Die A-Serie von d&b audiotechnik kann als klassisches, vertikales Line-Array, als Horizontal-Array oder auch als Pointsource eingesetzt werden – sie deckt somit eine große Bandbreite von Beschallungsaufgaben ab.
A-Serie nennt sich das neuste Produkt der d&b audiotechnik. Das „A“ lässt sich mehrfach interpretieren – „Adapt“, „Adjust“, „Augment“ oder „And more“. Bei der A-Serie hat man es mit den zwei Lautsprechermodellen AL60 und AL90 zu tun, die jeweils mit zwei 10“-Tieftönern und einem 1,4“-Hochtontreiber bestückt sind. Die Zahl in der Typenbezeichnung bezieht sich auf den horizontalen Öffnungswinkel, wenn man die Box quer liegend betrachtet, der dann 60° oder 90° beträgt und ab 550 Hz bzw. 370 Hz aufwärts erreicht wird. In der Vertikalen beträgt der Abstrahlwinkel 30°, der hier mit Hilfe eines speziellen Doppel-Y Waveguides zur Formung einer gekrümmten Linienquelle erreicht wird. Das trapezförmige Gehäuse ist nach hinten schmal zulaufend konstruiert, womit Box zu Box Splay-Winkel von bis zu 40° möglich werden. Die Dreipunkt-Mechanik ermöglicht dazu Einstellungen von 20° bis 40° in 5° Schritten. Mit zwei AL60 oder AL90 lassen sich also Arrays mit vertikalen Öffnungswinkeln von 50-70°, mit dreien von 70-110° und mit vieren von 90-150° zusammenstellen.
Die A-Serie ist somit für kurze bis mittlere Distanzen bei gleichzeitig großen Raumwinkeln prädestiniert, wo ein „normales“ Line-Array sehr viel mehr Einheiten erfordern würde und dann auch überdimensioniert wäre. An dieser Stelle liegt jetzt der Gedanke nahe, das ganze Array bei Bedarf einfach um 90° zu drehen, woraus dann ein variables Horizontal-Array entsteht. Vergleicht man dieses mit einem klassischen Horizontal-Array aus Point Sources, wie man es früher gerne aus großen, eng abstrahlenden Hornsystemen zusammengestellt hat, dann bietet die moderne Variante – neben dem Vorteil der kompakteren Abmessungen – eine interferenzarme Abstrahlung aus einer kohärent agierenden Linienquelle. Die Vorzüge eines Line-Arrays als Linienstrahler werden durch die 90° Drehung des gesamten Arrays so auch in der Horizontalen nutzbar.
Verfügen die Lautsprecher dann auch noch über eine Mechanik, die sowohl eine vertikale wie auch horizontale Arraybildung ermöglicht, dann bietet ein solches System ein Höchstmaß an Flexibilität. Es können kompakte und hoch konzentrierte Arrays in beiden Ebenen gebildet und, wie im Falle der ASerie mit 90 × 30 Grad oder 60 × 30 Grad, auch einzelne Einheiten als Point Sources genutzt werden.
Hier schließt sich der Kreis zur Bedeutung des „A“ im Sinne des Augmented Line-Arrays. Nicht nur als Ergänzung des Portfolios, auch für kleinere Verleihfirmen sind hoch flexible Systeme wie die A-Serie ideal, um unterschiedlichste Aufgaben abzudecken.
Äußerlich betrachtet erscheinen die beiden AL-Modelle wie typische Line-Array-Module: Trapezförmige Gehäuse mit einer Dreipunktmechanik, zwei 10“-Tieftöner und ein großes Hochton-Waveguide in symmetrischer Anordnung. Das Waveguide ist, wie auch in anderen d&b Line-Arrays, als doppelte Y-Anordnung aufgebaut, mit der die runde Öffnung des Treibers auf vier Elemente einer Linienquelle adaptiert wird. Während bei großen Line-Arrays die Linie nur schwach oder gar nicht gekrümmt ist, beträgt der Krümmungswinkel in der A-Serie 30°. Passend dazu kann der Winkel zwischen zwei Einheiten über die Mechanik auf der Rückseite in einem Winkelbereich von 20° – 40° eingestellt werden.
