Zum ersten Rental Talk trafen sich Christian Czimny, Andreas Flemming, Ebi Kothe und Production-PartnerChefredakteur Marcel Courth im Vermietlager von Publitec. Schwerpunktthema des ersten Talks: LED-Videopanels im Rental-Geschäft.
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Für den ersten Rental Talk konnte Production Partner Publitec als Host gewinnen, als Gäste begrüßen konnte Production-Partner-Chefredakteur Marcel Courth: Andreas Flemming (Geschäftsführer Publitec), Christian Czimny (R&D Director Europe bei Absen) und Ebi Kothe (Geschäftsführer EMP Produktion). Themenschwerpunkt – passend zur ISE im Frühjahr 2019 – waren LED-Videopanels. Und so kreisten die Gespräche dann auch um Entwicklung, Technologie, Angebot und Nachfrage und natürlich auch die Kriterien zur Auswahl von LED-Wänden.
Service-Dienstleistungen von Publitec
Andreas Flemming: Publitec vorneweg ist natürlich erst einmal eine klassische Rental Company. Darüber hinaus bieten wir aber auch Produktionsunterstützung in Form von Planung und Durchführung inklusive Personalsupport des Gewerks Video an. Dabei achten wir natürlich darauf, nicht sichtbar als Publitec in Erscheinung zu treten. Daher sind weder unsere Cases gelabelt, noch tragen unsere Techniker Publitec-Shirts. Weiter noch, wir treten natürlich optisch – wenn kundenseitig gewünscht – auch in der Arbeitskleidung des Auftraggebers auf. Daneben bieten wir auch im Bereich Logistik und Werkstatt Servicedienstleistungen an.
Das Unternehmen Absen
Christian Czimny: Absen ist ein chinesisches Unternehmen aus Shenzhen. Für alle, die es nicht kennen: Salopp sagt man, Shenzhen ist das Silicon Valley der LED-Industrie. Insgesamt hat Absen weltweit 1.500 Mitarbeiter, hat letztesJahr 288 Mio. Euro umgesetzt und ist seit zehn Jahren in Folge die Nr. 1 in Bezug auf den Export von LED-Produkten aus China heraus. Teil der Unternehmensstrategie ist es, alle Regionen und wichtigen Länder adäquat abzudecken mit Ansprechpartnern in der jeweiligen Muttersprache, eigenen Niederlassungen, Salesteams und natürlich auch Serviceabteilungen. Seit 2013 gibt es z. B. eine eigene deutsche Niederlassung in Rüsselsheim.
Wie schaut es in der Entwicklung von LED-Wänden aktuell aus?
Christian Czimny: Grundsätzlich gibt es verschiedene Ansätze und Techniken. Entwicklungstrends gehen einerseits in Richtung COB-Technologie, dabei werden die einzelnen LEDs auf einer Platine aufgebracht und dann versiegelt. Da hat Absen Anfang 2018 schon erste Produkte vorgestellt. Die aktuelle Technik ist aber noch SMD (Surface Mounted Device), auch dort finden Weiterentwicklungen statt. Denn je kleiner der Pixelpitch ausgeführt ist, je kleiner ist das Bauteil der LEDs und je empfindlicher wird die Wand insgesamt. Der Trend geht daher dahin, die LED-Panels robuster ausführen zu können. Daher entwickeln wir bei Absen die IMD-Technologie (IntegratedMatrix Device), deren Ziel es ist, kleinere Pixelpitches anbieten zu können – aber insgesamt robuster zu werden.
Entwicklung und Nachfrage aus Rental-Sicht
Christian Czimny: Momentan liegt die Grenze bei der konventionellen SMDTechnologie bei 1,5 mm Pixelpitch. Und für den Rental-Bereich sind Module mit diesem geringen Pixelpitch aktuell auch zu empfindlich. Daher müssen wir wieder robuster werden. Im Grunde war die Nachfrage der Kunden schneller, als die Hersteller technologisch hinterher kamen. Aber wir haben auf der diesjährigen ISE 2019 eine neue Lösung mit dem Namen Fine Pixel Generation vorgestellt, die mit Hilfe der IMD-Technologie einen Pixelpitch von 1,5 mm bietet und gleichzeitig ausreichend robust ist.
Andreas Flemming: Wir sehen das ähnlich … Wir haben definitiv die Nachfrage nach hochauflösenden LEDs auch mit einem Pixelpitch von unter 2 mm, sehen aber aus unserer Sicht aktuell noch kein Produkt, welches dem Rental-Markt angepasst ist. Zum einen sprechen wir über Aufbau- und Einrichtzeiten, die mit den zur Verfügung stehenden Produkten für den Live-Entertainmentbereich viel zu lange dauern, und zum anderen ist für uns als Vermietunternehmen die Stabilität und Robustheit ganz entscheidend. Wir würden sicherlich auch in hochauflösende Systeme investieren, wenn es denn Event-taugliche Produkte am Markt gibt. Schön zu hören in dieser Runde, dass die Entwicklung genau in diese Richtung geht und dabei auch an die Möglichkeit gedacht wird, dass wir selbst Reparaturen an den Wänden in dieser feinen Auflösung in unserer Werkstatt selbst durchführen können.
