Das erste (und wie viele meinen auch das wichtigste) Glied in der langen Kette zwischen Musiker und Beschallungslautsprecher ist das Mikrofon – oder bei Bedarf die DI-Box. Und in der Regel gilt bei der Mikrofonierung: Was hier falsch gemacht wird, kann im späteren Signalweg nicht mehr korrigiert werden! Darum ist es wichtig zu wissen: “Welches Mikrofon kann eigentlich was?”
Je nach Mikrofonprinzip bieten die zahlreichen Mikrofontypen unterschiedliche Vorteile: Arbeitet man bei der Mikrofonierung bereits sorgfältig, erhält man ein gutes und brauchbares Signal, mit dem sich gut arbeiten lässt. Daher lohnt es sich unbedingt, einige grundlegende Kenntnisse parat zu haben, ehe man in den Mikrofon-Koffer greift. Generell lassen sich zwei grundlegende Mikrofontypen unterscheiden: Dynamische und Kondensator Mikrofone, wobei jeder dieser Typen nochmals in zwei Kategorien unterteilt werden kann. Insgesamt stehen also vier unterschiedliche Mikrofontypen zur Verfügung, von denen jeder seine spezifischen Vor- und Nachteile hat.
Dynamische Mikrofone bezeichnen in der Live-Praxis meist Tauchspulenmikrofone. In Live-Situationen sind dies wohl mit Abstand die am häufigsten verwendeten Mikrofone, da sie gegenüber physischen und mechanischen Stress am widerstandsfähigsten sind (zumindest solange man nicht auf Billigprodukte fernöstlicher Herkunft aus dem Elektrogroßhandel um die Ecke zurückgreift): sie geben nicht gleich den Geist auf, wenn sie einmal auf den Boden fallen, vom Schlagzeuger irrtümlicherweise anstelle eines Toms getroffen werden und auch vor voll aufgerissenen Gitarrenverstärkern machen sie eine gute Figur; aber auch in den Händen von Vokalisten sind einige der Klassiker gut aufgehoben und liefern zuverlässig gute Resultate. Ihre Richtcharakteristik (zu diesem Thema weiter unten mehr) ist normalerweise eine Niere oder Hyperniere.
Im Grunde funktioniert ein Tauchspulenmikrofon wie ein Lautsprecher − nur eben umgekehrt: Beim Tauchspulenmikrofon ist die Membran des Mikros fest mit einer als elektrischer Leiter dienenden Spule verbunden; diese Spule wiederum ist »eingetaucht« in ein Magnetfeld. Trifft nun Schall auf die Membran, bewegt sich folglich die mit ihr verbundene Spule im Magnetfeld, was zur Folge hat, dass eine Spannung induziert wird, die am Mikrofonausgang abgegriffen werden kann.
Vorteile: physische Robustheit, vertragen auch hohen Schalldruck, Richtcharakteristik normalerweise Niere oder Hyperniere.
Nachteile: Durch das Gewicht der Spule zuweilen etwas träge, insbesondere die Höhenwiedergabe kann etwas bedeckt klingen.
Bändchenmikrofon
Seit einigen Jahren findet man vermehrt wieder Bändchenmikrofone − vor allem im Studio liefert dieser lange Zeit fast vergessene Mikrofontyp zum Teil exzellente Resultate. Im rauen Bühnenalltag sind Bändchenmikrofone nicht unbedingt das richtige Equipment, da sie sehr empfindlich gegenüber physischen und mechanischen Belastungen sind; einen Sturz auf den harten Bühnenboden werden die meisten Ribbon Mics nicht unbeschadet überstehen. Aber auch die bauartbedingte 8er-Richtcharakteristik ist nicht unbedingt für die Bühnen dieser Welt geeignet. Allerdings bieten einige wenige Hersteller durchaus bühnentaugliche Mikrofone dieses Typs an, insbesondere für Vocals; der smoothe schmeichlerische Klang dieses Typus ist durchaus sehr angenehm. Aber sie bestechen auch durch eine sehr hohe Impulstreue und exakte Wiedergabe von Transienten, da das verwendete Bändchen sehr leicht und somit wenig träge ist.