Die Mechanik der A-Serie ist vorne komplett in das Gehäuse integriert und auf der Rückseite mittig in einer Gehäusevertiefung aufgesetzt. An der Vorderseite gibt es weder Kugelsperrbolzen noch andere Stifte. Es muss nur pro Seite je ein Schieber ausgefahren werden, die dann in den passenden Schlitz der nächsten Box sicher einrasten. Die Seitenansicht bleibt dabei glatt ohne hervorstehende Teile. Auf der Rückseite wird ein dort fixierter Kugelsperrbolzen zur Einstellung des Splay-Winkels eingesetzt. Um den großen Winkelbereich von 20° abdecken zu können, kann die hintere Verbindungsstange auf zwei Längen für Splay-Winkel von 20°-30° und von 30°-40° eingestellt werden.
Mechanikdetails der d&b A-Serie
Bild: Dieter Stork
Mechanik-Details auf der Vorderseite
Bild: Dieter Stork
Mechanik-Details auf der Vorderseite
Bild: Dieter Stork
Mechanikdetails auf der Rückseite
Bild: Dieter Stork
Mechanikdetails auf der Rückseite
Für den Einsatz als Vertikal-Array gibt es als Zubehör einen einfachen, T-förmigen Flugrahmen für maximal vier Einheiten und eine Grundplatte, mit der ein Array von maximal drei Einheiten als Groundstack betrieben oder auf einem Subwoofer befestigt werden kann. Möchte man die AL als Horizontal-Array einsetzen, dann wird der Flugadapter benötigt, der auf der Oberseite von einem oder mittig auf zwei Lautsprechern aufgesetzt wird. An der einzelnen Box oder dem 2er-Array kann dann pro Seite noch je eine Box angehängt werden. Die maximale Größe für ein Horizontal-Array beträgt somit auch vier AL-Lautsprecher. Das Gewicht einer AL beträgt 23 kg, so dass sich ein Array noch mit relativ leichter Hand zusammenstellen und aufbauen lässt.
Eine einzelne Box lässt sich bequem an der auf der Oberseite eingelassenen Griffschale tragen. Weitere Eckdaten sind eine Gehäusebreite von 70 cm und eine Höhe von 32,2 cm. Die Gehäuse sind aus Multiplex gefertigt und mit einer PCP-Beschichtung (Polyurea Cabinet Protection) versehen. Auf der Frontseite gibt es ein solides Gitter, das mit einer feinen Gaze hinterlegt ist, so dass kein Staub eindringen kann.
Verpackung mit Riggingzubehör
Bild: Dieter Stork
Bild: Dieter Stork
Ein Blick ins Innere zeigt zwei kräftige 10“-Neodymtreiber des italienischen Herstellers B&C und einen 1,4“-Kompressionstreiber mit Titanmembran, Neodymmagnet und einer 3“-Schwingspule. Typisch für d&b wird das 2-Wege-System passiv getrennt und aktiv equalized. Das passive Filternetzwerk wirkt daher nur als Hoch- bzw. Tiefpassfilter. Alles andere wird dem DSP in der Endstufe überlassen. Mit dieser Art der Filterung wird ein guter Kompromiss zwischen der in punkto Verstärker und Verkabelung aufwändigen, voll aktiven Betriebsart und einer meist ebenfalls mit viel Aufwand einhergehenden passiven Entzerrung erreicht. Die Bassreflextunnel des Gehäuses befinden sich in den vier Ecken der Frontplatte und sind außen wie innen mit Trompetenöffnungen und Rundungen versehen, die zur Reduzierung von Strömungsgeräuschen beitragen. Dämmmaterial gibt es in Form eine Schicht Basotect an der Gehäuserückwand. Der elektrische Anschluss mit Link-Ausgang erfolgt über Speakon-Chassis-Stecker und Buchsen aus der Serie NLT4. Auf Wunsch gibt es auch Standard-NL4 für beide Anschlüsse.
