Seit 40 Jahren ist ETC mit erfolgreichen Produkten und Systemen auf dem Theater-, Touring-, Rigging-, Events- und Architekturmarkt präsent. Wir sprachen mit Gründer und CEO Fred Foster über Historisches und Zukünftiges.
ETC steht für Electronic Theatre Controls. Würden Sie Ihrem Unternehmen diesen Namen heute immer noch geben – nachdem ETC jetzt auch im Touring- und Rigging- Bereich aktiv ist?
Anzeige
Als wir die Firma gegründet haben, hatten wir zunächst nur ein Ziel: ein computergesteuertes Lichtsystem für Theater herzustellen. Aber im Laufe der Zeit sind wir im Markt für Architekturbeleuchtung und für Freizeitparks sowie in den Bereichen Rigging, Touring und vielen weiteren gewachsen – also arbeiten wir tatsächlich weit außerhalb des Theaterbereichs. Die Abkürzung für Electronic Theatre Controls ist „ETC“. Dies bedeutet, dass wir Theaterbeleuchtung machen et cetera, et cetera und so immer weiter expandieren können.
Aber im Focus steht immer noch der Theaterbereich, richtig?
Es ist auf jeden Fall ein Schwerpunkt, und mein Herz schlug schon immer für das Theater. Aber es gibt bei ETC viele Menschen, deren Leidenschaft die Bereiche Rigging, Konzerte, Touring, Events oder Architektur sind. Unser Fokus liegt also nicht nur auf einem Bereich.
ETC entstand aus einer Art Uni-Projekt heraus. Wie fing damals alles an?
Bereits vor der Universität haben mein Bruder Bill und ich darüber gesprochen, unsere Leidenschaften zu kombinieren – meine für die Theaterbeleuchtung, Bills Leidenschaft für Elektronik. Als ich an der Universität anfing, gab es dort eine frühe Lichtkonsole mit Speicherfunktion. Ich habe Bill in die Uni geholt, damit er sich die Konsole ansieht. Damals, im Jahr 1973, hat es 150.000 Dollar gekostet, die Maschine zu installieren. Er hat einen Blick auf sie geworfen und meinte: „Das ist widerlich! Wir können das für 5.000 Dollar machen.“ Und so haben wir mit der Hilfe von den zwei anderen ETC-Gründern Gary Bewick und James Bradley das Mega Cue Lichtsteuersystem gebaut – mit einem neuen Intel 8080-Mikroprozessor. Wir haben einen Vertrag mit Colortran unterschrieben, die das Pult unter dem Namen „Channel Track“ verkauften. Irgendwann sind wir unseren eigenen Weg gegangen und haben ETC gestartet.
Meilensteine
Was waren in den 40 Jahren ETC die wichtigsten Meilensteine?
Es ist eine gewaltige Zahl und fast unmöglich, sie alle aufzuzählen. Einer der ersten war wohl im Jahr 1990. Nachdem wir 15 Jahre lang nur Steuerungskonsolen gebaut hatten, haben wir das Dimmer-Unternehmen Lighting Methods erworben. So konnten wir komplette Lichtinstallationslösungen anbieten – und wuchsen über Nacht von 25 auf 80 Mitarbeiter. Zwei Jahre später haben die Einführungen des Source Four, des Sensor Dimmers und der Obsession Konsole unser Unternehmen erneut neu definiert. Jetzt konnten wir nicht nur Steuerungskonsolen und Dimmersysteme anbieten, wir waren auch in der Lage die besten Spotlights zu bieten.
Im Jahr 1995 haben wir dann international expandiert. Wir haben unsere Büros in Hongkong und in London eröffnet und begannen aktiv in Europa zu verkaufen. Dies wurde im Jahr 2002 noch verstärkt, als Transtechnik Lichtsysteme Teil der ETC-Familie wurde. So konnten wir die Märkte in Europa noch besser bedienen. Wenn man zurückblickt, ist die ETC-Familie durch jedes dieser Ereignisse um zahlreiche talentierte Menschen gewachsen. Menschen, die das Business und die Kunden lieben und die ihren Teil zum Wachstum der Firma beigetragen haben.
Wie entstand die x7-Farbtechnologie, die in aktuellen Geräten eingesetzt wird?
Das x7-Farbmischsystem wurde von der Lichtdesignerin Novella Smith und dem Selador-Ingenieur Rob Gerlach entwickelt. Sie waren fasziniert von der Idee, ein qualitativ hochwertigeres Licht mit LEDs zu erzeugen. Sie sind mit der Technologie zu uns gekommen, weil sie dachten, wir könnten sie weiterentwickeln. Seitdem haben wir das System enorm verbessert und erweitert. Viele Jahre lang haben wir uns aus dem LED-Lichtmarkt herausgehalten, weil RGB- und RGBA-Systeme einfach nicht die von uns gewünschte Lichtqualität lieferten. Mit seinem großen Farbspektrum erzeugt das x7 -Farbsystem allerdings eine Lichtqualität, auf die wir richtig stolz sind.
Mit welchen Produkten darf man in Zukunft von ETC im Rental- und Touring-Bereich rechnen?
