In wie weit können Ausfälle beim Licht vermieden werden? Und was kann man tun, falls ein Ausfall des Lichtmischpult nicht verhindert werden konnte? Wir zeigen euch mögliche Fehlerquellen und stellen Lösungen vor, mit denen ihr den Abend doch noch retten könnt – und zwar im besten Falle so, dass der Zuschauer den Ausfall gar nicht wahrnimmt.
Ähnlich wie eine Risikoanalyse kann man auch die Betriebssicherheit der Steuerungstechnik untersuchen. Zunächst gilt es, die verschiedenen Möglichkeiten von Fehlern zu definieren und deren Auswirkungen abzuschätzen. Daraufhin kann man abwägen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass dieser Fall eintreten wird. Es folgen die Überlegungen, welche geeigneten Vorkehrungen dagegen zu treffen sind, um je nach Anspruch mehr oder weniger komfortabel eine teilweise oder vollumfängliche Ersatzmaßnahme einleiten zu können. Je nach Wichtigkeit der Veranstaltung – ob es sich um ein Theaterstück mit 15 Zuschauern oder um eine Liveübertragung eines Großereignisses mit mehreren Millionen Zuschauern handelt – wird man entsprechend den Aufwand für Havarie billigen, um einen reibungslosen Betrieb sicherzustellen. Alle unsere elektrischen Geräte benötigen Energie in Form von Spannung und Strom. Das Thema hier bedeutet der Spannungsausfall. Ein Bagger kann zum Beispiel die Hauptleitung zum Gebäude kappen bzw. ein Blitzschlag ein ganzes Viertel lahmlegen. Oder: Auf der anderen Seite der Palette steckt der Kollege den Stecker des Lichtstellpultes raus, um mal eben die Kaffeemaschine anzuschließen (was zugegebenermaßen auch wichtig ist). Und schon ist man mitten drin in der Analyse.
Fangen wir damit an, dass das Haus bzw. die Lichtabteilung aus irgendwelchen Gründen keinen Strom mehr hat und die Kanäle tot sind. Nun kann man hingehen und sagen, dann haben unsere Scheinwerfer auch keine Energie, um zu leuchten. Das ist zunächst richtig, aber was passiert, wenn dann die Energie wieder zur Verfügung steht, weil z. B. die Hausversorgung mit einer zweiten Einspeisung versehen wurde und diese nun aktiviert wurde. Dann gilt es, möglichst schnell wieder spielbereit zu sein. Und hier steckt oft der Teufel im Detail und wirft Fragen auf:
Wie reagiert das einzelne Interface, wenn es plötzlich vom Strom getrennt wurde und nun wieder die Betriebsspannung erhält?
Hat dieses Interface einen nichtflüchtigen Speicher, der die letzte Konfiguration wieder aufruft.
Was passiert, wenn das Gerät entgegen den Versprechungen dann doch die Konfiguration verloren hat?
Ist es möglich, diese Konfiguration auf die Schnelle wieder zu aktivieren?
Hat man von der Konfiguration ein Backup erstellt?
Ist das Backup noch aktuell?
Wie stelle ich überhaupt fest, dass die Konfiguration sich verändert hat?
Oft hat sich bewahrheitet, dass das wiederholte Überspielen mit einer durch ein Backup erstellten Konfigurationsdatei erhebliche Fehlersuchzeit einspart. Gerade bei großen Häusern mit komplexen Netzwerken sollte man sich einmal die Ruhe nehmen und den Super-GAU Stromausfall praktisch durchspielen. Man wird erkennen, dass man zum schnellen Herstellen der Funktionsfähigkeit das eine oder andere kleine Helferlein nicht bedacht hat, was dann aber die Wiederaufnahme des Spielbetriebes über Gebühr verzögern kann. Auch wenn das Thema dieser Grundlagenserie Lichtmischpulte heißt, müssen wir heutzutage die Steuerung für das Licht im Zusammenhang mit einem Netzwerk als komplettes System betrachten. Folglich kann die Konfiguration eines Switches in einem Haus das ganze System lahmlegen. Und so hilft es nicht, einen zweiten Switch einfach einzustecken, wenn die benötigte Konfiguration für diesen Betrieb nicht auch in dem neuen Switch aktiviert wird. Nimmt man dieses Thema ernst, dann sollte man einmal wirklich einen Totalausfall der Stromversorgung ausprobieren. Dann wird man schnell erkennen, an welchen Komponenten nach Wiedereintritt der Spannung die meiste Zeit zur Inbetriebnahme verloren geht. Zudem ist man dann der Gefahr gewappnet, für den Fall der Fälle nicht die notwendigen Einstellungswerte oder Backupdatei in einer Checkliste parat zu haben.
