Professionelles LED-Spotlight für den Alltagsgebrauch
Elation Artiste DaVinci im Test
von Stefan Junker,
DaVinci nennt sich der erste Scheinwerfer der neuen Artiste-Serie aus dem Hause des amerikanischen Herstellers Elation – ein klassisches Spotlight auf LED-Basis und mit umfangreichen Funktionen.
Die Zahl der LED-Spotlights nimmt rasant zu. Nach ersten Gehversuchen der Branche mit mehrfarbigen Engines und eher kläglichen Ergebnissen in puncto Projektionsschärfe oder Helligkeit begann mit der Nutzung rein weißer LED-Cluster langsam aber sicher die Entwicklung einer relevanten Produktvielfalt. Spätestens auf der Prolight + Sound 2018 dürfte nun nahezu jeder renommierte Hersteller mindestens einen dieser entladungslos betriebenen Scheinwerfer im Portfolio haben.
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Als Folge bietet der Markt nun also eine Vielzahl an neuen Scheinwerfern an, die so neu eigentlich gar nicht sind – sieht man vom Leuchtmittel einmal ab! Farbmischung und Beambearbeitung bleiben konventionell, interessant ist im Wesentlichen die Helligkeit und die Qualität der Projektion, die bei den meisten aktuellen Spots im Bereich konventioneller 700-W-Scheinwerfer liegen und sich somit an deren langjähriger Performance messen müssen – so auch der aktuelle Elation Artiste DaVinci im Test.
Theorie
Immer wieder interessant ist der erste Kontakt mit einem neuen Gerät beim „Unboxing“. Punkten gerade die „LED-FX-Wash-Maschinen” der letzten Zeit bereits hier mit Größe, Bauform und/oder Gewicht, bietet die Kategorie der LED-Spotlights bisher nur selten Raum für Überraschungen: Sie sehen aus wie konventionelle Scheinwerfer, sie wiegen so viel wie konventionelle Scheinwerfer und wirken daher eher wie eine Renaissance ehemals konventioneller „Mittelklasse-Boliden“ – sind aber dennoch ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Der gut 25 kg schwere und knapp 65 cm hohe Artiste DaVinci bildet da keine Ausnahme. Nicht ganz passende Spaltmaße zwischen Bügel und Kopf stören etwas das ansonsten harmonische Design. Die Montage des Spotlights erfolgt wie üblich mittels vier Camlock-Schnellverschlüssen in zwei möglichen Ausrichtungen … Wie üblich gestaltet sich aber auch das Anbringen einer Sicherung in der etwas klein dimensionierten Öse ohne entsprechende Kettennotglieder eher schwierig. Anschlussseitig verfügt das Basement über 5-polige XLR sowie EtherCon-RJ45-Buchsen. Zusammen mit dem Elation E-Fly-Wireless-DMX-Transceiver und der seitlich ausklappbaren Antenne lässt sich der RDM-fähige Scheinwerfer so mittels DMX, ArtNet, sACN oder per Funk steuern. Seine Energie bezieht der Artiste mittels PowerCon True1-Anschluss aus dem Netz, ein Durchschliff mehrerer Einheiten ist über einen PowerCon True1-Out gewährleistet. Hinzukommt die Möglichkeit auch EtherCon durch den Ausgang weiterschleifen zu können.
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
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Das Farb-Display mit grafischer Menüführung und seinen sechs touchsensitiven Tasten ist beim ersten Anblick etwas verwirrend, nach kurzer Eingewöhnung aber intuitiv und ohne weitere Hilfe bedienbar. Lediglich den neben der DMX-Adresse wichtigsten Menüpunkt „DMX-Mode“ – im größten Betriebsmode benötigt der Spot insgesamt 40 Kanäle – sucht man als „Ortsfremder“ erst einmal vergeblich im „Personality“-Menü, um schließlich im „User Mode Set“ fündig zu werden. Sehr umfangreich ist der Stand-Alone-Modus, der bis zu zehn Programme mit jeweils bis zu 64 Szenen abspielen oder alternativ im Master/Slave-Modus bis zu drei verschiedenen Programmketten synchronisieren kann. Dabei ist es sogar möglich, anstelle einer manuellen und mühsamen Editierung einzelner Looks von einer externen Konsole eingespeiste Cues mittels „Record Controller“ aufzunehmen, als Szenen abzuspeichern und letztlich als Programm wiederzugeben.
