Trotz eines seit Monaten existierenden Verbots von (Groß-)Veranstaltungen fehlen bis heute konkrete Fakten zu den Risiken einer SARS-CoV-2-Infektion bei temporären Menschenansammlungen. Ein am 22. August 2020 in der Arena Leipzig durchgeführtes Experiment der Universitätsmedizin Halle (Saale) soll nun diese dringend benötigten, wissenschaftlich belastbaren Zahlen und Daten liefern.
» Denn die einen sind im Dunkeln Und die andern sind im Licht. Und man siehet die im Lichte Die im Dunkeln sieht man nicht.«
Bertolt Brecht
Brecht wusste, die im Dunkeln sieht man nicht – und hier liegt wohl leider das Problem: Wie soll man eine Branche wahrnehmen, die faktisch seit März im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln agieren, die „Showbeleuchtung“ quasi ausgeschaltet bleiben muss? Wäre die Situation nicht so dramatisch, sie wäre fast schon grotesk komisch. Neben Amazon, Scheidungsanwälten und Klopapierproduzenten als klaren Corona-Gewinnern, den Todesfällen und Intensivpatienten als tragischen Verlierern und all den unerträglichen Schreihälsen, die aus Wut und Verzweiflung über unsere „deutsche Diktatur“ am liebsten ins freiheitliche Nordkorea auswandern würden, dürfte die Mehrheit der Menschen – von den allgemein bekannten Einschränkungen einmal abgesehen – zumindest beruflich kaum relevant betroffen gewesen sein und fordert daher nun „endlich“ eine Rückkehr zur Normalität.
Und irgendwo – am Rand all dieser Ereignisse – sitzt die Veranstaltungsbranche als eine der Top-Ten-Wirtschaftszweige Deutschlands nach wie vor erschreckend still „im Dunkeln“ und wartet auf den nahenden Untergang. Trotz eines bereits mehrmonatigen Berufsverbots hat sich die Situation bis heute praktisch kaum gebessert, die Aussichten und Perspektiven sind deprimierend, die ersten Kollegen mittlerweile zum Postboten, Sicherheitsdienstmitarbeiter oder Kraftfahrer umgeschult.
Dementsprechend positiv war daher die Meldung, dass die Unimedizin Halle (Saale) in Kooperation mit der ZSL Betreibergesellschaft mbH der Quarterback Immobilien Arena Leipzig und unterstützt durch den Handball-Bundesligisten SC DHfK Leipzig am 22. August 2020 ein Großexperiment durchführen würde, um „das Risiko für die Entstehung eines Ausbruchs mit COVID-19 durch eine Hallen-Großveranstaltung zu berechnen und Lösungsmöglichkeiten für die Wiederaufnahme solcher Events aufzuzeigen“ (zitiert aus der offiziellen Pressemitteilung vom 10. Juli 2020 auf der Seite www.medizin.uni.halle.de) – somit also der erste Versuch, wissenschaftlich belastbare Zahlen und Daten als Basis für mögliche Lockerungen, ggf. aber auch notwendige Verbote zu generieren.
Der Name „RESTART-19“ leitet sich aus dem englischen Untertitel „Risk prEdiction of indoor SporTs And cultuRe events for the Transmission of COVID-19“ ab und bedeutet übersetzt also in etwa „Risikovorhersage einer COVID- 19-Übertragung bei Sport- und Kulturveranstaltungen in geschlossenen Räumen“. Ein etwas weit greifender Titel, geht es doch primär darum, evidenzbasiert und mit wissenschaftlichem Studiendesign endlich objektive Zahlen und Daten bezüglich potenziell übertragungsrelevanter Situationen und Bereiche bei Indoor-Veranstaltungen zu ermitteln, zu erfassen und auszuwerten. Ob und in welcher Tragweite ein möglicherweise eingeschleppter SARS-CoV-2-Virus tatsächlich übertragen wird, es anschließend zu einem Ausbruch von COVID-19 kommt und welchen Verlauf die Krankheit letztlich nimmt – darüber kann und wird die Studie keine Aussage machen können. Dennoch bietet RESTART-19 erstmalig seit Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 die Möglichkeit, das Stigma (Groß-)Veranstaltung bzw. Indoor- Veranstaltung zu beenden und eine wissenschaftliche Grundlage für weitere Maßnahmen und Lockerungen, im ungünstigen Fall aber auch für weitere Verbote zu erhalten.
