Moving Head für Clubs

Chauvet Intimidator Spot 355Z IRC im Test

Moving Heads mit LED-Leuchtmittel waren nicht zuerst auf Theater- oder Rock’n’Roll-Bühnen zu finden: DJs und kostenbewusste Kunden hatten sich zuvor bereits mit dem LED-Leuchtmittel angefreundet – nicht zuletzt, weil die Robustheit der LED zu mehr Betriebssicherheit führt und das Leuchtmittel die Einsparung von Folgekosten versprach. Beim Verhältnis der Kosten einer Entladungslampe zu einem preiswerten Moving Head nachvollziehbar. Neugierig sind wir nun, auf welche Anwendungen und Bedürfnisse Chauvet seinen DJ Moving Head Spot ausgestattet hat.

Aufbau

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Der Aufbau erfolgt klassisch über Stahlbleche. Bereits die Verschraubung mit Feingewindeschrauben und Zahnscheiben verrät einen Qualitätsanspruch. Der Spot 335Z hat zwar keine Schnellwechsel-Modulbauweise, dennoch ist es leicht, an die Komponenten zu gelangen. Die Kunststoffabdeckungen müssen nicht einmal geöffnet werden, um ein Gobo via Schnellverschluss-Öffnung schnell zu wechseln. Die Gobos werden zwar über einen Sprengring in einem Gobohalter gehalten, aber dieser Gobohalter wird in einem gefederten Schnellwechselsystem des Goborades befestigt, so dass man blitzschnell den Halter austauschen kann. Im Lieferumfang befinden sich sechs weitere Gobos zum Thema „Hochzeit“.

Prinzipieller Aufbau
Prinzipieller Aufbau (Bild: Dieter Stork)

Zum klassischen Aufbau gehört auch, dass man diese Lampe wahrscheinlich auch mit einer Entladungslampe hätte betreiben können – so verwundert es nicht, dass man am Lampenkopf auf der Leuchtmittelseite zusätzliche Ausgleichsgewichte eingebracht hat. Beim Gesamtgewicht von 12,4 kg ist dies unbefriedigend, da eine LED gut gekühlt werden muss, das benötigte Gewicht hätte man auch in Form von Kühlkörpern ausführen können. Der hinter dem Alublock-Kühlkörper angeordnete Lüfter ist wesentlich leiser als die beiden Lüfter im Basement, die für einen konstanten Grundton sorgen. Mit Blick auf das Einsatzgebiet ist die Ausstattung mit einem Farbrad, rotierendem Goborad, Prisma und einer Zoomoptik von 10° bis 17° völlig ausreichend, auch wenn eine schnelle Iris selbst für eine Dancefloor-Beamshow interessant sein kann. Die Auswahl der bestückten Gobos ist gelungen und von Blech über Glas mit dichroitischer Farbbedampfung bis hin zum Strukturglas optimal. Die Umsetzung der Zoomlinsenantriebe mit Schrittmotoren mit einer Hohlwelle bzw. Gewinde-Hohlwelle ist ebenfalls herauszuheben: Damit kann eine Feingewindestange sehr präzise verfahren werden, um die entsprechende Linse zum Fokus oder Zoom mit zu ziehen. Trotz Einsatz magnetischer Sensoren für die Nullpunktbestimmung fahren einige Motoren beim Reset in einen Endanschlag, wobei die meisten Endanschläge Geräusche mit Gummipuffern wirksam dämpfen.

Lichtspektrum nach Austritt des Scheinwerfers, Farbtemperatur CCT: 11.222K, Farbwiedergabeindex CRI: 81
Lichtspektrum nach Austritt des Scheinwerfers, Farbtemperatur CCT: 11.222K, Farbwiedergabeindex CRI: 81 (Bild: Dieter Stork)

