Voll- und halbautomatisiertes Führungslicht: Automatisierte Followspots
von Stefan Junker, Artikel aus dem Archiv vom
Der klassische Followspot fristet seit jeher ein ziemlich stiefmütterliches Dasein in unserer glitzernden Showlichtwelt: Er verursacht zusätzlichen Aufwand, kostet zumindest zusätzliche Zeit und Nerven, wenn er in Ränge geschleppt, dort auf extra gebaute Podien gehievt werden muss und dann zu allem Übel auch noch Sitzplätze unverkäuflich macht. Wie sehen die aktuelle Entwicklungen hinsichtlich dieses oft verkannten und dennoch extrem wichtigen Werkzeugs der Lichtgestaltung aus, und wie ist der Stand automatisierter Lösungen?
Nicht selten müssen – vor allem auf Open-Airs und in Stadien – eigene Türme und Nester für ihn gebaut werden, ganz zu schweigen vom hohen Aufwand bezüglich Technik, Personal und Sicherheit bei aufwendigen Truss-Follows. Er ist auch kein gestalterisches Tool, generiert kein „Aaahhh“ und „Oooohhh“ im Publikum und ist daher für den Designer in den meisten Fällen kein spielerisches Element, sondern lediglich „notwendiges Übel“, um die Protagonisten auf der Bühne mit minimalem Streulicht möglichst effektiv in Szene zu setzen. Letztlich zeigt sich die Wertigkeit dieses Lichterzeugers auch in der häufigen Besetzung mit bestenfalls „sowieso mitreisendem Personal“, schlimmstenfalls mit jedem, der gerade während der Show nichts weiter zu tun hat …
Dabei ist gerade der Follow als primäres Führungslicht auf den zentralen Star des Abends sowohl rein objektiv als auch aus Sicht des Publikums eines der wichtigsten Elemente der Show – was sich unter anderem an dem massiv negativen Einfluss zeigt, den ein schlecht geführter, verzögerter, unkonzentriert oder anderweitig unprofessionell gehandhabter Verfolger auf eine Show haben kann!
Daher ist es nur recht und billig, diesem oft verkannten und wenig beachteten Werkzeug etwas Aufmerksamkeit zu schenken und einen Überblick über die aktuellen technischen Entwicklungen und Trends – vom „einfachen Follow-Update“ bis hin zum automatischen Trackingsystem – sowie deren wichtigsten Vertretern zu geben. Auf keinen Fall wird in diesem Beitrag dem klassischen Verfolger als „hässlichem Entlein der Veranstaltungstechnik“ aber durch die Lobpreisung vollautomatischer Trackingsysteme schon der Todesstoß versetzt.
Alles ist im Wandel … alles? Nein! Ein renommierter Hersteller im französischen Teil Europas widersetzt sich aus naheliegenden Gründen dem Bestreben, physische Verfolger durch ferngesteuerte Movinglights zu ersetzen. Aus diesem Grund entwickelte Robert Juliat mit dem „SpotMe“ die auf den ersten Blick einfachste Variante moderner Followsysteme. Hierbei wird als Grundidee der bestehende Verfolgerspot nicht ersetzt, sondern schlicht ergänzt. Mittels Interface lassen sich also dem manuell geführten Lichtpunkt zusätzliche Highlights aus dem Rigg hinzufügen.
Technisch gesehen funktioniert dies über den Ex- und Import sogenannter PSN-Daten („PosiStageNet“), einem Protokoll zum Erfassen, Tracken und Weitergeben von Positionsdaten beweglicher Objekte auf Bühnen. Hierzu muss lediglich der Follow auf vier Punkte der Bühne „eingemessen“ werden, um dessen Position in Relation zur Szenenfläche zu erfassen. Anschließend gibt nun das altbekannte Robert Juliat GT4000-Stativ über Pan/Tilt-Messgeber und einen SpotMe-Server diese PSN-Daten aus, die beispielsweise eine MAKonsole lesen und mit einem sogenannten Stage-Marker verknüpfen kann. Dieser wiederum lässt sich nun in der Konsole „Cue by Cue“ mit allen gewünschten oder benötigten Scheinwerfern des Systems verknüpfen und der klassische Follow so nach Bedarf um Spitz- oder Effektlichter verknüpfen – vorausgesetzt, auch diese Scheinwerfer sind in ihrer korrekten XYZ-Position im 3D-Raum der Konsole hinterlegt.
