Der Modulo Player ist ein Medienplayer von Modulo Pi aus Frankreich, der Zugänglichkeit, Leistungsstärke und Funktionsumfang bietet.
Immer wieder kommt die Frage nach dem besten Medienserver auf – und ist pauschal nicht zu beantworten. Jeder Server und jede Software hat Stärken und Schwächen und ist letztlich nur so gut wie der Operator, der ihn bedient. Es gibt reichlich Systeme, die so umfangreich sind, dass man sich auf dieses Gerät spezialisieren muss und am besten auch ausschließlich als Operator dieses Systems unterwegs ist, um am Ball zu bleiben. Aus Frankreich kommt ein neuer, sehr interessanter Ansatz, der nicht in diese Richtung zielt. Obwohl mit dem „Modulo Player“ von Modulo Pi schon sehr viel machbar ist, ist die Oberfläche (GUI) so übersichtlich gestaltet, dass man ohne ständige Übung den Überblick behält und in kurzer Zeit schon die meisten Anforderungen erfüllen kann.
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Hardware und Ausstattung
Die Hardware ist in vier Kategorien eingeteilt: „Nano“ ist der kleinste Player mit nur einem WQXGA-Ausgang, danach folgt der „Standard“ mit bis zu 4 × WQXGA aber immer noch ohne Inputs. In der Oberklasse gibt es die Pro- und die Ultra-Variante mit gleicher Anzahl an möglichen In- und Outputs aber unterschiedlicher Performance. Unser Testgerät aus der Pro-Serie verfügte über eine AMD Radeon Pro 9100 Grafikkarte mit sechs Mini-Displayport 1.4 Ausgängen, aus denen wir 6 × WQXGA oder sogar 4 × 4k ausspielen konnten. Als Grabber-Karten waren hier jeweils ein Deltacast 4 × 3GSDI Board und ein 2 × HDMI 2.0 Board installiert. Die zwei rückseitigen Netzwerkports sind schon als 10 Gbit/s Schnittstellen integriert, um einen schnellen Datenaustausch zu ermöglichen – was gerade beim Arbeiten mit Einzelbildsequenzen inzwischen „State of the Art“ ist. Direkt an der Renderfarm angeschlossen, können so noch letzte Änderungen direkt vor Ort vorgenommen werden.
Bild: Modulo Pi
Servervarianten: Mit der Pro und Ultra Version können bis zu 4 × 4K ausgespielt werden
Bild: Bernd Fischer
Maschinenraum des Modulo Player: Zwei 10 Gbit Lan Ports und Intel Prozessoren dienen zur schnellen Kommunikation
Bild: Bernd Fischer
Maschinenraum des Modulo Player Zwei 10 Gbit Lan Ports und Intel Prozessoren dienen zur schnellen Kommunikation
Die Player selbst arbeiten mit neuesten Intel Prozessoren auf einer Windows 64 Bit-Plattform – fernbedient und programmiert werden können sie aber von MacOS- und Windows-Systemen. Ein frei programmierbares Bedienerinterface ist sogar zusätzlich für IOS und Android frei erhältlich. Die Programmieroberfläche kann in mehreren Instanzen auf verschiedenen Rechnern im Netzwerk geöffnet werden, so dass mehrere Anwender an unterschiedlichen Aufgaben arbeiten können. Modulo Player wurde absichtlich für den 2D-Raum programmiert; für 3D-Anwendungen steht mit dem Modulo Kinetic noch eine größere, aber auch kompliziertere Version zur Verfügung. Der ganz klare Vorteil beim Player ist eine übersichtliche, klar und schnell zu bedienende Software für den Alltagsgebrauch, in die auch wir uns in kürzester Zeit eingearbeitet haben. Verarbeiten kann der Player alle gängigen Medienformate, von H.264, HAP, Apple ProRes – alle Formate sind ohne vorherige Konvertierung zu importieren.
Workflows und Arbeitsweise
Die GUI ist – einem Wizard ähnlich – mit Tabs in der richtigen Reihenfolge aufgebaut, so dass man durch die grundlegenden Schritte geführt wird. Sind alle Basis-Einstellungen abgearbeitet, landet man im Tab „Playlist“, in dem die eigentliche Show erstellt wird. In den darauffolgenden Tabs wird das Abrufen der Tasks definiert. Das Timeline-basierte Arbeiten ist dem Modulo Kinetic vorbehalten.
Das Abrufen der einzelnen Tasks kann sowohl durch das voll integrierte Stream Deck erfolgen, als auch mit Cues durch DMX, Midi oder Timecode. Als Schnittstelle integriert Modulo Pi sogar noch zusätzlich viele Sensoren von „Phidgets“, die auf kinetische Änderungen, Druck, Temperatur und viele andere äußere Einflüsse reagieren. Auch hier kommt der ungeübte Programmierer schnell ans Ziel, da die Protokolle schon vorhanden sind und nur abgerufen werden müssen.
