Alles, außer gewöhnlich: Auf den ersten Blick reiht sich der Esprite in die Klasse der typischen Arbeitspferde ein. Auf den zweiten Blick findet man viele neue Ansätze, die diesen Scheinwerfer zu etwas Besonderem machen.
Eine leistungsstarke LED-Engine, Blendenschiebersystem und natürlich Farben, Gobos und Animation-Wheel erwartet man von seinem „Arbeitspferd“. Wenn nun alle Komponenten vorhanden sind, wo ist dann der Mehrwert? Diese Frage haben sich wohl auch die Entwickler bei Robe gestellt und fanden gleich mehrere neue Lösungsansätze. Fangen wir mal mit der LED-Engine an.
Dass Robe hohe Lichtqualität auch mit Multifarb-LED-Engine bieten kann, haben sie bereits am T1 (letztes Jahr in unserem Test Robe T1 Profile) mit Bravour bewiesen. Benötigt man jedoch vor allem viel weißes Licht, dann ist eine reine Weißlicht-LED-Engine jeder anderen Variante überlegen.
Und wie es sich für ein ordentliches Arbeitspferd gehört, findet man im Robe Esprite eine lichtstarke LED-Engine, die dementsprechend einen hohen Wirkungsgrad aufweist, dafür jedoch nur mit einem CRI von 70 aufwarten kann.
Kommen wir zur Besonderheit dieser LED-Engine: Robe bietet dem Anwender an, die LED-Einheit selber zu tauschen. An und für sich kann jeder gute Servicetechniker auch Leistungs-LEDs austauschen, wenn die Leuchte nicht gerade völlig verbaut ist und es sich nicht um irgendwelche exotischen Lösungen handelt. Aber bei der Wechsel-LED-Engine des Esprite wird diese Einheit zusammen mit dem Kühlkörper und einem Speicher-Kommunikationsmodul zusammen getauscht.
Ausbau des LED-Moduls
Bild: Herbert Bernstädt
Anschlusskabel vom Treiberboard lösen
Bild: Herbert Bernstädt
Hintere Abdeckung entfernen und Modul abschrauben
Bild: Herbert Bernstädt
Ausrichtung der LED-Engine zur Primäroptik erfolgt über Ausrichtungspins am Rahmen der Primäroptik
Der Vorteil, dass das LED-Board mit dem Wärmetauscher verbunden bleibt, liegt auf der Hand, denn alleine die Anwendung von zu viel Wärmeleitpaste lässt eine optimale Kühlung suboptimal werden, während man bei zu wenig Wärmeleitpaste ebenso eine schlechte Wärmeableitung riskiert. Auch ist der richtige und gleichmäßige Anpressdruck des Boards auf die Kühlfläche von Bedeutung. Somit hat man den bestmöglichen Wärmeübergang ab Werk gesichert.
Der zweite Vorteil dieser Lösung von Robe ist der an dem LED-Board angebundene Speicherbaustein, der alle relevanten Informationen der LED beinhaltet. Sind Informationen über die LED gespeichert und im Block mit der LED verfügbar, eröffnen sich weitreichende Möglichkeiten.
Eine interessante Idee ist, sich das Alter bzw. den Helligkeitsverlust der LED-Engine anzeigen zu lassen. Stellt man den DMX-Channel 9 auf einen Wert zwischen 11 bis 20, so scheint der Esprite in der Farbe Weiß, Rot, Grün, Blau, Cyan, Magenta, Gelb oder Orange – abhängig davon, wieviel „Leistung“ die LED-Engine im Laufe der Zeit verloren hat.
Mittels Farbcode kann man so 5% Helligkeitsverlust der Alterung am Spot sehen. Das Ziel ist ein Angleichen von verschiedenen Esprite-Scheinwerfern, wenn sie z. B. aus mehreren Quellen zusammengemietet wurden oder nachgekauft wurden, um diese alle untereinander anzugleichen.
Das ist insbesondere bei TV-Aufzeichnungen interessant, um gleichmäßige Helligkeiten herzustellen. Denn mit dem gleichen Steuersignal lässt sich der Scheinwerfer auch auf die entsprechende Helligkeit umschalten, so wie man (sonst üblich bei User-Calibration) die Helligkeit im Menü einziehen kann, ist dies nun über Farbcode per DMX möglich.