Auf der Prolight+Sound 2019 neu vorgestellt wurde weiterhin ein Interface namens „Maestro“, das nicht nur die Ausgabe von PSN, sondern eine Umrechnung und anschließende Ausgabe von Pan-Tilt-Werten ermöglicht, womit das SpotMe-System auch mit allen Konsolen außerhalb des PSN-Universums funktioniert. Entwickelt wurde das Interface dabei in Kooperation mit dem österreichischen Unternehmen Zactrack – ein Name, der uns später im Text noch begegnen wird.
Vorteile dieses Systems: Das Einrichten geht rasant schnell, es benötigt keinerlei Sensorik, Kameras o. ä. im Rigg. Das Setup beschränkt sich hardware-technisch auf eine Verbindung von Follow zu Pult. Weiterhin steuert das SpotMe- System selbst rein gar nichts, es greift also in keinster Weise in das gewohnte Setup ein, mergt keine Daten oder berechnet diese neu – hier werden lediglich Positionsdaten des Zielobjekts weitergegeben und anschließend nach Belieben vom Operator verwaltet und genutzt. Alle Scheinwerfer sind daher auch jederzeit noch komplett nutzbar – was völlig neuartige Effekte ermöglicht, z.B. Circlebewegungen um einen sich bewegenden Künstler usw.
Nachteil: Man benötigt nach wie vor einen konventionellen Followspot inklusive Bedienpersonal und auch den entsprechenden Platz dafür.
Gehen wir – zumindest dem optischen Erscheinungsbild nach – einen Schritt weiter, darf das „Ground Control System“ von PRG natürlich nicht fehlen. Dieses verfolgt dabei den primären Ansatz, die oftmals nur mit großem technischen, sicherheitstechnischen und organisatorischen Aufwand zu installierenden Truss-Follows zu vereinfachen, indem man Mensch und Maschine schlicht trennt.
Als Lichterzeuger kommen hier PRG GC Bad Boy, GC Best Boy, GC Long Throw oder der neue GC SuperRay zum Einsatz. Eine Ground-Control-Truss-Box bündelt DMX-, Video- und Kamerasteuersignale am Scheinwerfer und sendet diese per Glasfaserleitung an eine bis zu 600m entfernt stehende Remote-Unit. Dort bedient der Operator entspannt „seinen“ Follow und verfolgt das Geschehen auf einem an der Remote-Unit anbrachten Bildschirm – Haptik und Bedienung entsprechen also weitestgehend der üblichen Verfolgertätigkeit, ohne jedoch in der Nähe des Scheinwerfers arbeiten und schwitzen zu müssen.
Auch wenn der Ground Control kein Multi-Fixture-Controlling unterstützt, so lassen sich doch über einen Switch mehrere Movinglights einem Operator zuordnen, der diese dann abwechselnd und je nach Bedarf übernehmen kann – beispielsweise Scheinwerfer A für eine Führung auf der Hauptbühne, Scheinwerfer B für eine Verfolgung auf der B-Stage. Ungenutzte Scheinwerfer lassen sich parallel über eine Lichtkonsole ansprechen und so alternativ auch Showlicht nutzen. Ebenso entscheidet der Operator darüber, welche Funktionen – von einer kompletten Steuerung aller Parameter bis hin zu lediglich Pan/Tilt – der Followfahrer steuern darf.
Standpunkt auf drei Beinen: Robe „RoboSpot“ und LiteCom „Spotdrive“
Einen ähnlichen Weg der Trennung von Scheinwerfer und Bediener, darüber hinaus aber mit weiteren Funktionen versehen, gehen zwei weitere Hersteller von Remote-Systemen:
Robe bietet mit seinem „RoboSpot“ ein ebenfalls proprietäres System an, bestehend aus Remote-Unit und Robe-Scheinwerfern wie beispielsweise dem leistungsstarken „BMFL Followspot“ mit standardmäßig integrierter Kamera, oder auch in Kombination mit einer separaten MotionCamera mit anderen Robe-Scheinwerfern oder beliebigen Geräten mittels Ausgabe von PSN.
