Skalar – die aus Berlin und Mexiko bekannte, große, immersive, kinetische Licht- und Kunstinstallation mit elektronischer Musik – wurde für weitere Shows in Amsterdam neu konzipiert. Die Installation, die im Gashouder stattfindet, einer kreisförmigen Location, wurde von dem Licht-Künstler bzw. Designer Christopher Bauder und dem Komponisten bzw. Musikproduzenten Kangding Ray konzipiert. Präsentiert wird sie dort von Audio Obscura.
(Bild: Tim Buiting)
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Auch dieses Mal setzt Christopher wieder Pointe von Robe als Lichtquellen ein – insgesamt 93 Stück kommen in der neuen, belebenden Location zum Einsatz. Diese Installation nennt Christopher Skalar. Sie entsteht aus 61 doppelseitigen Spiegeln mit je 180 adressierbaren LED Pixeln an der Außenseite, die an 183 speziell angefertigten Kinetic Lights-Motorenwinden befestigt sind.
Passend zu der in Dauerschleife laufenden Installation lassen Christopher und Kangding Ray sieben spezielle, thematisch verwandte Live-Performance-Shows im selben Raum stattfinden.
Skalar wurde das erste Mal in der Turbinenhalle eines ehemaligen Berliner Kraftwerks realisiert, dem heutigen Veranstaltungs- und Kunstraum „Kraftwerk“. Darauf folgte eine Installation mit den gleichen rechteckigen Formen und Maßen unter dem Namen Skalar MX, die im vergangenen November und Dezember fünf Wochen lang im Fronton Mexico, in Mexiko-Stadt, lief. Beide Installationen waren äußerst erfolgreich.
(Bild: Tim Buiting)
Das Gashouder war eines der ersten Gebäude, das Christopher als idealen Ort für die Inszenierung eines Skalar-Erlebnisses im Kopf hatte – es verfügt über die perfekte Kombination aus eigenwilliger Baustuktur, hippem Charakter und Industriegeschichte. Der kreisförmige Raum erforderte jedoch eine völlig neue Herangehensweise an das Konzept, was zu einer einzigartigen 360°-Inszenierung geführt hat.
Der charismatische, kreisförmige Saal – jetzt genutzt als Ort für Kunst, Kultur und Freizeit – hat eine Decke aus Eisen und war einst der Mittelpunkt des Gebäudekomplexes der Amsterdamer Westergasfabriek, welche die westlichen Vororte der Stadt mit Strom versorgte.
Technischer Aufbau
(Bild: Tim Buiting)
In der Show ließen sich mit den Spiegeln bereits passende, ausdrucksstarke, kreisförmige Elemente finden. Die weitere Herausforderung bestand jedoch darin, neue, kreisförmige Bewegungs- und Beleuchtungsmuster und -sequenzen zu schaffen, die mit der spezifischen Geometrie des Raumes funktionieren.
Im Dach wurden dafür fünf kreisförmige Traversen mit Durchmessern von 5,6 Metern, 10,6 Metern, 15,6 Metern, 21,2 Metern und 33,7 Metern aufgehangen, in expandierendem Radius um die Mitte und auf 10 Metern Höhe. Jeder Traversenring trug eine unterschiedliche Anzahl an Spiegeln – jeweils zwischen 1 und 24 Stück.
Darüber hinaus gab es einen Außenkreis von 24 einzeln geflogenen, leiterförmigen Traversen, etwa 5 Meter von der Außenwand entfernt, die jeweils mit drei Pointe bestückt waren. Sie schienen im Dunkeln in der Luft zu schweben. Sie waren hervorragend positioniert um die Spiegel so zu treffen, dass das Licht für die zahlreichen fließenden, asymmetrischen Muster im Raum gelenkt wird, wie es für Skalars kinetische Lichtbilder charakteristisch ist.
Die drei „Licht-Totems“ auf dem Boden waren ebenfalls in den Skalar-Versionen in Berlin und Mexiko zu sehen. In Amsterdam wurde jedes Totem mit jeweils sieben Pointe ausgestattet und im Raum direkt unter dem zweitkleinsten Ring ausgerichtet.
Die Gesamtfläche der runden Version der Show ist größer als bei der ersten rechteckigen Auflage und die Scheinwerfer und Spiegel liegen etwas weiter auseinander. Zusätzlich zu den ganzen ursprünglichen Bewegungen und Positionen, die aktualisiert und an die neue Symmetrie und Anordnung angepasst werden mussten, nutzte Christopher die Gelegenheit, einige neue Sequenzen mit aufzunehmen.
