke sind notwendig, um LED-Panels zu „mobilisieren”. Beispielsweise werden Schienen verlegt, um die Wände ins Bühnenbild ein- und auszufahren.

Das wollen zwei süddeutsche Firmen mit ihrer Idee, eine LED-Fläche „selbständig“ werden zu lassen, ändern: Mitte 2018 setzte sich die Stuttgarter Event-Agentur Zet mit dem Partnerunternehmen B&B Eventtechnik in Filderstadt bei Stuttgart, zusammen, um die Machbarkeit des Projekts – auf den Namen „Aumovis“ getauft – zu analysieren. „Wir bedienen das klassische Portfolio der Eventdienstleistung und arbeiten seit knapp zehn Jahren mit B&B zusammen“, erklärt Timm Büns, der bei Zet im Business Development arbeitet. „Wir hatten beide schon immer den Anspruch, neue Themen und Produkte zu entwickeln, die für Kunden Relevanz haben. ‚Aumovis‘ entstand aus dieser Philosophie heraus: Als Agentur werden wir bei Ausschreibungen mit immer größeren Ansprüchen konfrontiert. Viele unserer Kunden – darunter Daimler oder Kuka – sind an disruptiven Innovationen wie autonomes Fahren, Robotik und künstliche Intelligenz beteiligt. Aktuell kommen die Techniken verstärkt auf den Markt, verglichen mit den letzten 20 Jahren.“ Möchten die Unternehmen jene Technologien ihren Kunden präsentieren, seien die bisherigen Inszenierungs-Werkzeuge dafür nur bedingt geeignet. „Wir wollten ein Tool entwickeln, das die neuen Eigenschaften auch authentisch als Medium transportiert. Es sollte uns‚ lebendige Räume‘ ermöglichen, die sich nicht nur medial verändern – das kann eine 360-Grad-Projektion bereits leisten – sondern die ihr Setup verändern können.“

Entwickler-Team Aumovis
Entwickler-Team Aumovis Stefan Koch (Prokurist und technischer Aumovis-Entwickler, B&B Eventtechnik), Volker Zetsche (Geschäftsführer Zet), Timm Büns (Business Development, Zet), Sebastian Schäffler (Geschäftsführer B&B Eventtechnik) (Bild: AUMOVIS PR)

So entstand die Idee zum fahrbaren LED-Modul: „Wir haben uns im letzten Jahr mit Kunden und Branchenteilnehmern unterhalten und stießen auf viele Anwendungsmöglichkeiten. Um uns nicht in den Möglichkeiten zu verlieren, konzentrieren wir uns auf die Event-Industrie, beispielsweise große Messen: Daimler hat bei den letzten IAAs an Schienen fahrbare LED-Wände eingesetzt. Damit war riesiger Aufwand in der Planung und im Bau verbunden, obwohl es nur darum ging, Medienflächen in einer Dimension zu bewegen. Nach dem Event ist das System obsolet, im Folgejahr wird ein neues Schienensystem geplant. Wir wollten ein Tool entwickeln, das dieses Problem löst: Mit der LED sollte ich in eine Location fahren, die Show machen und wieder rausfahren, ohne großen baulichen Planungsaufwand. Für Schienensysteme sind Hängepunkte erforderlich. Davon sollte ich unabhängig sein – stattdessen brauche ich nur einen ebenen Boden.“

Aus der Idee ergaben sich weitere Einsatzgebiete: Mehrere LED-Wände ließen sich für gemeinsame „Choreografien“ auf einer Bühne synchronisieren, um mit Videobildern einen Performer zu umfahren, oder schlicht das Bühnenbild durch abgestimmte Videos oder Anzeigen dynamisch zu gestalten.“

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Einsatzgebiete Event-Technik, Freizeitindustrie und TV-Studio

Die Anforderungen der Event-Industrie praktisch auf die Freizeitindustrie übertragen: „Bei Konzertbühnen, Theatertechnik oder Museen funktioniert das ebenso gut. Dazu kommt der TV-Studio-Bereich: Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass viele TV-Studios von Green-Screen auf LED-Technologie umrüsten, weil sie besser und günstiger ist. Als Studiobetreiber möchte ich mein Studio optimal auslasten – habe ich vier, fünf Produktionen am Tag und muss Medienflächen manuell umbauen, ist das sehr aufwändig. Hätte ich eine Lösung, die meine Medienflächen per Knopfdruck in vordefinierte Presets fährt, könnte das auch für diese Industrie interessant sein.“ Sie wollten sich vorerst auf diese drei Teilbereiche konzentrieren.

