GDTF-Builder in der Praxis | Teil 3: PhysicalDescriptions
GDTF – light is physical
von Herbert Bernstädt,
Mit PhysicalDescriptions wird im GDTF-Builder das Scheinwerferlicht selbst definiert. Darüber hinaus sammeln sich hier die Daten für genaue Simulationen, Strombedarf und Kabellisten.
Für das Preprogramming sind eher die „Echtzeit“-fähige Umsetzung von einem Szenenbild zum nächsten bzw. die laufenden Bewegungen des Lichtes ausschlaggebend. Dagegen wünscht man sich für ein Rendering sehr realitätsnahe Ansichten. Man möchte ja einen Kunden vom Messestand oder Bühnenaufbau überzeugen. Beidem gemein ist jedoch: Je näher die Realität in der Simulation erreicht wird, umso weniger muss anschließend in der Praxis nachgearbeitet werden. So ist z. B. beim Preprogramming die Auswahl der richtigen Lichtfarbe wichtig, wenn man anschließend nicht groß korrigieren möchte. Dementsprechend wurde in dem GDTF-Builder das Kapitel „PhysicalDescriptions“ integriert. Damit gibt man dem GDTF-Protokoll, und eben auch der Preprogramming- oder Rendering-Software, die bestmögliche Daten-Grundlage für eine überzeugende Simulation mit.
Emitters/Quellen
Die Reise jeden Lichtes beginnt in deren Quelle: dem Emitter, also dem Aussender. Zunächst ist die Art der Lichtquelle egal, ob Entladungslampe, LED oder Halogen. Unter dem Software-Tab „Emitters“ kann man nun eine oder mehrere Lichtquellen benennen bzw. hinzufügen. Zuerst gibt man der Lichtquelle einen Namen und definiert den Farbort mit x- und y-Werten des CIE1931-Farbdreiecks. Mit dem dritten Wert kann man noch die Intensität des Farbortes festlegen, was die Farberscheinung auf dem Monitor beeinflusst. Da man beliebig viele Emitter hinzufügen kann, sind auch Scheinwerfer mit einer Rot-, Grün-, Blau-, Amber-, Indego-, Deepred- oder Lime-LED-Engine einfach umsetzbar. Wer es exakter darstellen will, kann auch das emittierte Spektrum der Lichtquelle im CSV-Format hochladen. Dabei handelt es sich um eine einfache Textdatei, die die Amplitude zur zugehörigen Wellenlänge auflistet und mit einem Semikolon voneinander trennt. Man kann eine Excel-Datei, wie sie z. B. von einigen Spektrometern ausgegeben wird, in Excel auf 1 normieren und als CSV exportieren und in den GDTF-Builder hochladen. Dabei gibt es keine Begrenzung der längsten bzw. kürzesten Wellenlänge. Später unter der Rubrik „DMX“ kann man dann auf die Spektren verlinken, so dass diese dann entsprechend bei der Simulation verwendet werden.
Emitters
Hinzufügen von Lichtquellen – Der Pfeil zeigt auf den Emitter, dessen Parameter im folgenden Bild ersichtlich sind
Emitter white – Die dominante Wellenlänge wird notwendig, wenn man keine Farbe definiert hat. „Diode Part Number“ hat mehr Dokumentationscharakter, damit man weiß, von welcher Diode die Parameter hier verwendet wurden
Verwendet das Lichtstellpult GDTF-Files, kann es auch die Spektren nutzen, um z. B. bestimmte Farben zu mischen. Der Vorteil hierbei wäre: Trotz unterschiedlicher Produkte mit unterschiedlichen Farbmischungen käme man sehr nahe an die gewünschte Farbe heran, ohne von Typ zu Typ die gleiche Farbe separat suchen zu müssen. Es geht auch ohne, jedoch ist dann die Simulation nicht so exakt, wie sie sein könnte.
Der Emitter hat ein Lichtspektrum geliefert – nun ziehen wir Frequenzanteile mittels Filter wieder ab. So erreichen wir eine bestimmte Farbtemperatur, Farbqualität (bei High-CRI-Filter) oder mischen schlicht eine andere Farbe wie bei einem CMY-Farbmischsystem. Auch hier kann man – wie bei den Emittern – ein Spektrum hochladen. Dem ersten Anschein nach würde man davon ausgehen, dass hier das Spektrum der Filterwirkung als Eingabe erwartet wird. Das wäre zwar physikalisch richtig, würde aber den erheblichen Mehraufwand seitens der Berechnung und Messung der Filterwirkung bedeuten. Deshalb wird zurzeit das Spektrum des Lichts, das vom Scheinwerfer mit dem eingesetzten Filter emittiert wird, verwendet.
Über der grafischen Darstellung des Spektrums, welches man als CSV eingeladen hat, findet man auch das Auswahlfeld „Interpolation“ mit den Werten Linear, Step oder Logarithmisch. Während man bei LED-Lichtquellen von einer linearen Dimmung ausgeht, ist sie bei dichroitischen Filtern alles anderes als linear. Zwar kann man die Interpolation noch auf Step (für Filter, die nicht linear in den Strahlengang hineingefahren werden, wie auf einem Farbrad) oder auf logarithmisch umstellen. Jedoch wird dies meist dem wirklichen Übergang von einem zum nächsten Stellwert nicht gerecht. Deshalb hat man hier die Möglichkeit, für verschiedene Ansteuerwerte des Filters verschiedene Spektren zu laden. Dazu gibt man das Spektrum für einen %-DMX- Wert ein. Für die meisten Fälle reichen 20%-Schritte.
Zu den Beleuchtungsplänen gehört auch der Kabelplan. Auch hier erhält man von einigen CAD- bzw. Simulationspro- grammen Unterstützung, sodass am Ende komplette Listen mit den benötigten Kabeln, Plugboxen, Unterverteilern usw. generiert werden können. Damit nun beim Import eines GDTF-Files in einem solchen Programm auch klar ist, ob man den Scheinwerfer mit drei- oder fünfpoligem XLR oder gar Ethernet verkabeln kann, findet man beim GDTF-Buil- der unter der Rubrik PhysicalDescriptions neben Emitters und Filters auch den Reiter Connectors. Hier kann man aus einem Auswahlfeld die am Gerät vorhandenen Steckverbin- der aussuchen und auflisten.
Connectors und Leistungsaufnahme
Connectors – Irgendwo muss auch definiert sein, wie der Scheinwerfer angeschlossen wird. Zurzeit hat man es neben den Lichtquellen und Filtern platziert
Power Type – Verschiedene Steckverbinder stehen zur Auswahl
Power – Die Leistungsaufnahme in Watt, darunter der Leistungsfaktor. Einfacher wäre es, die Scheinleistung in VA einzutragen, um die Belastung im Stromnetz zu berechnen
Setzt man einen Haken im „Enable Power Consumption“- Feld, werden weitere Eingabefelder aufgeführt. In ihnen wird die elektrische Anschlussleistung definiert. Somit steht einem automatischen Listengenerator und Stromverteilungsplänen nichts mehr im Wege: Man hat mit dem GDTF-Format alle notwendigen Informationen zusammen.