Innenleben der A-Serie
Bild: Dieter Stork
Kaskadierte Y-förmige Kanäle als Waveguide von der runden Trei-beröffnung zum Spalt für die gekrümmte Linienquelle
Bild: Dieter Stork
10"-Treiber mit Neodymantrieb, im offenen Gehäuse sieht man die Frequenzweiche und hinten an der Rückwand Absorber aus Basotect
Bei den Messwerten bleiben wir zunächst auf der elektrischen Seite bei der Impedanz (Abb. 1). AL60 und AL90 unterscheiden sich hier nur geringfügig und werden mit einer Nennimpedanz von 8 Ω angegeben. Mit einem Minimum von 4,8 Ω bzw. 4,9 Ω wird der Wert streng nach Norm zwar nicht eingehalten, was jedoch weniger wichtig ist, da d&b- Lautsprecher immer nur mit den zugehörigen Verstärkern zusammen verkauft und betrieben werden, wo sich der Anwender auf einen sicheren Betrieb verlassen kann.
Die Impedanzkurven lassen eine Tuningfrequenz der Resonatoren auf 61 Hz erkennen. Weitere kleine Peaks und Dips im Verlauf der Impedanzkurven spiegeln mögliche Resonanzen im Gehäuse wider, die dann auch als kleine Welligkeit im Frequenzgang wiederzufinden sind. Der Anstieg der Kurve oberhalb von 2 kHz deutet auf einen 16-Ω-Hochtöner hin.
Der Frequenzgang der AL60 und AL90 (Abb. 2) ohne Controller direkt am Messverstärker gemessen zeigt den erwarteten Verlauf mit einem deutlichen Anstieg der Kurven am Übergang zu den Hochtönern bei 1 kHz. Unabhängig davon erreichen auch die beiden 10er mit 100 dB schon eine recht hohe Sensitivity, die erst unterhalb von 180 Hz abzufallen beginnt.
Der Hochtöner bringt es trotz seiner 16 Ω an 2,83 V auf 110 dB, die dann oberhalb von 5 kHz beginnen, langsam bis auf 100 dB zu fallen. Durch den größeren Abstrahlwinkel ist der Hochtöner der AL90 oberhalb von 2 kHz 1-2 dB leiser als der Hochtöner in der AL60. Umgekehrt ist die AL90 bei den tieferen Mitten ca. 1 dB lauter. Hauptgrund für die abweichende Sensitivity in den Mitten sind die unterschiedlichen Frequenzweichen für AL60/AL90. Die Messungen aus Abb. 2 erfolgten beide mit Gitter, was die leichte Welligkeit im Bereich von 2–10 kHz erklärt. Oberhalb von 10 kHz kommen dann auch Reflexionen innerhalb des Waveguides und Partialschwingungen der Hochtonmembran hinzu, die hier zu einem etwas unruhigen Verlauf führen, der sich in diesem Frequenzbereich jedoch im Höreindruck kaum oder gar nicht mehr bemerkbar macht.
Wie bei allen anderen Systemen von d&b kann die A-Serie mit verschiedenen Verstärkermodellen betrieben werden. Empfohlen wird der vierkanalige D20 oder das adäquate Installationsmodell 30D. Möchte man die Systeme maximal ausreizen, kann auch der D80 eingesetzt werden. Alle Modelle passen sich einfach über die Auswahl des entsprechenden Presets an die Lautsprecher an. Abb. 3 zeigt dazu die detaillierten Filterkurven für den Fullrange-Modus der A-Serie als Point Source.
Zusätzlich lassen sich in diesem Modus ein Low-Cut Filter für die Kombination mit Subwoofern und ein HFA-Filter (High Frequency Attenuation) einstellen. Letzteres dient vor allem dazu, bei hohen Pegeln und kurzen Distanzen zum Zuhörer ein wenig eine mögliche Schärfe herauszunehmen.