So schaut man sich erst einmal an, welche von den Scheinwerfern die schwächste LED-Engine mit entsprechenden Farbcode angezeigt wird, um dann alle andern Scheinwerfer auch auf diese Anzeigefarbe herunter zu kalibrieren – und schon hat man im Toleranzbereich von nur 5% alle Scheinwerfer gleich hell. Toller Ansatz auch in der Umsetzung!
Der zweite wichtige Aspekt ist hierbei, dass man bei Robe auch den Nachhaltigkeitsgedanken in die Tat umsetzt. So soll der Esprite als Scheinwerfer weiter benutzt werden, auch wenn er in die Jahre gekommen ist und schon längst leistungsfähigere LED-Engines zur Verfügung stehen. Denn die Optik und die Schrittmotoren haben eine hohe Lebenserwartung und warum soll man denn gleich wieder ein komplett neues Produkt erwerben?
Laut Robe soll es den Esprite für die nächsten sechs Jahre in unveränderter Form geben bzw. keine weiteren Versionen aufgesetzt werden. Um nun in der Zukunft auch weiterentwickelte LED-Engines austauschen zu können, hat man dem Esprite bereits jetzt ein um 150 W größeres Netzteil und dementsprechend auch stärkere Kühlkörper spendiert, sodass später eine leistungsstärkere LED-Engine ebenso in den Esprite eingesetzt werden kann. Das nennt man eine Investition langfristig sichern.
Darüber hinaus kann das Speichermodul auch eine eventuell aufgetretene Übertemperatur registrieren. Somit kann der Service bei LED-Versagen genau nachvollziehen, warum die LED so degeneriert ist. Sehr praktisch ist dabei die integrierte Nahfeld-Kommunikation (NFC), mit der man die Informationen der LED einfach per App und Smartphone ausliest.
Wie so oft im Leben, muss man sich entscheiden: Entweder man erhält viel Licht mit schlechter Farbwidergabe oder hohe Farbwiedergabe bei weniger Licht. Damit man flexibel bleibt, hat man dem Robe Esprite gleich zwei High-CRI-Filter spendiert.
Hier kann der Nutzer von Szene zu Szene selbst entscheiden, wie er den Spot einsetzen will: als Gegenlicht oder als Effektstrahler mit entsprechenden Farben bei höchster Lichtleistung, oder zur Beleuchtung von Haut, Kostümen oder einfach des Sets mit hoher Farbwiedergabequalität.
Messungen ohne Filter, mit High-CRI-80 & High-CRI-90
Bild: Herbert Bernstädt
Ohne Filter:
Auf 1 normierte Spektren links das Weißlichtspektrum mit dem blauen Peak und dem „Phosphor-Bauch“
Bild: Herbert Bernstädt
High-CRI-90-Filter:
Auf 1 normierte Spektren links das Weißlichtspektrum mit dem blauen Peak und dem „Phosphor-Bauch“
Bild: Herbert Bernstädt
High-CRI-90-Filter:
Auf 1 normierte Spektren links das Weißlichtspektrum mit dem blauen Peak und dem „Phosphor-Bauch“
Bild: Herbert Bernstädt
Ohne Filter:
R1-15 die High-CRI-Filter sorgen für eine deutlich bessere Bewertung des Rot-Anteils
Bild: Herbert Bernstädt
High-CRI-80-Filter
R1-15 die High-CRI-Filter sorgen für eine deutlich bessere Bewertung des Rot-Anteils
Bild: Herbert Bernstädt
High-CRI-90-Filter
R1-15 die High-CRI-Filter sorgen für eine deutlich bessere Bewertung des Rot-Anteils
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Die beiden High-CRI-Filter sitzen auf dem zweiten Farbrad und filtern wie jeder andere dichroitische Filter auch bestimmte Lichtfrequenzen weg. Während für ein Blaufilter die Farbfrequenzen Grün bis Rot weggefiltert werden, so werden beim CRI Filter diejenigen Farbfrequenzen weggefiltert, die zu dominant sind, um möglichst nahe an einer gleichmäßige Frequenzverteilung entsprechend der Farbkurve zu kommen.