Auch partielle Energieverluste sind sehr ärgerlich. Betrachten wir einmal das Beispiel, wenn während der Programmierung der Strom des FOH wegfällt. Die meisten Pulte haben dann alle Daten aus dem Programmer und den anderen flüchtigen Speichern verloren, bis zu dem Zeitpunkt, wenn der Operator sein letztes Backup gefahren hat. Der Datenverlust ist zweifach ärgerlich: Man hat nicht nur die knappe Arbeitszeit bis dahin verloren, sondern oft hat man zwischenzeitlich auch viele kleine Änderungen vergessen, die man dann wieder mühsam einbauen muss. Es gibt Pulte für Licht, die als Software-Zubehör den Operator mit einem automatischen Backupintervall unterstützen. Allerdings muss man Störungen durch diese Funktion einplanen, da das Pult zum Zeitpunkt der Langzeitspeicherung oftmals nicht auf Befehle reagiert und somit der eigene Arbeitsfluss unterbrochen wird. Ein weiteres Problem bilden Stromunterbrechungen durch nicht sachgerechte Vorfälle. Eine Maßnahme zum Beispiel gegen das Öffnen von Leitungsverbindungen sind Verbindungsverriegelungen, die oft bei Open-Air-Veranstaltungen Anwendung finden.
Organisatorisch wie auch strukturell muss man dem Problem begegnen, dass sich nicht noch andere Gewerke – wie z. B. das Catering – mit auf die Leitungen aufschließen. Gerade in diesem Bereich sollte man Nicht-Elektriker, die eine Dreifachdose nach der anderen setzen, um z. B. ihre Heizplatten zu betreiben, nicht in die Nähe des eignen Netzes lassen, da sie kurz vor dem Beginn der Veranstaltung meist ihren gesamten Strombedarf zuschalten. Ein weiterer Fall: Ein Kollege stolpert über die nicht auf dem Boden abgeklebte Leitung und zieht damit den Stecker aus der Dose. Für diesen Fall gibt es Pulte, die mit einer eingebauten Akkupufferung das Schlimmste verhindern können. Wichtig hierbei ist, dass das Pult den Fehler auch anzeigt. Optimal wäre auch der Hinweis, wie lange er mit dem eingebauten Akku arbeiten kann, damit er vorher seine Arbeit abspeichern kann. Meist ist die Zeit der Akkupufferung groß genug, um den her – ausgezogenen Stecker zu finden und wieder einzustecken. Sollte die Steuerung für das Licht keine eingebaute Notversorgung aufweisen, so wie es keine Netzwerkknoten oder Switches mit eingebauter Pufferung gibt, so sind im Handel Notstromversorgungen erhältlich, mit denen man die wichtigsten Komponenten wie Netzwerkknoten oder eben auch ein Lichtstellpult puffern kann. Meist reichen 20 Minuten zusätzliche Pultspannung aus, um die Arbeit abzuschließen, ein Backup zu fahren und sauber das Gerät herunter zu fahren. Dann kann man zur Fehlerbehebung der Versorgungsspannung übergehen, um dann wieder sauber aufsetzen zu können.
Unter Hardwarefehler kann man alle Ereignisse zusammenfassen, bei denen ein Gerät aus elektrischen oder elektronmechanischen Gründen den Dienst versagt. Auch hier ist ein Teilausfall, wie z. B. der Ausfall eines Tastenfeldes, eines Bildschirms oder einer DMX512-Ausgabe, möglich. Wenn ein solcher Fehler auftritt, muss man überlegen, wie man ohne diese Komponenten weiterarbeiten, diese Komponenten austauschen bzw. mittels Umschaltung oder automatisch einen Ersatz aktivieren kann. Hier kommt es darauf an, wie viel Zeit vom sichtbaren Eintritt des Fehlers bis zur Überbrückung des Fehlers von der Produktion akzeptiert wird. Wie man eine solche Überbrückung bewerkstelligen kann, betrachten wir im Kapitel „Redundanz“.
An dieser Stelle möchten wir zunächst beleuchten, welche Maßnahmen vom Hersteller getroffen werden können, damit Hardwarefehler auszuschließen sind. Während der Arbeit mit Lichtmichpulten, werden die Encoder für die Kanäle unzählige Mal gedreht und gestoßen. Daher muss es selbstverständlich sein, dass hier nur hochwertige Tasten und Encoder zum Einsatz kommen dürfen, die auch auf entsprechende Bedienzyklen ausgelegt sind. Leider findet man gerade in der kostengünstigsten Pultklasse nur durchschnittliche bis ungenügende Tasten und Encoder, die für den Hausgebrauch zu verwenden sind, aber auf Dauer einem professionellen Einsatz nicht standhalten können. Aber auch wenn hochwertige Stellglieder verwendet werden, so werden meist die Kräfte, die auf diese wirken, direkt auf die Leiterplatte, auf der sie befestigt sind, weitergegeben.