Der Kopf des Artiste DaVinci lebt von seinem Antrieb im Heck des Moving Lights, einer kaltweißen, 270 W starken LED-Lichtquelle mit – laut Herstellerangaben – rund 12.000 lm Lichtstrom. In puncto Helligkeit liegt der DaVinci damit im Bereich eines konventionellen 700-W-Spotlights bei einer maximalen Leistungsaufnahme von 470 W. Farbmischung und Beambearbeitung erfolgen dementsprechend über konventionelle Systeme, also CMY-Farbmischsystem, Farbrad und CTO-Filter sowie weitere Ausstattung, die bis auf ein Blendenschiebersystem nahezu keine Wünsche offen lässt.
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Praxis
Nach einem ausführlichen Reset lassen sich gleich zu Beginn zwei Dinge bemerken: Weckt man den Spot aus seinem Hibernation-Tiefschlaf, in dem er bei Nichtbenutzung absolut geräuschlos verharrt, ist der Lichtoutput durchaus ordentlich – die Lautstärke der im Auto-Fan-Mode kräftig anlaufenden Lüfter allerdings auch und bereits nach kurzer Zeit grenzwertig, selbst in akustisch tendenziell unsensiblen Bereichen! Ein Betrieb der Lüfter im „High“-Modus ist geräuschtechnisch nahezu unmöglich, die Umschaltung auf „Silent“ bringt eine deutliche Verbesserung, allerdings auf Kosten des Outputs, der hier etwas limitiert wird. Das Dimming selbst ist sehr gleichmäßig und weich, bei Bedarf lassen sich per DMX verschiedene Dimmerkurven einstellen, die allerdings in erster Linie die In- und Outfadezeiten denn den Kurvenverlauf beeinflussen und so eher das Nachleuchten von Glühlicht imitieren. Dimmer und Strobe werden selbstverständlich rein elektronisch und ohne mechanische Bauteile erzeugt, weshalb gerade der Strobeeffekt mit einer sehr hohen Frequenz aufwarten kann.
Beim Einsatz von Kameras lassen sich für einen flickerfreien Betrieb der LEDs sowohl die Refresh-Rate von 900 Hz bis 25.000 Hz als auch die Gamma-Brightness von 2,0 bis 2,8 variieren. Die Bewegungsgeschwindigkeit bezüglich Pan und Tilt ist der Größe des Scheinwerfers angemessen zügig, aber nicht herausragend schnell. Sehr positiv allerdings ist das äußerst direkte Ansprechen auf Controllerbefehle ohne Latenz oder Nachlaufen, was ein sehr angenehmes Einrichten ermöglicht.
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Aufgrund der rein weißen LED-Engine besitzt der Artiste DaVinci ein konventionelles CMY-Farbmischsystem zur Erzeugung sehr schöner gesättigter Farben. Lediglich bei Pastelltönen tritt der konzentrische Farbauftrag der in den Strahlengang einfahrenden Flags bei unscharf gezogenem Fokus etwas nachteilig hervor und führt zu einer mehr oder weniger deutlich sichtbaren Inhomogenität der Mischung. Gerade bei Verwendung des Prismas verstärkt sich dieser Effekt deutlich. Auch das Tempo der Farbmischung lässt etwas zu wünschen übrig, nicht nur im Vergleich zu den additiven Kollegen der LED-Washlights. Schnelle Farbwechsel unterliegen hier einer deutlichen Trägheit, die klassische Odd/Even-Spielereien nicht unterstützen.
Sehr gelungen ist die Auswahl an Farben auf dem Farbrad, auf dem sich neben einem satten Rot und eher leicht entsättigtem Blau, Grün und Gelb auch ein CTB sowie ein Half Minus-Green-Filter befinden, wie er gerade bei TV-Anwendungen häufig zum Einsatz kommt. Aber auch der stufenlose CTO kann überzeugen und ergibt eine sehr angenehme Farbtemperatur – wenn auch mit deutlich niedrigerem Farbwiedergabeindex als das Original. Die Auswahl an Gobos auf dem rotierbaren sowie statischen Rad ist durchweg brauchbar, bei Nichtgefallen lassen sich die Motive auf beiden Rädern austauschen. Das Animationsrad überzeugt durch seine 360°-Endlos-Rotation in beiden Richtungen, also einfach gesagt, durch eine praxisgerechte Funktion im Gegensatz zu heutzutage häufig vorkommenden „halben“ oder „bouncenden“ Ersatzrädern. Leider lässt sich das Wheel nicht stufenlos in den Strahlengang einfahren, weshalb hier nur ein vertikaler Effekt möglich ist.