Bild: Stefan Junker
BMFL FollowSpot Dort wurden alle für einen Verfolgerscheinwerfer irrelevanten Leistungsbremsen wie Gobo- und Animationsräder entfernt, dafür aber eine Anschlussmöglichkeit für eine Kamera geschaffen, wie sie bei Verwendung des Robospot zum Einsatz kommt. Hier wird das LightMaster-Bedienteil zusammen mit einem Bildschirm auf ein Sensor-Tripod montiert und ermöglicht so die Remote-Steuerung
Bild: Stefan Junker
„LightMaster“ von Robe Ein konfigurierbares Bedienpanel zur seitlichen oder rückwärtigen Montage an einen BMFL Spot, Blade, WashBeam oder das neue FollowSpot-Modell
Im Gegensatz zum Ground Control System von PRG ermöglicht Robe allerdings dank „Multi Device Control“ die simultane Nutzung von bis zu zwölf Einheiten autark über eine BaseStation. Die manuelle Kalibrierung der Fixtures erfolgt dabei über mindestens zwei, zur exakteren und laut Hersteller „stadiongenauen“ Justierung bis zu fünf, möglichen Kontrollpunkten.
Das System wird mittels DMX oder Netzwerk (MA-Net1 & 2, ArtNet, S-ACN) in ein bestehendes Setup eingebunden, die Ausgabe der Daten an die Scheinwerfer erfolgt anschließend per DMX. Dies birgt leider den Nachteil, dieses System mit seinem vollen Leistungsumfang nicht „überall“ von FOH bis Dimmer-City in das Netzwerk einschleusen und beliebige Movinglights nutzen zu können, sondern physisch an ein aus dem RoboSpot gespeistes Universum gebunden zu sein.
Ein spezieller Control-Kanal in der DMX-Fixture-Chart ermöglicht dabei auch hier die Freigabe aller, lediglich bestimmter oder auch keiner Parameter der Scheinwerfer an das RoboSpot-System durch das Lichtpult.
Das System kann auch PSN ausgeben und so mit Hilfe des Pultes auch beliebige andere Scheinwerfer „steuern”. Das bringt auch hier wieder alle damit verbundenen kreativen Möglichkeiten und Effekte rund um das verfolgte Ziel. Das Spotting selbst bleibt für den Follow-Operator immer noch unkompliziert und das System ist innerhalb weniger Minuten aufgebaut und eingerichtet ist – was es touringtauglich macht.
Der Controller selbst ist neben einem obligatorischen Touchscreen zur Anzeige des notwendigen Kamerasignals und entsprechender Griffe zur Pan/Tilt-Steuerung auch mit diversen Fadern, Buttons und Encoder-Rädern versehen, die individuell und nach Bedarf mit Scheinwerferfunktionen oder Preset-Werten belegt werden können. Zusätzlich werden für einige Robe Scheinwerfer – aktuell BMFL, T1/T2, Esprite und Forte – manuelle Follow-Handles angeboten. Dieses LightMaster System operiert wie ein klassischer Follow, benötigt allerdings keinen dedizierten Scheinwerfer und kann daher flexibel eingesetzt werden.
Ein weiterer Vertreter dieser „Tripod-Stativ-Systeme“ ist der dänische Hersteller LiteCom mit seinem „Spotdrive“. Ähnlich dem Robe-Produkt ist auch hier über Monitor sowie diverse Tasten und Fader eine extrem weiche und ruckelfreie Fernsteuerung eines – dankenswerterweise herstellerunabhängigen – Movinglights mittels modifiziertem Kamerastativ realisierbar. Über die Einspeisung des generierten DMX-Signals in eine MA-Konsole und Verknüpfung mit den bereits erwähnten Stage-Markern ist weiterhin die zusätzliche und simultane Nutzung und Integration mehrerer Scheinwerfer möglich.