Mittlerweile sei das Konzept tragfähig durchdacht. Die beiden Firmen setzten in einer B&B-Probehalle in Filderstadt dreitägige „Mock-Up Days“ an – eine Promo-Veranstaltung, die anhand eines groben Aufbaus die Anwendungsmöglichkeiten darstellen soll. „Wir haben alle technischen Hypothesen zum Produkt überprüft und wissen, dass es funktioniert. Zudem haben wir Software entwickelt, die Aumovis steuert.“ Dabei ging es laut Büns nicht darum, ein fertiges Produkt zu präsentieren, sondern ein „Stimmungsbild“ aus unterschiedlichen Disziplinen einzuholen, bevor die Prototypen-Phase beginnt. Unter den „Probanden“ waren bislang Designer, Architekten und potenzielle wie bestehende Kunden, so Timm Büns. „Natürlich haben wir schon vorher mit Leuten gesprochen, aber die Anschaulichkeit ist nochmal anders.“

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Von der Idee zur Umsetzung

Nach der ersten Idee wurde die Umsetzbarkeit geprüft, erklärt Stefan Koch, Prokurist bei B&B, der das Projekt als hauptverantwortlicher Ingenieur entwickelt. „Bei einer Bühnenshow existiert meist ein konkreter Ablaufplan, der reproduzierbar sein soll. Um das zu ermöglichen, muss ich genau wissen: Wann befindet sich jede fahrbare LED-Wand an welcher Bühnenposition? Daher benötigten wir ein Tracking-System. Dazu muss die Show vorprogrammiert werden: Die medialen Inhalte müssen zur Kinetik passen, alle Gewerke sollen synchron laufen. Im Veranstaltungsbereich wird dazu beispielsweise Cinema 4D oder 3D Studio Max als Software genutzt, um die Bühnenbilder am Rechner auszuarbeiten. Die Programme wollten wir ebenfalls nutzen, sodass der Bewegungspfad der Show in unsere Software exportiert werden kann – wie ein Video-File mit 100 Frames pro Sekunde, sodass die Medieninhalte präzise in Position und Zeit dargestellt werden.“

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Front-Sichtbarkeit in „Kurvenfahrten“

Zusätzlich kamen Fragen zur bewegten Darstellung auf: „Die Frontseite der LED-Wand muss immer zum Publikum zeigen, da es keinen Sinn ergibt, Inhalte für die Zuschauer unsichtbar abzuspielen. Daher mussten wir Plattformen entwickeln, die Kurven so fahren, dass die Frontseite zum Publikum ausgerichtet bleibt. Das realisieren wir durch einen omnidirektionalen Antrieb mit speziellen Rädern und Achsen. Wir könnten auch auf der Stelle rotieren. Mit omnidirektional beweglichen Kinetik-Plattformen ergeben sich weitere Anwendungen: Mehrere Plattformen mit LED-Modulen auf der Bühne lassen sich synchron fahren, sodass der Eindruck entsteht, sie seien miteinander verbunden – wie eine große Fläche aus vielen kleinen Elementen. Kunden haben uns gefragt, ob die Elemente auch zusammenfahren können – heute noch nicht, aber das ist das Ziel. Hier werden wir auf bestehende Systeme der ‚Schienen-LED-Flächen‘ zurückgreifen, wie sich Elemente mechanisch verbinden lassen. Aus einem Bestand an Standardmodulen können entweder wenige große oder viele kleine Plattformen aufgebaut werden.“ Als Beispiel zeigt er eine Präsentation, bei der die Modulrahmen miteinander verbunden werden; am Ende entstehen bis zu drei zusammengeschlossene Kinetik-Module, mit abgesetzten Achsen für optimierte Gewichtsverteilung. Die physikalische Grenze sei die Bühnenbreite. „Unser Ziel besteht darin, einen Baukasten zu entwickeln, der sich modular auf die Kundenanforderung anpassen lässt, ohne die Notwendigkeit der Neuentwicklung.“

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Skalierbares LED- und Akku-System

