In unserer Reihe LED-Stufenlinsen nähern wir uns langsam dem Ende entgegen bei der Übersicht der aktuellsten Geräte. Mit dem S-4 des dänischen Herstellers SGM beenden wir die Einzeltests und schließen die Übersicht in der kommenden Ausgabe mit einem Abschlussbericht.
Mit dem S-4 hat SGM um CEO Peter Johansen wieder einen ungewöhnlichen Scheinwerfer geschaffen, den wir in unserer LED-Stufenlinsen-Übersicht unbedingt aufnehmen müssen. Denn wenn man sich heute umsieht und nach Outdoorfähigen „Stufen“ sucht, die eine LED-Engine als Leuchtmittel beinhalten, so wird man nicht viele finden. Dabei ist die Stufenlinse mit konventionellem Leuchtmittel eine feste Größe bei allen Open Airs, Stadtfesten und Außendrehs. So weist der S-4 mit einer IP65-Zertifizierung schon ein Alleinstellungsmerkmal auf. Damit nicht genug, beinhaltet das wasserdichte Gehäuse auch eine LED-Engine und Optik, die es in sich hat.
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ETC hat es mit seiner LED-Source Four-Engine und dem X7-Farbmischsystem vorgemacht. Das Prinzip der Farbmischung über viele farbige LEDs wird hier ebenfalls aufgegriffen – sechs Steuerkreise dimmen fünf LED-Farben. Je zwei Chips in den Farben Rot, Grün, Blau, Amber sowie viermal Mint bilden einen Cluster. Die vier Mint-LEDs werden von zwei Steuerkreisen getrieben, so dass es nun mit sechs Treibern aufgeht. Die Mint-LEDs bilden im Cluster im Zentrum ein Viereck. Das kann man insbesondere im Testmodus sehen, wenn die oberen und die beiden unteren Mint-LEDs separat angesteuert werden. Auf einem Board befinden sich vier von den Clustern, so dass eine Menge Photonen herausgeschleudert werden können. Wie wir im Folgenden an den fotometrischen Daten sehen können, ist die Auswahl der LED-Farben gut gelungen und ermöglicht eine hohe Farbqualität bei einem relativ großen Farbraum. Aufgrund des Farbmischsystems ist es erst möglich, über die Magenta-Green-Shift- oder Redshift-Funktion eine Veränderung der Farbtemperatur entlang der Planckschen Kurve zu ermöglichen.
Nun gilt es vier Cluster mit den unterschiedlichen Farb-Chips zu einen homogenen Lichtfeld zu verhelfen, bei denen keine Farbschatten oder Multischatten auftreten. Aufgrund der Anordnung der vier Cluster, die einen verhältnismäßig großen Abstand zueinander haben, stellt dieses Vorhaben erst einmal kein leichtes Unterfangen dar. Zur Lösung des Problems wird direkt über die Cluster eine Sammellinse gesetzt, worauf direkt die nächste Sammellinse anschließt. Hier zeigen sich Parallelen zu aufwendigen Kondensor-Systemen hochwertiger Profilscheinwerfer.
Erst danach werden mit einem kleinen Abstand zwei „Streuscheiben“ angeordnet, welche als klare Pebblescheiben ausgeführt sind, die sich mit der planen Seite gegenüberliegen und zueinander einen kleinen Luftspalt zur besseren Lichtdurchmischung aufweisen. Damit werden die vier einzelnen Cluster zu einem gemeinsamen Lichtfeld gemischt. Über dem Pebble-„Frost“-Scheibenpaar schließt eine plankonvexe Linse ab und bildet die eigentliche LED-Engine Atria der Firma Appotronics.