Die Folge kann sein, dass sich Haarrisse oder komplette Risse in den Leiterbahnen bilden können und damit die Funktion des Lichtmischpultes gefährdet ist. Einige Hersteller verwenden deshalb für die Technik dickere Leiterplatten, die äußerst robust sein können. Andere wiederum lassen solche Kräfte auf die Leiterplatte erst gar nicht zu, indem sie die Encoder mechanisch vollkommen abtrennen und nur mittels gesteckter Zuleitung Verbindung zur Leiterplatte hergestellt wird. Besser kann man das Problem nicht lösen, zumal auch der Austausch eines Encoders ohne Ausbau der Leiterplatte erfolgen kann.
Ein weiteres Problem stellt oftmals der Langzeitspeicher in Form einer Festplatte dar. Eine Festplatte ist nun mal erschütterungsempfindlich, und jeder weiß, dass unsere Lichtmischpulte – gerade im Touring Business – ziemlichen Strapazen ausgesetzt sind. Hier kann man nur versuchen, die Festplatte so gut wie es geht gegen Erschütterung zu dämpfen, wie es viele Hersteller mit Gummipufferungen durchführen. Ein Hersteller für Mixer für Licht oder auch Video bietet einen weiteren Schritt zur Betriebssicherheit an, indem er die aktuelle Show zusätzlich zum Betriebssystem und zur Firmware in einer Flash-Speicherkarte spiegelt. Sollte die Festplatte ein Problem haben, steckt man die Festplatte aus: Die weitere Show wird dann von der Karte gebootet und rettet somit den Abend. Die nächste Fettplattengeneration, die hier Abhilfe schaffen kann, sind Solid-State-Festplatten, bei denen der Speicher aus ICs und nicht mehr aus einer rotierenden Trommel besteht. Damit wird die Langzeitspeicherung wesentlich erschütterungsunempfindlicher.
Neben der Festplatte bedeutet das Netzteil ein typisches Bauteil, das ausfallen kann. Wenn das Netzteil eigens für einen Pulttyp entwickelt wurde, kann man nur hoffen, einen Ersatz zu erhalten, wenn das Pult in die Jahre gekommen ist. Lobenswert sind dann diejenigen Pulthersteller, die Industrie übliche Standardnetzteile einsetzen, die man auch schnell über den Elektronik Handel beziehen kann. Getoppt wird dies nur noch durch die Verwendung von PC-Netzteilen bei Verwendung der standardisierten PC-Netzteilsteckverbinder. Die Verwendung von Standardbauelementen wie Netzteile, Festplatten oder Speicherkarten, die überall erhältlich sind, erspart viel Nerven, wenn es im Falle eines Ausfalls um eine schnelle Verfügbarkeit des Lichtstellpultes geht.
Eine weitere Gefahrenquelle bildet das Einspeisen von Fremd-Überspannung auf die Schnittstellen. Insbesondere sollte man sich hier die DMX-Schnittstelle betrachten, denn das ist bei einem Lichtmischpult der wohl meist verwendete Port. Außerdem gab oder gibt es noch einige Interface auf dem Markt, die beim 5-poligen DMX-Stecker auf Pin 4 und 5 eine Versorgungsspannung legen. Das kann natürlich zu Problemen führen, wenn das Pult auf Pin 4 und 5 eine Datenübertragung vornimmt. Neben dem DMX-Anschluss wird der Ethernet-Anschluss immer wichtiger. Bei diesen Übergängen sollte darauf geachtet werden, dass diese in einem weiten Bereich spannungsfest sind und/oder auch galvanisch getrennt sind. Ebenso ist die eine oder andere Show gerettet worden, weil die DMX-Treiberbausteine gesockelt waren und damit ein schneller Austausch möglich war. Man hat in diesem Fall das Treiber-IC nach der Störungsbeseitigung vom 4. DMX-Universum mit dem ersten „verkohlten“ DMX-Port getauscht. So konnte es zügig und ohne Umpatchen weitergehen. Ähnlich wie bei den Encodern sorgen Steckverbinder, die ihre Kraft an das Gehäuse und nicht auf die Platine weiterleiten, ebenfalls für mehr Zuverlässigkeit im Betrieb. Einige Hersteller sorgen durch Abstandhalter bzw. durch im Interface vertiefte Steckverbinderanordnungen für mehr Ausfallsicherheit.
Je nach Veranstaltung kann es für ein Lichtstellpult sehr feucht hergehen – sei es der Regen beim Open Air, der fast waagerecht durch das FOH-Zelt schießt, oder die gefüllten Bierbecher, die nach hinten geworfen werden. Auch hier reagieren die Pulte sehr unterschiedlich. So montieren einige Pulthersteller die Basisplatinen nicht dicht auf die Gehäusewanne, sondern mit höheren Abstandhaltern, damit die angesammelte Flüssigkeit im Gehäuse nicht die Leiterplatten erreichen. Zusammen mit den Gehäuseöffnungen, aus denen die Flüssigkeit wieder austreten kann, hat man schon viel gewonnen.