Als zweites Setup für die A-Serie gibt es jeweils den Array-Modus, bei dem unterschieden wird zwischen In (Inside) und Out (Outside) für die oder den Lautsprecher in der Mitte eines Arrays und für die beiden außen im Array befindlichen. Details dazu finden sich im Beitrag zum MDC.
Weitere Filter im Array-Modus sind wieder ein Low-Cut und ein zweistufiges HFC (High Frequency Compensation) zur Kompensation der Luftabsorption bei hohen Frequenzen und großer Entfernung. Für den typischen Einsatz der A-Serie auf kürzeren Distanzen wird man die HFC-Filter jedoch vermutlich selten benötigen.
Mit der A-Serie führt d&b die MDC-Filterung ein, die „Midrange Directivity Control“. Anwender von Line-Arrays kennen den Effekt des Low-Mid-Beams, der sich in einem Line-Array abhängig von der Länge mehr oder weniger stark in einem Frequenzbereich zwischen 200 Hz und 1 kHz einstellt. Bei hohen Frequenzen wird das Abstrahlverhalten durch die Waveguides und das Curving des Arrays definiert, bei sehr tiefen Frequenzen freut man sich bei großen Arrays auch über etwas Richtwirkung, nur in dem Bereich dazwischen wird es meist schwierig. Hier wird die Richtwirkung noch nicht durch die segmentierenden Waveguides bestimmt, sondern durch die Ausdehnung der Quelle in Relation zur Wellenlänge, wodurch eine zu sehr ausgeprägte Richtwirkung, der „Low-Mid-Beam“, entsteht.
Abhilfe ist durch eine Filterung der Einzelsysteme möglich, wo durch elektronisches Beamforming das Abstrahlverhalten angepasst wird. Bei d&b findet man diese Technik, wie man sie auch von DSP-gesteuerten Lautsprecherzeilen kennt, unter dem Begriff ArrayProcessing. Gesteuert über ArrayCalc erfordert es jedoch den Einsatz von PC-Software und des d&b Remote-Netzwerkes. Beides könnte für kleine schnelle Einsätze der A-Serie von den Anwendern als zu aufwändig oder kompliziert empfunden werden, was dann zur Folge hätte, dass es gar nicht eingesetzt wird. Für die A-Serie hat man daher feste Filterfunktionen definiert, die nur unterscheiden zwischen Lautsprechern in der Mitte eines Arrays und außen im Array.
Möglich wird das für die A-Serie, da es hier nur Arrays bis maximal vier Einheiten gibt, auf die MDC für 3er- und 4er-Arrays angewandt werden kann. Das Curving spielt dabei keine Rolle, da die Auswirkungen des Curvings im betroffenen Frequenzbereich noch vernachlässigbar sind. Es muss daher nur noch zwischen einer Filtereinstellung für inneren Lautsprecher (In = Inside) und für die äußeren (Out = Outside) unterschieden werden.
In der Praxis bedeutet das: Der eine mittlere oder die mittleren zwei Lautsprecher werden an einem Verstärkerkanal betrieben und die beiden äußeren ebenso. Zusätzlich Ressourcen für Verstärker werden daher für die MDC-Filterung nicht benötigt. An den Filterkurven aus Abb. 4 erkennt man, was genau passiert. Für die äußeren Lautsprecher wird zwischen 200 Hz und 1 kHz der Pegel mit einem Maximum von –6 dB bei 420 Hz reduziert. Durch diese Art Fensterfunktion wird der Abstrahlwinkel aufgeweitet und somit eine zu ausgeprägte Bündelung in diesem Frequenzbereich kompensiert. Diese Filtertechnik an sich ist natürlich nichts Neues, der Reiz des MDC liegt jedoch in der besonders einfachen und schnellen Anwendung. Und wer die Praxis kennt, der weiß, dass alles was einfach, sicher und schnell angewandt werden kann, auch genutzt wird.