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Die Optik für den Zoom ist ebenso aufwendig konstruiert. So werden zwei Linsenträger über einen Spindelantrieb zueinander verfahren. Dabei fährt zuerst die obere Linse in Richtung der LED-Engine, wobei der mittlere Mehrlinsenträger gleich darauf in der Bewegung folgt. Bewegen sich nun die Linsensätze noch weiter zur LED-Engine hin, so wird eine Lichtblende ebenfalls zur LED-Engine hin verschoben. Gemäß Spindelantrieb benötigt der Zoom zur Verstellung eine gewisse Zeit, welche für das System aber dennoch recht kurz ist und relativ leise durchfahren wird.
Eigentlich ist man mit einem mehrfarbigen LED-System, was den Farbumfang betrifft, schon sehr gut aufgestellt. Das besondere Schmankerl am S-4 ist ein zusätzlicher Dichrofilter, der in den Strahlengang gefahren wird, wenn nur die rote oder nur die blaue LED angesteuert wird. Aus dem Zusammenspiel von blauer LED plus Filter erreicht man so ein tiefes Congo Blue. Auch dies ist ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal und wird den einen oder anderen Designern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Die Servicekraft gewinnt dagegen das Lächeln, wenn der Filter über eine gut zu handhabende Federmechanik mit einem fingerfreundlich angebrachten Hebel in den Strahlengang fixiert werden kann.
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Lichtfeld und Abschattung
Betrachtet man sich das resultierende Lichtfeld, muss man eine homogene Ausleuchtung ohne Farbränder, Farbschatten oder Multischatten attestieren. Bei den meisten LED-Stufenlinsen ist der enge Abstrahlwinkel nicht so klein zu ziehen, dass man eine gute Spitze leuchten kann. Der SGM S-4 kratzt mit seinen 9° gerade so an einer akzeptablen Marke. Der Einsatz der Torblende ist – dem Umstand der räumlich verteilten LED-Cluster geschuldet – in der Abschattung stufig, die Optik schafft es aber, diese auf ein Mindestmaß einzudämmen.
Neue Lampen, neue Formen, neue Ansätze für die Befestigung des Zubehörs: So wird der Tophat einfach in die Nuten des Linsengehäuses gesteckt; Magneten ziehen den Tophat dann fest und bündig sitzend in Position. Das ist sehr benutzerfreundlich und schnell. Für die Torblende hat man vier Schnellverschlüsse-Aufnahmen hinter der Linse an das Gehäuse platziert. Damit hat man vier unabhängige Halterungen, wobei immer mindestens zwei gegenüberliegende zum Halten benötigt werden, was die Diskussion über Absicherung des Zubehörs doch sehr erleichtert im Gegensatz zur Magnethalterung. Auch die Tore der Torklappe sind an den Gelenkstellen verschraubt, was die Hochwertigkeit, die die Lampe durchaus in allen Punkten aufweist, auch widerspiegelt.
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Außergewöhnliche Bedienung
Der SGM S-4 bleibt seiner Linie treu und ist auch in der Bedienung außergewöhnlich. Neben dem zweizeiligen Grafikdisplay und der üblichen Bedienung mit vier Tasten wurden dem Bedienfeld noch vier Potentiometer spendiert. Und nur zur Erinnerung: Potentiometer bei einem IP65-Gerät.
Wie am Bild zu erkennen, ist ein Poti von den anderen drei abgesetzt platziert worden. Damit steuert man den Abstrahlwinkel. Die anderen drei Potentiometer werden je nach Mode, den man einfach mit der Enter-Taste umschaltet, entweder für die Farbauswahl nach RGB, HSI oder Weißlicht zugeordnet. Beim Weißlicht-Mode werden den drei Potentiometern die Funktionen DIM, CCT und Tint zugeordnet. Mit CCT bewegt man sich locker auf der Planckschen Kurve und mit Tint kann man sich in den Grün- oder Magentabereich von der Planckschen Kurve entfernen. Damit ist der Scheinwerfer ohne Lichtstellpult intuitiv mit den vier Potentiometern zu bedienen. Diese drei Potis reichen, um den SGM S-4 über die Farbsysteme die gewünschte Farbe oder Weißlicht einzurichten. Dies ist auch bei der DMX-Ansteuerung über die 3-Kreis-Farbsteuersysteme übernommen worden. So kann man leider nicht auf eine einzelne LED-Farbe zugreifen, denn über RGB bzw. HSI werden immer die LEDs zueinander gemischt. Erfolgt die Ansteuerung über DMX, dann hat unser Testexemplar 13 Steuerkreise, wobei die Farben wie auch der Dimmer über 16 Bit gesteuert werden. Vorbildlich ist die aufwendige Zusammenstellung der Macro-Farben, die die gängigen LEE-Farbäquivalente wiedergeben.