Die gesamte Studie besteht aus mehreren Teilprojekten, das bereits erwähnte Experiment einer Konzertsimulation in der Arena Leipzig war dabei nur der sichtbarste und öffentlichkeitswirksamste Teil des Projektes. Darüber hinaus gab es im Vorfeld – mit rund drei Wochen Netto-Rechenzeit pro Durchlauf – bereits extrem komplexe Computer-Simulationen der Aerosolbildung und -verteilung in der Halle, ein Abgleich und Validierung der theoretischen Überlegungen mit den in der Praxis erhobenen Daten steht noch aus. Ziel ist letztlich die Entwicklung eines mathematischen Modells zur Risikoabschätzung und der Festlegung von Rahmenbedingungen für Großveranstaltungen. Finanziert wird die knapp 1 Mio. Euro teure Studie von den Ländern Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie aus Eigenmitteln der Universitätsmedizin Halle (Saale), erste Ergebnisse wurden zwar für Oktober 2020 angekündigt – vermutlich ist aber erst später damit zu rechnen.
»Ziel der Studie ist die Entwicklung eines mathematischen Modells zur Risikoabschätzung und der Festlegung von Rahmenbedingungen für Großveranstaltungen.«
Stefan Junker
Konzertsimulation: Großveranstaltung in Zeiten von Corona?
Die Konzertsimulation als zentraler Bestandteil der Studie sah vor, rund 4.200 Probanden in mehreren kurzen Konzert-Szenarien zu beobachten und Daten zu Kontakten, Oberflächenkontamination und Aerosolbildung zu sammeln. Sänger und Songwriter Tim Bendzko konnte dafür gewonnen werden, den Gästen in diesen Mini-Konzerten ein nahezu echtes Konzertfeeling zu vermitteln, darüber hinaus fungierte er natürlich gleichermaßen auch als Werbefigur, Lockmittel und Dankeschön in Personalunion.
Um dieses Experiment überhaupt durchführen zu können, wurden seitens des eingebundenen Ethikrates und der genehmigenden Behörden, nicht zuletzt aber auch vom Studienleiter der Unimedizin Halle (Saale), Dr. Stefan Moritz, hohe Auflagen gefordert und umgesetzt, um die Gefahr einer Übertragung mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit ausschließen zu können. Dies begann bereits mit einem rigorosen Ausschlussverfahren bei der Registrierung als Teilnehmer – zum Versuch zugelassen wurden nur gesunde Probanden im Alter zwischen 18 und 50 Jahren ohne Vorerkrankungen am Herz-Kreislauf-System oder der Lunge sowie einem Body-Mass-Index von unter 30. Weiterhin verhinderte wie üblich ein Kontakt zu COVID-19-erkrankten Personen sowie der Aufenthalt in einem Risikogebiet innerhalb der letzten 14 Tage vor dem Experiment die Teilnahme. Darüber hinaus wurde jedem Teilnehmer ein Testkit für einen Corona-Selbsttest zugesandt, der maximal 48 Stunden vor der Simulation erfolgen und an ein vorgegebenes Labor zurückgeschickt werden musste – auch hier führte ein positives Testergebnis ebenso wie das Auftreten von COVID-19-Symptomen zum Ausschluss von der Veranstaltung.
Vor Ort erfolgte beim Check-In noch eine kontaktlose Fiebermessung bei allen Probanden sowie die Ausgabe von Desinfektionslösung und einer FFP2-Maske, die innerhalb der Arena ständig getragen werden musste. Schlussendlich galten hier natürlich – wie überall – die klassischen Hygiene- und Infektionsschutzregeln wie Handhygiene, Niesetikette und Abstandsregelungen, soweit letztere nicht gezielt in den einzelnen Simulationen unterschritten werden sollten. Auf die Einhaltung der Regelungen achteten neben dem obligatorischen Ordnungsdienst auch zahlreiche, zusätzlich aus den studentischen Reihen der Universitäten Halle und Leipzig rekrutierte „Hygiene- Stewards“.