Isobaren eines 3er-Arrays (Abb. 12)
Bild: Anselm Goertz
Drei AL60 mit 20° Splay-Winkel
Bild: Anselm Goertz
Drei AL60 mit 30° Splay-Winkel
Bild: Anselm Goertz
Drei AL60 mit 40° Splay-Winkel
Wie gut die MDC-Technik funktioniert, zeigt Abb. 12 mit drei Isobaren-Grafiken für ein Array aus drei AL60 mit Splay-Winkeln von Box zu Box von 20°, 30° und 40°. Der rechnerische Gesamtwinkel beträgt somit 70°, 90° oder 110°. Erwartungsgemäß werden diese Winkel im Frequenzbereich der Hochtöner mit ihren präzise arbeitenden Waveguides gut eingehalten. Dank der MDC-Filterung verschwindet bei tieferen Frequenzen jetzt aber die sonst unvermeidliche Einschnürung und die Isobaren verlaufen geradlinig weiter bis 200 Hz hinab. Zum Vergleich wurde das Array mit 30° Splay-Winkeln noch mal ohne MDC gemessen (die so gemessenen Isobaren: s. Abb. 13).
Es kommt im Bereich um 500 Hz zu einer deutlichen Einschnürung. Für ein 4er-Array ist der Effekt dann noch ausgeprägter. Nicht verschweigen sollte man bei der MDC-Filterung, dass es im betroffenen Frequenzbereich zu einem geringfügigen Verlust beim Maximalpegel kommt, was jedoch zweitrangig im Vergleich zur verbesserten Directivity ist.
Lautsprecher und Controller zusammen liefern einen Frequenzgang entsprechend Abb. 5. Der Verlauf ist perfekt geradlinig mit Eckfrequenzen von 60 Hz und 18 kHz im Fullrange-Modus. Dank der detaillierten Filterung werden alle relevanten Peaks und Dips im Verlauf ausgeglichen und beide Modelle AL60 und AL90 auf exakt gleichen Verlauf getrimmt.
Die noch vorhandene Feinstruktur im Frequenzgang oberhalb von 5 kHz geht primär auf Gitterreflexionen und das Waveguide zurück und kann daher nicht sinnvoll kompensiert werden. Eine hohe Übereinstimmung der beiden Modelle zeigt sich ebenfalls im Phasengang aus Abb. 6, der durch elektrische und akustische Hochpassfilter und durch die X-Over-Funktion insgesamt 3 × 360° Phasendrehung aufweist.
Das aus dem Frequenzgang der AL60 in Abb. 5 abgeleitete Spektrogramm fällt insgesamt unproblematisch aus. Lediglich zwischen 500 Hz und 1 kHz sind leichte Ansätze von Gehäuseresonanzen zu erkennen, die jedoch keiner weiteren Diskussion bedürfen. Das lange Nachschwingen bei 60 Hz entsteht unvermeidlich durch die Phasendrehung und das Laufzeitverhalten der Hochpassfilter. Der Hochtöner verhält sich vorbildlich und zeigt keine Problemstellen.
Beim Thema Directivity betrachten wir zunächst die beiden A-Serie-Systeme als Point Sources. Die Abb. 8 – 11 zeigen dazu die horizontalen und vertikalen Isobaren der AL60 mit einem nominellen Abstrahlwinkeln von 60° × 30° und der AL90 mit 90° × 30°.