Auch Bändchenmikrofone funktionieren nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion; ein Permanentmagnet erzeugt ein Magnetfeld, innerhalb dessen das (Gold oder Kupfer bedampfte Aluminium-) Bändchen platziert wird, das rechtwinklig zum Magnetfeld schwingen kann. Trifft nun Schall auf das Bändchen, so schwingt dieses im Magnetfeld und die induzierte Spannung kann nun am Mic-Ausgang abgegriffen werden. Bauartbedingt ist diese Spannung normalerweise eher gering, so dass auch nur ein recht geringer Ausgangspegel erzeugt wird, der nun mittels eines Übertragers hoch transformiert werden muss.
Vorteile: sehr smoother und angenehmer Sound, hohe Impulstreue
Nachteile: Hohe Empfindlichkeit gegenüber mechanischen und physischen Belastungen, 8er-Richtcharakteristik
Bis vor gar nicht allzu langer Zeit waren Kondensator-Mikrofone eher selten auf Bühnen zu finden − zumindest nicht auf Rock’n’Roll-Bühnen; in den Bereichen Jazz, Folk und Klassik sah das schon etwas anders aus und im Studio gehört dieser Mikrofontyp ohnehin seit jeher zur ersten Wahl.
Professionelle Kondensator-Mikrofon sind in der Lage, auch feinste klangliche Details einzufangen, für die ein Tauchspulenmikrofon zu träge und unempfindlich ist und ein Bändchenmikrofon vielleicht zu »dumpf« klingt. Auch aufgrund ihrer oft variablen Richtcharakteristik machen diese Mikros eigentlich in fast jedem Anwendungsbereich eine gute Figur. Aufgrund ihrer Bauart (und nicht zuletzt Preises) erwarten sie im harten Live-Betrieb etwas mehr Aufmerksamkeit. Insbesondere für Sänger und Sängerinnen gibt es seit einigen Jahren von renommierten Herstellern immer mehr Kondensatormikrofone, die speziell für den Einsatz auf den Bühnen dieser Welt entwickelt wurden und die sehr gute Resultate liefern.
Bei Mikrofonen dieses Typs bilden eine meist goldbeschichtete Membran und eine in minimalem Abstand dazu angebrachte Metallscheibe (technisch betrachtet die Gegenelektrode) einen Kondensator. Wenn nun Schall auf die Membran trifft, bewegt sich diese und der Abstand zur Gegenelektrode verändert sich − der Kondensator ändert mithin seine Kapazität; diese Kapazitätsänderung wird nun mittels einer mikrofoninternen Elektronik übersetzt in eine Spannungsänderung und diese geringe Wechselspannung auf einen brauchbaren Pegel verstärkt.
Zur Polarisierung der Gegenelektrode und zum Betrieb der Elektronik benötigt ein Kondensatormikrofon immer eine Spannungsversorgung. Dies geschieht normalerweise per 48 V Phantomspeisung vom Mischpult aus; die 48 V liegen auf Pin 2 und Pin 3 des XLR-Steckers an.
Vorteile: (sehr) hohe Klangqualität, variable Richtcharakteristik
Nachteile: Kapsel etwas weniger robust
Audio-Technica AE 5100-FElektret-Kondensatormikrofon mit Nierencharakteristik
Elektret-Kondensatormikrofon
Im Grunde unterscheiden sich Elektret-Mikrofone klanglich und hinsichtlich ihres Einsatzgebietes vergleichsweise wenig von echten Kondensator-Mikrofonen, sind aber in der Regel weniger flexibel hinsichtlich ihrer Richtcharakteristik und tatsächlich auch klanglich nicht ganz so fein auflösend wie ihre großen Geschwister.
Bei Elektret-Kondensatormikrofonen (auch dauerpolarisierte Kondensatormikrofone genannt) ist die notwendige Polarisationsspannung gewissermaßen im Kondensator »eingebrannt«; ein Elektret ist im Grunde nichts anderes als ein elektrisch isolierendes Material, welches permanent eine elektrische Ladung enthält. Der Name Elektret wurde in Anlehnung an das Wort Magnet entwickelt und weist das Elektret gewissermaßen als elektrostatisches Pendant zum Dauermagneten aus. Dieses Elektret bildet quasi die Gegenelektrode dieses Mikrofontyps.