TM-30 Messung
Bild: Herbert Bernstädt
TM-30 Farbraum zur Wiedergabe: Die Tendenz der High-CRI-Filter ist deutlich. Dabei steigt die Farbtemperatur der LED von 6.628K beim 80er High-CRI-Filter erst auf 6.804K um dann beim 90er-High-CRI-Filter auf 6.263K abzusinken
Bild: Herbert Bernstädt
Vektoren der TM-30-Messung zeigen deutlich die Verbesserung durch die CRI-Filter
Bild: Herbert Bernstädt
Vektoren der TM-30-Messung zeigen deutlich die Verbesserung durch die CRI-Filter
Bild: Herbert Bernstädt
Vektoren der TM-30-Messung zeigen deutlich die Verbesserung durch die CRI-Filter
Betrachten wir uns die Beleuchtungsstärke für eine willkürlich aber konstant gehaltene Zoom-Fokuseinstellung bei einem festen Abstand, so sehen wir, wie die Beleuchtungsstärke von ursprünglich 5.711 Lux mit dem CRI-80- Filter auf 4.500 Lux fällt und mit dem CRI-90-Filter auf 3.850 Lux absinkt.
Messkurven
Bild: Herbert Bernstädt
Farbort: Während die LED-Engine selbst sehr eng an der planckschen Kurve sitzt (schwarzer Messpunkt), sind die Messpunkte mit den Filtern (rot mit CRI 80 Filter und blau mit CRI 90 Filter) in Richtung Magenta abgedriftet, was auch in der beleuchteten Szene ersichtlich wird
Bild: Herbert Bernstädt
Noch deutlicher wird die Filterung bei gleichzeitiger Darstellung drei Spektren, weiß ohne Filter, rot mit CRI 80 Filter und blau mit CRI 90 Filter
Vielleicht wäre es eine Idee, zukünftig noch eine LED-Engine zum Wechseln anzubieten, die einen hohen CRI aufweist. Insgesamt wäre der Verlust an Leistung nicht so hoch wie bei Filtern, und der Farbort bzw. die Lichtfarbe ist im Grunde noch ein wenig besser. Durch die Filter tritt zwar das Rot stärker in Erscheinung, was man an den Hauttönen auch deutlich sehen kann bzw. von den Reflexionswerten der Testfarben auch quittiert wird.
Dennoch ist die Lichtfarbe selbst etwas „dreckiger“, was man in der Projektion an der weißen Wand auch sehen kann. So muss man den High-CRI-Filter mit dem Scheinwerfer gezielt einsetzen, um z. B. die Person zu bestrahlen, während man die Umgebung der Person ohne High-CRI-Filter ausleuchtet. Ein Workaround, den man mit High-CRI-LEDs nicht nötig hätte.
Bild: Herbert Bernstädt
CRI 70 mit 5.711 Lux, Abstand 3,12 m bei Zoom ca. 85%, Kamera mit Weißabgleich auf 6500K eingestellt. Je höher der CRI, umso „gesünder“ erscheinen die Hauttöne, dagegen wird die beleuchtete Fläche mehr „Schweinchenrosa“
Bild: Herbert Bernstädt
CRI 80 (81 gemessen) mit 4.500 Lux, Abstand 3,12 m bei Zoom ca. 85%, Kamera mit Weißabgleich auf 6500K eingestellt. Je höher der CRI, umso „gesünder“ erscheinen die Hauttöne, dagegen wird die beleuchtete Fläche mehr „Schweinchenrosa“
Bild: Herbert Bernstädt
CRI 90 (88 gemessen) mit 3.850 Lux, Abstand 3,12 m bei Zoom ca. 85%, Kamera mit Weißabgleich auf 6500K eingestellt. Je höher der CRI, umso „gesünder“ erscheinen die Hauttöne, dagegen wird die beleuchtete Fläche mehr „Schweinchenrosa“
2019 hatten wir den T1 von Robe im Test. Große Veränderungen im Aufbau des Basements und der Grundstruktur sind natürlich nicht zu erwarten – auch viele optische Komponenten wurden nicht neu erfunden.
