Aus der anfänglichen Schockstarre durch die Corona-Pandemie entwickeln sich immer mehr kluge Konzepte und Produkte, die den Eventalltag nachhaltig vereinfachen – wie z.B. die Zugangsschleuse SafeGate, die getrost auch als Multitalent bezeichnen werden kann.
Wer in der Covid-19-Zeit für die Einhaltung der AHA-Regelungen (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) und die Dokumentation zur Nachverfolgbarkeit seiner Gäste verantwortlich ist, kann ein Lied von der Sisyphusarbeit singen, diese permanent an die Einhaltung der Regeln zu erinnern. Insbesondere bei den handschriftlich auszufüllenden Anwesenheitslisten finden sich bisher auch Donald Duck mit Wohnsitz Entenhausen, Don Vito Corleone aus Sizilien oder als Kombinationsinkarnation beider Charaktere gar Donald Trump mit Anschrift White House – sei es um mehr Fröhlichkeit in die Welt zu bringen oder um gegen eine verordnete Einschränkung der Persönlichkeitsrechte zu protestieren.
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Die Motivation solcher Aktionen dahingestellt, führen sie jedoch zu einer ins Leere laufenden Nachverfolgbarkeit und gefährden damit nicht nur den Einzelnen, sondern unsere Gesellschaft in der Gesamtheit. Mögen diese Handzettel bei kleineren Gastronomiebetrieben noch das Mittel der Wahl sein – spätestens, wenn die Anzahl der Gäste und die nötige Erfassungsgeschwindigkeit zunimmt, stößt die „Zettelwirtschaft“ an ihre Grenzen und wird nicht mehr ausreichen.
Aktuell wird niemand zuverlässig vorhersagen können, wie sich Epidemie und mögliche medizinische Gegenmaßnahmen weiter entwickeln werden; als gesichert kann aber die Meinung angesehen werden, dass uns diese Herausforderungen noch eine ganze Weile begleiten werden. Nicht neu ist auch die Erkenntnis, dass diese Situation – nicht nur, aber auch und zwar in besonderem Maße – die Eventindustrie betrifft. Daher haben sich drei erfahrene Akteure aus dem Eventbereich – Heino Holzemer (Matrix Event+Safety), Bernhard Urbach (MSB GmbH, Messe, Show & Bühnentechnik) und Oliver Schrott (OSK Oliver Schrott Kommunikation GmbH) – zu einer Projektgruppe zusammengeschlossen und sich mit der Frage beschäftigt, welche Hilfsmittel zukünftig wirksam eingesetzt werden könnten, um auch das Zusammentreffen größerer Menschengruppen wieder zu ermöglichen. Basis der Überlegungen waren die derzeitig in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens geforderten Maßnahmen Abstand, Hygiene, Alltagsmaske (AHA) sowie eine dokumentierte Nachverfolgbarkeit der möglichen Kontakte.
Zugangsschleuse mit klugen Extras
Ergebnis dieser Arbeit ist das Produkt SafeGate – eine automatisierte Zugangsschleuse, die Mitte August als Prototyp der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Um eine zuverlässige Identifikation der Besucher einer Veranstaltung zu ermöglichen, ist eine vorherige Registrierung per E-Mail notwendig. Als Kooperationspartner konnte hierfür das Unternehmen GuestOne aus Wuppertal gewonnen werden, welches über das Knowhow und die notwendige Infrastruktur von Gästeerfassung und -verwaltung verfügt und das auch für die Einhaltung der Datensicherheit gemäß DSGVO zuständig ist. Nach dieser Registrierung erhält der Gast einen von der Zugangsschleuse lesbaren QR-Code per Mail zugesendet, der die weiteren Schritte vereinfacht. Zunächst: Da E-Mail-Adressen üblicherweise persönlich identifizierbar sind, ist die Nachverfolgbarkeit im Fall der notwendigen Information der Gäste auf diesem Wege gewährleistet. Natürlich gibt es technische Möglichkeiten, mit denen auch mit etwas Aufwand eine solche E-Mail-Adresse inkognito erzeugt werden kann, aber dies dürfte nicht der Regelfall sein und es kann wohl auf die Vernunft der überwiegenden Mehrheit gezählt werden.