Natürlich gibt es neben den entscheidenden Kriterien Mikrofontyp und Richtcharakteristik noch weitere Punkte, die beachtet werden können: Wie ist der Frequenzgang des Mikros? Eher linear oder werden bestimmte Frequenzen angehoben oder abgesenkt? Ein linearer Frequenzgang besagt, dass das Mikrofon praktisch alle Frequenzen gleichberechtigt wahrnimmt und somit einen möglichst neutralen Klang liefert; allerdings kann es durchaus wünschenswert sein, dass das Mikro bestimmte Frequenzen bevorzugt oder benachteiligt: die Folge ist ein mehr oder weniger »verbogener« Frequenzgang, der das jeweilige Mikro für bestimmte Anwendungsbereiche prädestinieren soll: Mikros für Bassdrums wird gerne eine deutliche Anhebung der Bassfrequenzen mit auf den Weg gegeben, Gesangsmikros sind oft im hohen Mittenbereich überbetont, sodass es der Stimme leichter fallen soll, sich durchzusetzen. So vorteilhaft diese Klangfärbungen zuweilen sein mögen, haben sie auch den Nachteil, dass das Signal bereits am Anfang der Audiokette verfärbt wird und diese Verfärbung nachfolgend durch den gesamten Signalweg gewissermaßen dem Signal eingebrannt ist.
Als letzter und abschließender Punkt sei an dieser Stelle noch der Grenzschalldruck (oder auch Maximum SPL, Sound Pressure Level) genannt: wie viel Lautstärke kann ein Mikrofon vertragen, ehe es in die Knie geht? Bei akustischer Musik (und vernünftigen Mikrofonen) spielt das meist keine entscheidende Rolle, aber bei Schlagzeugen und E-Gitarren sollte man schon darauf achten, dass das Mikrofon auch hohe Lautstärken (120 dBSPL und evtl. mehr) verkraften kann − bei Tauchspulenmikrofonen sollte dies in der Regel kein Problem sein.
Nahbesprechungseffekt: Gut oder schlecht?
Nahbesprechungseffekte treten ausnahmslos bei allen gerichteten Mikrofonen auf − dieses Modell wurde eher auf eine samtig-klare Wiedergabe hin entwickelt
Dieses auch Proximity-Effekt genannte Phänomen tritt ausnahmslos bei allen gerichteten Mikrofonen auf − und zwar umso stärker, je gerichteter das Mikrofon ist! Letztendlich führt dieser Effekt dazu, dass, je näher ein gerichtetes Mikrofon (bei ungerichteten Mikrofonen tritt dieser Effekt nicht auf) an eine Schallquelle herangerückt wird, desto stärker die tiefen Frequenzen überbetont werden. Dieser Effekt muss per se weder gut noch schlecht sein: Er kann dazu genutzt werden, etwas dünne Stimmen größer, oder beispielsweise auch eine metallische Snare dicker klingen zu lassen, aber er kann auch zu einem mulmigen und undurchsichtigen Klangbild führen. Sollte Zweites der Fall sein, können zwei Vorgehensweisen Abhilfe schaffen: zum einen kann man das Mikrofon etwas weiter von der Klangquelle entfernt positionieren, sollte dies nicht möglich sein, sollte man (entweder am Mikrofon selbst und/oder am Pult-Equalizer) ein Hoch-Pass-Filter (oft auch Low-Cut oder Trittschallfilter genannt) aktivieren.
Hallo!
Ich schreibe meine Vorwissenschaftliche Arbeit über Mikrofone und ihre Funktionsweise und würde diesen Artikel gerne als eine Quelle benutzen. Da ich für das Zitieren den Vor – und Nachnamen des Verfassers brauche, sowie das Veröffentlichkeitsdatum des Artikels, bitte ich darum dass sie mir diese Informationen zur Verfügung stellen.
Dankeschön & Liebe Grüße,
Marieta Skoro
Hallo!
Ich schreibe meine Vorwissenschaftliche Arbeit über Mikrofone und ihre Funktionsweise und würde diesen Artikel gerne als eine Quelle benutzen. Da ich für das Zitieren den Vor – und Nachnamen des Verfassers brauche, sowie das Veröffentlichkeitsdatum des Artikels, bitte ich darum dass sie mir diese Informationen zur Verfügung stellen.
Dankeschön & Liebe Grüße,
Marieta Skoro