Neues Flaggschiff „Graf Zeppelin“

VariLite VL4000 Spot im Test

VariLites Flaggschiff aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat lange auf sich warten lassen. Es soll an den Erfolg der 3000er-Serie anknüpfen und wird von VariLite nicht weniger als „The Most Powerful Vari-Lite Ever Created“ bezeichnet.

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Die Bezeichnung „VariLite“ steht seit Anbeginn der Zeitrechnung – zumindest bei der Entwicklung von intelligenten Lichtsystemen – für innovative und qualitativ hochwertige Produkte. Jedoch lässt der US-amerikanische Hersteller Philips Vari-Lite mit dem neuen VL4000 Spot Luminaire auch eine länger andauernde Durststrecke hinter sich.

Dass die vergangene Zeit aber keinesfalls nur mit Däumchendrehen verbracht wurde, beweist die neueste Entwicklung der texanischen Ingenieure, die – wenn sie hält was sie verspricht – wohl nun auch endlich an den immensen Erfolg der vorangegangenen 3000er Serie anknüpfen kann.

Eckdaten des VL4000 Spot Beim Auspacken wundert man sich zunächst ein wenig über das vergleichsweise relativ geringe Gewicht des kopfbewegten Multifunktionsscheinwerfers. Denn bei den Gesamtausmaßen von ca. 62 × 57 × 81 cm (Breite/Tiefe/Höhe) und der voluminös ausgeführten Bauform des Kopfes ist ein Gesamtgewicht von gerade mal rund 38 kg durchaus angemessen und immer noch vertretbar. Sehr angenehm fallen bereits hier die beiden Griffe auf, die in Form von seitlich am Basement montierten durchgehenden Stangen ausgeführt sind und für einen sicheren Transport außerhalb der Verpackungseinheit sorgen.

Zusätzlich lassen sich jetzt auch bei diesem Gerät die Pan- und Tilt-Achsen zu Montage- oder Servicezwecken verriegeln. Selbst bei den Montagemöglichkeiten fällt auf Anhieb eine deutliche Neuerung ins Auge; denn die für den geflogenen Betrieb benötigten Haken werden beim VL4000 Spot auf sogenannten „Brackets“ montiert. Diese können dann mit Hilfe von acht kreisförmig angeordneten Aufnahmepunkten in beliebigen Positionen und Winkelungen an der Unterseite des Scheinwerfers angebracht werden.

Für die gesetzlich vorgeschriebene Sicherung gegen Herabstürzen ist eine mittig an der Unterseite des Gerätes positionierte Öse vorgesehen, die erfreulicherweise so großzügig ausgeführt wurde, dass ausreichend bemessene Sicherungsseile problemlos und ohne Finger-Ballett gesichert und auch wieder entsichert werden können.

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Neuerung bei Montagemöglichkeiten: die für den geflogenen Betrieb benötigten Haken werden auf sog. „Brackets“ montiert. Diese können mit Hilfe von acht kreisförmig angeordneten Aufnahmepunkten in beliebigen Positionen und Winkelungen an der Unterseite angebracht werden. (Bild: Dieter Stork)

Im Basement des VL4000 Spot befindet sich neben dem Antriebsmotor für die Pan-Achse auch das elektronische Netzteil. Dieses liefert automatisch in einem Spannungsbereich von 200–240 V AC bei 50/60 Hz stets die Leistung, die für einen stabilen Betrieb des Scheinwerfers notwendig ist. Die Spannungs- und Signalanschlüsse sind, wie auch das Display nebst Navigationstasten sowie ein USB-Anschluss für Servicezwecke, alle an einer Seite des Basements untergebracht.

Die Spannungsversorgung erfolgt über eine schwarz-gelbe Power-Con-Steckverbindung TRUE1, wobei das Anschlusskabel mit offenen Enden bereits im Lieferumfang enthalten ist. Die Steckverbindungen für die Signalzufuhr und Weiterleitung sind als fünfpolige Neutrik-DMX-Buchsen ausgeführt. Hier sieht Philips Vari-Lite die Zukunft wohl in keiner anderen Signalübertragungsform, denn mit einer Ethernet-Schnittstelle ist das Gerät nicht ausgestattet.