Bild: Herbert Bernstädt
Gobo-Effekt-Modul Ausrichtung zur Abbildungsoptik
Bild: Herbert Bernstädt
Gobo-Effekt-Modul Ausrichtung zum Leuchtmittel, im Strahlengang das Viereck-Break-Up-Gobo
So ist die Sekundäroptik zur Abbildung der Gobos und Blendenschieber genauso aufgebaut wie beim T1. Auf einer Trägerplatte werden zwei Linsensysteme zur fixen Austrittslinse verschoben.
Ebenso beinhaltet das vordere Linsensystem (zur Abschlusslinse hin) den Zoom mit zwei darauf gekoppelten Frostfiltern, die zwar durch je einen Motor separat angetrieben werden, sich jedoch nur einen Steuerkreis teilen. Dennoch kann man beide Filter kombinieren, weil die Aufteilung des Steuerkreises es vorsieht.
Wie bereits im T1-Test haben wir hier auch das Phänomen vorgefunden, dass der Frost nach Positionierung halb in den Strahlengang eingefahren ist, aber anschließend beinahe unmerklich vollständig weiter in den Strahlengang rein- bzw. vollständig aus dem Strahlengang herausfährt, wenn man zwei Dezimalschritte aus der Mitte geht.
Frost
Bild: Herbert Bernstädt
Leichter Frost im Strahlengang mit Gobo
Bild: Herbert Bernstädt
Kräftiger Frost im Strahlengang mit Gobo
Zwar steht im DMX-Table, dass man den Frost von 1-50 Dez proportional in den Strahlengang fahren könne, da er aber aus Kunststoff ist und sich durch zu viel Licht an der Kante erwärmen und schädigen könnte, wird er je nach Stellung entweder vollständig in den Strahlengang oder aus dem Strahlengang gefahren.
Die komplexe Fokusoptik fährt ebenso wie beim T1 das Prisma mit hin und her. Es folgen zwei herausnehmbare Module, das Blendenschiebermodul, das auch die Iris beinhaltet, wie das Gobomodul auf dem ein rotierendes Gobo-, ein statisches Goborad und ein Effektrad untergebracht sind.
Die Blendenschiebereinheit erlaubt keine vollständige Verdunklung des Strahlenganges mit einem Schieber – dafür sind sie recht schnell unterwegs. Vielleicht ein wenig zu schnell, denn bei unserer Testfrequenz versprang ab und zu ein Schieber, so dass eine Re-Positionierung über mehrere Cues einer Sequenz nicht gegeben war. Ein Fehler der sich immer weiter kumulierte.
Dies könnte in der nächsten Firmware auf Kosten der Geschwindigkeit behoben werden. Ein weiterer Bug zeigte sich beim Blendenschieber, der eine Sekunde nach der Positionierung nochmals ein Bit „nachrückte“.
Das Gobo- und Effektmodul, bei dem auch die statischen Gobos austauschbar sind, trägt neben den rotierbaren Gobos auch das Animation-Wheel bzw. Effektrad.
Gegenüber dem T1 ist hier das Schwarz/Weiß-Muster nicht abstrakt, sondern sehr gewellt ausgeführt – eine sehr „runde“ harmonische Ausführung, welche sehr die Natur von Feuer und Wasser wiederspiegelt. Nach den herausnehmbaren Modulen folgt die Farbeinheit, die unter dem Kapitel „Bunt, bunter, beautiful“ detaillierter beschrieben wird.
Hier wird der modulare Aufbau unterbrochen. Zum Glück muss man nicht oft an der CMY-Farbmischeinheit herumschrauben, denn dazu müsste man die beiden Trägerplatten demontieren. Die Demontage der Gehäuseschalen des Kopfes ist mit dem Lösen von zwei Schnellspannschrauben umgesetzt, wobei das Fangseil für die Gehäuseschale ebenfalls mit dem gleichen Schnellschrauben-System gesichert ist. Eine sehr wertige und praktikable Lösung!
Zunächst ist beeindruckend, wie kräftig und mit welcher Homogenität das Licht bei breiter Zoomstellung eine Fläche beleuchtet. Flankiert wird dies auch mit einer exakten Randzeichnung. Zieht man dann den Zoom eng, dann nimmt diese Lichtstärke entsprechend dem enger werdenden Abstrahlwinkel brachial zu.
