DT Videolabs zählt zu den Pionieren bei Audio-/Videozuspielung, Redezeitanzeige oder Recording. Bisher waren Lösungen wie PlaybackPro Plus in Ausschreibungen von Konferenz- und Galaveranstaltungen zu finden und auch bei Agenturen und Ablaufregisseuren beliebt. Wie schlägt sich PlaybackPro Plus heute?
Es gab diesen kurzen Augenblick, in dem sich Techniker vor Geräten wie dem „Grass Valley Turbo iDDR“ wiederfanden und mit „neuen digitalen Medien“ Videos aufzeichneten und abspielten. Solche Geräte, die halb Rechner und halb Festplattenrecorder waren, wurden Dank günstiger und leistungsfähiger Hardware im Consumer PC-Bereich schneller abgelöst als ihre Vorgänger. Erschwingliche Rechner allein reichen aber nicht aus für einen Paradigmenwechsel. So waren es unter anderem die Software-Entwicklungen aus dem Hause DT Videolabs, welche der neuen Hardware Leben einhauchten. Die Produktpalette bietet Lösungen für Audiozuspiel, Redezeitanzeige, Recording und Videozuspiel.
Nachdem wir uns bereits mit Mitti von Imimot beschäftigt haben, widmen wir uns in unserer Serie „Videozuspiel unter 1.000 Euro“ jetzt einem der Pioniere der Branche. Für das Videoplayback gibt es zwei Versionen: PlaybackPro und PlaybackPro Plus. Da wesentliche Funktionen wie Crossfades, Netzwerkfernsteuerung, Freeze auf dem letzten Frame und das Verwenden von Bildern nur in der Plus-Variante zur Verfügung stehen, betrachten wir hier diese Version. Der letzte Unterschied zur abgespeckten Version sind zusätzliche Gamma-Einstellungen in PlaybackPro Plus – alle anderen Features sind in beiden Versionen enthalten.
Eins muss man den Entwicklern aus Arizona lassen: Das Interface zur Bedienung war von Anfang an effizient und sinnvoll gestaltet. Deshalb überrascht es nicht unbedingt, dass sich seit 2009 optisch gar nicht viel getan hat. PlaybackPro Plus bietet Zugriff auf alle wichtigen Einstellungen im Hauptfenster.
Aus der Cueliste heraus lassen sich Clips per Klick auf den „TAKE“-Button direkt startet. Das „#-Feld“ gibt die Möglichkeit, die Clips mit einer frei wählbaren ID zu versehen, über welche die Cues via TCP, UDP oder Simple Sync direkt gestartet werden können. In der Title-Spalte sind die Namen der Cues vermerkt, die aber auch beliebig geändert werden können. Die Felder „Comment“ und „Section“ bieten zusätzlichen Platz für Kommentare und Informationen. Es folgt die Anzeige der Gesamtdauer des Clips. Bilder können hier nicht mit einer eigenen Anzeigedauer versehen werden, selbst eine einfache Slideshow lässt sich damit leider nicht realisieren.
Es gibt eine Checkbox für die „Loop“-Funktion und einen Slider, mit dem man von Crossfade über Cut bis hin zur kurzen Pause vor dem Neustart des Films wählen kann. Die „Freeze“-Checkbox stoppt den Clip auf dem letzten Frame. Wenn die „Link“-Option zusätzlich aktiviert ist, wählt PlaybackPro bereits den nächsten Cue an, welcher dann per Entertaste gestartet werden kann. Ist nur der Link aktiviert, so wird der darunterliegende Cue markiert und nach Ende des aktuellen abgespielt. Achtung: ändert man die Markierung auf einen anderen Cue während der Clip läuft, wird mit Ende des laufenden Clips der neu markierte Cue gestartet. Das kann praktisch sein, wenn man es weiß, aber auch eine Falle, wenn nicht.
Auch bei der Linkfunktion bietet der Schieberegler die Möglichkeit, Einstellungen von Crossfade über Cut bis hin zur kurzen Pausen zwischen den Wiedergaben vorzunehmen. Man erkennt also auf einen Blick, wie sich die Clips zueinander verhalten werden, welcher gerade läuft, welcher folgt, ob automatische Wechsel passieren oder Bilder stehen bleiben. Diese Übersichtlichkeit könnte einer der Gründe sein, weshalb PlaybackPro so häufig in Ausschreibungen von Konferenz- und Galaveranstaltungen zu finden ist, denn auch Agenturen und Ablaufregisseure haben diese klare Struktur zu schätzen gelernt.
Im unteren Teil der Bedienoberfläche teilt sich PlaybackPro in Preview und Programm. Die Funktionen für In- und Out-Points, Fadezeiten, Geometrie-, Bild- und Lautstärkeoptionen sind hier organisiert und auf der Preview als auch Programmseite verfügbar. Das erlaubt das stille Editieren im Off oder bei einer Probe auch live zusammen mit den Protagonisten auf der Bühne oder dem Regisseur. Wer Eigenschaften mehrerer Cues gleichzeitig bearbeiten möchte, gelangt über das Action Menü oben links zum Menü „Edit Multiple“.
In der unteren Mitte finden sich die Vorschauanzeigen von Preview und Programm und darüber globale Funktionen für beispielsweise Fadezeiten beim Betätigen der Take- oder End-All-Taste. Die abgelaufene und verbleibende Zeit eines Cues ist jederzeit klar ersichtlich. Mit den Buttons Goto 10, 20, 30 lassen sich Übergänge am Ende eines Videos besonders gut proben, denn mit diesen springt man zu den letzten 10, 20 oder eben 30 Sekunden eines Videos.