Isobarendiagramme AL60 und AL90
Bild: Anselm Goertz
Horizontale Isobaren der AL60 mit nahezu perfekten ±30° Isobaren
von 550 Hz an beginnend bis zu den höchsten Frequenzen (Abb. 8)
Bild: Anselm Goertz
Vertikale Isobaren der AL60 mit einem auf ±15° Abstrahlwinkel optimierten Waveguide (Abb. 9)
Bild: Anselm Goertz
Horizontale Isobaren der AL90, die sich bei 650 Hz leicht einschnüren und über alle betrachtet nicht ganz die Perfektion der AL60 erreichen (Abb. 10)
Bild: Anselm Goertz
Vertikale Isobaren der AL90, der Verlauf der Isobaren ist nahezu identisch zu dem der AL60 (Abb. 11)
Schaut man sich die Isobaren der AL60 in der horizontalen Ebene in Abb. 8 an, dann ist der Pegel dort gegenüber der Messung auf der Mittelachse um 6 dB abgefallen, wo der Wechsel von orange auf gelb erfolgt. Die AL60 hält dabei ihren nominellen Abstrahlwinkel von 60° perfekt ein. Beginnend bei 550 Hz verlaufen die –6 dB Isobaren bis zu den höchsten Frequenzen mit nur minimalen Schwankungen um die ±30° Linien. Beeindruckend ist dieser Verlauf vor allem unter dem Aspekt, dass der Übergang von der relativ ausgedehnten Anordnung der beiden 10“-Tieftöner auf das Hochtonsystem ohne große Schwankungen in der Directivity gelingt. Etwas schwieriger wird es für die AL90 (Abb. 10), wo der Übergang der Tieftöner zum 90°-Horn nicht mehr ganz so perfekt gelingt. Bei 650 Hz schnüren sich die Isobaren durch die breite Anordnung der Tieftöner unweigerlich dann doch etwas zu viel ein. Oberhalb von 1 kHz bestimmt dann der Hochtöner das Geschehen. Mit etwas mehr Unruhe im Verlauf, verglichen mit der AL60, schlängeln sich die ±45° Isobaren um den Nennwert.
Ein Blick in das Datenblatt der A-Serie weist für beide Modelle mit dem verwendeten Verstärker D80 einen Maximalpegel von 139 dB aus. Wie man diesen bei d&b definiert, ist genau beschrieben: Bezogen auf 1 m Entfernung im Freifeld wird für ein Pink-Noise-Signal mit einem Crest-Faktor von 4 (= 12 dB) bei voller Auslastung des Lautsprechers der Spitzenpegel gemessen. Verzerrungen werden bei dieser Messung nicht berücksichtigt. Da das Pink-Noise-Signal eine über alle Frequenzbänder gleich verteilte Energie hat, entfällt im Vergleich zu typischen Sprach oder Musikspektren ein relativ großer Anteil auf den Arbeitsbereich des Hochtöners. Wenn dieser, wie bei einem Line-Array üblich, kräftig ausfällt und eine hohe Sensitivity hat, werden mit dieser Art der Messung sehr hohe Spitzenschallpegel erreicht.
Auf der akustischen Seite gibt es als Werte den Schalldruck, meist als Mittlungspegel Leq über einen definierten Zeitraum angegeben und den Spitzenpegel Lpk. Betrachtet man ein nicht komprimiertes rosa Rauschen, wie bei d&b eingesetzt, sind die Spitzenwerte in diesem Signal ungefähr um den Faktor vier größer als der Mittlungspegel (Crestfaktor). Gleiches gilt für die elektrische Seite. Hier sind es der Effektivwert und der Spitzenwert der Spannung, die das Signal statistisch beschreiben. Wichtig ist es zu wissen, dass bei akustischen Messungen zum erreichbaren Maximalpegel von Lautsprecheranlagen fast immer der Mittlungspegel Leq zur Bewertung verwendet wird.
In unseren Testberichten verwenden wir zwei Methoden zur messtechnischen Bestimmung des Maximalpegels von Lautsprechern: Zum einen die Messung mit 185 ms langen Sinusburst-Signalen. Hier wird der Pegel mit einem Sinussignal für eine Frequenz so lange erhöht, bis ein bestimmter Verzerrungsanteil, typisch 3% oder 10%, erreicht wird. Der dabei gemessene Schalldruck als Mittlungspegel für die Dauer der Messung wird als Messwert festgehalten. Diese Messung wird über einen zu definierenden Frequenzbereich in Frequenzschritten von 1/12 Oktaven durchgeführt.
In Abb. 14 sind die Ergebnisse der Sinusburst-Messung für eine einzelne AL60 und für ein Array mit drei AL60 mit Splay-Winkeln von 30° und MDC dargestellt. Typisch ist der Verlauf, wo beide Kurven bei den Low-Mids weitgehend zusammenfallen, da hier der Verzerrungsgrenzwert nicht erreicht wird, bevor der Thermolimiter im Verstärker eingreift.