Zoom
Bild: Herbert Bernstädt
Zoom groß gezogen, Fokus randscharf und eine sehr homogene Fläche (hier mit 90-High-CRI-Filter)
Bild: Herbert Bernstädt
Zoom ca. 85%, Fokus randscharf (ohne 90-High-CRI-Filter)
Bild: Herbert Bernstädt
Zoom eng gezogen, Fokus randscharf, immer noch eine sehr homogene Fläche
Bild: Herbert Bernstädt
Zoom eng mit Iris
Beide Gobo-Ebenen sind über die Fläche scharf darzustellen und erlauben ein echtes Morphen. Dabei muss man eine sehr gelungene Goboauswahl attestieren. Man findet ein Strukturglasgobo für schöne „Waber“-Effekte genauso wie Beam-typische Motive oder auch interessante Breakups. Selbst ein Breakup im viereckigen Rahmen ist mit an Bord.
Gobo- und Animationeffekte
Bild: Herbert Bernstädt
Punktgobo mit 6-fach-Prisma und Vierfarbfilter
Bild: Herbert Bernstädt
Rundes Gobo scharfgezogen zusammen mit zum Viereck abgeschobenen Blendenschieber
Bild: Herbert Bernstädt
Mut zum Quadrat ein viereckiges Gobo im rotierenden Goboradhalter – leichte Tonnenwölbung erkennbar
Bild: Herbert Bernstädt
Rotierendes Gobo „Drops Cyclic“ mit 6-fach Prisma
Bild: Herbert Bernstädt
Animation-Wheel zusammen mit Glasstruktur-Gobo und Cyan aus der CMY-Farbmischeinheit für gelungene Wassereffekte
Bild: Herbert Bernstädt
Animation-Wheel in Wellenform ausgebildet
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Auf dem statischen Goborad ist neben richtungsunabhängigen Breakups oder Rundgobos wie der typischen „Rose“ auch ein Wolkenmuster zu finden. Da auch die statischen Gobos auswechselbar sind, kann man zur Not die Ausrichtung der „Wolken“ per Hand ausführen.
Da intelligenterweise die statischen Gobos die gleichen Abmessungen aufweisen wie die rotierenden Gobos, kann man einfach statische zu rotierenden Plätzen und umgekehrt tauschen, um somit auch die Wolken per DMX ausrichten zu können. Aufgrund der thermischen Belastung sind alle Gobos aus temperaturfesten Borosilikatglas zu fertigen und dies obwohl noch ein Lüfter im Gobomodul für zuverlässige Kühlung sorgt.
Bei Gobos, die ihre Muster bis zum Rand hin auslaufen lassen, erfolgen leicht sichtbare Lichtreflexionen zu den Outcuts.
Stellt man die Goborotation auf extrem langsam, ist – kaum merklich, aber immerhin noch wahrnehmbar – ein leichtes Nachschleppen der Bewegung zu erkennen.
Wie beim T1 auch besitzt das Animation-Wheel eine Steuerfunktion für ein sequentielles Hinein- und Hinausfahren in den Strahlengang, anstatt die Rotationsrichtung ändern zu können. Dafür ist das Effektrad in einem sehr harmonischen Wellendesign ausgeführt, welches sogar am Rand hin wellig endet. Das ist natürlich für das pulsierende Rein- und Rausfahren aus dem Strahlengang eine wesentlich schönere Erscheinung, als wenn wie sonst üblich einfach eine schlichte Begrenzung vorliegt.
Die Frostfilter sind aus Kunststoff gefertigt und gut zueinander abgestuft. Beim schweren Frost ist auch das Grundmuster eines Gobos zu erkennen, während das leichte Gobo sehr schön die Ränder der Goboprojektion aufweicht.
Sicher findet man bei kopfbewegten Profilern keine Iris, die ganz schließen kann. Hier schließt Robe einfach den Dimmer, so dass beim Zuziehen der Iris der Eindruck suggeriert wird, dass es sich um einen Iris-Blackout handelt.
Bei engem Zoom und eng gezogener Iris erhält man schon einen sehr netten „Bleistift“-Strahl, der durch den Raum zucken kann. Für so eine Anwendung ist auch eine optionale „Hotspot“-Linse erhältlich, die im rotierenden Goborad platziert wird.