All der Kritiker zum Trotz kann und muss man den handelnden Personen hier ein gleichermaßen umfangreiches Verantwortungsbewusstsein und dem Experiment ein sehr hohes Sicherheitslevel bescheinigen, auch wenn einige Bausteine – wie der ohne medizinische Unterstützung durchgeführte Selbsttest oder die lokale Fiebermessung – ohne den Gesamt-Kontext des Konzeptes durchaus kritisierbar wären. Letztlich muss man aber sagen, dass ein gewisses Unbehagen wohl ausschließlich auf der ungewöhnlichen Situation beruhte, nach langer Zeit wieder mit vielen Menschen in einer Halle einem Konzert beizuwohnen – hier spürte man doch das Aufeinanderprallen der in den vergangenen Monate erlernten Sensitivität mit dem unbeschwerten (Event-)Leben inklusive Livemusik, Showlicht, Technik und Menschen.
Bei der Studie ging es vor allem darum, wissenschaftlich fundierte Zahlen und Daten zur Beurteilung der drei möglichen Übertragungswege von Sars-CoV-2 auf Veranstaltungen zu erheben. Schmierinfektionen, also die Übertragung des Virus durch Kontakt zu kontaminierten Oberflächen, beispielsweise über Türklinken, Handläufe und Theken, aber auch beim Händeschütteln oder anderweitigem Körperkontakt, ist nach aktuellem Kenntnisstand nicht die relevanteste Übertragungsform von SARS-CoV-2. Dennoch wurde versucht, häufig berührte und dadurch potenziell gefährliche Oberflächen zu identifizieren. Dies erfolgte durch einen fluoreszierenden Zusatz in den für die Probanden zur Verfügung gestellten Desinfektionsmitteln – so konnten im Nachgang unter UV-Licht stark belastete Oberflächen gefunden, beurteilt und mit den Erwartungen abgeglichen werden.
Um die Übertragung durch Aerosole, also infektiöse Mikropartikel in der Luft, zu veranschaulichen, wurde den Teilnehmern während des ersten Briefings mittels Nebelmaschine die Luftbewegungen in der Halle bei unterschiedlichen Stellungen der Auswurfdüsen der Hallen-Lüftungsanlage sichtbar gemacht. Die eigentliche Beurteilung der Übertragung durch Aerosole wurde allerdings nicht durch den Verlauf von Nebelschwaden, sondern primär durch eine Computer-Simulation mit 4.000 virtuellen, permanent Aerosole ausatmenden Besuchern erstellt. Verifiziert wird dieses Computer-Modell nun im Nachgang durch den Abgleich theoretischer mit den realen Werten von neun Kohlendioxid-Sensoren, die im Verlauf des Studientages stetig Daten gesammelt und zur Auswertung zu Verfügung gestellt haben.
Kernstück des Experiments aber war die Beurteilung der Kontakte bei Veranstaltungen, also die Erfassung von Häufigkeit, Distanz und zeitlicher Dauer von Begegnungen – bereits bei der Anreise mittels ÖPNV sowie in der Arena selbst, beispielsweise dem Zuschauerraum, vor Catering-Theken, in Foyers oder vor Toiletten. Zu diesem Zweck enthielt das „Welcome-Paket“ der Teilnehmer neben Desinfektionsmittel, FFP2-Maske und Ticket auch einen „Contact-Tracer“, also einen mittels Lanyard am Hals getragenen Sensor. In Kombination mit rund 30 in der Halle sowie einigen in der Straßenbahn verteilten Ankern erzeugte das System so rund vier Terrabyte CSV-Daten – und dies, obwohl man bereits einen Algorithmus zur Datenreduktion integriert hatte, der aus allen aufgezeichneten „Kontakten“ erst nach Unter- oder Überschreitung einer Distanz von 1,5 m sowie erst ab einer gewissen Kontaktdauer ein studienrelevantes „Ereignis“ machte.