Vorne können beliebige LED-Module mit unterschiedlichen Auflösungen genutzt werden, die Software sei ebenfalls skalierbar, so Koch. „Es bestehen unterschiedliche Überlegungen, wie wir mit dem Produkt auf den Markt gehen: Aumovis dürfte beispielsweise auch von Firmen gekauft werden, die sie aus ihrem Pool heraus vermieten, und die vorhandene LED-Panels und eigene Medienserver installieren möchten. Kauft ein Kunde bei uns direkt, bieten wir ein Gesamtpaket an, bei dem wir erprobte Komponenten und Funkübertragungen verwenden. Es muss auch nicht zwingend eine LED-Wand installiert sein – stattdessen kann auch ein Exponat darauf stehen, da die Plattformflächen praktisch beliebig vergrößert werden könnten. So ließe sich auch ein Mock-Up eines LKWs darauf platzieren – uns steht eine Tragkraft von einer Tonne pro Quadratmeter Aumovis-Fläche zur Verfügung. Da liegt die Grenze eher beim Bühnenuntergrund. Wir arbeiten mit Industriekomponenten, die für Dauerbetrieb und lange Laufzeiten ausgelegt sind. Aumovis könnte für den Installationsbereich auch als komplette Säule rundherum mit LEDs beplankt werden, oder mit Scheinwerfen auf der Rückseite, die über das 230-Volt-Bordnetz der Batterieversorgung angeschlossen werden können. Je nach Energieanforderung könnten wir das Batteriesystem skalieren.“ Die Energieversorgung wird als modulares Akkusystem aufgebaut, unabhängig von Kabelverbindungen.

Die erste „Serien-Version“, die sie anbieten wollen, Aumovis One, hat eine 1,5 Meter breite und 3,5 Meter hohe LED-Fläche und eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von fünf Kilowattstunden. „Unter den Worst-Case-Bedingungen – 100 Prozent Helligkeit der LED-Wand, sie ist die ganze Zeit weiß, und Aumovis fährt die ganze Zeit herum – wären zwei Stunden Betrieb möglich. In der Praxis mit ‚normalem‘ Video-Content würde das deutlich länger funktionieren.“ Die Standard-Batterien existieren einzeln in Ausführungen bis zu 15 Kilowattstunden, sie könnten bei Bedarf kombiniert werden. „Wir hatten auch schon Anfragen für Messen mit Laufzeiten über den ganzen Tag. Wird die Batterie sehr groß dimensioniert, ist das ein Kostenfaktor. Daher besteht die Überlegung, mit einem Eject-System zu arbeiten: Im Showbetrieb einer Messe wird es sicherlich einen Moment geben, wo Aumovis am Bühnenhintergrund steht. Dann könnte die LED-Fläche über eine zusätzliche Pufferbatterie weiterlaufen, und die Hauptbatterie wird kurz ausgetauscht. Der erwähnte 5-kW-Lithium-Ionen-Akku wiegt 30 Kilogramm, der kann über einen Steckverbinder angeschlossen und anschließend geladen werden.“ Zur Preisgestaltung können sie bislang noch keine Aussage treffen. Generell sei das Produkt für den breiten Markt gedacht, nicht nur für Leuchtturmprojekte, so Koch. „Wir sind überzeugt, dass in manchen Anwendungsfällen der Einsatz von Aumovis günstiger ausfällt mit herkömmlichen Technologien.“

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Mock-Up noch mit Stromversorgung per Kabel gelöst

Als Mock-Up ist ein eine mobile, noch rudimentär anmutende „Aumovis“-Variante mit einer 1 × 3- Meter-Fläche aufgebaut, daneben steht eine statische LED-Fläche mit 2 × 3 Metern. Die „Aumovis“-Stromversorgung ist bei der Vorführung noch per Kabel gelöst. „Der Akku wurde vom Hersteller leider nicht rechtzeitig geliefert. Die Setup-Komponenten sind teilweise schon drin, aber wir testen noch Bausteine und große Baugruppen gegeneinander.“ Der Sockel werde sich beispielsweise verändern.