Nicht proprietär und ohne spezielle Hardware arbeiten Software-Lösungen wie beispielsweise „Spotrack“. Hier wird der Rechner mittels DMX-Interface zwischen Konsole und Scheinwerfer eingebunden, bis zu 20 Scheinwerfer über zwei Messpunkte kalibriert und anschließend mittels Maus bewegt. Ein oder zwei Kameras zeigen natürlich auch hier dem User das Geschehen auf der Bühne – unverzichtbar vor allem dann, wenn er sich nicht „front-of-house“, sondern „close-to-catering“ befindet und keine direkte Sichtverbindung zur Bühne hat.
Etwas komplexer als „Spotrack“ arbeitet dagegen das „Follow-Me“-System aus den Niederlanden. Zusätzlich zur reinen Software-Lizenz und Rechner finden sich hier noch eine Capture-Karte zur Einspeisung des notwendigen Kamerasignals, die Kamera selbst sowie eine spezielle Follow-Me-3D-Maus.Weiteres nützliches Zubehör wie eine FaderKonsole, Kamera-Mounting-Box, Netzwerkswitch und ArtNet-Knoten runden das Paket ab.
Nach dem Patching, der Eingabe der Positionsdaten der Scheinwerfer und der Definition der Bühnengröße werden bei Follow-Me die virtuelle mit der realen Ebene über neun Referenzpunkte abgeglichen. Zu diesem Zweck ist es notwendig, das Kamerasignal nicht nur als optische Referenz, sondern mittels Capture-Karte in den Rechner und damit in die Software einzuspeisen. Ohne weiteres Setup, Sensoren, Sender oder ähnlichem ist das System anschließend direkt startklar und Stand-Alone oder ähnlich den vorherigen Modellen nach Freigabe durch den Pult-Operator nutzbar. Eventuelle Höhenunterschiede auf der Bühne können aktuell noch mittels Fader in der Z-Achse verschoben werden – geplant ist hier allerdings bereits in naher Zukunft ein 3D-Stage-Setup mit der Möglichkeit, 3D-Objekte in das Stage-Layout zu integrieren und so Bereiche mit automatischem Z-Offset zu kreieren.
Interessant ist vor allem auch das praktikable Lizenzmodell von Follow-Me, das in drei Varianten zu erwerben ist. Follow-Me Lite ermöglicht dabei den Zugriff auf drei Scheinwerfer und ein Target, ist damit also das klassische Setup für eine One-Person-Show mit beispielsweise zwei Führungs- und einem Spitzlicht. Dieses System ist sehr kostengünstig, kann aber lediglich Stand-Alone genutzt werden und besitzt nur einen ArtNet-Ausgang.
Die zweitgrößte Lizenz nennt sich Follow-Me Lite+ und kann nun vier Scheinwerfer und damit auch Künstler auf CenterStages, Eislaufflächen oder anderen 360°-Spielplätzen verfolgen. Zudem ist hier ein ArtNet-Input implementiert, was einen Einfluss des Licht-OPs auf die benutzten Scheinwerfer zulässt – um beispielsweise lediglich Pan/Tilt an den Verfolgerfahrer abzugeben, Parameter wie Farbe, Dimming, Fokus oder Zoom stets selbst zu steuern oder sogar ungenutzte Scheinwerfer temporär im Showlicht-Setup zu verwenden.
Die „offene“ Lizenz schließlich ermöglicht die simultane Nutzung von bis zu 200 Movinglights und multipler Ziele sowie die Kommunikation mittels PSN – und damit weitere Möglichkeiten der Verwendung. Importiert man diese Daten beispielsweise aus Hebezeugen, Flugwerken oder ähnlichen Bühnenmaschinerien, besteht die Option eines autonomen Trackings ohne Sender und damit weitreichende, neue Varianten der Nutzung.
Mit „TraXYZ“ ist demnächst weiterhin eine autonome TrackingVariante von Follow-Me in Planung, die dann auch vollautomatisches Tracking ohne manuelle Führung ermöglichen soll. Hierfür benötigt das Ziel dann lediglich kleine Motion-Tracker als Sender und das Setup weitere Hardware-Komponenten, wie Antennen-Empfänger zur Positionsbestimmung der Targets.
