Christoph Schneider (u.a. Casper, Marteria&Casper1982, Moderat, RyX) hat 46 GLP JDC1, zehn JDC Line 1000 und fünf impression X5 Wash für die im Herbst 2023 fortgesetzte „Retour“ des Künstlers Alligatoah spezifiziert. Er war für das Lichtdesign der Tour verantwortlich, welche von der ibb Booking GmbH und der Boldt Berlin GmbH geplant und umgesetzt wurde.
(Bild: Paul Gärtner)
Die Vision des Künstlers in Bezug auf das Licht sei bereits klar gewesen, als Christophs Arbeit begann: „Alligatoah ist ein sehr kreativer Mensch, der sich stark ins Showdesign einbringt. Den Großteil des Setdesigns hat er selbst konzipiert, ebenso das Intro sowie Choreografien zu einzelnen Songs. Auf dieser Basis habe ich das Lichtdesign entworfen und die Show programmiert, dabei Alligatoahs Ideen weiterentwickelt und das Konzept mit Leben gefüllt. Das betraf zum Beispiel die Positionen der Riser in den einzelnen Songs und die Frage, wann steht mal alles still bzw. wann bewegt sich wie viel? Die Requisitenauswahl für die einzelnen Songs traf der Künstler selbst.“
Show in drei Akten
Die Show teilte sich in drei Akte auf: Der erste Akt spielte im Paketzentrum, der zweite Akt im Freien, wo die Pakete (u.a. von beleuchteten Drohnen) ausgeliefert wurden, und der dritte Akt war in einer monochrom orangen Welt angesiedelt, die zunächst nichts Gutes zu verheißen schien.
Die Show wurde generell eher reduziert ausgeleuchtet, oft auch nur aus einer Richtung. Die klassische Ausleuchtung der Laufbänder erfolgte von Gassentürmen. Das Lichtdesign selbst arbeitete überwiegend monochrom, bis es in einem farbenvollen Finale aufging.
Der Lichtdesigner erklärt: „In meinen Designs geht es immer wieder um Kontraste und größtmögliche Dynamik: ganz kleine Looks gegen ganz große, monochrome gegen schillernde Farbexplosionen. Ziel ist, eine Geschichte zu erzählen und das Publikum mit auf eine Reise zu nehmen.“
(Bild: Paul Gärtner)
Showdesign
„Retour“, der Titel der Tournee, sei stilprägend für das Design gewesen. Die Bühne sollte das vermeintliche Herz der modernen Gesellschaft zeigen: ein Paketlager. Zwei 14m lange Laufbänder schickten Pakete, Musiker:innen und Requisiten hin und her, wobei die Beleuchtung der Laufbänder während der drei Akte grundlegend variierte. Während im ersten Akt impression X5 – in alten Industrielampen verborgen – die Lichtstimmung setzen, kamen im zweiten Akt Paketdrohnen mit Beamlights zum Einsatz. Den dritten Akt prägten zwei Lichtlinien aus GLP JDC1, die als variable Lichtobjekte über den Laufbändern schwebten.
Darüber hinaus sorgten zwei ebenfalls verfahrbare Riser für DJ und Schlagzeug für sich ständig verändernde Lichtbilder. Das trapezförmig angelegte dystopische Bühnenbild wurde vorne von einem Rolltor abgeschlossen. Der Look der gesamten Show sei eher düster und verstörend gewesen.
(Bild: Paul Gärtner)
Bühnenarchitektur mit JDC1
Mit GLP JDC1 zeichnete der Designer die Trapezform der Bühne nach. Ein zweites, sich nach vorne hin verjüngendes Truss-Trapez kehrte diese Form bewusst um. Gemeinsam mit kompakten Beamlampen bildeten JDC1 auch das Floorset und sollen speziell im dritten Akt einen minimalistisch anmutenden architektonischen Raum kreiert haben.
„JDC1 haben im Grunde einen festen Platz in meinen Designs, weil sie so unglaublich vielseitig sind“, stellt der Designer fest. „Ich ersetze damit regelmäßig klassische Washlights, Strobes und Fluter. Außerdem setze ich sie gerne sehr grafisch ein. Die Menge und Dichte der Hybrid-Geräte im Rigg erlaubt mir, sie beinahe wie eine grobpixelige LED-Wand zu inszenieren.“
Die impression X5 habe Christoph gewählt, weil sie keine Base haben und daher in den begrenzten Raum der gewählten Industrielampen passten. „Ich wollte die Movinglights in den Lampen komplett verschwinden lassen, aber dennoch etwas Bewegung ermöglichen. Daher wählte ich ein möglichst kompaktes Gerät.“
(Bild: Paul Gärtner)
Für den dritten Akt, der nach all den überwiegend monochrom und reduziert ausgeleuchteten Looks farblich in einem Regenbogen gipfelte, gestaltete Christoph mit LED-Bars einen Architekturraum und ein zentrales Lichtobjekt aus JDC Line 1000, welches wie eine Lichtkunstinstallation in einem Museum wirken sollte.
Das Lichtobjekt bestand aus zwei Lichtlinien, welche die Lichtdynamik im ditten Akt vordergründig prägten. Für den letzten Song „Willst du“ wurden sie noch einmal verfahren, wodurch sich der Lichtraum erneut veränderte.
Strobe-Effekte und – mal schnellere, mal langsamere – Chaser sollten die Bars, Rhythmus und Tempo unterstreichen – von sanft fließend bis blitzschnell und gleißend hell, während die JDC1 in diesem letzten Akt hauptsächlich die Vorhänge beleuchteten.
Christoph Schneider entwickelte und programmierte die Show als reine Timecodeshow mit nur wenigen Live-Einsätzen (Blinder, Follows und Nebel). Verantwortlicher Operator für den ersten Tourblock im Februar dieses Jahres war Adrian Schmidt. Die Festivalshows und die Herbsttournee übernahm Thomas Stranzl.
(Bild: Paul Gärtner)