Kommentar von LD Roland Greil

Der Brexit und die britische Tourbranche

Roland Greil dürfte langjährigen Lesern von PRODUCTION PARTNER lange bekannt sein: regelmäßig treffen wir ihn auf internationalen Produktionen. Bereits in jungen Jahren fand der gebürtige Bayer den beruflichen Weg auf die britische Insel und lernte dort die professionelle Touring-Welt kennen. Seine engagierte Arbeitsweise und Kompetenz führten im Laufe der Zeit zu guten Kontakten z. B. zu Patrick Woodroffe und Adam Bassett sowie auch Richard Bleasdale (Entwickler des Catalyst). Wenn er nicht gerade mit einer Produktion auf Welttournee unterwegs ist (2019: Phil Collins, Rammstein, The Rolling Stones), pendelt er zwischen seinem Wohnsitz in München und den Metropolen des internationalen Tourings. Aus diesem Grund lag die Frage an ihn nah, wie sich die britische Touring-Branche auf einen möglichen Brexit einstellt?

Roland Greil über den Brexit und seine Auswirkungen auf die britische Tourbranche
Lighting Director Roland Greil arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich mit Woodroffe/Bassett zusammen (Bild: Harald Heckendorf)

Was bedeutet der Brexit für die britische Tourbranche?

Roland Greil: „Es ist in der Tat ein großes Fragezeichen, das da über der Branche schwebt. Zumal ca. 70% des europäischen Tourings von Großbritannien bestritten werden dürften. Es gibt nur wenige Gewerke, die nicht von der Insel kommen. Wie in den anderen Wirtschaftsbereichen auch, gibt es sehr große Befürchtungen. Man denke nur an Arbeitsvisa, Zollgebühren und die Grenzabfertigung unter Einhaltung der Tourneetermine. Ich habe in der letzten Zeit mit vielen Managern und Produktionsleitern gesprochen, denen das wirklich jede Menge Kopfzerbrechen bereitet. Was kommt und wie schnell, kann ja niemand sagen. Es gibt viele Szenarios, die da durchgespielt werden. Wie überall auf dem Planeten, besitzt unsere – sagen wir mal am Bruttosozialprodukt gemessene – „Mini-Brache“ keine politische Lobby. Die Brache interessiert auf politischer Ebene niemanden und hat auch auf der Insel keine Hebelwirkung – auch wenn wir den Menschen auf der ganzen Welt mit unserer Arbeit noch so viel Spaß und Freude bringen.

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Ein ganz anderes Beispiel zeigt vielleicht ganz gut auf, welche Auswirkungen es am Ende haben kann oder wird: In Nordamerika gab es eine lange politische Diskussion über die Regulierungen der Fahrzeiten von LKWs und Bussen. Das Arbeitsgebiet war lange eine Grauzone, die tatsächlich auch sehr ausgereizt worden war. Die Debatte hatte am Ende die Verordnung zur Folge, dass Fahrer nun häufig doppelt besetzt werden müssen: Wenn du bisher 80 Fahrer für eine Tournee brauchtest, dann erhöht das plötzlich die Kosten nicht unerheblich. Das heißt kurz gesagt: entweder jemand verdient weniger oder die Preise für Konzerttickets gehen in die Höhe.“

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