ETC arbeitet permanent an neuen und interessanten Produkten, das kann ich garantieren. Die jüngste Entwicklung und Verbesserung der Effekte unserer Eos- und Cobalt-Produktlinien ist ein Beispiel dafür. Ebenso wie die Einführung unserer Einsteigerkonsolen ColorSource AV, die unter anderem Audio Cueing, Video-Output und Lichtsteuerung mit einem Fokus auf Farbmanipulation und Moving Lights beinhaltet. Künftig werden wir unseren Fokus auf diese Märkte verstärken und weiterhin Produkte entwickeln, die besonders für sie geeignet sind.
Ist die Obermaschineriesparte dafür ein Türöffner?
Unsere Strategie ist, uns zunächst auf den Bereich Theater- Maschinerie zu fokussieren. Unser Ziel heißt dabei: automatisierte Obermaschineriesteuerungen erschwinglich zu machen und manuelle Steuerungen zu ersetzen. Sobald wir in diesem Markt erfolgreicher werden, werden wir uns auf jeden Fall überlegen, ob wir auch in andere Marktsegmente wie Studios und Touring einsteigen.
Was waren die Gründe für die neue Obermaschineriesparte?
Bevor ich im Theaterbereich gearbeitet habe, habe ich an Segelbootrennen teilgenommen. Ich war also schon immer fasziniert von Seilen und Seilzügen. In der Anfangszeit des Unternehmens habe ich als Flyman und als Rigger gearbeitet. Es war daher eine Herzensangelegenheit, Obermaschinerie- Produkte zu entwickeln. ETC ist einzigartig positioniert, um Vorteile aus den großen Synergien zwischen Lichtsteuerungssystemen, Strom- und Datenverteilung und automatisiertem Rigging zu nutzen.
Firmenkultur
Mit den Student Sessions und anderen Programmen engagiert sich ETC sehr für den Nachwuchs. Bekommen Sie dieses Investment zurück?
Seit fast zwei Jahrzehnten bieten wir das LDI Student Sponsorship Stipendienprogramm an, mit dem wir Studenten aus der ganzen Welt zur LDI Messe bringen. So ermöglichen wir ihnen mehr über die neuesten Technologien zu erfahren und mit Menschen in der Industrie in Kontakt zu kommen. Wir sind zudem ein großer Unterstützer des Gilbert V. Hemsley Jr. Internship Praktikums im Bereich Licht. Dies ist ein Programm für junge Lichtdesigner, bei dem sie Erfahrungen sammeln können. Der beste Weg, wie wir unsere Investitionen zurückbekommen, ist unser Praktikumsprogramm. Michael Lichter ist ein wunderbares Beispiel für dieses Programm. Als Student hat er 1996 bei uns in unserem Firmenstammsitz in Wisconsin an seiner Diplomarbeit gearbeitet.
Er entwickelte eine Box, mit der man Fader und Button PCBs auf der Obsession II Konsole testen konnte. Als sein Praktikum vorbei war, haben wir für ihn eine Stelle in unserer Technical Services-Abteilung in London gefunden. Später ist er zurück nach Deutschland gezogen und hat in der Entwicklungsabteilung gearbeitet, nachdem wir Transtechnik Lichtsysteme erworben hatten. Dort hat er geholfen, die Smart- Fade und Congo Konsolen sowie die Voyager Studioautomatisierungssysteme zu entwickeln. Heute leitet er die Entwicklung unserer Maschineriesteuersysteme und ist in internationalen Sicherheitsgremien zur Schaffung von weltweiten Obermaschineriestandards beteiligt. Er ist unheimlich wertvoll für uns – und für die gesamte Industrie.
Kürzlich haben Sie langjährige Vollzeitmitarbeiter an der Firma beteiligt.
Der wahre Grund für unseren Erfolg während der 40-jährigen ETC-Geschichte sind nicht die Produkte oder der Service, den wir bieten. Es sind unsere Mitarbeiter, ihre Leidenschaft und ihr Engagement. Wir haben Ingenieure, die die coolsten Produkte machen wollen, Techniker, die jedes Problem so schnell wie möglich lösen wollen, und Menschen, die unsere Kunden begeistern wollen. Ein weiterer Faktor des Erfolgs des Unternehmens ist, dass wir unabhängig sind. Uns besitzt kein Mutterkonzern, wir haben auch keine Risikokapitalgeber, die eine Kapitalrendite einfordern. Menschen, die dieses Business kennen, haben das Unternehmen während der letzten 40 Jahre geführt. Die vier Anteilseigner von ETC definieren den Unternehmenswert nicht in Dollar. Wir definieren ihn dadurch, dass ETC auch in 100 Jahren ein unabhängiges, florierendes Unternehmen bleibt. Durch die Beteiligung von Mitarbeitern am Unternehmen – also von Menschen, die dazu beigetragen haben, das Unternehmen aufzubauen – wird ETC auch in Zukunft florieren und unabhängig sein. Es ist also eine Anerkennung der außergewöhnlichen Leistungen, die diese Menschen über die Jahre erbracht haben.
Was wünschen Sie sich persönlich und für ETC in der Zukunft?
Es ist ganz einfach zu sagen, was ich mir für ETC wünsche: Dass ETC auch in 100 Jahren ein unabhängiges, florierendes Unternehmen ist. Ich weiß, dass es eine Zeit geben wird, in der ich nicht mehr aktiv daran teilnehmen kann. Für den Fall habe ich hoffentlich ein Team zur Seite, das eine Vision entwickelt und ETC in eine bestimmte Richtung führt. Es mag dann vielleicht nicht die Richtung sein, in die ich ETC geführt hätte, aber solange es Leidenschaft gibt, wird es ein Erfolgskurs sein.