Dass man Tastaturen „Kaffee fest“ konstruieren kann, haben uns die Laptophersteller schon lange gezeigt. Beim Mixer hingegen hat man mit den Kanälen bzw. Fadern eine weitere Schwierigkeit. Auch hier gibt es Lösungsansätze, bei denen man das Potentiometer um 90 gedreht und neben den Schlitz angeordnet hat, damit die eindringende Flüssigkeit am Potentiometer vorbei laufen kann. Sollte das Pult dann doch von einer Bierbombe getroffen worden sein, hilft natürlich nur schnelles Abwischen. Bei solchen Veranstaltungen sollten saugfähige Haushaltstücher immer in ausreichender Menge im Zugriff des Operators sein. Auch sollte man die Unterkante eines TFTs sehr schnell trocken wischen, da sich hier viel Flüssigkeit sammeln und diese die dort folgende TFT-Elektronik, insbesondere bei einem Touchscreen, empfindlich stören kann.
Ist der Bildschirm ausgefallen, gibt es auch hier von diversen Pultherstellern verschiedene Lösungsansätze. Bei nicht so komplexen Pulten ist sogar die weitere Bedienung ohne Bildschirm möglich, da die Informationen – zwar sehr eingeschränkt – über die Tasten-LED, Siebensegmentanzeigen oder LC-Displays zur Verfügung stehen. Abgesehen davon, dass einige Operator sehr fit sind und ihr Pult im wahrsten Sinne des Wortes „blind“ beherrschen. Kann man diese Koryphäe von Operator nicht zu seiner Crew zählen, dann stellen Pulte fürs Licht mit mehreren Displays, die man umschalten kann, eine weitere Möglichkeit der Havarie dar. Somit ist man in der Lage, den ausgefallenen Bildschirminhalt auf einem anderen Schirm zu sichten und zu bedienen. Hier gilt es, dass der Operator die Funktion zum Umschalten der Bildschirme im Blickfeld hat und nicht erst während der Havarie das Handbuch blättern muss. Auch sind spezielle Bildschirme, wie z. B. Setupfenster, an einem Display fest gebunden. Ist dann nicht ein paralleler externer Anschluss für einen einfachen Monitor vorhanden, so bedeutet dies eine Schwachstelle, der man sich bewusst sein sollte. Auf der anderen Seite kann man auch den Hersteller verstehen, wenn er darauf verzichtet. Denn das Setup geschieht vor der Show und muss nicht zwingend während der Show aufgerufen werden.
Ist man sich nicht sicher, ob die Potentiometer oder Tasten auch das weitergeben, was man als Operator gedrückt hat, so findet man bei vielen Pulten eine mehr oder weniger ausgeprägte Selbsttest-Funktionalität. Dabei wird einem angezeigt, ob die Tastenkontakte und Kanal-Fader noch einwandfrei arbeiten. Gerade bei Operator, die gerne auf ihrem Pult frühstücken bzw. durch das Rauchen die Nebelmaschine unterstützen, sammelt sich schnell Dreck unter bzw. in den Befehlseingabe-Einheiten wieder, die Kontaktschwierigkeiten hervorrufen können. Mit solchen Informationen lässt sich so etwas schnell feststellen. Bei dieser Tastaturüberprüfung, die meist auch noch die LED-Anzeige testet, findet man oft auch Systemtests. Hier wird die Prozessorauslastung, die Funktionalität der Ein- und Ausgabe-Platinen, der Ausbau der Anlage und vieles mehr angezeigt. Neben dem Logfile, der z. B. alle Befehle protokolliert, um im Nachhinein ein Problem analysieren zu können, gibt es auch Pulte, die einen separaten Bildschirm haben, auf dem alle relevanten Systemstatusmeldungen ersichtlich sind.
Um es vorweg zu nehmen: Es gibt keine fehlerfreie Software. Die Auswirkungen eines Softwarebugs können unterschiedlichster Natur sein. Am „angenehmsten“ sind noch die Bugs, die eine angeforderte Funktion einfach nicht ausführen, und gipfelt in ein Szenario, bei dem nicht nur das komplette Netzwerk stillgelegt wird, sondern die angeschlossenen Systeme womöglich noch eine veraltete Software booten, die mit der jetzigen Hardware inkompatibel und damit das ganze System nicht mehr zu gebrauchen ist. Hier ist die ganze Palette der Bug-Möglichkeiten denkbar, wobei der berüchtigte Blue-Screen bzw. das Einfrieren der Software die am häufigsten wahrgenommenen „bösen Bugs“ sind. In diesen Fällen ist meist ein Reset bzw. Neustarten angesagt. Ähnlich wie beim Stromausfall gehen dann meist alle Änderungen bis zum letzten Speicherbefehl verloren. Also: immer regelmäßig Backups der Arbeit anfertigen! Das Einschalten der Pulte, ob generell oder nach einem Reset, ist von Pult zu Pult unterschiedlich. Es gibt Pulte, die schon zwei Sekunden nach dem Einschalten einsatzbereit sind.