Auch beim Display bleibt der Hersteller seiner Linie treu, wie der VariLite VL4000 Spot Luminaire beweist: Wie bereits bei den Modellen vorangegangener Produktserien verbaut man keine berührungsempfindlichen Bildschirme. Dieses tut der Sache aber insofern keinen Abbruch, als dass die vorzunehmenden Einstellungen auch über die vier Navigations- und die beiden Funktionstasten (und nicht zuletzt durch eine gut strukturierte Menüführung) auch per Tastendruck schnell und zuverlässig vorgenommen werden können.

Das großzügig dimensionierte Display ist mit einem Sensor ausgestattet, der den Bildschirm bei einer Annäherung der Hand „aufweckt“. Das Ausgangslayout liefert bereits die wichtigsten Informationen, wie die DMX-Adressierung oder den Status des Leuchtmittels. Zudem ist das Display jetzt als Farbbildschirm ausgeführt und zusätzlich batteriegepuffert und stellt sich mit Hilfe eines weiteren Sensors automatisch auf die richtige Position ein, je nachdem, ob der Scheinwerfer in gestelltem oder geflogenem Zustand betrieben wird.

Graf Zeppelin lässt grüßen

Der Kopf des VariLite VL4000 Spot steckt bis oben hin voll mit modernster Technik, und das sieht man ihm bereits von außen an. So bekommt auch die Bezeichnung „Flaggschiff“ bereits im Vorfeld eine ganz neue Bedeutung, da die voluminöse Bauform des Kopfes mit ein wenig Phantasie schon irgendwie an einen Zeppelin erinnert.

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Der Kopf des VL4000 Spot steckt bis oben hin voll mit modernster Technik, und das sieht man ihm bereits von außen an – erinnert der Kopf doch etwas an einen Zeppelin (Bild: Dieter Stork)

Das Herzstück des Kopfes, der einen Panbereich von 540° und einen Tiltbereich von 270° abdeckt und in beiden Bereichen von nur je einem Schrittmotor angetrieben wird, besteht aus einem Philips MSR Gold Fast-Fit Leuchtmittel mit einer Leistung von 1.200 W und einer Farbtemperatur von 6.000 K. Diese Lampe ist jedoch speziell darauf ausgelegt, durch „Übertaktung“ eine Leistung von ca. 1.400 W zu liefern, was eine höhere Umdrehungszahl der insgesamt neun verbauten Lüfter bedeutet. Die durchschnittliche Lebensdauer des Leuchtmittels, dessen Sockelform sowohl die einfache Montage als auch die servicefreundliche Justage über nur drei Punkte ermöglicht, ist bei „normalem“ Betrieb von Herstellerseite aus mit ca. 750 Stunden angegeben.

Die optischen Komponenten

Wenn auch eben scherzhaft von einer luftschiffartig anmutenden Form die Rede war, wird bei einem Blick hinter die Gehäuseabdeckung deutlich, dass der Platz im Innenleben des Kopfes gar nicht besser hätte genutzt werden können. Das zur Verfügung stehende Volumen ist im Wesentlichen in vier unterschiedliche Segmente unterteilt, von denen das erste die Lampen- und Reflektoreinheit bildet.

Knapp die Hälfte des Platzangebots beansprucht das Modul für sich, in der die Funktionen für Zoom, Fokus, Prisma, Frost und Iris zusammen untergebracht sind. Die motorisch verfahrbare Optik, die einen stufenlosen Zoombereich von 9° bis 47° ermöglicht und sogar mit einer Auto-Focus-Funktion ausgestattet ist, nimmt hierbei den meisten Platz für sich ein.

Das rotierbare Dreifach-Prisma bietet die Besonderheit, dass es in einem gewissen Bereich sowohl vor als auch hinter der Zoomlinse zum Einsatz kommen kann. Der daraus resultierende optische Effekt führt bei dem verdreifachten Lichtkegel auf der einen Seite zu starker Vergrößerung und damit verbundener Überlappung der Projektion. In der anderen Linsenstellung wiederum werden die drei Lichtkegel stark verkleinert und überlappen sich nicht. Zudem ist der Abstand der einzelnen Facetten im Zusammenspiel mit der Zoomlinse dann auch noch in einem gewissen Spielraum veränderbar.

