Sounddesigner Georg Stummer plante und leitete wiederholt im Projektteam der Elaborate Events GmbH sämtliche Audioaspekte des Daimler-Messestands auf der IAA Nutzfahrzeuge. Die Vorgabe für die Audio-Crew lautete: Höchstmögliche Qualität schaffen und dabei die Kosten im Auge behalten. Überdies war ein hohes Maß an Flexibilität gefordert, denn Änderungen und Zusatzanforderungen waren selbst in der späten Phase des Messebaus zu erwarten.
Die planerischen Herausforderungen bei der Audiokonzeptionierung waren identisch mit denen der Lichtplaner (siehe PRODUCTION PARTNER 11/16): Auch hier musste ein Konzept erstellt werden, das es ermöglichen würde, während der Bau- und Probenphase auf zusätzliche Wünsche des Kunden einzugehen. Ebenso galt es, die Dachlasten mit dem Bedarf der übrigen Gewerke abzustimmen. Die Lösung, für die man sich entschied, war die Schaffung von zwölf akustischen Zonen, die mit mehreren Dante-Audionetzen über einen redundanten Glasfaserring verbunden wurden und von sechs verschiedenen Pultplätzen aus kontrolliert und bespielt werden konnten. Für das Lautsprechermanagement und die Signalverteilung wurden 18 Yamaha DMEs (hauptsächlich DME64 und vier DME24) eingesetzt. An den Pultplätzen kamen ausnahmslos Yamaha-Pulte und -Stageboxen, die Dante unterstützen, zum Einsatz.
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Im Innenraum (also innerhalb des großen, durch LED-Flächen gestalteten Rings, der ca. 90 m Durchmesser besaß) fanden sich 80 Lautsprecherpositionen für zwei Bühnenpositionen. Weitere 100 Positionen entfielen auf den übrigen Messestand und die Lounge-Bereiche. Die einzelnen Zonen wurden nicht nur für eine Spielrichtung konzipiert. Für jede Lounge oder Bühne gab es mehrere Bezugspunkte. So konnten die Bühnenbeschallungen für eine Gesamtbespielung incl. der Lounge-Bereiche mit präzisen zeitlichen Übergängen genutzt werden und gleichzeitig verschiedene Richtungsbezüge auf den einzelnen Bühnen abgebildet werden, ohne dafür jeweils ein neues Lautsprechersystem – auf Kosten der Dachlasten – einbauen zu müssen.
Bei der Pressekonferenz am Tag vor der Messe wurde nicht nur Wert auf hervorragende Sprachverständlichkeit gelegt: Während einiger Produktpräsentationen wurden beeindruckende Surround-Effekte kreiert. Die Pressekonferenz wurde zudem in drei Lounge-Bereiche übertragen. Eigens für die Pressekonferenz war ein FOH-Platz eingerichtet worden, der anschließend zurückgebaut, aber für die Abendveranstaltung wieder verwendet wurde.
Audiozonen statt Hierarchie
Alle Audio-Zonen konnten während des Messebetriebs von einem zentralen Platz aus kontrolliert und versorgt werden. Somit konnten, je nach Bedarf, einzelne oder mehrere Zonen zusammengefasst werden, etwa für dezidierte Durchsagen in unterschiedliche Bereiche oder um eine einheitliche Hintergrundbeschallung zu ermöglichen. Eine zentrale Audio Regie hinter der Bühne konnte somit auf alle Bereiche einzeln zugreifen oder Zonen gezielt miteinander verknüpfen. Fünf weitere Positionen waren mit eigenen Pultplätzen ausgestattet und konnten bei Bedarf autark den ihnen zugewiesenen, eigenen Abschnitt betreuen. Hier wurde also kein hierarchisches System – wie man es gewohnt ist – umgesetzt, sondern vielmehr Wert darauf gelegt, dass die Techniker ihre eigenen Bereiche trotz der Netzstrukturen jederzeit eigenverantwortlich und der Situation angemessen beeinflussen bzw. bedienen konnten.
Während der Messe fanden sowohl auf der Truck-Bühne als auch auf der benachbarten Van-Bühne und im DriversInn (eine temporäre Trucker Bar auf dem Messestand) abwechselnd unterschiedlichste Präsentationen und Shows statt. Überdies mussten Abendveranstaltungen mit Showprogramm berücksichtigt werden und nicht zuletzt wurde 2016 erstmals auf der IAA Nutzfahrzeuge die Pressekonferenz der Daimler AG auf dem Messestand abgehalten.
Personal
Für die Umsetzung des Konzeptes von Georg Stummer konnte erneut die Neumann&Müller GmbH verpflichtet werden. N&M hatte bereits seit Mitte Juni 2016 zwei Mitarbeiter vor Ort im Einsatz, die für die Kabelwege und die Verkabelung der Racks und Lautsprecher verantwortlich waren.
Anfang September wurde das Team dann auf zehn Tontechniker erweitert und während der Messe sogar auf 21 Techniker. Diese auf den ersten Blick relativ hoch anmutende Personalstärke war nicht nur der Größe des Messestandes, sondern auch dem Konzept geschuldet, welches ermöglichte, dass ein Team sich ausschließlich um Pressekonferenz und Abendveranstaltungen kümmern würde und das zweite Team komplett für den Messebetrieb abgestellt war. Auf diese Weise waren Kompetenzen klar strukturiert, was in Anbetracht der gleichzeitigen Arbeitsabläufe sinnvoll war und einen verantwortlichen Umgang mit Arbeitszeiten ermöglichte. Darüber hinaus wurden von N&M auch Dolmetschertechnik, Aufzeichnungstechnik, Lautstärkeüberwachung, Exponat- und Explainer-Beschallung sowie Intercom- & Funktechnik für Showabläufe und Veranstaltungslogistik realisiert. Die planerische Verantwortung lag hier ebenfalls bei Elaborate Events / Georg Stummer. Somit wurden auch diese Anforderungen zu großen Teilen in die übergreifende Netz(werk)struktur integriert und konnte in gleicher Flexibilität und sehr kostenbewusst ausgeführt werden.