Binning und Kalibrierung
Christian Czimny: Das Binning und auch die Kalibrierung sind entscheidende Faktoren bei der Qualität von LED-Produkten. Denn die Farbtreue und auch die Homogenität werden von den beiden Merkmalen beeinflusst. Im Rental-Bereich kommt dem noch eine besondere Anforderung hinzu, denn die einzelnen Module müssen – egal in welcher Anordnung und Kombination – miteinander spielen. Das müssen wir als Hersteller natürlich gewährleisten. Um Binning nochmals kurz zu erklären: Man definiert bei LEDs die Wellenlängen der einzelnen Farben (RGB) und je kleiner die Toleranzen sind, desto gleichmäßiger ist natürlich die Farbwiedergabe. Dabei gibt es aber technologische und kostenseitige Grenzen, daher lässt man Abweichungen zu. Diese kleinen Unterschiede werden dann über die elektronische Kalibrierung wieder homogenisiert.
Andreas Flemming: Wir müssen unsere Wände alle paar Monate natürlich kalibrieren, um unseren Kunden eine homogene LED-Wand anbieten zu können, aber der Aufwand und die Probleme sind völlig akzeptabel.
Elektromagnetische Verträglichkeit
Ebi Kothe: Die Elektromagnetische Verträglichkeit bedeutet ja, dass keine anderen wichtigen Frequenzen – Rettung, Polizei, Militär und Feuerwehr – gestört werden dürfen. Und aus dem Markt haben wir ja schon des Öfteren mitbekommen, dass Messungen gemacht wurden und dann im schlimmsten Fall der Betrieb untersagt wird. Bei LED-Produkten, die über andere Quellen – vielleichtsogar direkt aus Fernost – bezogen werden, kann das natürlich schon ein Problem sein.
Christian Czimny: Das ist ein Thema, das an uns als Hersteller immer wieder herangetragen wird. Zu allererst muss ich dazu sagen, dass die EMV-Prüfung Teil des CE-Zertifikates ist und diese Prüfung schon in China stattfindet. Die Labore und Messungen dort sind auf einem ähnlichen Niveau, wie hier, weil eben die Messprodukte und -verfahren die gleichen sind. Also haben alle Produkte mit einem CE-Zertifikat die EMV-Prüfung bereits bestanden. Dazu muss man unterscheiden zwischen Industrieprodukten und Produkten für den Heimbereich – denn die EMV ist in zwei Klassen A und B unterteilt. Die niedrigere Klasse A reicht für unsere Anwendungsgebiete aus. In Deutschland ist es vielleicht auch eine kulturelle Eigenart, nur den eigenen Zertifikaten zu trauen, aber die Prüfung hier ist im Grunde redundant und man wird in Deutschland nicht zu anderen Messergebnissen kommen. Beim Kauf direkt in Fernost gilt man nach europäischem Recht als der„Inverkehrbringer“ und ist dann haftbar für alle möglichen Probleme, die das Material verursacht. Da empfiehlt es sich Geräte bei europäischen bzw. deutschen Niederlassungen zu kaufen.
Produktstabilität und Entwicklungszyklen
Marcel Courth: Die schnellen Entwicklungszyklen, die natürlich mit dem rasanten technologischen Fortschritt der LEDs zusammenhängen, beschäftigen im positiven und negativen Sinne die Branche sehr. Die kreativen Planer freuen sich über neue Lösungen und Möglichkeiten, die Rental und Production Companies stehen aber dadurch vor großen Herausforderungen, genau auf die Produkte zu setzen, welche sowohl vom Markt nachgefragt als auch langfristig durch die Hersteller supported werden.
Andreas Flemming: Für uns als Rental Company ist das eines der wichtigsten Kaufkriterien: Wie lange wird das Gerät am Markt bestand halten und wie lange benötigen wir, bis es sich amortisiert hat? Man muss auch nicht unbedingt der Early Adopter sein, womit wir bisher ganz gute Erfahrungen gemacht haben. Bestenfalls behalten die Produkte auch dann noch ihre Wertigkeit und Nachfrage, wenn womöglich schon in neue Technologie investiert wurde. Das ist dann für einen möglichen Abverkauf der gebrauchten Ware noch sehr wichtig. Gerade im LED-Bereich gibt es da noch viele Anwendungsbeispiele, wo ältere Wände sehr gefragt sind – z. B. im Rock’n’Roll bzw. bei Festivals.
Kaufentscheidung: Tipps und Kriterien
Christian Czimny: Der erste wichtige Punkt ist der Betrachtungsabstand. Also wo stehen Zuschauer oder – wie im TV-Studio – die Kameras. Denn je kleiner der Pixelpitch, je hochauflösender die Wand und desto kleiner auch der Betrachtungsabstand. Die hochauflösenden Wände sind natürlich hochpreisiger als LED-Panels mit höheren Pixelpitches. Ein anderer Wert ist die Helligkeit von LED-Wänden. Auch Indoor spielt Helligkeit oft eine wichtige Rolle. Das mag man erst einmal nicht meinen, aber in der neuen Architektur mit vielen Glasflächen ist eine hohe Lichtleistung dann doch schnell wieder entscheidend.
Andreas Flemming: Wenn man die technischen Spezifikationen mal außen vorlässt, ist für uns als Vermietdienstleister wichtig: Wie schnell lässt sich die LED-Wand montieren und wie viele Techniker sind dafür notwendig? In diesem Zusammenhang stellt sich dann auch die Frage, wie wenig wahrscheinlich ist es, dass dabei Beschädigungen auftreten? Und wenn doch, dann muss auch die Möglichkeit bestehen, dass man die Geräte selbst reparieren kann. Und das natürlich so einfach wie möglich. Zu guter Letzt sind die Strukturen des Herstellers ganz entscheidend für den Käufer bzw. Anwender. Dabei spielen Haftungsfragen eine wichtige Rolle. Aber auch die Nähe und das Engagement des Herstellers, bei Service- oder anderweitigen Problemen kurzfristig und zufriedenstellend zu helfen, ist ein ganz entscheidendes Kriterium.