Die Funktion des als „stufenlos“ angepriesenen Frostfilters wirkt beim ganz genauen Hinsehen und vor allem in den ersten Prozentwerten zwar nicht ganz so stufenlos, jedoch tut die Funktion letztendlich das, was sie soll, und erzeugt bei voller Frostung auch keine störenden Koronen oder Schleier.

Ein weiteres Modul, welches im hinteren Bereich des Kopfes nahe der Lampen- und Reflektoreinheit untergebracht ist, beherbergt die unterschiedlichen Komponenten für die Veränderung der Farben und die voneinander unabhängigen Komponenten für die Shutter- und Dimmerfunktionen. Dieses Modul ist neben einem CMY-Farbmischsystem und einem stufenlosen CTO-Filter im Weiteren mit zwei festen Farbrädern ausgerüstet, auf denen sich jeweils fünf auswechselbare Farbfilter plus Weiß befinden. Hier wiederum handelt es sich übrigens sowohl bei dem einen als auch bei dem anderen Farbrad um fünf „richtige“ Farben, und nicht – wie vielleicht zu erwarten wäre – um Korrektur- oder Kosmetikfilter.

Das vierte und letzte Segment, das ungefähr in der geographischen Mitte des Kopfes angesiedelt ist, stellt auch gleichzeitig das komplexeste Segment von allen dar. Hier befinden sich zwei rotierbare Goboräder, die beiden ebenfalls rotierbaren Animations-Räder und die Blendenschiebereinheit.

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Obwohl kein Touch-Display montiert ist, sind das Menü und die Bedienung hervorragend gelöst worden (Bild: Dieter Stork)

Die beiden Goboräder des VL4000 Spot sind mit jeweils sieben Glasgobos in E-Size-Größe ausgestattet. Diese können, wie auch die einzelnen Filter der beiden Farbräder, über ein einfaches Stecksystem ausgetauscht werden. Allerdings sind die Gobos in ihren Halterungen fest verklebt. Dies bedeutet, dass zusätzliche Austausch- oder Custom-Gobos zusammen mit der dafür passenden Halterung erworben werden müssen. Der Innenradius der Halterungen ist so bemessen, dass mit Hilfe eines Adapters auch Gobos der 3000er-Serie verwendet werden können.

Der VL4000 Spot ist mit gleich zwei Animationsrädern ausgestattet, die sich von Grund auf jedoch sehr stark voneinander unterscheiden. Das erste Animationsrad mit der klangvollen Bezeichnung „Dichro-Fusion“ ist in Form einer – wie dem Namen bereits zu entnehmen – dichroitischen Farbscheibe ausgeführt. Im Zusammenspiel mit der CMY-Farbmischung lassen sich hier durch Auslöschung einzelner Farben besondere Effekte erzielen.

Mit Hilfe des zweiten Animationsrades „Wicked Waves“, einer camouflageartig gemusterten, jedoch farblosen Glasscheibe, wird dann auch die klassische Funktion eines Animationsrades bedient. Mit ein wenig mehr Aufwand als bei den Goborädern lässt sich bei Bedarf auch die Standardbestückung der beiden Animationsräder austauschen. Des Weiteren bieten die beiden Effekt-Räder die Funktion, sowohl horizontal als aus vertikal durch den Strahlengang gefahren werden zu können, was wiederum zu eindrucksvollen Szenerien führt.

Zu guter Letzt komplettiert die Blendenschiebereinheit die Feststellung der einzelnen Komponenten des Gerätes und rundet gleichzeitig das reichhaltige Funktionsangebot des VL4000 Spot ab. Hier können vier voneinander unabhängige Blendenschieber, die von je zwei Schrittmotoren angetrieben werden, präzise in die gewünschte Position gebracht werden. Jeder dieser vier Blendenschieber kann dabei etwas mehr als 50 % in den Strahlengang eingefahren werden.

