Weitermachen als einzige Option: Für die Eagles Of Death Metal trat im November 2015 der absolute Veranstaltungs-GAU ein: Im ausverkauften Pariser Club Bataclan wurden 90 Zuschauer von ISIS-Terroristen erschossen, als Teil eines konzentrierten Angriffs – insgesamt starben 130 Menschen. In der Doku „No Amis (Our Friends)“ versucht die Band, die Ereignisse aufzuarbeiten.
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In der Veranstaltungsbranche hallte der Angriff noch lange nach und führte etwa zu den mittlerweile stark restriktierten Taschengrößen für Besucher: am 13. November 2015 hatten ISIS-Terroristen 130 Menschen getötet. Im Pariser Club Bataclan fielen beim Konzert der amerikanischen Rock-Band Eagles Of Death Metal 90 Zuschauer dem Anschlag zum Opfer, über 400 wurden verletzt.
Während in Frankreich schnell wieder „Normalität“ im öffentlichen Leben einkehrte – in dem Sinne, dass sich die Nation nicht ihren Alltag von Angreifern diktieren lassen wollte – suchten die Überlebenden eigene Strategien, darunter auch die Musiker der Band. Drei Monate nach dem Anschlag kehrte die Band nach Paris zurück, um im Pariser Olympia den Auftritt praktisch zu Ende zu bringen.
Die 83-minütige Doku von Regisseur Colin Hanks (Sohn von Tom Hanks) beginnt mit einem Amateurfilm, der die ersten Momente des Konzerts im Bataclan-Club zeigt. Bevor das Unheil über die Besucher hereinbricht, folgt ein schwarzes Bild, untermalt von nahenden Sirenengeräuschen. Sänger Jesse Hughes erklärt in der Doku, er wolle unbedingt wieder zurück, bringt seine Angst zum Ausdruck, etwas falsch zu machen. Queens-Of-The-Stone-Age-Chef Joshua „Josh“ Homme, der „Teilzeit-Mitglied“ der Eagles Of Death Metal ist, war nicht beim Bataclan-Gig dabei, liefert aber eine „Außen-Perspektive“ zum Erleben der Band. Beide sind Jugendfreunde, sie erzählen ihre Geschichte.
Beim Song „Kiss The Devil“ fielen die Schüsse. Das Hauslicht ging an, die Band sah das Massaker. Leute lagen aufeinander. Die Schützen sahen nach, ob diese wirklich tot waren. Der Drum-Tech meinte zur Band, sie müssten noch warten, bis die Schützen nachladen, um über die Bühne zu flüchten. „Ein bizarrer Vorteil: Wenn alle gleichzeitig schießen, müssen sie auch gleichzeitig nachladen“, so Hughes. Der Frontmann erklärt anschaulich und berührend, wie er die Szenen wahrnahm, Leute im Publikum sterben sah – und schließlich bei dem Versuch aus dem Gebäude zu kommen, einem der Täter praktisch ins Gewehr lief. Es dauerte mehrere Stunden, bis die Polizei stürmte.
Zuschauer kommen in der Doku ebenfalls zu Wort. Sie sehen ihr Überleben teilweise als „zweite Chance“, manche haben Schuldgefühle, nicht allen geholfen haben zu können. Auch Bono und The Edge von U2 sind zu sehen. Die Band war in Paris, kurz vor einer Live-Übertragung, als die Anschläge begannen. Sie boten der Band an, einen Monat später bei einem U2-Stadionkonzert in Paris aufzutreten. Das sei eine wichtige Botschaft, betont The Edge. „Damit sagen wir: Wir lassen uns unsere Fans und unsere Konzerte nicht von diesen Leuten wegnehmen.“ Der Schritt, schnell wieder auf die Bühne zu gehen, sei für Hughes wichtig gewesen, meint Homme. Noch wichtiger sei indes, wieder bei einem eigenen Gig auf die Bühne zu gehen. Das Konzert im Pariser Olympia erweist sich als kraft- und friedvolle Botschaft des Überlebens.
Regisseur Hanks verzichtet auf allzu „reißerisches“ Augenzeugen-Material, lässt statt Gewaltszenen die mitreißenden Erzählungen für sich sprechen, inklusive der blank liegenden Nerven mancher Beteiligten. Ihre einzige Option: Weitermachen. Hughes tat sich mit dem Umgang nicht leicht: Am Jahrestag der Anschläge wurde der Band der Einlass im Bataclan verweigert, nachdem der Frontmann wiederholt öffentliche unhaltbare Anschuldigungen erhob, das Bataclan-Personal sei darin verwickelt gewesen.
Die 2017 veröffentlichte Eagles of Death Metal-Doku „Nos Amis (our Friends)“ war über Netflix abrufbar [aktuell nicht verfügbar, Anm. d. Red.] – auf Englisch mit Untertiteln.