Das Kerngehäuse des SGM S-4 ist aus Alustrangguss gefertigt. Die Rückseite ist abgedichtet und überträgt via Kupferübergang und Heatpipes die Wärme zum rückseitigen IP65-Lüfter. Das Wärmemanagement macht einen sehr durchdachten Eindruck, wie auch das Konzept der Abdichtung. Auf das Kopfgrundgehäuse wird dann die Linsen-tragende Frontabdeckung bzw. Tubus mit Dichtungsring angeschraubt. Durch dieses Konzept können sehr einfach und schnell der Tubus und die Linse gewechselt werden, z. B. gegen eine optionale Microfresnellinse. Der Lüfter selbst ist im Silent-Mode kaum wahrnehmbar, was für geräuschsensible Anwendungen vorteilhaft ist.
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Das Bedienfeld wie auch die Netzteile sind in einem Basement untergebracht, welches mittels außenliegenden Kabels eine elektrische Verbindung zum Kopf aufbaut. Das Kabel wird ideal geführt, so dass ein Durchschwenken deutlich erleichtert wird. Die mechanische Verbindung zum Kopf ist ein durchgezogener breiter Bügel der gleichzeitig die Gehäusewanne des Basements darstellt. Für die Tilt-Arretierung kommt eine sehr wirksame Mechanik zum Einsatz, wobei die dezent angebrachte Skalierung das gleiche Einrichten mehrerer Einheiten erleichtert. Die Sicherheitsseilaufnahme erlaubt auch nach deutschen Standards dimensionierte Seile aufzunehmen. Es ist sogar möglich, das Seilende mit Kausche hindurchzuziehen.
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Bild: Herbert Bernstädt
Beleuchtungsqualität
Wie bereits erwähnt ist der S-4 in der Lage mit den vielfarbigen LEDs den Weißpunkt dort zu setzen, wo er benötigt wird. Damit hat man gerade in Kombination mit rückseitigen LED-Wänden oder Aufprojektionen und anderen Frontlichtfarben die Möglichkeit, den S-4 auf einen gewünschten Wert zu ziehen. Die Auswahl der schmalbandigen Grundfarben sowie der Einsatz des zusätzlichen Filters lassen den Farbraum sehr groß werden, so dass dieser Scheinwerfer insgesamt für mehr lebendigere Bilder sorgt, da die Farben ein wenig überzeichnet – also übersättigt – dargestellt werden. Dies erkennt man auch an dem TM30 Gamut-Index, der durchgehend über 100 liegt. Klar, dass die Farbwiedergabe darunter leidet, die aber immerhin noch bei der wichtigen Tageslicht-Farbtemperatur von 6.500K die 90er Marke übertrifft und somit auch für anspruchsvollere Aufgaben eingesetzt werden kann. Auch der R9-Wert ist bei 6.500K sehr gut vertreten. Damit wird der S-4 zu einem vielseitigen Gerät mit hoher Lichtqualität, das über das normale Maß hinausgeht. Zusammen mit den Möglichkeiten, wie CCT mit Tint-Einstellungen, gehört der S-4 zu einem kleinen Kreis flexibel einstellbarer LED-Stufenlinsen mit hoher Lichtqualität und das wohlgemerkt auch IP65-tauglich.