Andere benötigen mehrere Minuten, die natürlich bei einem Havariefall zur Unendlichkeit heranwachsen. Bei einem Softwarebug kann der Operator im Gegensatz zu elektromechanischen Fehlern nicht den Lötkolben in die Hand nehmen, sondern muss den Fehler auslösenden Befehl bearbeiten. Hier ist vor allem der Service des Pultherstellers gefragt, der schnell Abhilfe leisten sollte. So stellt sich zunächst die Frage, ob es dem Kunden überhaupt möglich ist, eine geänderte Software bzw. Firmware auf das Pult aufzuspielen. Das kann z. B. durch den Austausch eines EPROMs erfolgen, wobei man erst einmal den EPROM erhalten muss, was in der Regel auf dem Postweg schon dauern kann. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, die neue Software über ein Speichermedium bzw. mittels E-Mail oder Download auf das Pult direkt aufzuspielen. Noch komfortabler ist es, wenn dann alle angeschlossenen Systemkomponenten sich über das Netzwerk ebenfalls updaten. Denn oftmals vertragen sich die unterschiedlichen Versionen nicht, und so hat man zwar das eine Gerät mit dem Update gefixt, aber das komplette System erhält durch die entstandenen Inkompatibilitäten der Softwarestände neue Probleme.
Denn oftmals wird der Softwarestand, der einmal eingerichtet ist, nicht aktualisiert. Erfolgt dann ein Update, sind oft die Unterschiede zu dem inzwischen sehr alten Softwarestand dann doch zu groß, um problemlos weiterarbeiten zu können. Kurz: Man sollte das ganze System auf den gleichen Stand bringen – und es ist sehr praktisch, wenn das im Netzwerk automatisch durchgeführt wird. Backup Lässt sich ein Ausfall mit den pulteigenen Maßnahmen nicht umgehen, dann benötigt man Ersatz, um weiterarbeiten zu können. Hier spielt die Zeit, in der der Ersatz seine Arbeit aufgenommen haben muss, einen wichtigen Faktor. Ist man noch bei den Proben, dann reicht es auch schon einmal aus, dass man ein Ersatzpult aus dem Nachbarstudio ausleiht, anschließt, die Show bzw. das Backup überträgt und dann weiterarbeitet. Das Backup wird in diesem Fall zum Problem, wenn man z.B. eine Festplatte nicht auf das andere Pult übertragen kann bzw. die Festplatte selbst das Problem darstellt.
Ein Backup auf einem anderen Medium, praktischerweise auf einer Speicherkarte oder einem USB-Stick, ist somit idealer. Muss es schneller gehen, dann kann man ein zweites Lichtmischpult neben das Hauptpult stellen, um dann im Havariefall schnell von A nach B zu wechseln, indem man alles umsteckt und die Show überträgt. Noch schneller geht es, wenn man bereits alle Steckverbinder beim Havariepult eingesteckt und die Show schon geladen hat. Für den Übergang von dem einen zum anderen Pult muss man dann nur noch die DMX-Linien umstecken und beim Havariepult die entsprechende Cue aufrufen. Möchte man sich das Umstecken der DMX512-Linien ersparen, dann gibt es auch externe Umschalter, mit denen man das entsprechende Pult auf die ausgehende Linie schaltet. Kann man in einer Show mit Standardstimmungen arbeiten und auf viele der üblichen Pultfunktionen verzichten, wie z. B. bei Mundarttheatern, bei denen oft die Bühne und Deko in einer Stimmung sowie der Applaus in der anderen Stimmung ausreichen, bilden kleine Backup-Lichtmischpulte einen weiteren Lösungsansatz.
Diese Hilfsmittel wurden speziell für diesen Zweck konstruiert, agieren nebenbei oder hauptsächlich als DMX-Tester und weisen einen DMX-Eingang / Ausgang auf. Das DMX512-Signal wird vom Lichtstellpult in das Backup-Pult eingeschleift und wieder am Ausgang zu Dimmer bzw. Scheinwerfer ausgegeben. Sollte das DMX-Signal des Lichtmischpultes ausfallen, so wird das von dem Backup-Pult erkannt und angezeigt. Nun kann der Operator dem Backup-Pult mitteilen, in welche Ersatzstimmung das Backup-Pult hineinfahren soll. Die Anzahl der möglichen Stimmungen, die man mit einem Backup-Pult aufnehmen kann, ist sehr vom Gerät abhängig, wie auch die Möglichkeit, Überblendzeiten einzugeben. Wichtig da – bei ist natürlich, dass man bei den Proben vorher auch die entsprechenden Lichtstimmungen mit dem Backup-Pult ausgezeichnet hat.