Kangding Ray nahm auch einige Anpassungen und Ergänzungen der Klanglandschaft vor, um den neuen Raum und die neuen Bewegungen miteinzubeziehen. Zudem wurde im Gashouder ein prächtiges 12-Kanal-Surround-Sound-System installiert, das sich perfekt für Skalars immersives Erlebnis und die charakteristische Gegenüberstellung von Technologie und Vorstellungskraft im menschlichen Kopf eignet.
Die ersten fünf Skalar 360-Liveshows, bei denen sie die Sounds und das Bildmaterial live drückten, waren so schnell ausverkauft, dass sie zwei zusätzliche Shows ergänzten.
Zum ersten Mal präsentieren sie als zusätzliche Live-Session auch eine Party im Rave-Stil, mit der angesagten südkoreanischen DJane bzw. Plattenproduzentin Peggy Gou. Sie spielt unter der Installation und sorgt mit einer exklusiven Performance für besondere Stimmung – wie in einem Club!
Robe Pointe im Einsatz
(Bild: Tim Buiting)
Bei der Auswahl des perfekten Scheinwerfers für die ursprüngliche Installation in Berlin brauchte Christopher etwas Helles, Präzises und Intensives – und somit einen besonders dynamischen Scheinwerfer mit einer Vielzahl an Features zur Formung der Lichtstrahlen. Er sollte kompakt sein, aber auch exakt, um die Cues mit ihren großen Distanzen absolut reproduzierbar wiederzugeben.
Der Frost-Filter des Pointe und die Strobo-Funktion mit anpassbarer Frequenz sind, ebenso wie viele weitere Funktionen des Pointe, Teil der Show und der Live-Konzerte von Skalar 360.
Die Beams der Pointe durchschneiden die Dunkelheit – kombiniert mit den Spiegeln, die in verschiedene Formationen gleiten, und gelegentlich aufgeschreckt und hell erleuchtet mit durchdringendem Weiß. Geführt von Kangding Rays hypnotisierendem, rhythmischem Soundtrack, der eine paralysierende Wirkung haben soll.
Die Robe Pointe wurden in Amsterdam von der Verleihfirma Flashlight geliefert und verfügen alle über ein spezielles TV-Farbrad mit fernsehoptimierten Farben wie Lavendel, Hauttönen und einer Auswahl an farbkorrigiertem Weiß. Christopher hat diese in die Show gemorpht, was einen Kontrast und eine Entwicklung zu den bisherigen Shows zulässt.
Die DMX-Signale für die Pointe werden aus Art-Net konvertiert und in die Kinetic Lights-eigene Software-Plattform KLC integriert, welche die Scheinwerfer und die Bewegung der Winden steuert.
Die Lichtbefehle – die die verschiedenen Emotionen in der Show erzeugen – werden während der Wiedergabe als Cues in Echtzeit gerendert und durch MIDI-Abfragen des Ableton Live-Systems ausgelöst, das die Master-Audiospur während der Skalar-Show abspielt.
Jeder Spiegel wird physisch von drei Winden gesteuert, die Auf- und Ab- sowie Schwenk- und Neigebewegungen ausführen, so dass die Spiegel sich unglaublich sanft auf den X-, Y- und Z-Achsen bewegen können und somit wunderbar dreidimensional und fließend wirken.
Für diese Version der Show wurde ein neuer, flexibler Montagerahmen für die Winden an der Traverse entwickelt, mit dessen Hilfe der Abstand und die Ausrichtung der Winden zueinander fein ausgerichtet werden kann.
Der Aufbau wurde von einer technischen Crew von Christophers Projektgesellschaft WHITEvoid unter der Produktionsleitung von Florian Fink durchgeführt.
Am 10. Januar wurde die Installation eröffnet, sie läuft noch bis zum 5. Februar. Die Shows in Amsterdam unterscheiden sich zu den bisherigen in Mexiko und Berlin. Christopher bemerkte, dass die Niederlande und insbesondere die Bewohner von Amsterdam affin für diese Art von Veranstaltung sind, denn sie sind ohnehin für ihren sachkundigen und anspruchsvollen Konsum von elektronischer Musik bekannt. Seiner Meinung nach verstärkte das definitiv das Grundgefühl von Skalar 360, ganz besonders der Live-Shows.