Bei der Veranstaltung selbst nutzt der Besucher den QR-Code als Zutrittskontrolle: Nach korrekter Erkennung des durch den Besucher dargebotenen QR-Codes schaltet ein an der Schleuse angebrachtes Lichtzeichen von Rot auf Grün. Im nächsten Schritt postiert sich der Besucher vor einem Bildschirm, der den weiteren Ablauf als Piktogramm darstellt. Zunächst findet eine kontaktlose Temperaturmessung der Person über eine eingebaute Sensorik statt. Nachfolgend wird der Besucher aufgefordert, seine Hände – ebenfalls kontaktlos – zur Desinfektion in eine Öffnung zu halten. Abschließend wird über eine Kamera automatisch ermittelt, ob ein Mund-Nasen-Schutz aufgesetzt ist. Sind diese Parameter erfüllt, schalten die Anzeigen auf Grün und das Drehkreuz der Schleuse wird zum Durch gang freigegeben. Dabei werden gleichzeitig alle Gäste gezählt, um behördliche Vorgaben zur Beschränkung der Gästezahl zu erfüllen. Ist die maximale Kapazität erreicht, blockiert die Schleuse automatisch den Zutritt für weitere Personen.
Natürlich können auch mehrere Schleusen zu einem Gesamtsystem kombiniert werden. Auch eine Segmentierung von Veranstaltungsflächen durch zusätzliche Schleusen ist denkbar, wodurch die Befüllung einzelner Bereiche überwacht werden könnte. Sinnvollerweise wird bei Veranstaltungen mit unterschiedlicher Verweildauer auch das Verlassen der Fläche mit entsprechenden Ausgangstoren reguliert. Hierdurch können im Falle eines erkannten Infektionsrisikos die erfassten Zeitstempel genutzt werden, den Kreis der gefährdeten Personen auf die Zeit gleicher Anwesenheit einzugrenzen.
Einsatzmöglichkeiten und Varianten
Mögliche Aufstellorte werden sich nur individuell für jeden Einsatzort festlegen lassen, da zum Beispiel Flucht- und Rettungswege nicht blockiert werden dürfen. Für den mobilen Einsatz sollen seitlich offene 20-Fuß-Container angeboten werden, in denen sich bereits fünf Schleusen nebeneinander montiert befinden und die am Einsatzort abgesetzt werden können.
Als grobe Zeitdauer einer Erfassung wurden pro Person 5–6 Sekunden genannt. Für Zugangskontrollen bei größeren Besucheraufkommen soll auch eine „Stadion-Version“ mit schnellerer Durchlaufzeit durch Verwendung aufwändigerer Technik angeboten werden. Die Module lassen sich auf Wunsch als „Design-Variante“ in Farbe und Oberflächengestaltung an den geplanten Aufstellungsort anpassen, wenn dies aus optischen Gründen wie zum Beispiel in einem historischen Theater sinnvoll ist.
Ein solches System rechnet sich sicherlich nicht für die Kneipe an der Ecke – der Basispreis der Grundausstattung einer Schleuse soll circa 12.000 Euro netto bei Kauf betragen. Sieht man sich jedoch Bereiche wie Produktionsstätten, Firmenkantinen, Weihnachtsmärkte oder möglicherweise sogar Open-Airs und Fußballstadien an, relativiert sich der Preis, wenn man berücksichtigt, welcher Aufwand mit einer händischen Erfassung verbunden wäre.
Der Kauf eines fest installierten Systems wird nur für permanente Einrichtungen sinnvoll sein. Für den mobilen und temporären Einsatz haben die Initiatoren allerdings auch schon Ideen: neben einer konventionellen Systemmiete sind auch Kostenmodelle als „pay-per-use“ denkbar, bei denen der Kunde neben einer Grundgebühr einen Betrag pro geschleusten Besucher zahlt und sich die Kosten somit aufkommensabhängig verhalten.
Auch wenn man aktuell denken mag, dass wir in einem bösen Traum gefangen sind: wir werden uns mit den Gegebenheiten arrangieren müssen. Technische Lösungen wie SafeGate sind ein gutes Hilfsmittel zur Bewältigung. Man darf allerdings nicht denken, dass das Aufstellen einer solchen Zugangsschleuse allein alle Probleme beseitigt. Nur wenn diese sinnvoll in ein ganzheitliches Hygiene- und Sicherheitskonzept mit den entsprechenden organisatorischen Maßnahmen eingebettet ist, wird daraus eine – soweit zurzeit möglich – sichere Veranstaltung.