Für tiefere Frequenzen unterhalb von 150 Hz sind die auslenkungsbedingten Verzerrungen der limitierende Faktor, wo sich dann beide Kurven auch wieder deutlich separieren. Gleiches gilt für höherer Frequenzen im Arbeitsbereich des Hochtöners. Ganz typisch für einen Kompressionstreiber liegen hier 10 dB zwischen den Kurven bei maximal 3% und maximal 10% Verzerrungen, was gleichzeitig auch ein Hinweis auf klanglich gutmütige, k2-dominierte Verzerrungsanteile ist.
Etwas verwunderlich erscheinen die Kurven für das 3er-Array: Unterhalb von 1 kHz liegt es wie erwartet ca. 6–10 dB über der Einzelbox. Bei höheren Frequenzen ändert sich ein Array-Verhalten: Während sich bei tiefen Frequenzen die drei Lautsprecher im Array gegenseitig unterstützen, teilen sich die Hochtöner den Gesamtwinkel des Arrays in drei Segmenten. Es gibt daher keine akustische Kopplung, wodurch der Pegel ansteigen würde. Zu den hohen Frequenzen hin steigt der Pegel im Array nicht, durch die unvermeidlichen Interferenzen sinkt der Pegel gegenüber einer einzelnen Quelle sogar noch etwas ab. Dafür verdreifacht sich jedoch für ein Array mit drei Hochtönern der abgedeckte Raumwinkel. Als Resümee der Burstmessung bleibt, dass die AL einzeln oder im Array im Bassbereich sehr leistungsstark sind und über alles betrachtet keine Schwachstellen erkennen lassen. Eine einzelne AL60 erreicht für maximal 10% Verzerrungen im Mittel 128 dB für 185 ms lange Sinus-Burst-Signale.
Eine zweite für die Praxis etwas aussagekräftigere Maximalpegelmessung ist die Multitonmessung. Die Basis des Multitonsignals besteht aus 60 Sinussignalen mit Zufallsphase, deren spektrale Gewichtung beliebig eingestellt werden kann. Für die in Abb. 16 gezeigte Messungen mit einem 3er-Array UC206N und einem Subwoofer UC115B wurde eine Gewichtung entsprechend eines mittleren Musiksignals (grüne Kurve) gewählt. Der Crestfaktor des so synthetisierten Messsignals, der das Verhältnis vom Spitzenwert zum Effektivwert beschreibt, liegt bei einem praxisgerechten Wert von 4 entsprechend 12 dB.
Für den aus dieser Art der Messung abgeleiteten Verzerrungswert werden alle Spektrallinien aufaddiert, die nicht im Anregungssignal vorhanden sind, d. h. die als harmonische Verzerrungen oder als Intermodulationsverzerrungen hinzugekommen sind. In der Grafik sind das die blauen Linien und deren Summenkurve in 1/6 Oktav breiten Frequenzbändern. Wichtig ist es dabei zu beachten, die Frequenzen des Anregungssignals so zu generieren, dass sie nicht mit den harmonischen Verzerrungsanteilen zusammenfallen, da sie sonst nicht mehr ausgewertet werden könnten. Auch bei dieser Art der Messung wird der Pegel so lange erhöht, bis der Gesamtverzerrungsanteil (TD = Total Distortions) einen Grenzwert von 10% erreicht. Bei den Gesamtverzerrungen werden alle harmonischen Verzerrungsanteile (THD) und auch die Intermodulationsverzerrungen (IMD) berücksichtigt. Unter diesen Bedingungen erreichte eine einzelne AL60 für ein typisches Musikspektrum nach EIA-426B bezogen auf 1 m Entfernung im Freifeld unter Vollraumbedingungen einen Spitzenpegel von 133 dB und einen Mittlungspegel von 121 dB. Ein 3er-Array mit 30° Splay-Winkeln und MDC erreichte einen Spitzenpegel von 140 dB und einen Mittlungspegel von 128 dB. Die Limitierung des Pegels erfolgte in beiden Fällen durch das Erreichen des Verzerrungsgrenzwertes von 10% und durch den Einsatz der Limiter im Verstärker.