Bild: Stefan Junker
Check-In für die Teilnehmer der Studie ; hier erfolgte neben der Ausgabe von Desinfektionsmittel, FFP2-Maske und Ticket auch die Übergabe des „Contact-Tracer“, also eines mittels Lanyard am Hals getragenen Sensors
Bild: Stefan Junker
Check-In für die Teilnehmer der Studie ; hier erfolgte neben der Ausgabe von Desinfektionsmittel, FFP2-Maske und Ticket auch die Übergabe des „Contact-Tracer“, also eines mittels Lanyard am Hals getragenen Sensors
Auch wenn am Ende von den rund 2.200 Anmeldungen nur rund 1.900 Personen getestet und schließlich nur rund 1.500 Probanden mit dem zentralen Tool des Experiments ausgestattet wurden – es reichte für „eine Datenbasis, mit der wir sehr gut arbeiten können“, so Studienleiter Dr. Stefan Moritz in einem ersten Fazit während der Pressekonferenz am Nachmittag der Konzertsimulation.
Das Experiment Großveranstaltung war neben den „globalen Faktoren“ wie An- und Abreise sowie Ein- und Auslass in insgesamt drei Szenarien unterteilt, die über den Tag verteilt stattfanden. Jedes Szenario simulierte dabei die identische Veranstaltung unter jeweils unterschiedlichen Bedingungen. Neben der Erfassung der im vorherigen Kapitel beschriebenen Daten ging es also vor allem auch darum, Unterschiede und Wirksamkeit verschiedener Hygiene- und Infektionsschutzvorgaben zu dokumentieren.
Bild: Stefan Junker
Briefing der Teilnehmer für Szenario 1 durch den Studienleiter der Unimedizin Halle (Saale), Dr. Stefan Moritz. Etwas skurril wirkte dabei, wenn ein Infektiologe in heutigen Zeiten die Besucher dazu auffordert, doch bitte näher zusammenzurücken und keinen Platz frei zu lassen!
Bild: Stefan Junker
Szenario 1 entsprach einem Konzert in Zeiten vor Corona,
alle Besucher nutzten also die gleichen Ein- und Ausgänge, saßen ohne jeglichen Abstand in den Stuhlreihen
Bild: Stefan Junker
Szenario 2 hingegen brachte die ersten Corona-Verschärfungen ins Spiel: Besucherblöcke wurden hinsichtlich der Zugänge getrennt
Bild: Stefan Junker
Neben jedem Sitzplatz wurde in Szenario 2 ein Platz leer gelassen, die jeweilige Reihe dahinter entsprechend versetzt belegt
Bild: Stefan Junker
Szenario 3 Hier wurde durch ein umfangreiches Hygienekonzept der Mindestabstand von 1,5 m unter allen Umständen gewahrt, neben jedem als Pärchenvariante ausgelegten Sitzplatz herrschte im Radius von 1,5 m gähnende Leere
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Jedes Szenario bestand aus drei Blöcken, also je zwei ca. 20-minütigen Kurz-Konzerten von Tim Bendzko sowie einer dazwischen liegenden Pause. Alle Teilnehmer waren dabei angehalten, sich sowohl während der Konzert- als auch der Pausenphase möglichst authentisch zu verhalten: ausgelassenes Feiern trotz Maske, Schlangestehen in der Pause trotz fehlendem Catering und Toilettengänge trotz der kurzen Intervalle zwischen den Szenarien. Natürlich fehlte das Catering nicht wirklich, für die Verpflegung der Teilnehmer war bestens gesorgt – allein Essen und Trinken in der Arena waren während der Veranstaltung aus Sicherheitsgründen untersagt. Daher simulierten die Besucher während der Pausenblöcke in den Szenarien das Schlangestehen vor den Indoor-Ausgabecountern und bekamen dort lediglich „Gutscheine“ für „echtes Essen“, das zwischen den Szenarien dann an eigens dafür errichteten Imbissstationen im Freien vor der Arena ausgegeben und mit ausreichend Abstand verzehrt werden konnte.