Bei einer engen Iris ist es vorteilhaft, wenn die Lichtverteilung nicht homogen ist, sondern sich im Zentrum konzentriert – mehr Punch im Beam und weniger Belastung auf der Iris. Grundsätzlich, also abgesehen von den kleinen partiell auftretenden Bugs, arbeiten die Blendenschieber sehr präzise und, wie bereits gesagt, sehr schnell.
Zwar erlaubt das Modul keine vollständige Abdeckung der Lichtfläche mit nur einem Schieber, dennoch kann man sehr gut ein kleines Viereck abschieben und es von rechts nach links oder diagonal durch das Lichtfeld wandern lassen. Möchte man mit den Blendenschiebern einen schönen schlanken Strich erstellen, ist das mit diesem System wunderbar möglich, was für die Qualität dieses Blendenschiebermodules zusammen mit der Optik spricht.
Zu jeder Weißlicht-LED-Engine gehören Farbfilter. Bisher hat man einer Weißlicht-Engine eine CMY-Farbmischeinheit spendiert, oder – wenn es kein CMY gibt – dann wenigstens eines oder besser zwei Farbräder. Da werden mit dem Robe Esprite neue Maßstäbe gesetzt. Und das nicht nur mit der Anzahl der Farbräder und Farbkulissen, sondern auch in deren Anordnung.
Der Robe Esprite hat, wie in seiner Klasse üblich, eine CMY-Farbmischeinheit, die als Kulissensystem ausgeführt ist. Zusätzlich zur CMY-Kulisse ist noch eine CTO-Kulisse vorhanden. Dieser Block ist, entgegen den anderen Effektmodulen, nicht als Wechselsystem ausgeführt, sondern befindet sich zwischen zwei Trägerplatten: Das LED-Modul wird von der einen Trägerplatte gehalten, welche die erste Primäroptik für die LED-Chips beherbergt.
Daraufhin befindet sich das CMY- und CTO-Kulissensystem. Erst danach kommt der zweite Teil der Primäroptik, der die Farbmischung des Kulissensystems noch einmal gut homogenisiert. Die Folge ist eine gleichmäßig gemischte Farbe, egal welche Zoomstellung eingesetzt wird. Das macht sich besonders bemerkbar, wenn man Blendenschieber und Gobos mit einer Pastellfarbe hinterlegt.
Da kann der Esprite mit einer homogenen Farbe trotz resultierenden engen Lichtkanals punkten, wo sonst die Kulissensysteme, die sich nahe am Goborad befinden, an ihre Grenzen kommen.
Und jetzt kommt der zweite Clou: Nach dem zweiten Teil der Primäroptik wurden die Farbräder platziert. Damit kann die Abbildungsoptik auf die Farbräder mehr oder weniger scharf abbilden. Das hat zur Folge, dass Halbfarben auch als Halbfarben effektmäßig hervorragend eingesetzt werden können.
Und zu guter Letzt wurde eine Farbe als Vierfarb-Farbfilter ausgeführt. An sich sind sie ein alter Hut. Aber hier ist auffällig, mit welcher Präzision die vier verschiedenfarbigen Farbfilter aneinandergefügt wurden, sodass kein Weißlicht durch die Stoßkanten hindurchfällt.
Zuerst denkt man bei einem Vierfarbfilter an ein übertriebenes Bonbon-Bunt. Dem ist nicht so, denn die Farbauswahl der Filter ist sehr gelungen und immer in Bedacht auf möglichst starke Kontraste oder naheliegende Nuancen, um so das bestmöglich Design zu ermöglichen.
Die Begeisterung liegt auch daran, dass man durch Hinzuziehen der CMY-Farbmischung und derer homogener Grundfarben die evtl. zu bunt werdenden Farberscheinungen zu einem facettenreichen Hauptton filtern kann. Dazu wiederum benötigt man auch eine starke LED-Engine – worüber der Robe Esprite ja zum Glück verfügt.
Wie zu erwarten gibt es in der Steuerung kaum Unterschiede zum Robe T1. Auch hier gibt es ein Touchdisplay mit typischer Menü-Führung, die parallel auch mit vier Tasten zu bedienen ist. Man kommt sehr gut zurecht in der etablierten Menü-Welt von Robe. Wenn also überhaupt etwas zu bemängeln ist, klagt man auf hohem Niveau.