Die zentrale Steuerungsplatine verbindet sich über mit Stopplack gesicherten Pfosten-/Wannen-Steckverbindern. Für den Stand auf dem Boden gibt es vier Gummifüße, für die hängende Montage muss eine Tragschiene verschraubt werden. Umständlich, wenn man den Einsatzort öfter wechselt und man noch die Ösen-Schraube für die Sicherungsseilaufnahme mit demontieren muss, und wohin packt man dann diese Schrauben verliersicher – Camlock-Lösungen und eine andere Sicherheitsseilaufnahme wären praktischer. Dafür hat die Coupler-Aufnahmeschiene Langlöcher, um die Coupler passend am Bracing vorbei zu platzieren. Das Anschlussterminal bietet Heißgerätestecker und Kupplung (allerdings nicht verriegelbar), um Strom von Gerät zu Gerät durchzuschleifen. Bei ca. 300 W Leistungsaufnahme erlaubt man bei 230 V Betriebsspannung bis zu sieben Geräte hintereinander. PowerCon wäre da eine bessere und üblichere Wahl. Auch beim DMX-Anschluss findet man nur dreipolige XLRs. Dafür ist die Sicherung von außen zugänglich und der Spannungsbereich reicht automatisch von 100 bis 240 V.

LED-Engine

Das 70-W-Weißlichtarray Leuchtmittel richtet mittels vorgesetzten Linsensystems das Licht durch die Abbildungsebene. Die gewählte Farbtemperatur von weit über 10.000 K ist sehr hoch, was einen hellen Lichteindruck hinterlässt und für die Zielgruppe eine optimale Lichtfarbe darstellt. Gleichzeitig ist der Wirkungsgrad des LED-Leuchtmittels durch den großen blauen Peak im Spektrum gegenüber einem eher schwachen Phosphoranteil sehr groß, so dass aus dieser LED-Engine trotz dichroitischer Filter zur Farberzeugung enorm viel Licht emittiert wird. Dass bei einer DJ-Serie keine 16-Bit-Dimmung erfolgen muss, ist leicht einzusehen. So ist die LED mit dem ersten Bit auch gleich an und die nächsten Schritte sind deutlich als Treppenstufe wahrzunehmen, was aber für dieses Einsatzgebiet völlig unerheblich ist.

LED Engine
LED Engine (Bild: Herbert Bernstädt)

Optik

Die Homogenität des Lichtfeldes ist bei einem LED-Weißlichtarray erwartungsgemäß gut bis sehr gut, tendiert aber ein wenig zu einem Hotspot. Logisch, dass beim Dimmen von LEDs keine mechanischen Verdunkler zum Einsatz kommen und damit die Homogenität beim Dimmen erhalten bleibt. Jede Zoomeinstellung lässt sich auch mit dem Fokus scharf stellen. Dabei ist die Verstellgeschwindigkeit über die Spindeln noch akzeptabel. Auch die Abbildungseigenschaften können sich sehen lassen. Die Gobos haben an ihren Kanten nur sehr schmale Farbränder, und die Schärfe nimmt je nach Fokus zum Rand hin zu bzw. ab. Einzig beim Einsatz des Strukturglasgobos entsteht eine deutliche Korona um die Goboabbildung, hervorgerufen durch die Reflexionen bzw. die Streuung des strukturierten Glases.

Das Dreifachprisma ist gut zentrisch gelagert und verteilt das Licht auf alle drei Facettenabbildungen gleichmäßig. Das Farbrad ist mit trapezförmigen dichroitischen Filtern aufgebaut, die mit einem Steg voneinander abgetrennt sind. Stellt man den Fokus auf das Farbrad, ist bei eingefahrener Halbfarbe der Steg deutlich zu erkennen und zeigt die mehr horizontale Ausrichtung. Stellt man den Fokus auf die Goboebene, verschwindet der Steg weitgehend für ein optimales Halbfarbenergebnis. Leider kann man nicht beliebige Halbfarbenanteile einstellen, was mit dem zur Verfügung stehenden Wertebereich durchaus machbar wäre. Jedoch denkt man hier eher an die Reproduzierbarkeit von Einstellungen, wenn man mit einem Fader unterwegs ist und nicht so exakte Dezimalwerte eingeben kann, wie es eben in der Clubszene oftmals anzutreffen ist.

