Für die Livestream-Performance des brasilianischen Duos Bruno & Marrone nutzte Soundtechniker Renato Carneiro das SD8 von Digico. Im Online-Weiterbildungsprogramm der brasilianischen Rentalcompany Maxi Audio erklärt er seinen Mix.
(Bild: DiGiCo)
„Die Idee meines Präsenz-Seminars wäre es gewesen, eine kurze Beschreibung des SD12 zu geben und die Live-Session – wir erinnern uns, so richtig mit Bühne und Publikum – mithilfe der Multitrack Aufnahmen nachzubauen. Wir hatten alles geplant und 50 Anmeldungen. Dann kam das Virus und wir mussten absagen.“
Als feststand, dass der Kurs online durchgeführt wird, änderte Carneiro den zu besprechenden Mix und nutzte nun die erste Livestream-Performance von Bruno & Marrone im April.
Carneiro fügt an, dass mit den unterschiedlichen Regulierungen eine Vielzahl an Livestreams aufkam, damit Bands ihre Präsenz zeigen konnten und teilweise auch Erlöse generieren konnten. Bei Bruno & Marrone sollte es allerdings anders zugehen.
„Wir wollten ein alternatives Format. Nicht nur die Künstler, die zuhause ins Mikrofon performen“, erklärt Carneiro. „Vor der Show sprach mich der Manager an und fragte mich, was wir denn bräuchten. Ich sagte nur ‚Alles! Wir machen eine richtige Show!‘“
Carneiro hat 30 Jahre Erfahrung: Er hat 20 Jahre als Monitor Engineer gearbeitet und die letzten 10 Jahre dann am FoH.
„Als FoH-Techniker musste ich viel mit Bands für TV-Shows arbeiten, die nicht auf Live-Musik ausgelegt sind“, erinnert er sich. „Deshalb hatten wir immer unsere eigene Backline dabei. Ich hatte mein SD8, zwei Referenz-Monitore und der Mix ging dann auf Sendung. Jeder sagt, dass Fernsehen eine andere Herangehensweise bräuchte, aber ich habe immer den gleichen Mix wie für die Live-Events genommen. Für eine Übertragung zu mischen heißt nicht, dass du für einen Fernseher mischst. Man muss im Hinterkopf haben, dass die Leute sich die Sachen auf Kopfhörern, am PC, am TV usw. anhören.“
Für den Livestream nutzte Carneiro das gleiche Equipment: Sein SD8 nutzte er für den übertragenen Sound, gemixt wurde über Kopfhörer. Adilson Soares machte den Mix für die Monitor über sein SD-24.
„Du musst den Stream als wichtige Referenz anhören, aber trotzdem läuft der Mix über das Mischpult“, so Carneiro. „Am wichtigsten ist aber das richtige Bandformat. Hier waren es vier akustische Gitarren, ein Akkordeon, ein Cajon und die Sänger selbst.“
„Streaming hat eine begrenztere Range als eine PA. Alle Channels brauchten Compression und fast alle hatten Sub-Groups, ebenfalls mit Compression. Der Master Mix hatte auch Compression und so ging er dann an die verschiedenen Gruppen und in den Stream. Meiner Meinung nach klingen die einzelnen Stationen, alle mit ein bisschen Compression versehen, so besser und dynamischer.“
„Die Instrumente wurden direkt abgenommen, wir hatten aber auch Overheads, da wir die Atmosphäre des Raums einfangen wollten. Das Monitoring auf der Bühne lief über In-Ears. Wir hatten insgesamt 15 Inputs.“
Aufgrund der hohen Zugriffszahlen des Streams und der Aufzeichnung wurde Carneiro auch von vielen Technikern angesprochen, die wissen wollten, wie der Mix zustande kam. Es war daher ein logischer Schritt, ein Online Training von Maxi Audio anzubieten.
„Der Workshop ging vier Stunden. Anfangs dachte ich, das wäre zu lang, aber tatsächlich war es eher zu kurz!“, so Carneiro. „350 Leute haben live zugesehen und Fragen gestellt, mittlerweile hat das Video 4.300 Aufrufe.“
So kann Carneiro der globalen Lage auch etwas positives abgewinnen. „Das ist eine gute Zeit, um neue Sachen zu lernen. Bei einer Live-Show werden wir von allem möglichen abgelenkt. Zuhause konzentrieren wir uns auf den Sound. Deshalb müssen wir, egal über welches Format, Qualität abliefern. Wir machen das gerade und das ist etwas, was nicht so schnell passiert wäre ohne den Virus. Es ist Evolution: Erst analog, dann digital, jetzt in der Cloud!“
Der Workshop kann über YouTube angesehen werden.