Besondere Features des Modulo Players
Die wirklich packenden, neuen Features sind das Warpingtool, die NDI-Einbindung und der Live Mixer. Das Warpingtool, X-Map genannt, besticht auch hier durch seine Einfachheit. Mit einem Foto als Vorlage können markante Flächen in Photoshop auf verschiedene Layer gelegt werden. Nach dem Import in den Modulo Player im psd-Format können diese einzeln auf die Flächen der Projektion gelegt werden. Daraus errechnet der Player das komplette Warping – so ist man in sehr kurzer Zeit bei einem perfekten Ergebnis angelangt. Im Detail ist das natürlich trotz allem noch viel Arbeit, diese kann aber an einem separaten Rechner auch von ungeübten Programmierern durchgeführt werden, während auf einer anderen Instanz schon weitergearbeitet wird.
Da die Anzahl der Eingänge aufgrund der Leistungsfähigkeit der Grabber-Karten und der internen Schnittstellen eingeschränkt ist, können im Modulo Player diverse Quellen zusätzlich als NDI-Stream über Netzwerk eingebunden werden. Gerade Live-Computer mit PowerPoint oder ähnlichen Präsentationsprogrammen (oder aber auch kundenspezifische Anwendungen) bieten sich an, auf diese Weise integriert zu werden. Aber auch ausgangsseitig können fürs Monitoring beliebige NDI-Streams nahezu latenzfrei im Netzwerk ausgegeben werden. Diese können über NDI-Monitoring (Apps sind frei erhältlich) auf diversen, ins Netz eingebundenen Rechnern oder mit NDI-Wandlern ausgestatteten Displays dargestellt werden. In Verbindung mit kompatiblen Geräten kann hier ein netzwerkgebundener Workflow erreicht werden, der sich gerade in vielen Bereichen etabliert.
Als weiteres, innovatives Tool können die Eingänge im „Live Mixer“, eine zusätzliche grafische Oberfläche mit einigen Parallelen zu bekannten Datenmischern, bearbeitet werden. Mit Preview-und Programmfenstern kann an einem Extra-Arbeitsplatz ein Bildmischer seine Aufgabe im gleichen System erfüllen. Dadurch verringert sich der Verkabelungsaufwand massiv und eine komplette Video-und Datenregie ist mit einem Gerät sofort einsetzbar. Dadurch sind Fehlerquellen durch externe Verkabelung ausgeschlossen. Als i-Tüpfelchen wünscht man sich nur noch eine Hardware-Konsole, über die man den Live Mixer bedienen kann.
Erwähnt sei hier auch die extrem schnelle Verarbeitung der Input-Signale über die Grabber-Karten von Deltacast; abhängig vom Eingangssignal können Verarbeitungszeiten von bis zu zwei Frames erreicht werden. Als Zugabe zum schon leistungsstarken System sind einige Protokolle von externen Geräten, wie Kreuzschienen, Mischern und Rekordern vorbereitet, die man im Netzwerk damit schnell fernbedienen kann.
»Die wirklich packenden, neuen Features sind das Warpingtool, die NDI-Einbindung und der Live-Mixer.«
Bernd Fischer
Fazit
Der Modulo Player von Modulo Pi stellt ein leistungsfähiges und im Testbetrieb sehr zuverlässiges System zur Verfügung. Durch die große Anzahl an Ein-und Ausgängen vereint der Player die Welten zwischen Datenmischern und Medienservern wieder ein Stück mehr. Auch die Integration des Live Mixers ist sehr innovativ. Obwohl kein einzelner Programmierer vor Ort alle Aufgaben, die eine große Produktion stellt, in einer Person bedienen kann, ist es möglich, auf einem System mit mehreren Operatoren zu arbeiten.
Aufgrund des grafisch übersichtlichen Bedieninterfaces ist der Player ein leistungsstarkes Tool für alle, die nicht tagtäglich mit Medienservern arbeiten und eine intuitive Oberfläche suchen, mit der 95 % der Veranstaltungen sicher und übersichtlich zu bedienen sind. Mit mehreren Videotutorials, viel Dokumentation und einem Übungs-USB-Dongle sollte schnell ein Pool von Operatoren ausgebildet sein, die zuverlässig den sicheren Betrieb gewährleisten können.
Ein Manko des Players ist jedoch – wie bei allen leistungsstarken Systemen – das sehr laute Lüftungssystem, das in kleinen Sälen störend sein kann.
Der Vertrieb des preisgünstigen Players findet momentan noch direkt aus Frankreich statt. Die Preise der Systeme variieren ständig, da die neuesten Komponenten verbaut werden und die Player auch individuell konfiguriert bestellt werden können – konkrete Preise müssen also bei angedachter Bestellung erfragt werden.