Als wir z. B. den Lüfter in den Quiet-Mode versetzten, rannte er mit 100% auf Hochtouren los. Aber wie so oft, saß das Problem vor dem Gerät: Man kann den Lüfter in diesem Mode in der Drehzahl frei einstellen. Dazu muss man die virtuelle „Low Noise Level“-Taste im Display aktivieren. Diese Taste wird auch im Auto-Mode gezeigt, aber da sie dort keine Funktion hatte, sind wir fälschlicherweise davon auch im Quiet-Mode ausgegangen.
Auch im Quiet-Mode bei 0% arbeitet der Lüfter immer noch leicht, der Betrieb ist also nicht 100% lüfterlos. Das hätte man sicher schaffen können, dann wäre aber wahrscheinlich kaum noch Licht geworfen worden.
Sehr schön sind die 66 vorprogrammierten Farben auf einem Steuer-Channel, wozu auch 201 CTB oder 248 Half minus Green gehören. Das kann die Arbeit ungemein beschleunigen, denn die Farbfolienauswahl in den Pulten ist gegenüber einer Farbauswahl des Scheinwerfers immer unterlegen – außer wenn z. B. Pult und Scheinwerfer aus einem Haus kommen, das darauf noch Wert legt.
Getoppt wird dies durch eine Tabelle in der Bedienungsanleitung, in der Kombinationen der CMY-Farbfilter und Farbräder zusammen als Werte angegeben werden. Man ist überrascht, dass man nur zwei Dimmerkurven zur Hand bekommt. Aber wenn man sich die Qualität der Dimmung betrachtet, wird man sehr verwöhnt: Eine absolut theatertaugliche Dimmung, auch stufenlos von 1% auf 0%. Hier spielen die internen 18 Bit eine erhebliche Rolle.
Interessant ist auch die Pulsbreitenmodulation, die der Anwender grob zwischen 300 und 2,4 kHz auswählen kann, um diese Frequenzen noch einmal in kleinen Schritten zu variieren. Somit gibt es eigentlich keine Shutterfrequenz von Aufzeichnungsgeräten, mit der man in Schwebung geriete. Betrachtet man das abgegebene Licht in der Amplitude der eingestellten Frequenz mit einem Oszilloskop, sieht man Lichtpulse von 4,8 kHz.
Eingestellt hatte man zwar 600 Hz, die Pulse werden aber wiederum moduliert. Wenn man also nur 300 Hz einstellt und sich wundert, warum sich kein Flackern bemerkbar macht: die Grund-PWM arbeitet bereits mit 2,4 kHz.
Viel Freude machen auch die kleinen Helferlein wie der Lagesensor (der automatisch das Display in der richtigen Richtung dreht), das Aufspielen von Firmware via USB oder auch Grundlegendes wie EMS für die Pan/Tilt-Bewegung, damit bei labiler Aufhängung möglichst wenig Schwingungen verursacht werden.
Der Robe Esprite hat nicht nur alle gestalterischen Mittel, um Gobos morphen zu lassen, Blendenschieber und Farben zu setzen: Er übertrifft die üblichen Anforderungen mit der Erweiterung des Farben-Zusammenspiels und Anordnung der Farbsysteme zwischen primärer Optik und Abbildungsebene.
Dazu gesellt sich eine brillante Auswahl an Gobos. Zusammen mit dem Effektrad, Doppelfrost-Frost und Iris bleibt kein Wunsch offen – und das bei einem enormen Output von Weißlicht. Natürlich ist noch hier und da die eine oder andere kleine Kinderkrankheit auszumerzen, jedoch sind diese mittels Firmware-Update zu lösen. Die Hardware steht und zeigt keine Schwächen; die wertige Ausführung spricht wieder für Robe.
Mit der auswechselbaren LED-Engine läutet Robe mit dem Esprite eine neue Generation von LED-Wechsel- Leuchtmittel-Scheinwerfern ein und ist hier wieder ein- mal Vorreiter. Die Lichtstärke und Homogenität – ob Lichtfeld oder Goboprojektion – spricht für sich. Es gibt keinen Grund, sich den Robe nicht genauer anzusehen, wenn man auf der Such nach einem überdurchschnittlichen Arbeitstier ist.