Als Beispiel wurden vier Szenarien programmiert, die verschiedene Einsatzgebiete darstellen sollen. „Die Shows sind in Cinema 4D vorprogrammiert. Die Software ist noch nicht ‚in Summe‘ fertig: Es mussspäter etwa für den Operator möglich sein, auf Wunsch des Regisseurs den Radius einen Meter zu vergrößern, oder Aumovis einen Meter weiter links auf der Bühne zu platzieren. Das muss mit zwei, drei Klicks in unserem Front-End machbarsein, ohne die ganze Show in Cinema 4D neu programmieren zu müssen – so wie bei jedem anderen Gewerk auch. Das ist elementar, sonst funktioniert das Produkt nicht.“

Als erstes Szenario umläuft„Aumovis“ die feststehende LEDLeinwand, beide werden mit Innenstadtszenen bespielt, dazu läuft eine akustische Verkehrs-Atmo im Hintergrund. Die Plattform bewegtsich verhältnismäßig langsam. Die angekündigte Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde sei bereits möglich, meint Büns,sie haben das System aktuell allerdings auf zehn Prozent gedrosselt. Koch: „Die Programmierung und Datenübertragung sind eine Herausforderung – damit das alles reibungslos zusammenspielt, haben wir das bei dem Mock-Up lieber langsamer realisiert. Wir müssten im aktuellen Entwicklungsstadium eine entsprechende Show mindestens 400 Mal machen, bevor wir damit zu einem Kunden gehen – davon sind wir noch sehr weit entfernt.“ Es gehe darum, die grundsätzliche Machbarkeit zu zeigen.

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Skalierbares optisches Tracking

Auf dem Programmierungs-Bildschirm lässtsich das Tracking anhand einzelner Sichtlinien nachvollziehen:„Zwölf Kameras sind rundherum an den Wänden positioniert. In der Mitte bewegt sich Aumovis. An den Modulen sind Marker befestigt, die von mindestenszwei Kameras gesehen werden müssen, damit es funktioniert – hier sind es deutlich mehr. Je mehr Kameras eingesetzt werden, umso ausfallsicherer funktioniert die Show.“

Tracking-Systeme ohne Kamera-Relevanz wären künftig ebenfalls denkbar, „aber wir wollten uns auf eine Technologie fokussieren, mit der wir das Produkt auf den Markt bringen – in dem Fall das optische Tracking. Danach wird das Konzept kontinuierlich weiterentwickelt.“ Die Installation der Kameras um den Bühnenbereich sei zwar ein logistischer Aufwand,stimmt Koch zu, dennoch sei das System gut in den Bühnenalltag integrierbar. „Bei fast allen Locations wird ein Rig aufgebaut, mit Infrastruktur für Strom- und Datenversorgung. Die Kameras ließen sich in einem überschaubaren Zeitraum installieren. Das System ist in knapp 20 Minuten kalibriert, parallel kann weiterer Bühnenaufbau stattfinden.“

Im zweiten Beispiel sind auf jeder der beiden LED-Flächen zwei Darsteller als Schatten zu sehen, die auf zwei Gerüsten Tauziehen veranstalten. Sie versuchen scheinbar, das Gegenübersamt Gerüstzu sich herzuziehen, untermalt von imposanter Geräuschkulisse. Der Abstand zwischen den Personen wird durch den Abstand der Leinwände dargestellt. Passend dazu bewegt sich „Aumovis“ entsprechend auf die zweite LED-Wand zu, am Ende stehen die Leinwände (und Gerüste) aneinander.

Virtuelles „Tauziehen“
Virtuelles „Tauziehen“ Szenario mit sich annäherndem Modul (Bild: Aumovis)

Die Anfahrgeschwindigkeit wirkt etwas „ruppig“, sei aber der aktuellen Umsetzung geschuldet, versichert Koch. „Wie so häufig, hätten wir im Vorfeld gerne mehr Zeit gehabt, hatten aber noch mit anderen Problemen zu Beginn der Mock-Up Days zu tun, sodass weniger Zeit für die Feinjustierung blieb.“ Büns ergänzt: „Ich kann anfahren und abbremsen, wie ich möchte – das ist eine Sache der Programmierung.“

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Manuelles Sicherheitskonzept mit getrennten Flächen für den Bühnenbereich