Bildergalerie: Die Animationsräder des VL4000

Der VL4000 ist mit zwei Animationsrädern ausgestattet – Dichro Fusion & Wicked Waves

Die besonderen Eigenschaften

Der neue VL4000 Spot ist mit einer Vielzahl von Funktionen vollgepackt, eine Eigenschaft wird jedoch vom Hersteller besonders hervorgehoben: eine nur geringe Geräuschentwicklung, die während des Betriebs von den mechanischen Komponenten des kopfbewegten Scheinwerfers entstehen soll. Und tatsächlich ist das Gerät sehr gut gegen das Austreten der Geräusche abgeschirmt, die im Inneren des Kopfes erzeugt werden. Das merkt man besonders deutlich, wenn das Gehäuse bei laufendem Betrieb des Scheinwerfers geöffnet oder verschlossen wird. Zusätzlich verfügt der VL4000 Spot über einen Studio-Modus, in dem die Umdrehungszahl der Lüfter bei einer auf 1.200 W reduzierten Leistung des Leuchtmittels deutlich verringert werden kann, was wiederum maßgeblich für die geringere Geräuschentwicklung verantwortlich ist.

Im weiteren Verlauf des Praxistests stachen jedoch noch weitere positive Eigenschaften des Scheinwerfers hervor: Zum einen unterstreichen die hervorragenden Projektionseigenschaften die qualitativ hochwertige Verarbeitung der einzelnen Komponenten, deren Zusammenspiel z. B. bei einer Goboprojektion tatsächlich im gesamten Bereich der 5:1-Zoomoptik eine scharfe Abbildung ermöglicht. Zum anderen stellen essentielle Funktionen – wie die präzise und schnelle Positionierung des bis zum Rand mit Technik gefüllten Kopfes, wirklich lineares Dimmen ohne das Entstehen von optischen Verzerrungen oder die Tatsache, dass die besonders langsame Rotation von Gobos und Animationsrädern ruckelfrei ermöglicht wird – nur einige der hervorragend umgesetzten Eigenschaften des VL4000 Spot dar.

Die hochwertige Blendenschiebereinheit ermöglicht eine präzise Manipulationen des Lichtkegels und arbeitet, wie die übrigen Komponenten des Gerätes, selbst bei schnellen Änderungen der Werte nahezu geräuschlos. Lediglich die Benutzung der Linse, die für die Fokussierung des Lichtkegels verantwortlich ist, sorgte zumindest bei dem der Redaktion zur Verfügung gestellten Testgerät für eine etwas höhere Geräuschentwicklung.

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Die motorisch verfahrbare Optik, die einen stufenlosen Zoombereich von 9 bis 47 ermöglicht, ist mit einer Auto-Fokus-Funktion ausgestattet. Das rotierbare Dreifach-Prisma bietet die Besonderheit, dass es in einem gewissen Bereich sowohl vor als auch hinter der Zoomlinse zum Einsatz kommen kann. (Bild: Dieter Stork)

Fazit

Mit dem VL4000 Spot Luminaire ist dem US-amerikanischen Ingenieursteam um Philips Vari-Lite die Entwicklung eines sehr ansprechenden neuen Multifunktionsgerätes gelungen, welches den Vergleich mit anderen Geräten namhafter Hersteller keineswegs zu scheuen braucht. Nicht nur die Auswahl der vielfältigen Komponenten, sondern speziell die aus all diesen verschiedenen Bauteilen entstandene Einheit, die das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Funktionen ermöglicht, macht den VL4000 Spot zu einem den heutigen Anforderungen entsprechenden – wenn nicht sogar übertreffenden – Multifunktionsscheinwerfer.

Und auch wenn Philips Vari-Lite die Zukunft nicht in einer anderen Signalübertragung sieht, geht man mit der RDM-Fähigkeit des VL4000 Spot einen großen Schritt in eine neue Richtung. Auch in Sachen Produktserienvielfalt bleibt es spannend: Die Frage, ob der VL4000 Spot in naher Zukunft durch eine Washlight-Ausführung ergänzt wird, konnte zum Zeitpunkt unseres Praxistests noch nicht genau beantwortet werden. Der deutsche Vertrieb Cast gibt den Nettopreis des VL4000 mit 13.260 Euro an.

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