Bild: Lena Voss
Follow-Me aus den Niederlanden ist ebenfalls komplett eigenständig und rechnergestützt (hier bei Rea Garvey)
Bild: Lena Voss
Follow-Me aus den Niederlanden ist ebenfalls komplett eigenständig und rechnergestützt (hier bei Rea Garvey)
Großer Vorteil all der bisher genannten Systeme ist durch die manuelle Führung eine sehr einfache und schnelle Inbetriebnahme – lediglich bei der Verwendung mehrerer Scheinwerfer muss die Position der Leuchten bekannt sein und dem System mitgeteilt werden, um hier synchrone Bewegungen zu ermöglichen. Es müssen keine Sensoren montiert und eingemessen werden und der Künstler muss keinen separaten Sender tragen. Aber: Das Tracking ist nur so gut wie derjenige, der den Follow hoffentlich über die gesamte Länge der Show aufmerksam bedient. Und auch der Personalaufwand ist gegebenenfalls bei mehreren Zielen relativ hoch.
»Das Tracking ist nur so gut wie derjenige, der den Follow – hoffentlich über die gesamte Länge der Show – aufmerksam bedient.«
Stefan Junker | über Vor- und Nachteile personengesteuerter Follow-Systeme
Aus diesem Grund soll an dieser Stelle natürlich auch die technische Spitze der automatisierten Followsysteme und das vollautomatische Tracking nicht vergessen werden. Hier gibt es vor allem zwei Anbieter, die sich – man kann es schon fast so sagen – den Weltmarkt aufteilen: Blacktrax aus Kanada und Zactrack, ein Unternehmen aus Österreich mit Sitz in Wien.
Beide Systeme wollen dabei keinen einzelnen Followspot ersetzen, sondern verstehen sich als neuartige, kreative Tools zur automatisierten Steuerung von Licht, Medieninhalten und Stage Kinetik. Darüber hinaus aber auch für SoundPanning, zur Steuerung beweglicher Kameras, Erzeugung von Augmented Reality oder für eine Vielzahl weiterer, ungeahnter Möglichkeiten der kreativen Interaktion von Bewegung und Veranstaltungstechnik (weitere Infos: www.blacktrax.cast-soft.com/ und www.zactrack.com).
Wer nun zwar den Namen Blacktrax kennt, Zactrack aber als Neuling einstuft, dem sei an dieser Stelle gesagt, dass die Österreicher – wenngleich noch nicht unter dem Namen Zactrack – bereits seit vielen Jahren am Markt präsent und aktiv sind. Erste automatisierte Schritte ging man schon im Jahr 2005, ab 2009 konnte bereits mit Holiday on Ice, dem Deutschland-Pavillon der Expo in Shanghai, Festinstallationen für Redbull und diversen Automessen ein reichhaltiger Erfahrungsschatz gesammelt werden. Sie avancierten so laut eigener Aussage zum Technologieführer im Bereich der automatischen Verfolgung.
Die Technik arbeitet auf den ersten Blick bei beiden Herstellern gleich: Sender am Ziel, Empfänger am Rigg, Einrichtung/Kalibrierung, Server/Software und Scheinwerfer – und doch gibt es kleine, aber feine Unterschiede: Im Gegensatz zum kamerabasierten Blacktrax arbeitet Zactrack funkbasiert, d.h. der Sender arbeitet nicht mittels optischen Infrarot-Beacons, sondern durch UWB-Funktracking störungsfrei im Bereich zwischen den WLAN-Bändern. Dies ermöglicht nicht nur, das die Sender vom Künstler nicht sichtbar getragen werden müssen, sondern bietet unter widrigen Umständen auch Vorteile in Umgebungen mit Bühnennebel, Pyrotechnik, bei Sichtbehinderungen durch Dekorationen und Aufbauten oder auch nur bei starkem Konfettiregen oder Outdoor-Wettereinflüssen. Zudem kann ein Funksignal auch außerhalb des sensorisch eingerahmten Bereiches empfangen und ausgewertet werden, sollte der Künstler einmal unerwartet von der Bühne springen.