Für den Hörtest wurden zwei AL60 als Point Sources mit 30° × 60° im Stereo-Setup im reflexionsarmen Raum aufgebaut. Auch wenn dieser Raum nicht unbedingt „typisch“ ist, hat er jedoch den Vorteil, keinen Einfluss zu nehmen, so dass man den Lautsprecher pur hört, wie es sonst nur im Freien möglich ist. Bestimmte Eigenschaften wie das Richtverhalten oder klangliche Neutralität lassen sich so gut beurteilen, ohne dass man dazu den Einfluss eines Raums abstrahieren müsste. Ein weiterer Vorzug dieser akustisch „sterilen“ Umgebung ist die Vergleichbarkeit, da man immer exakt gleiche Randbedingungen bei den Hörtest hat. Schwierig wird es bei größeren Line-Arrays, da im hier genutzten Messraum mit maximal 8 m keine hinreichenden Entfernungen zwischen Lautsprecher und Zuhörer möglich sind.
Gehört wurde mit den üblichen und in der Szene weit verbreiteten Samples, ergänzt um einige Stücke aus dem Bereich der EDM, die, falls gut produziert, ein breites Spektrum von interessanten Effekten bieten. Dem A-Serie-Setup konnten bei diesem Hörtest echte HiFi-Qualität attestiert werden. Klanglich absolut neutral erzeugte die Stereo-Anordnung eine perfekte räumliche Abbildung mit genau zu ortenden Quellen, deren Position auch weit über die Lautsprecherebene hinaus ging. Auch bei hohen Pegeln blieb die Qualität unverändert erhalten, was sich reflexionsarm gut nachvollzeihen lässt, da ohne Diffusfeld dem Lautsprecher recht hohe Pegel abverlangt werden können, ohne dass es für die Zuhörer in der kurzen Distanz zu laut wird.
Die neue A-Serie von d&b kommt als Universalwerkzeug für kleine und mittlere Beschallungsaufgaben daher. Neben klassischen Vertikal-Arrays kann die A-Serie auch für horizontale Arrays und auch als Point Source eingesetzt werden. Typische Einsätze sind somit Center-Cluster, Side-Fills, Stadionbeschallung, Theater, Soundscape-System und natürlich auch als PA für kleine und mittlere Locations. Als Ergänzung im Bass kann bei Bedarf der als Cardioid-Strahler konzipierte V-GSUB oder andere Modelle aus dem breiten d&b Sortiment eingesetzt werden. Für Festinstallationen gibt es die A-Serie neben der hier vorgestellten Touring-Variante auch als ALi60 und ALi90 in der Install-Variante – mit leicht veränderter Ausstattung und einem um 300 € reduzierten Listenpreis – und darüber hinaus spezielle Custom-Varianten, die es auf Anfrage gibt. Betrieben wird die A-Serie, wie alle anderen d&b-Lautsprecher auch, nur in Kombination mit den zugehörigen Verstärkern, die einen sicheren Betrieb gewährleisten (das können auch bereits vorhandene Ampracks sein).
Wenn man sich nun fragt, was macht die preislich klar in der Oberklasse angesiedelte neue A-Serie von d&b so interessant, dann sind es neben der perfekten Verarbeitung und den messtechnischen Qualitäten vor allem die hohe Flexibilität und die Integration in das System d&b, wo es neben Lautsprechern und Verstärkern vieles mehr gibt: Die Simulationssoftware ArrayCalc, das Remote-Netzwerk und die Immissionsmodellierung NoizCalc, die zusammen mit der SoundPlan GmbH entwickelt wurde. Auch wenn man heute noch nicht so weit mit Simulationen und Netzwerken denken möchte, ist man damit im d&b-System für die Zukunft schon gut aufgestellt.
Tolle ausführlicher Bericht, der direkte Vergleich zu Y Serie in Sachen Grund Stack Und kleinen Arrays wäre noch toll.