Die Szenarien selbst orientierten sich an einer gedanklichen Zeitachse:
Szenario 1 entsprach einem Konzert in Zeiten vor Corona, alle Besucher nutzten also die gleichen Ein- und Ausgänge, saßen ohne jeglichen Abstand in den Stuhlreihen und wahrten auch während der simulierten Pause keinerlei Distanz.
Szenario 2 hingegen brachte die ersten Corona-Verschärfungen ins Spiel: Besucherblöcke wurden hinsichtlich Zugängen getrennt, neben jedem Sitzplatz wurde ein Platz leer gelassen, die jeweilige Reihe dahinter entsprechend versetzt belegt.
Im letzten – und aktuell wohl einzig vorstellbaren – Szenario 3 wurde durch ein umfangreiches Hygienekonzept der Mindestabstand von 1,5 m unter allen Umständen gewahrt, neben jedem als Pärchenvariante ausgelegten Sitzplatz herrschte im Radius von 1,5 m gähnende Leere.
Bild: Universitätsmedizin Halle/Saale
Ausschnitte aus den Bestuhlungsplänen für die unterschiedlichen Szenarien: hier ohne Corona-bedingte Maßnahmen (Szenario 1)
Bild: Universitätsmedizin Halle/Saale
Versetzte Belegung und geringer Abstand (Szenario 2)
Bild: Universitätsmedizin Halle/Saale
Strenge Abstandsregelung (Szenario 3)
Interessant dabei war, dass die Stimmung im Publikum mit steigender Sicherheit tendenziell indirekt proportional zu sinken schien – in vielen Gesprächen mit Teilnehmern schien hier Variante 2 der ideale Kompromiss aus gefühlter Sicherheit und gewohnter Konzertatmosphäre darzustellen – in wieweit hier letztlich die gewonnenen Daten Möglichkeiten bieten oder nicht, bleibt leider noch abzuwarten.
Auch wenn die angestrebte Zahl von 4.200 Personen aufgrund von Urlaubszeit, Semesterferien, rigorosen Ausschlusskriterien und nicht zuletzt auch Angst vor einer Infektion aufgrund der zu diesem Zeitpunkt wieder steigenden Fallzahlen nicht erreicht wurde – ein großes Dankeschön gilt all den trotzdem anwesenden Teilnehmern, die als bunter Mix aus Fans von Tim Bendzko und dem Handball-Bundesligisten SC DHfK Leipzig, Event- und Konzertbegeisterten, wissenschaftlich Interessierten und nicht zuletzt Vertretern der Veranstaltungsbranche die erfolgreiche Durchführung dieser Studie erst möglich gemacht haben.
Mehr noch: Neben einer für den angestrebten Erkenntnisgewinn ausreichenden Datenbasis hat man mit der Studie vor allem eines erreicht: Es findet endlich mehr Wissenschaft im Bereich von Großveranstaltungen statt – laut Dr. Moritz gibt es aktuell bereits Anfragen aus Australien, Belgien und Dänemark, die nun ähnliche Studien planen.
Es bleibt also zu hoffen, dass einerseits die Ergebnisse – wenn auch erst frühestens Mitte Oktober 2020 verfügbar – endlich eine evidenzbasierte Grundlage für die Wirksamkeit von Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen bieten, sowie als direkte Folge davon die Durchführbarkeit bestimmter Veranstaltungsformate unter klar definierten Bedingungen ermöglichen.
Andererseits scheint mit RESTART-19 auch eine lange überfällige, wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit dem komplexen Thema „Veranstaltung“ in Gang gesetzt worden zu sein, in deren Verlauf eine Sache klar zum Vorschein kommen wird: Eine Pauschalisierung von Veranstaltungen ohne differenzierte Betrachtung der unterschiedlichsten Formate, Anlässe, Darbietungen, räumlichen Gegebenheiten, Besucherzahlen und Publikumszusammensetzungen ist wissenschaftlicher wie auch politischer Unsinn!