Ein weiterer Vorteil von Backup-Pulten ist, dass der Ausgang einen neu generierten DMX-Strang liefert und somit in Fällen von DMX-Inkompatibilitäten Probleme erkennen und aus diesen herausführen kann. Zum Beispiel können Probleme sein, dass das Pult nur mit 96 Kreisen sendet, der Dimmer aber 512 Kreise als Strang erwartet oder dass die Flanken des Digitalsignals zu verschleift sind. Somit sind Backup-Pulte hervorragende Tools, wenn man mit nur einem DMX-Universum auskommt.
Eleganter als ein im vorigen Kapitel beschriebener Umschalter ist der Einsatz eines Mergers. Ein Merger weist meist zwei DMX-Eingänge auf und generiert daraus einen neuen dritten abgehenden DMX-Strang. Beim Merger kann man meist einstellen, welcher der beiden DMX-Stränge als DMX-Wert ausgegeben wird: Entweder der Kanal mit dem höchsten Wert oder die Strecke mit der jüngsten Änderung. Kurz: Man kann oft auf einen HTP- oder LTP Modus umschalten. Weiterhin bieten einige Merger auch Prioritätsfunktionen an den Eingängen an. Hier wird dann entschieden, dass die DMX-Linie, die am Ausgang anliegt, die erste Priorität erhalten hat, wenn beide Linien DMX senden. Erst wenn die mit der ersten Priorität bestimmte Line ausfällt, wird die zweite Linie durchgeschleift. Damit ist man bereits schon sehr schnell im Fall der Fälle, birgt jedoch die Gefahr, dass ein Lichtsprung zu sehen ist, wenn von einem zum anderen Pult gewechselt wird. Insbesondere wenn der Ausfall z.B. mitten in der Überblendung erfolgt oder Moving Lights bzw. Scheinwerfer in Bewegungsloops angesteuert werden, da ja beide Pulte nicht auf dem gleichen Stand der DMX-Ausgangswerte stehen müssen. Auch wenn man die gleichen Cues beim Backup angewählt hat, so ist bei Bewegungsloops ja der Zeitpunkt des Aufrufens der momentanen Pan- und Tiltpositionen entscheidend.
Ein Splitter hat nicht nur die Aufgabe, die Begrenzung von DMX512 aufzuheben, um mehr als 32 Geräte an eine Linie anschließen zu können. Vielmehr ist der Splitter ein gestalterisches Hilfsmittel, um die DMX Verteilung sinnig durchzuführen. Diese Signalverteilung hat durchaus etwas mit Havarie zu tun, denn wenn z. B. ein DMX Strang ausfällt, weil eine Datenleitung einen Schluss hat, wird durch die galvanische Trennung, die ein guter Splitter auf jeden Fall aufweisen sollte, gewährleistet, dass sich der Fehler nicht weiter ausbreitet und nur in diesem Strang auswirkt. Auch kann die Verteilung der Stränge – wie z. B. Galerie oben rechts, Galerie Mitte rechts, Galerie unten rechts – die Fehlersuche erheblich beschleunigen. Denn wenn alle Geräte eines Steuerungsstrangs auf einmal ausfallen, wird das Problem doch meist auch in dieser Ebene zu finden sein. So wie man wichtige Scheinwerfer – für ein Solo auf der Bühne zum Beispiel – doppelt ausführt, sollte man bei einem DMX-gesteuerten gedoppelten Moving Light bzw. Scheinwerfer auch ein anderes DMX-Universum verwenden, um einem Ausfall des DMX-Stranges entgegenwirken zu können. Hier kommen wir auch an den Punkt, wie man seine Scheinwerfer oder Dimmer konfiguriert bzw. wie sie sich verhalten sollen, wenn das DMX-Signal ausfällt. Sehr bewährt hat sich die Einstellung, die momentane Position und Lichtstärke beizubehalten.
Bei plötzlicher Dunkelheit würde der Zuschauer sofort merken, dass hier etwas verkehrt ist. In dunklen Räumen kann auch große Unsicherheit und Unruhe entstehen. Denn eine Notbeleuchtung würde ja nicht anspringen, wenn nur das DMX ausgefallen, der Strom aber noch vorhanden ist. Bei einem gedoppelten Soloscheinwerfer dagegen könnte es eher vorteilhafter sein, wenn er ohne DMX ausgeht und der Ersatzscheinwerfer seinen Job antritt, um den Künstler wie gewohnt zu beleuchten und die Farbe zu wechseln bzw. bei der Folgestimmung eben nicht weiter den Raum zu erhellen.
