Gunther Hecker über Cue-Design

Interview: Entwicklungsschritte bei Cue-Design

Der Name Gunther Hecker steht seit über 20 Jahren für gleichermaßen beeindruckende und immer wieder auch überraschende Bühnen- und Showdesigns. Die Arbeiten für die Fantastischen Vier sind dabei eine feste Größe seines Schaffens.

Gunther Hecker
Lichtdesigner Gunther Hecker

 

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Längst betreut der gebürtige Heidelberger neben Tournee und TV-Produktionen auch wichtige Industrie-Events. Das Spektrum reicht inzwischen vom Lichtdesign über Set- Design, samt Video-Konzeption bis hin zur kompletten technischen und gestalterischen Planung dieser Aufgabenbereiche. Im Laufe der Jahre sammelten sich zahlreiche Auszeichnungen an. 2014 gründete Hecker die Firma Cue-Design. Anlässlich der geballten Anzahl von Produktionen, die Cue-Design im letzten Herbst betreute, sprach PRODUCTION PARTNER mit dem gefragten Designer.

Ende des letzten Jahres betreute Cue-Design gleich vier Tourneen, die gleichzeitig auf der Straße waren. Wie ist Cue-Design aufgestellt, um solche Aufgaben zu bewältigen?

Nun, dass die Produktionen gleichzeitig unterwegs waren, ist im Grunde gar kein Problem. Cue-Design verfügt über sehr gute Operatoren, die alle Designs während der Tourneen bestens betreuen bzw. umsetzen. Zum Teil beruhen diese Kooperationen bereits sehr lange und sind von entsprechendem Vertrauen zueinander geprägt. Dabei handelt es sich sowohl um freie als auch angestellte Operatoren. Für den Video Bereich ist z. B. mein langjähriger Weggefährte der Fotograf Franz Schlechter im Boot. Er hat immer das Wohl und die Wertigkeit des jeweiligen Designs zu einhundert Prozent im Blick und ist eine feste Größe im Cue-Design-Team. Das ist jetzt nur ein Name, es gibt noch einige Menschen, die mit Argusaugen die Entwürfe und Pläne prüfen und auch auf meine Handschrift achten. (lacht) Richtig intensiv war hingegen die Planungsphase für diese vier Aufträge. Im Zeitraum Januar bis April 2016 wurde ausgiebig an diesen Designs gearbeitet: von der Logistik über die Entwürfe bis hin zu den Bauplänen. Erst wenn alle gleichzeitig proben, dann wird es schwierig. Solange man aber Zeit hat, immer zu allen Proben zu gehen, ist es nicht problematisch.

Kann man sagen, dass in der letzten Zeit die Kunden bei Cue-Design zunehmend nicht nur das Licht- und Bühnendesign, sondern eine komplette Betreuung – also von der Planung bis zum Set-Design – buchen?

Ja, diese Anfragen nehmen zu. Die Kunden können – und müssen – natürlich auch rechnen und stellen niemandem mehr einen Freibrief aus. Die Vorgehensweisen, die in den 80er Jahren noch vorherrschten, sind inzwischen längst Geschichte. Kein Produzent sagt heute: Ich brauche zwei Millionen und dafür stelle ich euch eine Produktion zusammen. Dass Musiker heute ihr Geld in erster Linie live verdienen und nicht durch Verkaufen von Tonträgern ist doch schon lange bekannt.

Alle schauen inzwischen auf jeden Euro …

Kunden, die uns kennen, wissen, dass wir es schaffen, eine komplette Produktion zu stemmen – in einer ordentlichen Qualität, zu einem korrekten stimmigen Preis. Die Booker, Bands und Manager treffen anschließend die Entscheidungen, wo das vorgeschlagene Material gemietet wird. Wir haben also keine Entscheidung darüber, an welchen Anbieter die Produktion geht. Wir schlagen Produkte und Alternativprodukte dazu vor, ganz so, wie es die geltenden Ausschreibungsregeln vorsehen. Unsere Designs sind daher nie auf die Regalbestände eines Verleihers ausgelegt. Wir berechnen unsere Vorbereitungszeiten und unsere Designs. Gerade im kleineren Bereich – zum Beispiel, wenn eine Band mit einem Trailer auf Tournee geht und größere Clubs spielt – werden wir inzwischen häufig angefragt. Wohlgemerkt: Wir planen und setzen dann auch um. In der Regel testen wir das Material, das für die Tournee ausgewählt wurde. Daher können wir garantieren, dass es auch sofort einwandfrei funktioniert, wenn es auf die Straße bzw. auf die Bühne kommt. Diese Arbeitsweise vermittelt den Kunden Sicherheit und stellt Vertrauen her – und das scheint sich rumzusprechen.

Dazu stehen dann eigene Räumlichkeiten zur Verfügung?