Steuerung

Es ist eine Wohltat, sich in diesem übersichtlichen Menü zu bewegen. Text und Symbole liefern wichtige Informationen und mit der Viertastenbedienung ist man sehr schnell am Ziel. So wird z. B. im Grundzustand nicht nur angezeigt welche DMX-Startadresse eingestellt ist, sondern auch in welchem Betriebssteuermode sich die Lampe befindet. So viel Komfort findet man zeitweise noch nicht einmal bei einigen Premiumgeräten. Nur auf ein Batterie-gepuffertes Menü zum Konfigurieren ohne Netzspannung oder einen Autoflipp des Displays hat man verzichtet, und ein versetzter Einbau des Displays nach unten hin wäre etwas günstiger, da sonst die obere Zeile ein wenig abgeschattet ist. Eine nette Funktion des Menüs ist z. B. das Einschränken des Pan- und Tilt-Bereichs von Pan in 540°, 360° und 180° sowie Tilt in 270°, 180° und 90°. Ideal für die Autorun- und Soundprogramme, sie hat aber auch Einfluss auf die DMX-gesteuerten DMX-Werte bzw. schränkt dort auch die Bewegung proportional ein. Möchte man die Stand-Alone-Funktionen, wie Macros per DMX starten lassen, dann muss man wissen, dass nur Pan- und Tilt-Werte ausgegeben werden. Dimmer-, Farb- und Gobowerte müssen weiterhin per DMX gesteuert werden.

Bei der Steuerung des Shutters ist auch eine Random-Funktion vorhanden, welche aber als ein doch sehr rhythmischer Strobe erscheint, der sich vielleicht hier und da einmal verhaspelt – das hat man schon besser gesehen. Auch der Wertebereich von 63 Stufen für einen 360°- Kreis für die Gobo-Indexierung erlaubt keine genaue Ausrichtung eines Linien-Gobos an eine vorhandene Kante. Wahrscheinlich müssen DJ-Lampen keine Werbelogos genau projizieren, sondern nur durch den Raum kreisen lassen. Dafür ist eine feine Gliederung in diverse Move-in-Black- wie auch Reset-Funktionen von Pan und Tilt so – wie Gobo oder Farbrad gegeben. Aufbau und optische Eigenschaften stufen das Gerät als professionelles Moving Light ein, an der flexiblen Ansteuerung erkennt man die Zuordnung zur DJ-Serie: Der Intimidator ist auch über eine IR-Fernbedienung zu bedienen – ideal z. B., um an einer Musikbar eingesetzt zu werden, wo kein Lichttechniker mit Pult zur Stelle ist, sondern man einfach die Stand-Alone- oder Sound-to-Light-Programme abruft. Ebenso sind die typischen Shake- und Bounce-Gobofunktionen vorhanden, um passend zum Dunst im Raum eine gute Beamshow zu liefern. Dabei könnte die Shakegeschwindigkeit höher sein und man würde eher verzeihen, dass Gobos mit Inhalten am Rand beim Shake den Dichtbereich des durchleuchteten Lichtkegels verlassen. Die Quick Reference ist vorbildlich bis ins Detail ins Deutsche übersetzt worden. Das geht so weit, das für Pan und Tilt die Begriffe Schwenken und Neigen gefunden wurden. Die vollständige Bedienungsanleitung gibt es nur als englischen Download, hier würde man sich noch eine kurze Beschreibung wünschen, wie sich die Soundprogramme 1 bis 8 unterscheiden. Dafür findet man als ersten Satz der Safety Notes „This product is not intended for permanent installation.“ Womit dann der festinstallierte Einsatz in einer Diskothek bzw. Musikkneipe genau genommen schon wieder ausgeschlossen ist.

Fazit

Der Begriff „DJ“ wird oft mit einer Party assoziiert, zu der ein Discjockey preiswerte Lampen mitbringt. Damit hat Chauvets DJ-Serie nichts zu tun: Bei den Lüftergeräuschen, den Kaltgerätesteckern und den dreipoligen XLR-Steckverbindern muss man zwar Abstriche machen und eine Umrüstung vom stehenden zum hängenden Betrieb erfolgt – passend zur DJ-Klasse – mittels Inbusschrauben. Aber der ca. 1.189 € kostende Intimidator Spot 355Z IRZ ist ein ausgereiftes und solides Moving Light. Die verschiedenen Betriebsmodi machen ihn universal und seine optischen Eigenschaften sind einwandfrei.

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