Stichwort Betriebssicherheit – existieren Sensoren, die Personen in der„Fahrbahn“registrieren und Bewegungen stoppen? Koch: „Es wird Sensoren mit entsprechendem Sicherheitszertifikat geben, um in das gewünschte Safety-Performance-Level zu kommen. In der Industrietechnik existiert dasseitJahrzehnten, das würden wir entsprechend übertragen. Bei einer ersten Produktversion für den Bühnenbereich werden wir allerdingsstattdessen ein manuelles Sicherheitskonzept empfehlen, die Bühne visuell durch Personal zu überwachen. Die Bühnenbereiche, in denen sich Personen und Module aufhalten, würden so getrennt, dass sie gut überwacht werden können. Das hat den Hintergrund, dass die Bühnenshow synchron laufen soll: Würde ein Sensor auslösen, klappt die Synchronität nicht mehr. Klar, die Risiken müsste man im Einzelnen anschauen – sind die Bereiche klar definiert, ist das ein belastbares Konzept. Wenn ich mit ‚Aumovis‘ in den Besucherbereich fahre, wo unter Umständen Interaktion gewünscht ist, sieht das anders aus, und Synchronität ist weniger wichtig.“

Variante Aumovis Two
Die Variante Aumovis Two soll für Besucherbereiche geeignet sein und eignet sich laut Büns etwa für Workshops. In der Beispiel-Präsentation sind verschiedene Bestuhlungsbereiche zu sehen, in der Mitte stehen Medienflächen. „Beim Einlass wird dort beispielsweise Content gezeigt“, erläutert Büns das Szenario (Bild: Timm Büns )

Die nächste Szene: Auf der Medienfläche wird eine Star-TrekFolge projiziert, danach gibt die LED-Wand die Fläche frei, ein aufblasbares Raumschiff – versteckt hinter der feststehenden Wand – fliegt von der Seite ein. Hier könnte auf einer Messe beispielsweise ein Auto stehen, dasfür den Blick „freigegeben“ wird,so Koch. Zudem zeige die Szene gut die Synchronität mit kinetischen Bewegungen und der Lichttechnik.„Im Automobilbereich existiert oft die Anforderung, auch den Innenraum eines Fahrzeugs zu zeigen“, ergänzt Timm Büns. „In dem Fall kann ich vor dem Auto mit ‚Aumovis‘ hin- und herfahren, und über die Leinwand den jeweiligen Teil des Innenraums zeigen, als ‚Röntgenblick‘.“

Aumovis
AMYI durchläuft das Bild ähnlich könnte das Modul beispielsweise den Innenraum eines Fahrzeugs „röntgen“, erklärt Timm Büns (Bild: Aumovis)

Die vierte und letzte Szene:„Wir haben mit abstrakten Visuals experimentiert, als Anwendung für eine Konzertbühne oder den Festival-Bereich, wo vor allem die Synchronität von Medien, Musik und Kinetik im Vordergrund stehen.“ Auf dem „Aumovis“-Modul, das sich im Raum bewegt, werden Visualszu Elektro-Musik abgespielt, umspielt von einer dynamischen, Disco-artigen Licht-Show. Das Ergebnis erscheint durch den bewegten LED-Schirm dynamischer. Sebastian Koch:„Hätten wir hinten eine zehn Meter breite Fläche, davor drei oder vier ‚Aumovis‘-Module, wirkt das nochmal intensiver – ähnlich wie bei Licht-Shows: Je mehr Lampen, desto größer der Eindruck, wobei schon mit einem Modul gute Ergebnisse realisierbar sind.“

Die Fahrgeräusche sind in ruhigem Kontext alsleises Surren wahrnehmbar.„Wir verfolgen noch zwei unterschiedliche Antriebskonzepte: Das etwas lautere wie hier erlaubt dynamischeres Fahren. Das funktioniert vermutlich für die EventBranche am besten. Für den Theaterbereich dürfte hingegen das leisere interessanter sein. Wir müssen noch ausloten, welche Anforderungen am Ende wichtiger sind.“

Die generelle Resonanz auf das Konzept sei bislang durchweg positiv ausgefallen.„Es gab einige Rückmeldungen bislang, dass die fahrbare Version die logische Konsequenzsei, und es umgekehrt eigentlich eigenartig erscheint, dass das Produkt noch nicht auf dem Markt ist.“ Dassei mitunter auch den schwierigen technischen Gegebenheiten der Umsetzung geschuldet, merkt sein Kollege Timm Büns an.