Oftmals wird der Ersatzscheinwerfer synchron mit Helligkeit mitgefahren, sodass bei Ausfall eines Scheinwerfers sich nur die Helligkeit halbiert, der Look aber erst einmal gleichbleibt. Eine andere Art zu splitten, ist das Unterteilen der Beleuchtung in verschiedene unabhängige Gruppen. So kann z. B. die Moving Light-Gruppe unabhängig von der Weißlichtgruppe agieren, die wiederum unabhängig von den Verfolgerfahrern. Nun könnte man die Verfolger DMX-gesteuert mit auf das Lichtstellpult setzen und natürlich Dimmer (sprich Weißlicht) ebenfalls mit dem Lichtstellpult zusammen fahren. Dies bedeutet heute eigentlich die Normalität, insbesondere um bei den Verfolgern möglichst gleichbleibende Qualität sowie bei mehreren Verfolgern Synchronität der Ein- und Ausblend fades zu erzielen.
Auf der anderen Seite gibt es Produktionen, die die Verfolger über einen Caller dirigieren sowie ein Moving- Light-Pult und ein zusätzliches Dimmerpult einsetzen. Hier geht man davon aus, dass bei einem Pult-Ausfall noch zwei Bereiche – wie z. B. Verfolger und Weißlicht – ohne Qualitätseinbußen funktionieren. Der Moving-Light-Operator kann sich in der Zwischenzeit um sein Problem kümmern. So ist die Betreuung zweier Licht-Steuerungen zwar personalintensiver, garantiert jedoch eine akzeptierbare Verfügbarkeit des ganzen Showablaufs.
Damit nun beide Pulte eine lichtsprungfreie Übergabe erlauben, ist es notwendig, dass beide Pulte zur gleichen Zeit in der gleichen Stimmung sind. Das funktioniert nur, wenn alle Tastenbefehle auf beiden Pulten gleich erfolgen. Es ist noch nicht allzu lang her, da hatte man den Lösungsansatz verfolgt, dass eine Bedienkonsole entwickelt wurde, die ihre Befehlsketten an einen Rechenkern weitergeleitet hat.
Um nun eine Redundanz herzustellen, wurde ein zweiter Rechenkern mit den gleichen Befehlsketten gefüttert. Das war bereits die erste Form eines Full Tracking Backup. Jedoch bereitete die Synchronisierung beider Rechenkerne mit jeweils separaten Netzteilen, die alle auf der gleichen Masse arbeiteten, mehr Probleme, als wenn man nur mit einem Prozessor gearbeitet hätte. Somit war der Backupgedanke eher zu einem Problem geworden. In der nächsten Generation hatte man Pulte via Netzwerk zusammengeschaltet, da – mit das zweite Pult genau die gleichen Befehle ausführt wie das primäre Pult. Die beiden DMX-Ausgänge wurden dann über einen Merger zusammengeführt. Dabei ist man über zwei Phänomene gestolpert: Zum einen ergaben sich bei falscher Einstellung wie LTP am Merger oftmals Timingprobleme durch die kleine Verzögerung von einem zum anderen Lichtstellpult, sodass dann ein zittriges DMX-Ausgangsignal entstand.
Zum Glück sieht man dies meist gleich beim Systemaufbau und nicht erst mitten in der Show und kann sein Interface anderweitig aufbauen. Zum anderen musste man feststellen, dass Softwarefehler in beiden Pulten auch den gleichen Fehler hervorriefen. So sind z. B. dann beide Lichtmischpulte und der Sinn der Backups ging verloren. Die Lösung hierbei ist, dass das zweite Lichtpult im Netzwerk die Daten vom Masterpult zwar erhält, aber nicht gleich umsetzt, sondern wartet, ob das Master-Lichtpult noch mit seinem Heartbeat signalisiert, dass es noch nicht abgestürzt ist. Erst dann werden die Befehle als Full Backing Trackup umgesetzt. Ansonsten würde der letzte Befehl ignoriert, und das Pult würde sich, weil das ehemalige Pult ja kein Lebenszeichen mehr setzt, als neuen Master im Netzwerk vorstellen.
Mit aktuellen Netzwerken werden meist nicht nur zwei Lichtsteuerungen miteinander vernetzt, sondern mehrere Lichtmischpulte plus Medienserver, Dimmer und/oder entsprechend vielen Netzwerkknoten. Auch hier ist zu überlegen, was passiert, wenn eine Datenleitung zerstört wird oder ein Switch seinen Dienst versagt. Betrachtet man sich den Fall der Datenleitung, dann ist man geneigt, einfach eine zweite Leitung von Switch zu Switch zu legen. Steckt man die Ersatzleitung jedoch schon in beide Switche hinein, würde man hier einen Datenkreis schließen, der dafür sorgt, dass das Datenpaket andauernd im Kreis herumgeschickt wird und damit das Netzwerk wegen voller Auslastung praktisch tot legt.