Ein weiteres Highlight von Zactrack liegt laut Hersteller in der Hochpräzisionsmathematik für die Scheinwerferausrichtung in insgesamt acht(!) Dimensionen, die über XYZ, drei Orientierungswinkel und zwei Fehlerwinkel auf 100 Meter sein Ziel exakt trifft.
Blacktrax hingegen beansprucht für sich, mit dem optischen System eine Genauigkeit im Bereich von ± 1,5 mm zu erreichen – eine Range, wie sie mit funkbasiertem System so nicht möglich ist. Dies bedeutet, dass optische Systeme überall dort die erste Wahl sind, wo diese enorme Präzision und punktgenaue Messung mehrerer Beacons bzw. IR-LEDs („Stringers“) erforderlich ist, wie beispielsweise im Bereich der Medienanwendungen oder dem Mapping von Content auf sich bewegende, formstabile oder sich organisch verändernde Objekte.
Die Einrichtung der Systeme ähnelt sich im grundsätzlichen Ablauf und benötigt dabei drei Schritte: Im Fall von Zactrack muss nach dem Aufbau der – je nach Komplexität der Bühne – mindestens sechs, maximal 16 Empfänger („Anchors“) im Rigg, deren Positionen dem System mitgeteilt werden. Dies geschieht extrem praxistauglich schlicht über einen Leica-3D-Disto, der (mit spezieller Software ausgestattet) mit dem Zactrack-Server spricht und seine Daten nach dem „Beschuss“ der Anchor-Sensoren aus dem Nullpunkt heraus direkt an diesen übermittelt – fertig ist Schritt eins.
Blacktrax dagegen erkennt seine IR-Kamerasensoren durch ein manuelles „Wedeln mit dem Zauberstab“, im Original „Calibration Wand“ genannt. Was sich auf den ersten Blick sehr einfach und schnell anhört, benötigt in der Realität doch etwas Zeit, da der gesamte zu trackende Bereich bzw. Luftraum mit dem Stab „abgefahren“ werden muss.
Anschließend benötigt man bei Zactrack den extrem kleinen und leichten Sender am Zielobjekt und schon kann man dessen Bewegung im Raum beobachten. Blacktrax braucht in der Regel drei sichtbar am Körper getragene Stringers, um trotz Abschattung immer noch mindestens eine IR-LED im Sichtbereich der Kameras zu haben.
Was jetzt noch fehlt, ist – analog den bisherigen, manuellen Systemen – die Definition der Positionen aller im System gepatchten Scheinwerfer in Relation zu dem zu verfolgenden Objekt. Hier wurde bei Zactrack enormer Wert auf die Praxistauglichkeit gelegt, denn in der Realität sind Scheinwerfer nun mal nicht zwingend mathematisch korrekt an Traversen angebracht. Hier stimmen oftmals Abstände, Winkel, teilweise sogar die Geometrie ganzer Truss-Strecken nicht mit der planerischen Theorie überein – weshalb man eine Mathematik benötigte, der es prinzipiell egal ist, wie der Scheinwerfer im Raum hängt. Dies bedeutet aber auch, dass nicht die Eingabe dreier Koordinaten, sondern nur ein reales Einmessen auf verschiedene Punkte das richtige Ergebnis bringt. Dies ist aber oftmals eine Frage der Zeit auf der Baustelle. Daher bietet Zactrack mit dem „Zactrack-Puck“ – einem WLAN-fähigen Lichtmessgerät – eine äußerst praktikable und schnelle Möglichkeit der Fokussierung einer großen Anzahl an Movinglights. Hierfür werden nun vier Positionen (idealerweise sowieso einzurichtende, punktuelle Pan/Tilt-Presets wie Center, Guitar, Auftritt usw.) genutzt, eingemessen und in der Software hinterlegt. Der Abgleich mit den Scheinwerfern erfolgt nun über den WLAN-Puck, der (auf den Messpunkten liegend) nacheinander alle Scheinwerfer über die Ermittlung des höchsten Kontrastunterschiedes exakt darauf ausrichtet – eine Technik, die problemlos auch unter realen Tour-Bedingungen inklusive Arbeitslicht funktioniert.
