An erfolgreicher Tradition mangelt es JBL nicht, es gibt also wenig Bedarf, zu gehypet auf die eigenen Technologien aufmerksam zu machen. Dennoch markiert das A12 einen weiteren Meilenstein für JBL: Mit neu organisiertem Team ist JBL angetreten, die Technik in seinem neusten VTX besonders gut aufeinander abzustimmen.
Das JBL VTX A12 ist der neuste professionelle Line-Array-Auftritt von JBL. Üblicherweise sieht man unseren „schwarzen Kisten“ nicht groß irgend eine Neuerung an, anders beim A12: Es setzt nicht direkt die bisherige Optik der JBL-Line-Arrays fort, sondern tritt im Erscheinungsbild sozusagen einen Schritt zurück. Das mag ein für den modischen Schick eines Produktes verantwortlicher Gestalter vielleicht nicht unbedingt, aber hier folgt die Form wieder der Funktion: Line-Arrays sollten sich beim Entwurf einer Bühne am besten unsichtbar (oder gar durchsichtig) machen, in keinen Sichtlinien hängen, nicht auffällig reflektieren. Diesem Wunsch kommen die A12 mit einem sehr geschlossenen, dezenten und defensiven Äußeren nach – incl. einer erstmalig bei JBL geschlossenen Front.
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Bei der Bemessung des „Formfaktors“ kann man auf die Bestückung mit zwei 12″-Lautsprechern zurückgreifen. Im Mitte-/Hochton kommen nicht weniger als vier Mitteltöner hinzu (5″) sowie drei Hochtöner (2″). Damit kommt ein Modul auf gut 60 kg. Vom zugehörigen Crown-Amping I-TechHD werden vier Kanäle für einen 3-Weg-Antrieb genutzt, JBL gibt dann als maximalen Peak 146 dB an. Ein Amp versorgt bis zu drei VTX A12.
Um alle Komponenten zu fertigen, besitzt JBL seit Jahrzenten alle nötigen Kompetenzen und Voraussetzungen. Das Team ist aber besonders stolz darauf, dass intern eine neue Form der Zusammenarbeit gefunden worden sei: Bisher sei ein derartiges Konzept eher konzentriert auf einen Projektleiter gewesen, der dann bei den verschiedenen Fachabteilungen intern die nötigen Komponenten (Chassis, Waveguides …) sozusagen „bestellte“. Beim VTX A12 sei es nun gelungen, eine dreistellige Anzahl von Mitarbeitern sehr eng miteinander zu verzahnen, sodass die Komponenten von Anfang an noch besser auf die Integration im A12 hin entworfen werden konnten. Auf diesem Wege sei beispielsweise der Hochtöner entstanden: Er fällt extrem kompakt aus, sodass man beim Blick in eine geöffnete A12 unwillkürlich die bekannten, tiefen oder gekrümmten Waveguides samt HF-Treiber vermiss. Erzielt wird dies dadurch, dass Phasing-plug und Waveguide zu einem Element integriert sind. Die V-geformte Ringmembran wird zudem von einer Abdeckung begleitet, deren Austrittsöffnungen als leicht gewellte Schlitze ausgeführt sind, was das „Sampling“ von Partialschwingungen minimieren soll. JBL dokumentiert dies mit Vergleichsmessungen im Frequenzgang und Spektrogramm, die einen smootheren HF zeigen.
Mittig in der A12 kombiniert ein RBI diesen HF mit dem Mittelton der vier 5″-Chassis. Es verspricht einmal, Abstrahlfläche und LF-Sensitivity bis 350 Hz zu verbessern. Außerdem sind die Auslässe der Mitteltöner in diesem Element so verschachtelt, dass nicht nur man selbst von außen eine „geschlossene“ Fläche sieht, sondern auch für den HF soll so eine bessere Fortsetzung der Schallführung entstehen. Diese Schallführung wird sogar bis vor den Tieftöner weitergeführt – Ziel ist eine möglichst homogene, nicht wegbrechende oder springende horizontale Coverage. Manche Verzerrungen sollen so sogar um 12 dB minimiert worden sein. Angesteuert und bezüglich der Coverage optimiert wird diese Anordnung durch komplexe FIR-Filter auf Basis eines AES-Papers von DonKeele. Auf die erzielten Ergebnisse in der Beamwith ist JBL – mit viel Respekt vor dem üblichen Wettbewerb – sehr stolz und sieht sich hier im Ergebnis vorne.