Nein. Doch der riesige Vorteil für Cue-Design ist die räumliche Nähe zu Satis&fy in Karben. Aber auch die Buchung der Probehalle in Werne für Testaufbauten ist möglich. Wir haben also ganz leicht die Möglichkeit, Material in geeigneten Räumlichkeiten von Satis&fy zu testen. Als wir zum Beispiel die Projektionen für die Fantastischen Vier getestet haben, hatten wir eine Bühnenbreite von 40 m – da hilft der Kontakt zu Satis&fy. Grundsätzlich gilt für uns: Wir gehen nicht auf eine „Baustelle“ und sagen: „OK, hoffentlich klappt es, so wie wir es geplant haben“. Sondern es ist immer alles einhundertprozentig voreingestellt und spielfertig – d. h. es funktioniert auch. Wir sind tatsächlich inzwischen nicht mehr ausschließlich Lichtdesigner, sondern kümmern uns um das ganze Paket „Showdesign“. Ich will nicht sagen, dass es das Alleinstellungsmerkmal für uns ist, aber das machen nicht alle Anbieter in diesem Bereich.

Die sehr intensive und enge Zusammenarbeit mit den Künstlern, welche ja immer äußerst maßgeschneiderte Shows hervorbringt, könnte man vielleicht als einzigartige Arbeitsweise bezeichnen?

Ich denke schon. Besonders mit den Fantastischen Vier ist es immer eine sehr enge und rege Zusammenarbeit. Bei der letzten Tournee habe ich mich zum Beispiel ganz eng an den Liedtexten orientiert, um das Design zu gestalten. Hier ist sicherlich auch AndY ein wichtiger Partner, was technische Raffinesse angeht. So entstehen einzigartige Ideen und letztendlich einzigartige Designs. Auch als wir das aktuelle Design für BAP kreierten, konnten und wollten wir am Ende nicht aus einem Katalog schöpfen, sondern mussten die benötigten Objekte für das Bühnendesign anfertigen lassen.

In der Vergangenheit hast du viel mit Prolyte Bühnenelementen gearbeitet. Inzwischen setzt Cue-Design vermehrt auf Sonderanfertigungen. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Ich habe wirklich gern mit Prolyte gearbeitet – ein tolles Produktportfolio! Aber ich fühlte mich zunehmend in die Rolle eines Vermieters gedrängt. Im Grunde wollte ich das nicht – wollte keine Bühnen vermieten. Ich hätte z. B. jemanden für das Marketing und die Lagerverwaltung einstellen müssen. Inzwischen arbeite ich diesbezüglich gern mit der Firma WI-Creation zusammen. Ich erhalte perfekte Beratung und die Statiker dort machen jedes Mal einen exzellenten Job.

Welche Pläne gibt es für die Zukunft bei Cue-Design?

Mein Traum wäre es, Cue-Design zu einer Marke weiter zu entwickeln. Eine Designmarke, die es ermöglicht – wie es etwa in der Modebranche üblich ist – einen bestimmten Star-Designer für einen Zeitraum an sich zu binden. Das ist sicherlich ein sehr schwieriges Ziel, zumal die meisten Designer ihr Ding machen wollen und müssen. Aber so einen Pool, eine Kooperation mit mehreren renommierten Designern, das hätte was.

Dies wäre sicherlich – auch oder gerade – im Hinblick auf den internationalen Markt sinnvoll. Wie siehst du den Stellenwert der deutschen Show- und Lichtdesigns generell?

Was hier in Deutschland gemacht wird, ist absolut auf dem internationalen Level, wenn nicht sogar manchmal besser anzusetzen. Leider ist es so, dass sich nur wenige einen internationalen Namen gemacht haben. Sicher, es gibt einige sehr gute Kollegen – wie etwa Florian Wieder und Jerry Appelt – die international sehr angesehen sind, und die man hier alle namentlich aufzählen könnte. Doch sich gegen die anglo-amerikanischen Seilschaften durchzusetzen, ist sehr schwer. Großbritannien liegt eben nicht nur geografisch, sondern auch sprachlich näher an den USA, die mit großen Produktionen den internationalen Markt prägen. (lacht) Wir betreuen mit Cue-Design gelegentlich internationale Produktionen und sehen dann welchen Stellenwert, welche Qualität unsere Arbeit besitzt. Man sieht dann, wie andere Produktionen aufgestellt sind, wie sie arbeiten und man kann das „fremde“ Produkt in solchen Fällen natürlich auch begutachten. Daher weiß ich, dass wir Deutschen absolut mithalten können. Wir haben leider nur nicht die Budgets wie z. B die amerikanischen Welttourneen. Umso höher ist es eigentlich zu bewerten, dass wir für kleine Tourneen so einen hohen Standard, so eine hohe Qualität liefern können.

 

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