»Der Mathematik ist es prinzipiell ziemlich egal, wie der Scheinwerfer im Raum hängt.«
Stefan Junker | über das Problem der Positionsdefinition aller im System gepatchten Scheinwerfer
Bei Blacktrax funktioniert die Positionierung der Scheinwerfer auf CAD-Basis. Änderungen zwischen Planung und Realität müssen hier so exakt wir möglich angeglichen werden, um nicht an dieser Stelle die mögliche Präzision des optischen Systems wieder zu verspielen.
Ein so eingerichtetes System ist nun in der Lage, mehrere Ziele automatisch und zuverlässig zu verfolgen. Beide Systeme liefern dabei alle möglichen Arten von Output-Streams für Scheinwerfer, Medienserver, Bühnenmaschinerie oder Sound-Panning – im Falle von Zactrack beispielsweise SACN, DMX, ArtNet, Midi, OSC oder PSN. Die Umrechnung der XYZ-Daten in physikalische Werte erfolgt dabei im ZactrackServer selbst. Dies ermöglicht so nicht nur die Übergabe der Positionsdaten, sondern auch die Ausgabe damit zusammenhängender Werte für Autofunktionen wie beispielsweise für Dimming, Fokus/Zoom oder Iris, um diese gegebenenfalls in Relation zum Abstand des Objekts anpassen zu können. Trotzdem verbleibt letztlich die Oberaufsicht an der Lichtkonsole, was nicht nur wie gewohnt die gesamte kreative Arbeit ermöglicht, sondern auch stets ein Fallback-Level auf ein statisches System im Falle eines Ausfalls des Systems bedeutet. Bis zu 13 zusätzliche (und auf separaten Universen patchbare) Kanäle pro Fixturetype ermöglichen dabei die spezielle Kommunikation, Editierung und Freigabe zwischen Konsole und Zactrack-Server.
Last but not least ist (wie schon beim Follow-Me-System angesprochen) auch bei Zactrack der Import von PSN-Daten aus anderen Komponenten der Bühnentechnik möglich und bietet damit weitere Optionen des Trackings – wie die Verfolgung eines Flugwerkes ohne Sender, einer konstanten Punktbeleuchtung trotz beweglicher Truss oder der Kombination aus Tracking eines wandernden Objektes mit Scheinwerfern an einer fahrenden Truss.
Es dürfte für Fotografen in naher Zukunft immer schwerer werden, großformatige Bildkompositionen von Bühne und Publikum zu gestalten, in denen die Köpfe des Publikums durch imposante „Lichtschwerter“ leistungsstarker Followspots von FOH, Rang oder eigens gebauten Türmen eingerahmt werden.
Es bleibt spannend, wohin die Reise letztlich gehen wird. Sicherlich ist es aktuell noch kein Thema, jeden einzelnen Follow durch ein vollautomatisches Trackingsystem mit einem Einstiegspreis im oberen fünf-, wenn nicht sogar sechsstelligen Bereich zu ersetzen. Doch gerade die Hybrid-Systeme mit manueller Führung, aber räumlicher Trennung von Scheinwerfer und Bediener, sind momentan bereits sehr stark im Kommen.
Aufwändigere Produktionen mit Designwünschen nach synchroner Steuerung mehrerer Movinglights arbeiten jetzt schon mit Systemen, die auch ohne automatische Erfassung der Zielobjekte bereits komplexe mathematische Algorithmen implementiert haben.
Und auch wenn der hohe Preis – und vor allem der nach wie vor skeptische Blick der Anwender – den Durchmarsch vollautomatischer Trackingsysteme noch bremst, werden sich diese nach Ansicht von Experten auf lange Sicht wohl letztlich als Standard etablieren. Eine Aussage von Zactrack-Gründer und CEO Werner Petricek bringt es dabei auf den Punkt: „Wir sind bereit, in Zeiten von Tesla & Co. unser Leben autonomen Fahrzeugen anzuvertrauen, aber wir glauben immer noch nicht, dass wir Scheinwerfer autonom steuern können?“
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