Der Fokus ist – gerade im Bereich der LED-Spots – qualitativ hochwertig und zeichnet nahezu über den gesamten Projektionskreis scharf ab. Beide Goboräder lassen sich dabei über den kompletten Zoombereich fokussieren – das Animationsrad leider nicht, hier lässt sich nur in einem engen Bereich des Zooms überhaupt scharf abbilden. Dennoch bietet das Zusammenspiel aus Fokus, Gobo- und Animationsrädern sehr schöne Möglichkeiten des Morphings und der Erzeugung von Wasser- und Feuereffekten. Ein Autofokus erlaubt die automatische Schärfenachführung bei 15 m oder 20 m Projektionsabstand, dies funktioniert im Bereich einer Beamshow mit erstaunlicher Genauigkeit, bei Projektionen wird man in der Praxis mit einer manuellen Fokussierung exakter arbeiten. Die Highspeed-Iris zeichnet bei fokussierter Einstellung ihre Lamellen etwas ungleichförmig ab, weiterhin fiel im Test auf, dass bei einer Richtungsänderung von Öffnen und Schließen der gesamte Beam minimal „wandert“, hier also ein kleines, mechanisches Spiel vorhanden ist – in der Praxis nicht dramatisch, aber etwas unsauber.
Sehr schön dagegen ist das Vorhandensein zweier Prismen: Hier finden neben einem zirkulären 3-Facet auch ein lineares Prisma auf zwei gegenüberliegenden Einschüben im Kopf Platz, können aber natürlich dementsprechend auch nur alternativ genutzt werden.
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Bild: Stefan Junker
Zusammen mit dem vorgesetzten, linearen Frostfilter begrenzen die Prismen bei Benutzung wie üblich den Fahrweg des Zooms im Bereich kleiner Abstrahlwinkel, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie es teilweise bei anderen Herstellern zu finden ist. Dennoch lassen sich die Gesetze der Physik nicht beliebig umgehen, so dass man für den Vorteil einer kompakten Bauform des Kopfes mit bestimmten Kompromissen in der Kombination Zoom/Fokus leben muss. So lässt sich beispielsweise bei minimalem Zoom nicht mehr auf die geschlossene Iris fokussieren, um einen möglichst kleinen und scharfkantigen Beam zu erhalten – hier muss erst der Zoomschlitten etwas verfahren werden, um zu obigem Ergebnis zu kommen, was dem User aber als Workaround bekannt sein muss. Ohne Einschränkung steht dem User hier ein großer Zoombereich von 6° bis 48° zur Verfügung.
Fazit
Der Elation Artiste DaVinci ist ein modernes Werkzeug für den alltäglichen Gebrauch. Äußerlich unspektakulär, besticht der Spot bezüglich seiner Funktionen nicht durch innovativ neuartige, sondern solide und funktionale Qualität, wie es sich für ein professionelles Spotlight gehört. Eine kräftige und wartungsfreie LED-Weißlicht-Engine im Bereich konventioneller 700-W-Scheinwerfer bildet die Basis dieses reichhaltig ausgestatteten Moving Lights, das bis auf ein Blendenschiebermodul mit allem aufwartet, was das kreative Herz höher schlagen lässt.
Vielfältige Ansteuerungsmöglichkeiten per DMX, ArtNet, s-ACN oder Funk bilden eine gute Basis für die Beziehung Mensch-Maschine. Solide CMY-Farbmischeinheit, durchdachtes Farbrad mit sinnvoller Farbwahl und Half-Minus-Green-Filter sowie ein sehr schöner und linearer CTO-Filter überzeugen im Bereich der Farbgestaltung. Brauchbare Gobos auf zwei Rädern, fokussierbar über den gesamten Zoombereich von 6° bis 48°, ein echtes 360° Animationsrad sowie zirkuläres und lineares Prisma, Iris und ein linearer Frost ergänzen um vielfältige Beambearbeitungs- und Formungsmöglichkeiten. Kleine Schwächen zeigten sich lediglich beim Tempo der Farbmischung, dem Fokus auf das Animationsrad und im Bereich der Betriebslautstärke, die für geräuschsensitive Umgebungen zu hoch ist. Der Elation Artiste DaVinci ist beim deutschen Vertrieb LMP für einen Listenpreis von 7.735,00 EUR inkl. MwSt. erhältlich.