Um jetzt hier im Tieftonbereich nicht hinterherzuhinken, baute man das neue 12″-Chassis 2264H: Zwei 3″-Spulen schwingen in einer Dual-Neomagnet-Anordnung, die Belastbarkeit bei niedriger Powercompression wird mit 1000 W (AES2H) angegeben. In der Leistungsklasse sind natürlich auch die Strömungsgeräusche rund um das eingebaute Chassis ein wichtiges Thema: Dazu modelliert ein komplex geformter Port die Strömungsgeschwindigkeiten so, dass am Austritt nur niedringe Nebeneffekte auftreten. Auch bereits ohne die zusätzlichen Subwoofer soll so ein satter Grundsound des Line-Arrays gewährleistet sein.
JBL VTX A12 Line-Array-Mechanik
Was nützt die schönste Elektroakustik, wenn das Handling erschwert würde. Vorgesehen ist der Transport in 4er-Einheiten, dazu hat JBL umfangreiche Praxisversuche angestellt, in denen Teams die verschiedenen Prototypen in üblichen Szenarien bewegen sollten. Beispielsweise gibt es ein Top-Cover als Aufsatz, sodass beim Positionieren vieler 4er-Stacks im Lkw darüber noch eine ebene Fläche als zusätzlicher Stauraum entsteht. Diese Aufsätze lassen sich praktisch bei Nichtgebrauch hinter der Bühne wegstapeln. Weiteres Detail: Ist es spontan nötig, kurzfristig ohne Stagehands noch schnell ein Groundstack in Betrieb zu nehmen, kann unter das Cart ein Frame geschoben und festgestellt werden, sodass auch eine Person alleine schnell ein Fill an den Start bekommen kann. Last but not least: Eine weitere Strebe im Cart dient gar nicht der Statik, sondern verhindert Probleme, falls die Einheit mit einem Stapler zu kurz angefahren wird. Alles Feinheiten, die auch zu einem audiophilen Erlebnis gehören: Gibt es nämlich gar keine Beschallung, weil bei Transport oder Aufbau etwas schief oder kaputt ging, ist das auch kein Hörgenuss.
Komplett überabeitet wurde der Flugrahmen: Man habe zur Kenntnis nehmen müssen, bisher den schwersten Rahmen der Branche im Programm zu haben – das habe man dringend ändern wollen: Der neue Rahmen ist jetzt mit 41 kg und vielen nützlichen Details eher am untersten Ende der Skala anzusiedeln. Aus ähnlich hochwertigen Material ist auch die Flugmechanik in den A12, die als ein präzise gefertiges Element seitlich alle vier Verbindungspunkte und die Einstellmöglichkeit der horizontalen Winkel (Verbindung in zwei Schritten) bietet.
JBL VTX A12 Sound in der Jahrhunderthalle
Bereits zu hören gab es das JBL A12 auf einigen internationalen Demonstrationen, wir könnten ein komplettes Setup in der Jahrhunderthalle Frankfurt genießen, als Zuspielmaterial dienten unter anderem Multitracks via Studer- und Avid-Konsolen. Beeindruckend war bereits die horizontale Gleichmäßigkeit: Innerhalb der Coverage blieb der Sound bis in die seitlichen Grenzen der definierten Abstrahlung sehr stabil und gleichmäßig – um dann außerhalb dieser Grenzen schnell leiser zu werden. Auch kurz vor dieser Grenze stehend ist nur wenig Verfärbung wahrzunehmen, das sind hier keine „billigen Plätze“. Auch ohne Subwoofer produziert das VTX A12 erwartungsgemäß bereits einen sehr runden, dabei sehr durchsichtigen Sound, der dann auch bei Pegelsteigerungen nicht auseinanderbricht. Seinen nächsten Auftritt hat das A12 auf der prolight+sound 2017, um dann im Jahresverlauf nach der jetzt anlaufenden Serienfertigung langsam in den Markt zu gelangen.