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Fins für Flexibilität: L-Acoustics Kara II

Anwender des L-Acoustics Kara können jetzt ihre Beschallungslösung weiter aufwerten: Über einen Nachrüstsatz und neue Datensätze für Controller und Simulation lässt sich künftig die horizontale Coverage mehrstufig einstellen.

(Bild: L-Acoustics)

Ausgefuchste DSPs, flexible Netzwerkmöglichkeiten, modernes Rigging – aktuelle Line-Arrays werden auf mehreren Ebenen immer wieder optimiert. Nicht vergessen wird dabei, „wo der Ton überhaupt herauskommt“ – auch bei den Lautsprechern selbst wird immer wieder nachgelegt: Neue Treibermaterialien, veränderte Schallführungen, höhere thermische Belastbarkeiten oder Designs, die die rundum abgestrahlte Coverage noch gezielter und breitbandiger definieren sollen.

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L-Acoustics hat sich 2020 dazu noch einmal sein Erfolgsmodell Kara vorgenommen und dessen Mittel-/ Hochtoneinheit überarbeitet. Damit wird eine der Stärken eines Line-Arrays – die vertikale Skalierbarkeit – um eine ähnliche Möglichkeit auch in der horizontalen Ebene erweitert.

Dazu lassen sich nun in der Kara II die Schallführungen des Hoch-/Mitteltons mechanisch verstellen, und das gleich in mehreren Stufen und für beide Seiten unterschiedlich. Gleichzeitig löst L-Acoustics aber auch das Problem, dass man nach einem Investment in ein Beschallungsprodukt vom Hersteller eigentlich nicht nach kurzer Zeit schon wieder hören möchte, dass man dieses jetzt schon wieder besser schnell loswerden sollte, um eine Order für den noch tolleren Nachfolger zu unterschreiben: Die Verbesserungen der „II“-Variante sind auch bei bestehenden Kara nachrüstbar, ein passendes Upgrade-Kit ist für die zweite Jahreshälfte 2020 geplant.

Laut Germain Simon, Application Engineer, Product & Technology Communication bei L-Acoustics, habe man schon zuvor gute Erfahrungen mit dieser von L-Acoustics „Panflex“ genannten Art der Coverage-Steuerung gemacht: „Seit der Einführung von Panflex, mit der Einführung von K2 im Jahr 2014, waren wir der Meinung, dass Panflex eine großartige Ergänzung für alle zukünftigen Produkte aus der Produktlinie sein würde, und viele unserer Kunden haben darum gebeten, dass es in Kara aufgenommen wird. Es ist sinnvoll, eine Richtcharakteristik „4- in-1“ anzubieten, damit Kara sich an jede beliebige Zuschauerraum-Geometrie anpassen kann. Eine einzige Box aus dem Materialbestand kann jetzt wie vier verschiedene wirken.“

Kara II mit im Rendering simulierter Verstellung der Schallführung (Bild: L-Acoustics)

Man kann sich denken, dass man jetzt nicht einfach ein Gelenk in die Schallführungen integriert und mit diesen drehbaren Flaps schon fertig ist, zumal ja die frequenzabhängigen Abstrahlwinkel einzelner akustischer Komponenten gut aneinander im Gesamtsystem angepasst werden sollen. Außerdem wird ja nur ein begrenzter Teil der Coverage verstellt. Germain Simon: „Kara II ist ein aktives Zwei-Wege-System. Die Kombination aus einem speziellen Preset und den einstellbaren L-Fins, oder mechanischen „Flaps“, wie du sie genannt hast, ermöglicht die Steuerung bis hinunter zu 800 Hz. Die Form dieser neuen einstellbaren L-Fins stabilisiert die Richtcharakteristik von Kara II für jede Dispersion, ob 70° oder 110° symmetrisch oder 90° asymmetrisch.“

Während man bisher für Fern- und Nahfeld unterschiedliche Lautsprechermodule verwendet hätte, liegt der Gedanke nahe, diesen Wechsel nun innerhalb einer Linie mittels der Verstellung durchzuführen, wie auf unserem Aufmacher-Renderingbild zu erkennen. „Du kannst die Panflex-Einstellungen innerhalb eines Arrays mischen, entweder zur Anpassung an die Raumgeometrie oder, wie du bereits sagtest, zur Anpassung an die Entfernungsanforderungen, wobei man die engere Streuung bei 70 Grad für das Fernfeld – bis zu 100 Meter Wurfweite – und die 110° für das Nahfeld und eine breitere Abdeckung verwendet. Da die 70-Grad-Einstellung im Vergleich zur 110-Grad-Einstellung 2 dB mehr bietet, trägt die Mischung beider Dispersionen im HF-Bereich wirklich dazu bei, eine konsistente SPL-Abdeckung über die Entfernung zu erreichen und eine gute Verständlichkeit bis zum hinteren Teil des Veranstaltungsortes zu gewährleisten. Durch die asymmetrische 90°-Abdeckung kann man dann reflektierende Oberflächen ausblenden und wirklich mit jeder Art von Veranstaltungsort arbeiten.“

Eine typische Sorge in der täglichen Routine ist natürlich, dass man Fehler, z. B. in der Winkelung, erst nach dem Erstellen und Positionieren eines Arrays bemerkt – und man vor der Veranstaltung nicht mehr drankommt. Hier empfiehlt Germain Simon eine Sichtkontrolle, damit ein Fin innerhalb des Arrays nicht versehentlich „falsch“ eingestellt ist – was (schwer vorhersagbare) Auswirkungen auf Frequenzgang und Polarverhalten hätte.

„Zu jeder mechanischen Einstellung der Fins gehört auch ein Preset. Für Fins, die so positioniert sind, dass eine 70-Grad-Dispersion erreicht wird, muss die 70-Grad-Voreinstellung in die Controller-Verstärker geladen werden. Soundvision bietet alle Werkzeuge, um das System vor dem Fliegen richtig einzustellen. Die Präzision, mit der man einen Veranstaltungsort in Soundvision zeichnen kann, ist so fein, dass selbst das kleinste architektonische Hindernis modelliert werden kann. Systemingenieure können ihr Material leicht nach dem Soundvision-Design vorbereiten. Und um es noch einfacher zu machen, kann man die Daten von Soundvision an den LA Network Manager übertragen, und das richtige Preset wird entsprechend auf die Lautsprecher geladen.“

Das beste Engineering nützt wenig, wenn eine Idee in der Realität viel zu kompliziert und zeitraubend ist und der Anwender doch einfach alles „auf Mitte“ stehen lässt. Aber Germain beruhigt: „Das Umstellen einer kompletten Linienquelle von Kara 110° auf Kara II 70° beispielsweise ist eine Frage von Minuten. Das manuelle Verschieben der Fins ist extrem einfach und das Laden der richtigen Voreinstellungen für mehrere Gehäuse innerhalb des LA Network Managers kann mit wenigen Klicks erfolgen.“

Bleibt die Frage, wie aufwändig es ist, eine bestehende Kara mit diesen Fins nachzurüsten? Auch hier gibt Germain Entwarnung: „Wir haben ein Upgrade-Kit für eine Kara entwickelt, die auf Kara II aufgerüstet werden soll. Die Änderung kann sehr einfach in weniger als einer Stunde durchgeführt werden. Das ist also eine Stunde, die für eine Erhöhung der Flexibilität und der Produktlebensdauer gut angelegt ist!“

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