Schon lange schwört PlaybackPro auf ProRes 422 als bevorzugten Codec. Für die Verwendung von in H.264 komprimierten Dateien wird ein MOV-Container empfohlen. Vom MP4-Container wird sogar offiziell abgeraten. Werden die Systemanforderungen erfüllt, so ist das Abspielen von Videos in UHD-Auflösung kein Problem. Bei längeren Video-Cuelisten kann PlaybackPro schon etwas träge werden, wenn die Dateien nicht im bevorzugten Dateiformat angeliefert sind. Wenn es die Chance gibt, lohnt sich also eine Konvertierung in ProRes 422.
DT Videolabs empfiehlt, Bilder in der Auflösung des Outputs anzulegen. Wer die Möglichkeit hat und automatisch von einem Bild zum nächsten Cue wechseln will, muss das Bild in ein Video umwandeln. Audiodateien lassen sich auch in PlaybackPro laden und abspielen. Die Vorschaubilder zeigen dann die Information „Audio only“ – dieser Text wird aber nicht auf den Videoausgang gesendet, das Bild bleibt schwarz. Wer Audio oder Videodateien mit Mehrkanalton routen will, muss dies über die Apple-Audio-/MIDI-Einstellungen konfigurieren – diese Einstellungen gelten dann für alle Clips.
Tipp: Formatierung
Mit Davinci Resolve von Blackmagic Design gibt es eine kostenlose und zuverlässige Möglichkeit, Videodateien bis UHD-Auflösung zu konvertieren. Alternativ funktioniert auch MPEG Streamclip für die meisten Fälle, insofern die Pro Format Codecs auf dem System vorhanden sind. PlaybackPro Plus wird auch einige andere Videoformate abspielen, offizielle Angaben dazu werden aber nicht gemacht. Tipp: Wenn Quicktime es abspielt, dann spielt es PlaybackPro in der Regel auch.
Zur Unterstützung von PDF-Dokumenten gibt es keine offiziellen Angaben. Eine PDF-Datei lässt sich laden, rattert dann aber binnen weniger Sekunden von der ersten bis zur letzten Folie durch und endet im Schwarz, wenn man nicht den Freeze-Button betätigt. Diese „Funktion“ taugt höchstens zur Darstellung eines PDFs mit nur einer Seite … und sollte dies doch zu Problemen führen – es war nie ein offizielles Feature.
Für einen reibungslosen Showablauf sollte man auch die Empfehlungen aus der Preflight Checklist durchgehen und anwenden. Die Checkliste ist über die Hilfe aufrufbar und beinhaltet Empfehlungen zu Systemeinstellungen des Macs, die zum Beispiel den Ruhemodus von Festplatten unterbinden. Auch für andere showrelevante Mac-Anwendungen kann diese Liste ein hilfreicher Begleiter sein.
PlaybackPro Plus lässt sich logischerweise per Tastatur und Maus bedienen. Es gibt zahlreiche Shortcuts, welche ebenfalls über die Hilfe aufgerufen werden können. Im Manual finden sich zudem die Befehle für die UDP- oder TCP-Steuerung. Die Befehle sind kurz und knapp gehalten und die wichtigsten hat man schnell im Kopf. Grundlegende Funktionen sind somit rasch auch auf einem Eventmasterpult abgelegt. DT Videolabs bietet auch eigene USB-Tastaturen zur Steuerung an, diese sind mit knapp 250 Euro für die 12-Tasten-Variante und ca. 385 Euro für die 40-Tasten-Variante auf der teureren Seite. Wer auf praktische und robuste Hardware steht, findet hier aber sein Glück.
Natürlich existiert auch für Playback Pro ein Companion-Modul und man kann sich ein vielseitigeres Stream Deck zu Nutze machen. DT Videolabs bietet zudem das kostenlose Tool SimpleSync zur Steuerung mehrerer Instanzen an. Damit können Videos auf mehreren Systemen gleichzeitig abgespielt und – unter der Verwendung von Apples NTP Clock – synchron gehalten werden. Die häufigste (aber nicht einzige) Verwendung dafür ist sicherlich das heiße Backup.
DT Videolabs haben mit PlaybackPro Plus zweifelsohne ein grundsolides Produkt geschaffen, welches eine hohe Akzeptanz in der Branche genießt. Die enthaltenen Features sowie die Bedienung haben über eine lange Zeit für den größten Teil unserer Anforderungen genügt.
Leider hat sich DT Videolabs ein wenig auf dieser Erfolgsstrecke ausgeruht. Wirklich neue Features hat das Produkt schon lange nicht gesehen. Der Umstieg auf 64 Bit erfolgte mit Catalina – also erst, als es gar nicht mehr anders ging. Funktionen, die sich viele schon seit langem wünschen – wie z. B. Sprünge in der Cueliste programmieren oder Zeiten für Bilddateien festlegen zu können – werden leider nicht implementiert. Natürlich muss nicht jede Software alles können, aber wer mit einem derart innovativen Produkt beginnt, muss früher oder später nachziehen und auf den Druck der Konkurrenz reagieren. Andere Programme kosten zum Teil weniger und haben mehr Funktionen in petto.
PlaybackPro ist bekannt, beliebt, einfach zu bedienen und hat einen guten Ruf. Ob das noch lange reichen wird, um sich als „Go To“-Videoabspiel-Software zu behaupten, ist fraglich. Bis dahin gehört Playback¬Pro Plus aber noch zum Standardrepertoire. Wer über eine Anschaffung nachdenkt, aber noch mit sich ringt, kann PlaybackPro Plus vorher kostenlos testen – einzige Einschränkung bei der Testversion ist ein Wasserzeichen im Output.