Einige Switche erkennen diesen Zustand und machen dann mittels Data Storm Protection den Port zu. Diese Funktion wiederum kann bei großen sich wiederholenden Datenmengen wie bei Übertragung von ArtNet für eine LED-Pixelleinwand wiederum zu Problemen führen, sodass der Switch, der für eine Büroanwendung konstruiert wurde, diese Datenmengen fehl interpretiert und ebenfalls den Port zumachen wird. Hier wird auch deutlich, dass man einen Switch benötigt, der die Veränderung dieser Einstellung erlaubt, oder einen einfachen Switch, der diese Schutzfunktion nicht aufweist.
Eine andere Funktion, die ein Switch beherrschen sollte, um ein havariefähiges System herstellen zu können, ist das Rapid Spanning Tree. Auch hier wird eine Datenschleife geschlossen und beim Switch erkannt. Einer der Ports wird dann geschlossen. Sollte jedoch die Verbindung zueinander unterbrochen werden, dann wird automatisch der geschlossene Port wieder geöffnet und der redundante Weg steht wiederum zur Verfügung. Problematisch ist für den Operator, dass er meist nicht mitbekommt, dass ein Weg bereits einen Fehler aufweist und keinen Service anbietet, die gleiche Sicherheit wie vorher zu gewährleisten. Auch der Ausfall eines Switches kann mit einem zweiten abgefangen werden. Auch hier gilt das bereits gesagte, dass die Konfiguration für den Havariefall zugänglich sein muss und dass man den Austausch durch Umstecken realisieren kann. Alternativ kann man das Netzwerk so aufbauen und konfigurieren, dass redundante Wege möglich sind und entsprechend automatisch geschaltet werden.
Für die Bedienung des Systems benötigen wir letztendlich – und Gott sei Dank – auch Menschen. Auch Menschen können aus den unterschiedlichsten Gründen ausfallen. Es ist zwar wunderbar, wenn man einen zuverlässigen Mitarbeiter hat, der das komplette Wissen über die Show im Kopf hat. Aber wie sieht der Plan aus, wenn er – aus verschiedenen Gründen – nicht erscheint oder erscheinen kann:
Hat er einen Kollegen für den Notfall eingewiesen?
Bestehen Pläne, Notizen, Cuelisten mit Stichworten, wann welcher Cue bei welcher Szene ausgelöst werden soll?
Hier ist eine Dokumentation sehr hilfreich, die einen Ersatzmann für den Job vorbereitet. Ob nun das Textbuch mit den Cue-Aufruf-Notizen oder im Lichtstellpult die Kommentarfelder die nötigen Informationen liefern, bleibt selbstverständlich jedem selbst überlassen. Da der einzelne Operator an sich nicht mit seinem Ausfall rechnet, müssen diese Maßnahmen meist von „oberer Stelle“ angeordnet werden. Bei größeren Produktionen, bei denen mehrere Operator unter extremen Zeitdruck parallel arbeiten, hat sich auch das Einsetzen eines so genannten Jokers bewehrt. Dieser ist mit seinem Pult im Netzwerk verbunden, und hat keine direkten Aufgaben, wie Moving Lights, Weißlicht, LED-Screen o. Ä. zu bedienen. Er ist dazu da, sich um Probleme, wenn diese auftauchen sollten, effektiv zu kümmern, sodass die Operator ihre grundsätzliche Arbeit weiterführen können. Auch das hat im weiteren Sinne etwas mit Havarie zu tun, um eine möglichst reibungslose Produktion gewährleisten zu können.
Fehler treten auf. In unserem Bereich sind die Auswirkungen eines Fehlers weitestgehend berechenbar. Der Fehlerfall sollte geprobt werden, und die notwendige Zeit sowie zusätzlichen Maßnahmen müssten in der Kalkulation bzw. Planung mit einfließen, wenn man sich einen Ausfall nicht erlauben will. Natürlich gibt es auch Produktionen, bei denen sich ein Ausfall des Lichtes nur marginal auf die künstlerische Darbietung auswirkt. Hier benötigt man dementsprechend weniger Vorkehrungen. Man sollte aber die Verantwortlichen darauf aufmerksam machen, dass man für das organisatorische Backup Zeit benötigt, wie Ersatzmann zu trainieren oder die Simulation der diversen Ausfälle durchzuspielen. Das reine Hinstellen eines Ersatzpultes erfüllt die Anforderung einer umfänglichen Ausfallsicherheit – wie wir gesehen haben – aber nicht. Hat man seine Hausaufgaben durchgeführt, kann es im Fehlerfall dann nur noch heißen „Keine Panik auf der Titanic …“