Koch erzählt von der Lernkurve im vorangegangenen Jahr.„Teilweise hatten wir gezweifelt, ob manche Hürden überhaupt lösbar sind, aber jetzt sind wir zuversichtlich, ein sehr gutes Produkt erschaffen zu können.“ Probleme, an denen das Projekt hätte scheitern können?„Die Regelungstechnik war schwierig, etwa wenn ‚Aumovis‘ eine Kurve fährt: Das wirkte zu Beginn sehr hakelig, weil wir permanent die Position messen und das Modul die Lage entsprechend korrigiert. Daran haben wir sehr lange gearbeitet. Die Herausforderung bestand in den Signallaufzeiten: ‚Aumovis‘ fährt auf die Position, aber durch ihre Massenträgheit besteht eine Reaktionszeit. Am gewünschten Punkt angekommen, ist die Zeit weiter fortgeschritten, wie das Messsystem rückmeldet. Aumovis versucht, als Korrektur schneller zum nächsten Punkt zu fahren. Dadurch entstand eine ‚treppenförmige‘ Kreisfahrt, sozusagen mit kleinen Ecken. Das Problem konnten wir mittlerweile optisch gut lösen.“

Danach brechen die Flächen auf geben eine dahinterliegende Präsentation frei und fahren an den Randbereich. Eine Kundin erzählte uns von dem Problem bei ihren Presseveranstaltungen, zunächst eine Plenums- und anschließend eine Workshop-Situation zu veranstalten. Die Leute müssen umziehen, der Moment ist immer ungünstig. Hier könnten das Publikum im gleichen Raum bleiben und sich einfach umdrehen.
Danach brechen die Flächen auf geben eine dahinterliegende Präsentation frei und fahren an den Randbereich. Eine Kundin erzählte uns von dem Problem bei ihren Presseveranstaltungen, zunächst eine Plenums- und anschließend eine Workshop-Situation zu veranstalten. Die Leute müssen umziehen, der Moment ist immer ungünstig. Hier könnten das Publikum im gleichen Raum bleiben und sich einfach umdrehen.

Auch positive Überraschungen fanden bei der Entwicklung statt: Für das Tracking-System, das die Koordination an den Steuerrechner übermittelt,sei im Projektplan eine Woche veranschlagt gewesen, das Thema war demnach allerdings in einer Viertelstunde abgeschlossen. „Was mich ins Straucheln brachte, da die Anschlussarbeiten noch nicht standen“, meint Koch lachend. „Auch die Anbindung der Kinetik-Plattform lief vergleichsweise reibungslos – das waren gute Momente!“

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Industrie-Funknetz statt TCP/IP-Netzwerk für fixe Latenzen

Ob Latenzen bei der Übermittlung der Daten ein Problem sind? „Vernachlässigbar ist keine Latenz, weil sie sich aufsummieren. Die Gruppenlaufzeit, die gesamte Systemdynamik, ist dabei entscheidend. Hierspielen viele Komponenten zusammen: Das Tracking-System, die Netzwerktechnik, die Antriebstechnik, deren Ansteuerung, die Mechanik der Räder und das Getriebe ergeben das Gesamtsystem. Das zu beherrschen, ist die Herausforderung.“ Die Gesamtlatenzlasse sich schwer pauschal festlegen: „Das hängt vom ‚Aumovis‘- Beladungsgewicht ab sowie der momentanen Auslastung des verwendeten Gesamtnetzwerks. Zu Beginn hatten wir ein herkömmliches TCP/IP-Netzwerk verwendet. Dort existiert ein Flaschenhals, weil sich nicht wiederholbar voraussagen lässt, wann welche Information genau ankommt. Aus dem Grund setzen wir nun Funksysteme aus der Industrietechnik mit höherer Zuverlässigkeit ein, die sicherheitszertifiziert sind. Jeder, der ‚Aumovis‘ bei uns kauft, kann seine LED-Fläche und seinen Medienserver draufbauen. Gerade bei Messeveranstaltungen, wo viel WLAN-Traffic stattfindet, kann ein erprobtes eigenes System mit Fallback-Varianten sinnvoll sein, um Abstürze zu verhindern.“ Ein Patent wurde bereits angemeldet. das System soll laut Timm Büns 2020 auf den Markt kommen.

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